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Ust-Dwinsk, seit 1893 der offizielle Name der Stadt Dünamünde (s. d.).

Uster. 1) Bezirk im schweiz. Kanton Zürich, hat (1900) 18870 E. in 10 Gemeinden. 2) Markt flecken und Hauptort des Bezirks U., 13 km nordöst lich von Zürich, am Unterlauf der Aa zwischen dem Pfäffikon- und dem Greifensee, in 466 m Höhe, an der Linie Zürich-Rapperswil der Schweizer Bundesbahnen, zerfällt in Kirch-Uster, Ober- Uster, Nieder-Uster und acht kleinere Gemeinden und hat (1900) 7801 E., darunter 700 Katholiken, Post, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, schöne Pfarrkirche (1823), ein hochgelegenes Schloß, jezt Bezirksgericht; Baumwollspinnereien und -Webereien, Gerbereien, Seidenstofffabriken, Maschinenfabriken, mechan. Werkstätten, Fabriken für elektrotechnische Apparate und chem. Produkte, Färbereien, Mühlen, Säge: werke und Marmorindustrie.

Ustěri, Joh. Martin, schweiz. Dichter, geb. 12. April 1763 zu Zürich, wurde Kaufmann, unter nahm 1781-84 eine größere Reise durch Deutsch land, Belgien, Holland und Frankreich und starb 29. Juli 1827 als Ratsherr zu Zürich in Rappers- | wil. Vorzüglich gelangen ihm novellenartige Er zählungen in schweiz. Mundart, so besonders das Gedicht «De Vikari» (auch in Reclams «Universalbibliothek»). Seine hochdeutschen Dichtungen erheben sich selten über das Gewöhnliche; allgemein bekannt wurde nur das Lied «Freut euch des Lebens u. s. m.» in der von ihm gesezten Weise. Seine hinterlassenen «Dichtungen in Versen und in Prosa» gab Dav. Heß (3 Bde., Berl. 1831; 3. Aufl., Lpz. 1877) heraus. Auch als Zeichner hat sich U. bewährt. Seinen «Dichterischen und künstlerischen Nachlaß» gab Escher (3ür. 1896) heraus.

Ustica, vulkanische, 8,7qkm große, 4 km lange, 3 km breite Insel im südl. Tyrrhenischen Meer, zur ital. Provinz und zum Kreis Palermo gehörig (j. Karte: Unteritalien, beim Artikel Italien), liegt 67 km nördlich von Palermo, mit dem sie durch Dampfboot verbunden ist, steigt bis 239 m empor und hat (1901) 1992 E., an der Nordseite einen Hafen mit Leuchtturm; Kabelverbindung mit Sicilien; Baumwoll, Oliven, Weinbau. Vgl. (Erzherzog Lud wig Salvator,) Ustica (Prag 1898; nicht im Handel). Ustilagineen (Ustilagineae), Brandpilze, Pilzfamilie von unsicherer systematischer Stellung, deren Arten als Parasiten auf höhern Pflanzen vor: kommen und hier weitgehende Zerstörungen der befallenen Teile hervorrufen. Das Mycelium wuchert sehr reichlich im Innern der Wirtspflanze und bildet schließlich große Massen von ein- oder mehrzelligen Sporen, die ein staubförmiges schwarzes Pulver darstellen. An den Stellen, wo sich die Sporen ent: wickeln, werden die Gewebe der Wirtspflanze meist vollständig zerstört, so daß die betreffenden Partien gänzlich mit Sporenlagern ausgefüllt erscheinen (Brandfleden). Die Sporen sind meist gleich nach der Reife keimfähig und entwickeln bei Vorhandensein der nötigen Feuchtigkeit ein kurzes Promy: celium, an dem sog. Sporidien abgeschnürt werden (f. Tafel: Pflanzenkrankheiten, Sig. 1e u. 3c). Die Sporidien können ihrerseits wieder sofort keimen und den Brandpilz fortpflanzen, wenn sie auf ein geeignetes Substrat gelangen. Sie dringen mit ihrem Keimschlauch durch die Epidermis der Wirtspflanze hindurch und erzeugen im Innern derselben sehr bald ein neues viel verzweigtes Mycelium. Bei einigen U. ist auch eine Conidien

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bildung beobachtet worden, doch hat man diese bei den bekanntesten U., den Brandpilzen der Getreidearten (f. Brand (des Getreides]), bisher wenigstens unter den gewöhnlichen Bedingungen noch nicht aufgefunden. Die Verbreitung der U. ge schieht durch unreines Saatgut, das mit den Brandsporen behaftet ist; man benugt deshalb eine Lösung von Kupfervitriol, um die zur Aussaat bestimmten Körner zu beizen, wodurch die Sporen ihre Keimfähigkeit verlieren, die Getreidekörner aber unbeschädigt bleiben.

