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faßt die Familien der Urticaceen (s. d.) und Ulmaceen (s. d.). Hierzu Tafeln: Urticinen I, II; zur Erklärung vgl. die Artikel Artocarpus, Feige, Morus, Hanf, Hopfen, Boehmeria.

Urtiere (Protozoa), jene niedersten und einfach ften Organismen, die in ihrem Körper keinerlei Gewebe und Organe besigen, sich vielmehr ihr Leben lang niemals über die Stufe der einzelnen Zelle (j. d., II.), die alle Funktionen des Lebens besorgen muß, erbeben. Solche auf der niedrigsten Stufe stehende Wesen sind nicht viel mehr als Klümpchen nadten Eiweißes, aber begabt mit denselben Fähig keiten, die auch die höchsten Organismen besigen und die als die Merkmale des Organismus gelten: Nahrung aufzunehmen und sie in Körpersubstanz umzusehen (zu assimilieren), zu wachsen und sich fortzupflanzen. Diese Fortpflanzung geschieht in verschiedener Weise; man kann eine ungeschlechtliche (Monogonie) und eine geschlechtliche (Amphigonie) unterscheiden. Bei jener tritt entweder eine Zwei teilung, bei der zwei gleiche Tochterindividuen entsteben, oder Knospung, wobei der mütterliche Organismus in der Hauptsache erhalten bleibt und einen | oder mehrere Tochterorganismen abschnürt, oder Vielteilung ein; bei der geschlechtlichen Fortpflanzung geht ähnlichen Vorgängen eine Vereinigung zweier Individuen voraus. Diese Vereinigung ist fast immer eine solche der beiden Kerne (Karyogamie), und zwar ein vorübergehender Austausch von Kernsubstanzen (Konjugation) oder eine dauernde Ver- | schmelzung beider Kerne (Kopulation). Die beiden Individuen sind gleich oder ungleich (Makro- und Mikrogameten), wobei abwechselnd geschlechtlich und ungeschlechtlich sich vermehrende Generationen auftreten können. Die Kopulation der Kerne verhält sich ganz ähnlich wie die Befruchtung des Eies durch das Spermatozoon bei den vielzelligen Tieren (Meta zoen), zu denen die bei Volvocinen bestehenden Verbältnisse hinüberführen. Die U. sind fast ausnahms- | los mikroskopisch klein und leben teils im Wasser, teils parasitisch in andern Tieren (Sporozoen). Einige von ihnen nähern sich in Aussehen und Lebensweise den niedrigst stehenden, einzelligen Pflanzen, so daß bei ihnen eine sichere Entscheidung, ob man sie zu den U. oder Pflanzen zu stellen hat, nicht zu geben ist (hierher gehören besonders die Flagellaten, Volvocinen, Mycetozoen und Schizomyceten), ein Umstand, der Haeckel zur Aufstellung eines besondern Zwischenreichs der Protisten (vgl. E. Haeckel, Das Protistenreich, Lpz. 1878) Veran lassung gegeben hat. Viel sicherer ist die Grenze gegen die vielzelligen Tiere (Metazoen) zu ziehen, | von denen die allermeisten und auch die ursprüng- | lichsten Formen (Cölenteraten) einen verdauenden Hohlraum besigen, während einige Kolonien bildende U. (Volvocinen) höchstens eine Unterscheidung von Körperzellen und Fortpflanzungszellen erkennen las: sen. Man teilt gegenwärtig die U. in folgender Weise ein: Plasmodroma: I. Rhizopoda (Wurzel füßer): 1.Amoebina (Amöben), 2.Heliozoa (Sonnentierchen), 3. Radiolaria (Strahlinge), 4. Foraminifera (Rammerlinge), 5. Mycetozoa (Schleimpilze). II. Mastigophora (Geißeltierchen): A. Flagellata: 1. Protomonadina (hierher gehört die im mensch lichen Darm schmarogende Cercomonas intestinalis Lambl. [f. Tafel: Urtiere, Fig. 1] und die Choa noflagellaten mit Codosiga botrytis Ehrenb. (Fig. 15]), 2. Polymastigina (hierher die in der Scheide menschlicher Weiber vorkommende Tricho

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monas vaginalis Donné [Fig. 2], ferner Trichomonas batrachorum Perty [Fig.4] und Megastoma entericum Grassi (Fig. 3]), 3. Euglenoidina (Fig. 5), 4. Chromomonadina, 5. Phytomonadina; B. Dinoflagellata (meist Meerbewohner): 1. Adinida, 2. Dinifera; C. Cystoflagellata (Fig. 14). III. Sporozoa: A. Telosporidia: 1. Coccidiomorpha (Coccidien und Hämosporidien; hierher gehört der durch den Stich gewisser Mücken übertragbare Erreger der Malaria), 2. Gregarinida (Gregarinen und Amöbosporidien); B. Neosporidia: 1.Cnidosporidia (Myro-undMikrosporidien), 2. Sarcosporidia. Ciliophora (Infu sorien, Aufgußtierchen): I. Ciliata, Wimperinfusorien: 1. Holotricha (der Körper ist gleichmäßig mit Wimpern bedeckt, die von geringerer Länge als der Körper selbst sind und in regelmäßigen Reihen stehen. 3u ihnen zählt Opalina ranarum Stein [Fig. 6], aus dem Mastdarm des Taufrosches); 2. Heterotricha (Körper gleichmäßig mit feinen, in Reihen stehenden Wimpern bekleidet, um den Mund eine Zone stärkerer Wimpern. Hierher Balantidium coli Malmst. [Fig. 7] aus dem Dickdarm des Menschen, Stentor Roeselii Ehrenb. [Fig. 8] und Freya ampulla Clap. et Lachmann [Fig. 9]); 3. Oligotricha (Mundwimpern vorhanden, Körperwimpern mehr oder weniger rückgebildet); 4. Hypotricha (Rücken- und Bauchfläche verschieden, erstere meist nackt, lettere bewimpert, flach, oft mit haken- und stilettartigen Bildungen besett, 3. B. mit Stylonychia mytilus Ehrenb. [Fig. 10] und Aspidisca lyncaster Ehrenb. [Fig. 11]); 5. Peritricha (mit glockenförmigem und teilweise bewimpertem Körper, Wimpern oft am Rande einer Mundscheibe. Hierher das Glockentierchen, Carchesium polypinum Ehrenb. [Fig. 12]). II. Suctoria (ohne Wimpern, mit Saugröhren in Gestalt geknöpfter Fortsäge; hierher Podophrya gemmipara R. Hertw. [Fig. 13]). — Vgl. Schneidemühl, Die Protozoen als Krankheitserreger (Lpz. 1898); Cyferth, Einfachste Lebensformen des Tierund Pflanzenreichs (3. Aufl., Braunschw. 1900); Doflein, Die Protozoen als Varasiten und Krankheitserreger (Jena 1901); Archiv für Protistenkunde, hg. von Schaudinn, (ebd., seit 1902).'

Urtikation (lat.), das Peitschen mit Nesseln, ein Reizmittel bei Lähmung und Unempfindlichkeit der Ürtoba, eine Art Weizen (s. d.). [Glieder. Urtscha, ind. Vasallenstaat, f. Centralindien. urua, s. Kassongos Reich.

Urubamba, linker Quellfluß des Ucayali (s. d.). Urubu, der einheimische Name für die südamerik. Aasgeier (Cathartes), besonders den Rabengeier (f. d.), die einen relativ schwächern Schnabel und dünnere Läufe als der Kondor, auch keine Fleischlappen auf dem Kopfe haben. Ihr Gefieder ist einfarbig. Urucu, Farbstoff, f. Örlean.