Ustilago, Bilzgattung, s. Brand (des Getreides) und Tafel: Pflanzenkrankheiten, Fig. 1. Uftjug - Welikij. 1) Kreis im westl. Teil des russ. Gouvernements Wologda, im Gebiet der Dwina und ihrer Quellenflüsse Suchona und Jug, hat 16971qkm, 147732 E.; Getreide-, Flachsbau, Viehzucht, Waldindustrie, Holzarbeiten. 2) U., auch Welikij-Ustjug, Kreisstadt im Kreis U., links an der Suchona, 4 km oberhalb ihrer Vereinigung mit dem Jug, hat (1897) 11309 E., Post, Telegraph, 25 Kirchen, 2 Klöster, Mädchenprogymnasium; Zurichten von Borsten, Anfertigung von Schatullen; Stadtbank, Flußhafen.

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Ust Medwédiza oder Ust-Medwjedizkaja. 1) Bezirk (russ. Ust-Medvědickij okrug) im nördl. Teil des russ. Gebietes der Donischen Kosaken, im Gebiet des Don mit der Medwjediza, hat 28339,5 qkm, 247 820 E.; Ackerbau, Vieh-, besonders Pferdezucht und Weinbau am Don. 2) Bezirksort im Bezirk U. und Staniza, rechts am Don, hat (1898) 16000 E.; 2 Kirchen, Realschule. Der Handel ist infolge der Eisenbahnen ganz zurückgegangen.

Ustroń, Markt im Gerichtsbezirk Skotschau der österr. Bezirkshauptmannschaft Bieliz in Österreichisch-Schlesien, links an der Weichsel, an der Linie Golleschau-U. (6 km) der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn, hat (1890) 4405 meist poln. E., kath. und evang. Kirche, sehr besuchte Schlackenbäder, eine Molkenkuranstalt; Sodawasser- und Metallwarenfabrik und ein bedeutendes Eisenwerk Elisabethhütte (1780 gegründet) des Erzherzogs Friedrich.

Ustruga, Stadt in Albanien, s. Struga.
Ustrumdža, türk. Stadt, f. Strumica.

Ust-Urt, ein etwa 213 m hohes Steppenplateau in den russ.-centralasiat. Gebieten Uralsk und Transkaspien, zwischen dem Kaspischen und dem Aralsee. Es ist wüst und wenig bevölkert, hat jedoch zahlreiche natürliche Wasserreservoire. Zur Orenburger Steppe zu fällt der U. steil ab, zwischen Mangischlat und Busatschi am Kaspischen Meere findet sich ein unbedeutender Gebirgszug.

Usú oder Usy, der türk. Name des Dnjepr. Ufuālinterpretation, die herkömmliche Auslegung (f. d.) eines Gesezes, wenn sie Gewohn heitsrecht (s. d.) geworden und als solches verbindlich ist.

Usucapio (lat.), imröm. Recht die Ersizung (s.d.). Ufumbura, deutsche Station am Nordende des Tanganika, 29° 22' östl. L. von Greenwich, in der Landschaft Urundi, Hauptort des Stationsbezirks U. im Schuhgebiete Deutsch-Ostafrika, hat seit 1903 eine Postagentur. Der Stations bezirk U. wurde 1901 vom Stationsbezirk Ujiji (s. d.) abgetrennt.

Ufún-adá, Bucht an der Ostküste des Kaspischen Meers, bis 1899 Ausgangspunkt der Transkaspischen Eisenbahn.

Ufur (lat.), in der pathol. Anatomie Bezeichnung für ein oberflächliches Geschwür.

Usurae (lat.), Zinsen.

Usurae

Usurpation (lat.), im ältern röm. Recht die Unterbrechung der Verjährung (s. d.) durch Aufhebung des Besisstandes. Im neuern Sprachgebrauche ist U. Anmaßung eines Besizes, einer Befugnis, beson ders der öffentlichen Gewalt, ohne Recht, die gewalt same Berdrängung eines rechtmäßigen Herrschers, die einseitige Steigerung der höchsten Befugnisse durch den Umsturz einer auf Geseze oder Verträge gegründeten Verfassung und die Unterdrückung der Selbständigkeit eines Volks. Der U. steht entgegen Legitimität, legitime Herrschaft und legitime Verfassung. (S. Legitim und Legitimität.) Die U. kann auch durch Anerkennung und freiwilligen Gehorsam des Volks legitimen Charakter erhalten. Die Staatsafte der ufurpierten Gewalt sind jedoch auch ohne dies giltig, denn die Befugnis zur Ausübung der Staatsgewalt ist nicht durch den rechtmäßigen Erwerb, sondern nur durch den thatsächlichen Besiz derselben bedingt. — Vgl. Brodhaus, Das Legitimitätsprincip (Lpz. 1868).

Ufurpātor (lat.), widerrechtlicher Besiynehmer; usurpieren, widerrechtlich in Besit nehmen.