Uruguay, einer der beiden Stammflüsse des La Plata (j. d.) in Südamerika, entsteht an der Serra Geral im brasil. Staat Santa Catharina aus der Vereinigung des Pelotas und Marombas, strömt in sehr schnellem Laufe westwärts, wendet fich nach Süden und scheidet Brasilien und dann U. von den argentin. Provinzen Corrientes und EntreRios. Nachdem er rechts den Peperi, Mirinay, links den Jjuhy, Jbicuy, Cuaraim, Arapey, Quegua, zulegt den mächtigen Rio Negro aufgenommen, mündet er im Norden von Buenos-Aires in den La Plata. Die Länge wird auf 1600 km, sein Gebiet auf 358000 qkm geschäßt. Er ist als Wasserstraße für die angrenzenden Staaten von großer Wichtig

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keit. Von seiner Mündung etwa 130 km aufwärts bildet er bis zur Punta von Fray - Bentos ein seeartig erweitertes Becken von 11 bis 16,6 km Breite. Auf dieser Strecke hat er nur geringe Strömung und geringe Tiefe, aber eine tiefere Furche, so daß | er von tiefgehenden Schiffen befahren werden kann. Ungefähr 83 km oberhalb Paysandu kommen die untersten Stromschnellen vor, der Salto: Chico, der die obere Grenze für die kleinen Segelschiffe und Dampfer bildet. Etwa 15 km weiter aufwärts fin: det sich der Große Fall (Salto Grande), der bei günstigem Winde von Barken passiert werden kann. Der Strom hat periodische Anschwellungen.

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und trocken. Die Flora schließt sich teils an das füdlichste Brasilien, teils aber und in höherm Grade an die argentin. Provinz Entre Rios (s. d.) an, und hat in seinem Südteil die weiten Graslandschaften der Pampas. Die Fauna ist die für die flachen, waldarmen Teile des gemäßigten Südamerika charakteristische. Affen kommen nicht mehr so weit südlich vor; Nagetiere, namentlich Chinchillen, Opossums, Gürteltiere, Pampashirsche sind häufig, Fledermäuse nur sparsam, ebenso Raubtiere. Die amerik. Strauße erreichen auf dem Lande und die Pinguine an der Küste ihre Nordgrenze. Zahlreiche Herden von halbwilden Rindern und Pferden durchschwärmen die Pampas.

Bevölkerung und Erwerbszweige. Die Bevölke

Uruguah oder República Oriental del Uruguay, Freistaat in Südamerika, wird im S. und W. durch die Ströme La Plata und U. von Argentinien gerung beträgt (1901) etwa 954600 E. Unter den im trennt, grenzt im SD. an den Atlantischen Ocean, im NO. wad N. an den brasil. Staat Rio Grande do Eul und bedeckt 178 700, nach älterer Messung 186326 qkm. (S. die Nebenkarte zur Karte: Brasi lien und die Karte: La Plata-Staaten u. s. w.) Die geogr. Lage ist sehr günstig. Das Land bildet ein welliges Hügelland von geringer absoluter Höhe und wird von schmalen, felsigen Bergzügen (Cuchillas, d. i. Messer) durchseßt, die im N. wirklichen | Gebirgscharakter bis zu 600 m Höhe annehmen; besonders die Cuchilla-Grande, ein von Higueritas bis gegen den Rio Jaguarão ziehender Höhenzug, sowie im N. die Cuchilla de Belem und del Haedo im Departamento Salta treten hervor. Die höchste Höhe ist der Cerro Acegua an der brasil. Grenze (621 m). Die Gebirge bestehen aus einer altkrystallinischen Achse, aus Kreide, Tertiär und alten Eruptiv gesteinen, vielleicht auch aus paläozoischen Schich ten. Die Ebenen liegen durchgängig höher als die der benachbarten argentin. Provinzen. An nugbaren Mineralien scheint U. nicht reich zu sein. Von Erzen kommen Eisen, Zink, angeblich auch Silbererze, Blei, Schwefel, Antimon und Steinkohlen vor. Gold wird im Departamento Rivera gewonnen. | Am meisten gewinnt man bisher Achate, Karneole und Amethyste, die man ausführt. Die Bewässerung ist überaus reichlich. Außer La Plata und Ü., welche das Land dem auswärtigen Verkehr auf schließen, bewässert der Rio Negro mit dem Rio Yi reichlich die Hälfte der Bodenfläche. Im D. werden fast alle Gewässer vom Rio Cebollati gesammelt, welcher in die Lagune Mirim fließt. An der Küste ziehen sich Lagunen hin; dahinter liegen sumpfartige Niederungen. Sonst ist der Boden teils zum Ackerbau, teils zur Viehzucht geeignet.

Auslande Geborenen sind Franzosen, Spanier, Jta= liener, Argentinier, Brasilianer sehr zahlreich, Deutsche und Engländer nur spärlich vertreten. Die große Masse der Einheimischen, span. und portug. Ursprungs, ist durchgängig mit dem Blute von Indianerstämmen gemischt; Indianer ungemischten Blutes scheinen nicht mehr vorzukommen. Landessprache ist das Spanische. Fast ein Viertel der Gesamtbevölke rung kommt auf Montevideo (s. d.). Sonst wohnt die Bevölkerung meist auf zerstreut liegenden Landgütern (estancias) und Höfen. Außer der Hauptstadt giebt es nur noch 4 Städte und 20 Flecken von dorfähnlichem Ansehen. Die bedeutendern Orte, wie Maldonado, Union, Paysandú, Colonia, Independencia liegen am La Plata und U. Die Zahl der Einwanderer betrug 1901: 9620, die der Auswanderer 6664. Den Hauptzweig der volkswirtschaftlichen Thätigkeit bildet die Viehzucht, namentlich die Rindvich- und Pferdezucht. 1901 schäßte man den Viehstand auf 6,3 Mill. Stück Hornvieh, 575361 Pferde, 22184 Maulesel, 8815 Ziegen, 47584 Schweine und 17,6 Mill. Schafe. Das ganze Land gleicht einer einzigen großen Weide und ist übersät mit Estancias (Viehzuchthöfen), Mataderos (Schlächtereien) und Saladillos oder Saladeros (Fleischeinsalzstellen), von denen die zu Fray- Bentos (s. d.) die bekannteste ist. Durch die europ. Einwanderer ist auch der Ackerbau wichtig geworden, doch ist eigentlich nur der südl. Küstenstrich mit Mais, Weizen, Halfa bepflanzt. Auch Tabak, Oliven und Wein wird gewonnen. Die Fabrikthätigkeit ist gering. Der Handwerksbetrieb ist größtenteils in den Händen der Franzosen, die auch nebst den Italienern als Barkenschiffer und Küstenfahrer thätig sind. Ausfuhr (1901:27,7, 1902: 33,6 Mill. Pesos) und Einfuhr (23,7 und 23,5 Mill. Klima, Pflanzen- und Tierwelt. Das Klima ge- Pesos) richten sich besonders nach England, Argenhört bereits zu den subtropischen. In Montevideo tinien, Frankreich, Deutschland, Brasilien, Belgien herrscht eine Mitteltemperatur von 16,8°, der Ja und den Vereinigten Staaten von Amerika. Ausnuar steigt bis 22,8, der August fällt bis 10,9°. Im geführt werden Wolle, Ochsen- und Pferdehäute, Innern des Landes ist die Sommerwärme sowohl getrocknetes und gesalzenes Fleisch, Talg, Fleischwie die mittlere Jahrestemperatur höher als an der ertrakt, Tiere, Mais und Sand. Zur Einfuhr Küste. Die absoluten Extreme der Temperatur kommen namentlich Nahrungsmittel und Getränke, waren in Montevideo binnen 10 Jahren + 41,6 Tertilwaren, Rohmaterial und Maschinen. Der Binund 0,6°. Gegen das Innere zu werden die Schwannenhandel leidet noch unter dem Mangel gebahnter kungen stärker sein. In der wärmern Jahreshälfte herrschen Regen vor. In Montevideo fallen 1110mm Regen im Jahre. Gegen das Innere nimmt die Regenmenge ab. Echnee kommt nur auf den böhern Teilen des Innern vor. Heftige Winde, die Pamperos, meist Südwestwinde, kommen von Argentinien berüber, meist im Oktober bis Januar. An der Küste sind Südoststürme bisweilen lästig. Der Nordwind bringt schwüle Hize, der Südwind ist kühl

Straßen. Eisenbahnen waren Ende 1901: 1944 km in Betrieb; Telegraphenlinien gab es 1900:5700 km, Postanstalten 692. Der Schiffsverkehr geht fast ausschließlich über Montevideo.