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weites, auf allen Seiten von Bergen abgeschlossenes Becken, von Fremont das Große Bassin des Salzsees genannt, eine der ausgedehntesten Hochebenen der Erde. Es liegt durchschnittlich 12 – 1500 m ü. d. M. und besißt sein eigenes System von Seen und Flüssen, die in keiner Verbindung mit dem Ocean stehen. Zum größten Teil dürr, unfruchtbar und fast menschenleer, hat es im allgemeinen den Charakter der Wüste. In seinem östlichsten Teile liegt der Salt Lake (f. d.), der durch den Fluß Jordan mit dem Utahsee in Verbindung steht. Beide Seen haben an der Ostseite, am Fuße des Wahsatchgebirges, einen schmalen Gürtel angeschwemmten Landes mit Wald, Wasser und Graswuchs auf einer Strecke von 220 km von Norden gegen Süden, wo sich seit 1847 die Mormonen ansiedelten. Die Gebirge, die sich aus den nackten Ebenen bis in die Nähe der Schneeregionen auftürmen, sind mit Fichten, Cedern, Espen und an | dern Baumarten nur dünn bestanden, haben viel grasreiche Pläge, aber wenig Wild; dagegen sind sie reich an edlen Metallen, besonders Silber. Es giebt viele heiße und kalte Schwefel-, Salz- und andere Quellen. Bergbau begann etwa 1865, wurde von Bedeutung erst seit Eröffnung der Pacificbahn. 1871-91 betrug der Wert der Minenprodukte 150 Mill. Doll., davon zwei Drittel für Silber. 1898 wurden produziert 6,4 Mill. Unzen Silber, 110000 Unzen Gold, 3,8 Mill. Pfd. Kupfer, 39000 t Blei, 594000 t Roble, etwa 2000 t des asphaltähnlichen Gilsonit, 1200 t Schwefel (Gesamtproduktion der Union), etwas Kalk- und Sandstein, Eisenerz, Antimonerz, Bimsstein und 405000 Fässer Salz, meist durch Verdunstung von Salt-Lake Wasser. Metallminen sind namentlich in den Counties Beaver, Juab, Summit, Salt Lake, Tooele und Washington. Das Klima weist die Ertreme der östl. Union auf und schwankt sehr mit der Höhe. Es ist aber ge sund, die Luft ist rein, trocken und der Himmel meist klar. Der Ackerbau beruht fast durchgängig auf künstlicher Bewässerung, durch Flüsse und artesische Brunnen. Es werden geerntet Weizen, Hafer, Mais, Gerste, Kartoffeln, Klee, Obst, Gemüse und etwas Wein und Sorghum. Der Zuckerrübenanbau hat stetig zugenommen; die Seidenraupenzucht ist in den Anfängen begriffen. Der Viehbestand wurde 1899 auf 2,4 Mill. Schafe, 336000 Rinder, 71000 Pferde u. s. w. geschäßt. Die Industrie ist verhältnismäßig stark entwickelt, darunter Getreide und Wollmühlen, Ziegelei, Brauerei, Eisengießerei, Thüren- und Fensterrahmenfabriken und vieles andere. Handelsmittelpunkt sind Salt-Lake-City und Ogden. Den Verkehr vermittelt namentlich die UnionPacific- und die Denver - Rio Grande-Bahn. Die Gesamtlänge der Bahnen betrug 1901: 2528 km. Privat- und höhere Schulen sind meist bestimmt religiöser Färbung. Die Staatsuniversität in SaltLake City wurde 1899 von 783 Studenten besucht.

Usus (lat.), Gebrauch, häufig im Sinne von Gepflogenheit. Juristisch ist U. (Gebrauchsrecht) eine persönliche Dienstbarkeit (s. d.) und unterschei| det sich von dem Ususfructus, Nießbrauch, dadurch, daß letterer dem Berechtigten das Recht auf alle Nuzungen (Früchte und Gebrauch) der Sache giebt, sofern nicht eine Beschränkung bestimmt ist, während der U. nur die Nugungsbefugnisse giebt, die das Begründungsgeschäft feststellt, so Code civil Art. 628. Auf einen Fruchtgenuß kann der U. seiner Natur nach nur in beschränkter Weise gehen. In den meisten neuern Gesetzgebungen ist der Begriff des U. dahin bestimmt worden, daß er ein auf das Bedürfnis einer Person beschränkter Nießbrauch sei (Österr. Bürgerl. Gesebb. §§. 478, 504). An beweglichen Sachen kommt der U. im neuern Rechtsleben kaum vor, dagegen vielfach an Grundstücken; insbesondere ist das Wohnungsrecht (f. d.) eine besonders häufige Erscheinungsform des U. Das Deutsche Bürgerl. Gefegbuch §. 1090 gestattet eine solche «beschränkte persönliche Dienstbarkeit» nur an Grundstücken.

Ususfructus (lat.), f. Nießbrauch.

Usus tyrannus (lat.), «der Gebrauch (nament lich der Sprachgebrauch) ist Tyrann» («herrscht gebieterisch»), sprichwörtliche Redensart, die von Herodot (3, 38 und 7, 104) und Horaz («Ars poetica», 71 —72) abgeleitet wird.

usy, türk. Name des Dnjepr (f. d.).