Die Verfassung datiert vom 10. Sept. 1829. Danach steht ein auf vier Jahre gewählter Präsident an der Spize, ihm zur Seite ein Vicepräsident (der jedesmalige Senatspräsident) und 5 Minister. Die 19 Senatoren werden je einer für jedes Departa

Uruguay (Staat)

mento durch indirekte Wahl, die 69 Repräsentanten im Verhältnis von 1 zu 3000 Köpfen der Bevölkerung direkt von allen, die lesen und schreiben können, gewählt. Ein Komitee tagt zwischen den Sessionen der Kammern. Für die 19 Departamentos bestehen außer dem polit. Präfekten gewählte Verwaltungsbehörden, deren Verhältnis zur Centralregierung wenig geordnet ist. Die Finanzen befinden sich seit einigen Jahren in geordnetem Zustande. Das Budget von 1901/2 belief sich auf rund 16 Mill. Pesos in Einnahme und Ausgabe. Hauptquelle der Einnahmen bilden die Einfuhrzölle. Die öffentliche Schuld betrug Juli 1902: 123,65 Mill. Pesos. Neben dem metrischen System sind noch Quintal, Fanega, Legua u. f. w. üblich.

Die bewaffnete Macht besteht aus 4 Schüßenbataillonen, 4 Kavallerie- und 1 Artillerieregiment und zählt 233 Offiziere und 3222 Mann. Die Nationalgarde besteht aus 20000 Mann, außerdem giebt es 3200 Mann Polizeitruppen. Die Flotte besteht aus einigen Kanonenbooten und Dampfern. Das Wappen ist ein in vier Felder geteilter Schild.

Das erste blaue Feld zeigt eine goldene Wage, das zweite silberne eine Citadelle, das dritte filberne ein Roß, das vierte blaue einen Ochsen, als Repräsen tanten der Hauptprodukte. Nationalfarben sind Weiß und Blau, die Flagge (f. Tafel: Flaggen der See staaten) zeigt vier horizontale blaue Balken in weißem Feld, in der linken obern Ede eine goldene Sonne im weißen Feld. 1895 bestanden 523 öffentliche Elementarschulen mit 1013 (753 weiblichen) Lehrkräften, 50 012 Kindern. 21 909 Kinder besuchen Privatschulen. Höhere Lehranstalten (eine Universität) sind in der Hauptstadt. Zahlreich sind die kath. Seminare.

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scheidende Schlacht statt, in der die Brasilianer geschlagen wurden, worauf Großbritannien den Frieden 27. Aug. 1828 vermittelte, in dem Montevideo als unabhängiger Staat anerkannt wurde. Ein Kongreß zu Florida beschloß 10. Sept. 1829 ein Staatsgrundgesez, das 18. Juli 1830 als Verfassung der República Oriental del U. beschworen wurde, worauf General Fructuoso Ribera als Präsident auf vier Jahre gewählt ward. Am 1. März 1835 über nahm General Manuel Oribe, unterstützt von Ribera, die Präsidentschaft, wurde jedoch schon im Okt. 1838 von dem leztern gestürzt. Dies legte den Grund zu langdauernden Wirren. Auf der einen Seite stand Ribera, der sich auf die Landbevölkerung, die Gauchos, stüßte; auf der andern Seite Dribe, der Repräsentant der großen Grundbesizer (Estanceros). Riberas Anhänger nannten sich Colorados (Rote), die Anhänger Dribes Blancos (Weiße). Dribe wandte sich 1839 um Hilfe an Rosas (f. d.), den Diktator der Argentinischen Republik, der ihm die erbetene Unterstübung gegen Ribera gewährte und seit Mai 1842 Montevideo blockierte. Ribera, der 6. Dez. 1842 bei Arroyo Grande von Oribe geschlagen und von der Hauptstadt abgesperrt war, führte den Krieg auf argentin. Gebiet fort, erlitt aber 27. März 1845 durch den argentin. General Urquiza eine ent scheidende Niederlage bei India-Muerta, worauf er nach Brasilien ging. Schon im April 1846 kehrte er zurück. Doch erlitt er 27. Jan. 1847 eine Niederlage bei Salto, so daß er den Oberbefehl nieder: legen mußte. U. wandte sich nun um Unterstügung an Brasilien und Entre Rios, das sich unter Urquiza eben von der Argentinischen Republik losge= sagt hatte. Durch einen Präliminarvertrag vom 29. Mai 1851 wurde zwischen den drei Staaten eine Tripelallianz geschlossen. Urquiza und der brasil. General Herzog Carias rüdten in U. ein und zwangen Oribe im Verein mit einem brasil. Geschwader 2. Sept. die Belagerung von Montevideo aufzuheben, worauf er 3. Okt. bei Las Piedras geschlagen wurde. Am 8. Dkt. 3og Urquiza in Montevideo ein. Troßdem sezte Oribes Partei bei der Präsidentenwahl an Stelle von Suarez, der seit 1843 Präsident war, ihren Kandidaten Juan Francisco Giro durch, der 1. März 1852 sein Amt antrat, aber schon 24. Sept. 1853 durch eine Revolution gestürzt wurde. Eine provisorische Triumviralregierung, die Generale Ribera und Lavalleya und Oberst Flores, traten an die Spize des Staates, und als 13. Jan. 1854 Ribera starb, wurde Venancio Flores 12. März zum Präsidenten der Republik gewählt.

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Geschichte. Das Gebiet der Republik U. bildete Bald erhob sich innerhalb der Partei der Coloehemals einen Teil des span. Vicekönigreichs von rados eine heftige Opposition gegen ihn, und als Buenos Aires, nämlich die beiden Gobiernos de überdies Dribe im Hafen von Montevideo erschien, Montevideo und del U., doch wurde es gewöhn verließ Flores 28. Aug. 1855 die Stadt, in der sich lich unter dem Namen Banda Oriental (Ost eine provisorische Regierung bildete. Hierauf dankte seite) zusammengefaßt. Als sich die übrigen füd Flores 9. Sept. ab, und der Senatspräsident Ma amerik. Kolonien von Spanien lossagten, erklärte noel Bustamente trat provisorisch an seine Stelle. 1811 auch Buenos Aires die Republik. Innere Zer Die brasil. Regierung 30g ihre Truppen aus dem würfnisse, die bald darauf entstanden, benußte die Gebiet von U. zurück; aber sogleich brach 23. Nov. portug. Regierung, um die Banda Oriental, nach ein Aufstand aus, der mit Mühe unterdrückt wurde. dem General Lecor Montevideo 19. Jan. 1817 be Am 1. März 1856 trat der neu gewählte Präsident sezt hatte, unter dem Namen Cisplatinische Provinz Gabriel Antonio Pereira sein Amt an. Der 12. Nov. 1821 mit Brasilien zu vereinigen. Allein das Volk 1857 erfolgte Tod Dribes gab zu neuer Aufregung protestierte gegen die Einverleibung der Provinz in Anlaß. Es bildeten sich Haufen von Aufständischen, das brasil. Reich und besiegte mit Unterstützung von die unter dem General Cesar Diaz Anfang 1858 Buenos Aires 1825 die brasil. Decupationstruppen, sogar die Hauptstadt bedrohten und den General worauf Dom Pedro 10. Dez. an Buenos Aires den Freire zum provisorischen Präsidenten wählten. Nach Krieg erklärte. Am 20. Febr. 1828 fand eine enteiner Niederlage ergab sich das Hauptkorps der Auf