U. T., frühere Abkürzung für Utah Territory.
Ut, in der Musik, s. Solmisation.

Utah (spr. juhtě), einer der Vereinigten Staaten von Amerika, zwischen 37 und 42° nördl. Br. und 109 und 114 westl. L. (s. Karte: Vereinigte Staaten von Amerika. I. Westlicher Teil), grenzt im N. an Idaho und Wyoming, im D. an Colorado, im S. an Arizona, im W. an Nevada, umfaßt 220060 qkm und zählte 1850: 11380, 1870: 86786, 1880: 143963, 1890: 207 905 und 1900: 276 749 E., darunter 4284 Farbige und 53777 im Ausland Geborene. U. wird durch das Wahsatch gebirge in zwei Abschnitte geteilt. Der östliche um faßt das Gebiet des Green-River und Rio Grande, die sich hier zum Colorado vereinigen. Er ist ein Plateau, welches sich von 1800 m mittlerer Höhe südwärts absenkt und im Norden an die Uintah Mountains stößt. Der westl. Abschnitt bildet ein

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U. ist in 27 Counties geteilt; Hauptstadt ist SaltLake-City (s. d.). Der Gouverneur und die Senatoren werden auf 4 und die Repräsentanten auf 2 Jahre gewählt. In den Kongreß sendet U. (1900) einen Repräsentanten. Die Anzahl der Nichtmormonen ist besonders in Salt-Lake City und Ogden sehr gewachsen. Die Frauen haben polit. Gleichberechtigung mit den Männern.

U. war ein Teil des Gebietes, das 1848 von Meriko an die Vereinigten Staaten von Amerika abgetreten wurde. Am 9. Sept. 1850 wurde es als

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Territorium organisiert; seitdem ist jedoch das ur:
sprüngliche Gebiet durch Abtretungen an Colorado,
Nebraska, Nevada und Wyoming bedeutend ver-
kleinert worden. Echon 1848 hatten sich die Mor:
monen (s. d.) unter Brigham Young in U. nieder:
gelassen und dort eine blühende Kolonie geschaffen.
Durch ihre theokratische Verfassung und die bei
ihnen übliche Vielweiberei erregten sie Anstoß, so
daß die Vereinigte Staaten-Regierung sich 1882 und |
1887 veranlaßt sah, durch besondere Geseze da
gegen einzuschreiten, wodurch sie viele Mormonen zur
Auswanderung veranlaßte. Aus diesem Grunde |
wurden auch lange alle Gesuche U.s, als Staat in
die Union aufgenommen zu werden, abgelehnt. Erst
1894 durfte U. eine Verfassung entwerfen, worauf
1896 seine Aufnahme als Staat erfolgte. Vgl.
Bancroft, History of U. (San Francisco 1890).
Utahsee, s. Salt-Lake.
[(f. d.).
Utakamand, Sommerfrische auf den Nilgiri
Ut desint vires, tamen est laudanda
voluntas (lat.), «wenn auch die Kräfte fehlen,
so ist doch der Wille zu loben», Citat aus Ovids
Briefen aus dem Pontus (3, 4, 79).

Ute, mittelhochdeutsch Wote, der typische Name der Mütter in der deutschen Heldensage.

Utensilien (lat.), Gebrauchsgegenstände, besonders Geräte, Werkzeuge.

Uterindrüfen, s. Gebärmutter.

Uterīni (lat.), Halbbürtige Geschwister (s. d.), die von derselben Mutter geboren sind.

ütersen, Stadt im Kreis Pinneberg des preuß. Reg.-Bez. Schleswig, an der schiffbaren Pinnau, mit Pferdebahn nach Bahnhof Tornesch (4,5 km) der Linie Hamburg Neumünster der Preuß. Staatsbahnen, Sig eines Amtsgerichts (Landgericht Altona), Steueramtes erster Klasse und Seemannsamtes mit Musterungsbehörde, hat (1900) 5958 E., darunter 73 Katholiken, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, evang. Kirche, SchulLehrerseminar, Seminarübungsschule, Knabenmit telschule, höhere Mädchenschule, Krankenhaus (Bleekerstift), Armenhaus und evang. weltliches Damenstift, städtische Sparkasse, Kreditverein, Gasanstalt; bedeutende Industrie (Maschinen, Cement, Textil waren u. s. w.), Schiffbau, Schiffahrt, Gärtnerei, Landwirtschaft und Viehzucht. Ü. ist seit 1870 Stadt. Utěrus (lat.), die Gebärmutter. Utěrussonde, Instrument zur Untersuchung von Gebärmutterkrankheiten (s. d.).

Utgard (d. i. Außenland), in der altnordischen Mythologie das Reich der Riesen, das man sich jenseit der von Menschen bewohnten Erde dachte. Da die Riesen die zerstörenden Elemente sind, fiel ihr Reich mit dem Totenreich zusammen. Als Herr dieses Reichs nennen die Quellen Utgardloki, zweifellos dieselbe Gestalt wie Loki. Dieser wohnte in einer von eisernen Gittern umgebenen Burg; Logi das Wildfeuer, Hugi der Gedanke, Elli das Alter, die Midgardsschlange, d. i. das die Erde um gebende Meer, stehen in seinen Diensten. Mit die sen Dienstleuten sollten einst Thor und seine Genossen kämpfen, vermochten aber über keinen Herr zu werden. Die ganze Erzählung kennen wir nur aus einem späten Berichte der Snorra-Edda.

Utica war die älteste, wenn auch nicht schon im 12. Jahrh. v. Chr., von den Phöniziern auf der Nordseite von Afrika gegründete Stadt, westlich von Karthago, in dem Teile des Landes, den man Zeu: gis (oder Zeugitana) nannte. Der ältere Scipio

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Utis

Africanus belagerte 204 v. Chr. U. vergeblich. Im
dritten Punischen Kriege 149 ging es zu den Rö-
mern über und nach Karthagos Fall wurde es der
Hauptort und die blühendste Handelsstadt in Afrika.
Jm Bürgerkriege war U. Cäsar geneigt, aber für die
Pompejanische Partei durch Cato besezt. Erst als
dieser sich auf die Nachricht von Cäsars Sieg bei
Thapsus 46 den Tod gegeben hatte, kam es an
Cäsar. Dieser verlich der Stadt lat. Recht, Augustus
das Bürgerrecht. Doch wurde dann Karthago von
neuem die Hauptstadt. Unter Hadrian wurde U.
Kolonie. Die Ruinen der Stadt, westlich vom Flusse
Medscherda (dem Bagradas der Alten), sind_in
neuerer Zeit genauer untersucht worden. Der Ort
lag einst am Meer, das jezt etwa 10 km entfernt ist.
Utica (spr. jub-), Hauptstadt des County Oneida
im nordamerik. Staate Neuyork, liegt östlich von
Syracuse, in fruchtbarer Ebene am Südufer des
Mohawkflusses, auf beiden Seiten des Eriekanals,
an der Neuyork-Central-, West-Shore-, Delaware-
| Lackawanna-Western- und Watertown-Ogden-Bahn,
zählte (1900) 56383 E., hat eine Anzahl Großhan-
delshäuser und Handel mit Käse, Butter, Hopfen,
Häuten u. s. w. Die Industrie ist bedeutend. In der
Nähe das Staatsirrenhaus.

Uticénfis, Beiname des jüngern Cato (f. d.).
Utiguren, Stamm der Hunnen (s. d.).
utila, s. Bai-Inseln.

Utilisieren (vom lat. utilis, nüglich), etwas nüglich, sich zu Nuze machen, Nußen daraus ziehen; Utilisation, Nugbarmachung, Benuzung.

Utilitarismus (neulat.), Utilismus oder Nüzlichkeitssystem, die Moral- und Staatstheorie, welche als ihr Princip den Grundsay des allgemeinen größtmöglichen Nußens aufstellt, oder den Grundsah, das größte Glück über die größte Anzahl Menschen zu verbreiten. Die Bezeichnung ist namentlich seit J. Stuart Mill in Aufnahme gekommen. Ihr Gründer Jeremy Bentham (f. d.) hatte bei ihr vorzüglich den Zweck, an die Stelle des abstrakten Rechts ein von Humanität und Billigkeit getragenes Recht zu sehen. Vgl. Carrau, La morale utilitaire (Par. 1875); Stephen, The English utilitarians (3 Bde., Lond. 1900); Albee, History of English utilitarianism (ebd. 1902) und die bei Bentham angeführte Litteratur.

Utilität (lat.), Nüglichkeit; Utilitätsprincip, soviel wie Utilitarismus (s. d.).

Ut infra (lat.), wie unten.

Uti possidetis (lat., «wie ihr besigt»), im röm. Recht der Anfang eines vom Prätor zum Schuße des Besizes unbeweglicher Sachen gegen Störung aufgestellten Interdiktformulars (s. Besit und Besikklagen), und weiterhin Bezeichnung des Interdikts selbst. Nach der Deutschen Civilprozeßordnung ist Verbindung der Besiß mit der Petiterienklage (f. d.) nicht mehr, wie früher, unzulässig. Der einstweilige Besizstand kann aber nach ihr auch durch Einstweilige Verfügung (f.d.) geschützt werden; ebenso nach österr. Recht (Exekutionsordnung vom 27. Mai 1896, §. 381), das außerdem einen besondern Gerichtsstand (Bezirksgericht; Jurisdiktionsnorm vom 1. Aug. 1895, §. 49) und ein besonderes Verfahren für Besitstörungsklagen (Civilprozeßordnung vom 1. Aug. 1895, §§. 454 fg.) kennt. Eine noch größere Bedeutung, als im Privatrechte, kommt dem Besikstande (uti possidetis, status quo) naturgemäß im internationalen Rechte zu.

Utis, Pseudonym, s. Rieger, Maximilian.

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ütliberg oder Uto, Gipfel des Albis (s. d.) bei Zürich, viel besuchter Aussichtspunkt, durch Adhäsionsbahn (s. Schweizerische Eisenbahnen, überficht A, 16) von der Stadt erreichbar, ist 873 m hoch, trägt ein Denkmal des Staatsmanns Jakob Dubs, Aussichtsturm und Gasthäuser. Utlucht, f. Bauernhaus.

Uto-Azteken, s. Amerikanische Rasse.

Utrechter Friede

Utopien (Utopia), nach dem Griechischen soviel als Nirgendswo, nannte der engl. Kanzler Thomas More (f. d.) die fabelhafte Insel, auf welcher er seinen Staatsroman «De optimo reipublicae statu, deque nova insula Utopia» (Löwen 1516 u. ö.) spie len ließ. Nach dieser Schrift wurde die ganze Gattung von Schriften U. genannt, deren Eigentümlichkeit darin besteht, daß der Verfasser die von ihm gewünschten Ünderungen der Rechtsordnung als bereits durchgeführt vorausseßt und die Wirkungen dieser | Änderungen am Bilde eines erdichteten Staatswesens zeigt. Statt U. nennt man solche Schriften auch Staatsromane (s. d.). In neuerer Zeit bezeichnet man Socialreformer, welche den Boden der Wirklichkeit verlassen und sich mit phantastischen Weltverbesserungsplänen beschäftigen, als Utopisten.

Utraquisten, s. Hussiten.

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Utrecht (spr. üt-). 1) Provinz des Königreichs der Niederlande (f. Karte: Niederlande), zwischen Gelderland und Holland, gehört größtenteils zur Region der Marschen und zählt auf 1384 qkm | (1899) 251034 E., d. i. 188 auf 1 qkm. 49 Proz. der Fläche bedecken Wiesen, 9,9 sind Wald, 9,3 unbe baut, 19 Feld, 5,4 Proz. Wasser und Sumpf. Haupterwerbszweige sind Rindviehzucht, Milchwirtschaft, Flachsbau, Bienen, Obst- und Blumenzucht sowie Woll- und Tabakindustrie. — 2) Hauptstadt der Provinz U., am Kromme Rijn, welcher hier den Namen Alter Rhein annimmt und die Vecht zum Zuidersee entsendet, liegt unweit der Grenze gegen die Geest, zählt (1899) 102 085 C., darunter etwa ein Drittel Katholiken. Die Durchschnittstem- | peratur ist im Januar 1,13°, im Juli 18,41° C., die relative Feuch tigkeit 81 Proz. U. ist wichtiger Eisenbahnknotenpunkt (2 Bahnböfe) der Linien Emmerich-U.-Amsterdam, U.-Amers foort, U. Hilversum, U.-Voerden - Leiden und U. Gouda Rotterdam sowie U.-Culenborg-Herzogen busch, und bildet den Hauptstüßpunkt der «Neuen holländ. Wasserlinie», der Hauptverteidigungslinie des Landes. Vor der seit 1830 in Promenaden verwandelten Umwallung liegt eine innere Linie von Werken auf etwa 1 und eine äußere Fortlinie auf 3 bis 4 km östlich von der Stadt. Von deren 8 Werken liegen die 3 des Centrums im trocknen, die andern im Inundationsgelände. Die vordere Linie mißt 15 km. Außerdem bietet die Maliebaan, eine Allee von sechs Reihen Bäumen, einen schönen Spaziergang. Kanäle durchziehen die Stadt. Von den Kirchen sind zu er wähnen: drei roman. Stils aus dem 11. Jahrh. (Buurtkirche, St. Pieterskirche, St. Janskirche), eine aus dem 12. Jahrh. (die Jakobikirche) und die got. Domkirche aus dem 13. Jahrh. mit Turm aus dem 14.; das Schiff des legtern ist durch einen Orkan 1674 zertrümmert, so daß der Turm, 103 m hoch (mit schönem Glockenspiel und weiter Fernsicht), durch einen offenen Play vom Chor, jezt als prot. Kirche eingerichtet, geschieden steht. Kreuzgänge führen zum

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1894 durch einen Neubau erweiterten Universitätsgebäude. Andere Bauwerke sind: das Papsthaus (Paushuis), erbaut vom spätern Papst Adrian VI., jest Regierungsgebäude; das Justizgebäude, seit 1837 an der Stelle der einst berühmten Abtei von St. Baulus errichtet; das Archivgebäude, ehemaliger Palast des Königs Ludwig Napoleon; das Rathaus, das Gebäude für Künste und Wissenschaften mit dem Museum Kunstliefde, ein erzbischöfl. Museum für alle Zweige der christl. Kunst, das Haus des Deut schen Ordens, die Reichsmünze, die Fleischhalle von 1637, die Altersversorgungsanstalt im ehemaligen Schloß Dudaen (14. Jahrh.) und das Altertumsmuseum im Park Hoogeland.

U. ist Sit eines kath. Erzbischofs und altkath. Bischofs. Die 1636 von der Stadt gestiftete Universität (1900/1: 1003 Hörer) besißt außer einer ansehnlichen Bibliothek (200000 Bände) und andern Instituten auch einen botan. Garten und eine auf Initiative von Donders errichtete allgemeine niederländ. Augenheilanstalt; das Universitätsgebäude mit schöner Aula ist an der Stelle des alten Dom: kapitels errichtet. Überdies besigt U. die einzige Tierarzneischule des Landes. Unter den wissenschaftlichen Vereinen nehmen die Historische Gesellschaft und die Gesellschaft der Künste und Wissenschaften den ersten Rang ein. Auch befindet sich zu U. das von Napoleon I. errichtete Militärbospital. Unter den indu striellen Etablissements sind hervorzuheben: Fabriken für Ultramarin und Beinschwarz, viele Holzsägewerke, Bierbrauereien, Buchdruckereien, zwei Orgelfabriken, viele Cigarrenfabriken, Eisengießerei u. s. w.

U. ist die älteste batavische Stadt (Trajectum inferius) und wurde von den Römern Trajectum ad Rhenum genannt. 696 wurde daselbst von dem heil. Willibrord ein Bistum gestiftet, dessen Bischöfe lange Zeit als die Hauptvertreter der kaiserl. Gewalt in den Niederlanden galten; auch hatten sie während des ganzen Mittelalters unaufhörliche Kämpfe mit den freiheitliebenden Utrechter Bürgern zu bestehen. 1527 trat der Utrechter Bischof Heinrich seine welt: liche Macht an Karl V. ab. 1559 wurde U. durch Papst Paul IV. zum Erzbistum erhoben. 1672-74 war die Stadt von den Franzosen beseyt. In U. wurde 1579 die Utrechter Union (s. d.) und 1713 der Utrechter Friede (s. d.) abgeschlossen.

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Utrechter Friede, die Friedensverträge, die
den Spanischen Erbfolgekrieg (f. d.) beendigten.
Schon im Jan. 1712 waren zu Utrecht die Friedens
verhandlungen eröffnet worden, allmählich kamen,
unter vorwaltendem engl. Einflusse, Verträge zwi-
schen Frankreich und England, Holland, Preußen,
Portugal, Piemont (April 1713), zwischen Spanien
und England, Savoyen (Juli), zwischen Spanien
und Holland (1714), Spanien und Portugal (1715)
zu stande. Kaiser Karl VI. beharrte noch im Kriege
aber der Nordische Krieg (s. d.) lähmte das Reich,
so daß er sich endlich 7. März 1714 doch zu dem
Rastatter Frieden verstehen mußte (s. Rastatt). Der
Friede zwischen dem Reiche und Ludwig XIV. wurde
zu Baden in der Schweiz im Sept. 1714 geschlossen.

Der wesentlichste Inhalt dieser Traktate ist fol gender: Großbritannien erhielt Gibraltar, Minorca, die franz. Besizungen an der Hudsonbai, Neufundland und Acadia (unter gewissen Bedingungen), den franz. Teil der westind. Insel St. Christoph, den sog. Assiento (s. d.) im span. Amerika, im Handelsverkehr mit Frankreich die Stellung einer meistbegünstigten Nation. Außerdem mußte Frankreich die

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Utrechter Union

Uzschneider

sogenannte prot. Erbfolge des Hauses Hannover | lie aus der Ordnung der Labiatifloren (s. d.) mit

in Großbritannien anerkennen, sowie auch sich ver pflichten, den Prätendenten Jakob III. auszuweisen und Dünkirchen zu schleifen. Die Niederländische Republik erhielt eine sog. Barrière gegen Frankreich (1. Barrièretraktat), auch ward die Sperrung der Schelde aufrecht erhalten. Preußen überließ seine Erbrechte auf das Fürstentum Oranien an Frankreich, wogegen es das vormals span. Obergeldern erhielt, und erlangte die Anerkennung seines neuen Königstitels. Der Herzog von Savoyen bekam die Insel Sicilien mit dem Königstitel. Auch Portugal errang Zugeständnisse. Der Bourbon König Philipp V. behielt das Hauptland Spanien mit den Kolonien, während die span. Niederlande, Mailand, Neapel und die Insel Sardinien für Kaiser Karl VI. bestimmt wurden. Lediglich Schaden trug nur das Deutsche Reich davon; die ungünstigen Bestimmungen des Friedens von Ryswijk (s. d.) wurden schließlich bestätigt, nur seine rechtsrhein. Gewinne gab Ludwig XIV. zurück. Nachträgliche Abänderungen erlitten die Utrechter Verträge, besonders für Italien, in den nachfolgenden Jahren. (S. Sardinien, Königreich.) Vgl. Actes et mémoires concernant la paix d'Utrecht (Utr. 1713); Histoire du congrès et de la paix d'Utrecht, comme aussi de celle de Rastatt et de Bade (cbb. 1716); K. von Noorden, Histor. Verträge (Lpz. 1884); Ottokar Weber, Der Friede von U. (Gotha 1891).

Utrechter Union, die 23. Jan. 1579 geschlossene engere Union der nördl. Provinzen der Niederlande, die, ohne die Genter Pacifikation (s. d.) aufzugeben, einen festern Kern innerhalb derselben bilden sollte. Die sieben Provinzen sollten auf ewig vereinigt sein, als wären sie nur eine Provinz. In innern Angelegenheiten blieben sie aber fast unabhängig. Die u. U. galt bis zur Revolution von 1795 als das höchste Staatsgesez der Niederlande. Vgl. P. L. Müller, De Unie van Utrecht (2. Aufl., Utr. 1878). Ut re mi u. f. w., s. Solmisation.

Utrēra, Bezirksstadt der span. Provinz Sevilla in Andalusien, an den Linien Sevilla-Cadiz und U.-La Roda (111 km, nach Granada und Malaga) der Andalus. Bahnen, ist maur. Charakters, von Mauern umgeben, zählt (1897) 13 886 E. und hat Handel mit Wein, 51, Getreide und Kampfstieren. Utricularia L., Helmkraut, Pflanzengat tung aus der Familie der Utriculariaceen (s. d.) mit gegen 150 weit verbreiteten Arten, teils im Wasser schwimmende, teils auf sumpfigem Boden wachsende, mit rosettenförmig gestellten Blättern versehene Kräutergewächse. Bei den im Wasser wachsenden Arten sind die Blätter fadenartig verteilt und meist mit eigentümlichen Schläuchen zum Fangen kleiner Wassertierchen versehen (s. Insektenfressende Pflanzen). Die Blütenschäfte sind nackt und tragen an ihrer Spiße eine oder mehrere lebhaft gefärbte Blüten, die aus einem zweiteiligen Kelche, einer zweilippigen maskierten Blumenkrone mit Sporen, zwei Staubgefäßen und einem einfächerigen Fruchtknoten bestehen. Die bekannteste Art ist der in Deutschland in Mooren und Teichen nicht seltene gemeine Wasserschlauch, U. vulgaris L., mit satt gelben Blüten; weniger häufig finden sich bei uns an ähnlichen Standorten U. neglecta Lehm. und das kleine Helmfraut, U. minor L. (s. Tafel: Insektenfressende Pflanzen, Fig. 8).

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etwa 180 der warmen und gemäßigten Zone angehörigen Arten, sämtlich Wasser- oder Sumpfpflanzen, die sich im Bau ihrer Blüten den Scrophulariaceen anschließen. Die Blätter sind verschiedenartig ausgebildet, je nachdem sie untergetaucht oder auf Sumpfboden wachsen. Mehrere Arten werden wegen ihrer Fähigkeit, kleine Tiere festzuhalten und aufzulösen, zu den Insektenfressenden Pflanzen (f. d.) gerechnet. Utrikulärdrüsen, f. Gebärmutter.

Utriusque juris doctor (lat.) oder Doctor utriusque juris, auch Doctor juris utriusque und Juris utriusque doctor, Doktor beider Rechte (näm lich des röm. und kanonischen Rechts). Abkürzungen dafür sind U. j. d., D. u. j., D. j. u. und J. u. d. Die in England und Amerika gebräuchlichste Abkürzung ist LL. D. (Legum doctor). Utsch, Stadt, f. Bahawalpur. utsch-Aral, Insel, s. Balchaschsee. ütsch-Kiliffe, Kloster, s. Etschmiadzin. Utschresdenije, s. Utas.

Ut supra (lat.), wie oben.

Uttmann, Barbara, verdient um die Einführung des Spizenklöppelns im sächs. Erzgebirge, wurde 1514 geboren, wie man annimmt zu Elterlein. Cie war an einen reichen Bergherrn zu Annaberg, Christoph U., verheiratet und soll die Klöppelkunst von einer Brabanterin gelernt haben. Als den Zeit: punkt, wo sie ihre Kunst zuerst in Annaberg zu lehren anfing, giebt man das J. 1561 an. Barbara starb als Witwe zu Annaberg 1575. Ein Denkmal von ihr steht auf dem Kirchhof (1834), eine Bronzestatue (von Henze, 1886) auf dem Marktplay in Annaberg. - Vgl. Find, Barbara U. (Annab. 1886).

Uttoxeter (spr. örětěr), Stadt in der engl. Grafschaft Stafford, nahe rechts vom Dove, Station der | Linien Macclesfield-Derby und U.-Stoke-upon-Trent, hat (1901) 5133 E., eine Lateinschule; Korkschneiderei und Eisenwerke.

Utuado, Distriktshauptstadt im Innern der westind. Insel Portoriko, im Gebiete des obern Rio de Arecibo und an der Straße von Arecibo nach Ponce, ist Mittelpunkt ausgedehnter Kaffee- und Tabakkulturen und zählt (1899) 3619 E. Der Distrikt Uturguren, s. Hunnen. [U. hat 43 860 E. Uzschneider, Jos. von, Techniker und bayr. Finanzmann, geb. 2. März 1763 zu Rieden am Staffelsee, studierte in München und Ingolstadt, wurde 1783 zu München Repetitor der Mathematit und Lehrer der Nationalökonomie an der Marianischen Akademie und zugleich mit der Verwaltung des Gutes Schwaiganger betraut. 1784 wurde er Hofkammerrat, dann Geschäftsträger und Salinenadministrator im Fürstentum Berchtesgaden, 1799 bei der Generallandesdirektion angestellt, aber bald als Geh. Referendar in das Finanzdepartement versezt. 1801 sah sich U. infolge einer grundlosen Verdächtigung, er stehe an der Spike der Umsturzpartei, plöglich von allen Staatsgeschäften entfernt. Nun errichtete er eine Ledermanufaktur in München und 1804 mit Georg von Reichenbach und Jos. Liebherr ein mechan. Institut, das unter der Firma T. Ertel & Sohn noch blüht. Die von ihm zu Benediktbeuern angelegte Kunstglashütte hatte zunächst für die Fernrohre der astron. und geodätischen Instrumente das nötige Crown- und Flintglas zu liefern, und aus ihr wurde, nachdem Ü. sich 1809 mit Utriculariaceen (Utriculariaceae) oder Len Fraunhofer (f. d.) vereinigt hatte, das optische Intibulariaceen (Lentibulariaceae), Pflanzenfami- | stitut, welches nachher fast ganz Europa mit astron.

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