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rührer 28. Jan. am Rio Nero bei Quinteros, und | nachdem Gomensoro, der Präsident des Senats, Diaz, Freire und 24 andere Offiziere wurden 31. Jan. erschossen. Dem Bürgerkriege folgte ein Zustand von Erschöpfung. Am 1. März 1860 wurde Bernardo Prudencio Berro, einer der Hauptführer der Blancos, zum Präsidenten gewählt. Die Ruhe ward jedoch aufs neue gestört, indem General Flores Mitte April 1863 bei Colonia landete und sich durch Zu- | zug von Colorados verstärkte. Da bei dem Ablauf | der Amtsperiode Berros keine Neuwahl zu stande kam, trat 1. März 1864 der seitherige Vicepräsident | Atanasio Cruz Aguirre die Präsidentschaft proviforisch an, der sich in kurzem durch Flores von allen Seiten bedroht sah. Der brasil. Gesandte Saraiva suchte einen Waffenstillstand einzuleiten; da aber Aguirre seine Vermittelung zurückwies, verließ er 7. Juli Montevideo und veranlaßte brasil. Schiffe, zu Gunsten von Flores zu intervenieren.

Die Sache verwickelte sich noch mehr, als die Regierung von Paraguay in einer Note vom 30. Aug. 1864 die Intervention Brasiliens für eine Störung des Gleichgewichts der La Plata Staaten erklärte und bald darauf die Feindseligkeiten eröffnete. Dar auf hin ließ Brasilien 12. Okt. Truppen unter Ge neral Mena Barreto die Grenze von U. überschreiten und erklärte 16. Oft. die Hafenstädte Salto und Paysandu in Blockadezustand. Am 26. Nov. | rückte das Gros der Invasionsarmee in U. ein und besezte Salto, worauf Flores, unterstützt von der brasil. Flotte, 6. Dez. Paysandu angriff, das er 2. Jan. 1865 eroberte. Bald sah sich Aguirre nur auf Montevideo beschränkt, das seit dem 2. Febr. eben falls blodiert wurde, worauf Aguirre 15. Febr. die Präsidentschaft niederlegte, die der Senator Tomas Villalba mit der Zusage übernahm, eine vertragsmäßige übergabe der Stadt zu vermitteln. Echon 20. Febr. kam so in La Union ein Friedensvertrag zu stande, wonach Flores in Montevideo einzog und eine unumschränkte Herrschaft übte. Am 1. Mai 1865 erfolgte zwischen U., Brasilien und der Argentinischen Republik der Abschluß eines Allianzvertrags gegen Paraguay. Die Paraguaiten verteidigten sich jedoch heldenmütig. Nachdem das Kontingent von U. fast gänzlich aufgerieben und das argentin. Heer 1867 zum Teil zurückgezogen worden war, befanden sich die Brasilianer eigentlich nur noch allein auf dem Kampsplaye. Flores selbst war bereits im Sept. 1866 nach Montevideo zurückgekehrt, wo er 19. Febr. 1868 von vier Blancos ermordet wurde. Der Senat er: nannte sofort des Ermordeten Bruder, Don Manoel Flores, zum provisorischen Präsidenten, und die Republik wurde in Kriegszustand erklärt; aber schon 22. Febr. 1868 starben Manoel Flores und 21 andere hervorragende Anhänger des Ermordeten fast gleich: zeitig; die Todesursache blieb unaufgeklärt.

Bei der Neuwahl des Präsidenten wurde 1. März 1868 der der Partei der Colorados angehörige Ge neral Lawrence Battle einstimmig erwählt. Jedoch schon im Juli 1869 brach unter der Führung Cara ballos ein Aufstand der Blancos aus, der indessen bald unterdrückt ward. Ende 1870 kam es zu einer neuen Empörung der Blancos, die jedoch im Jan. 1871 in der Nähe von Montevideo geschlagen wurden. Der Bürgerkrieg dauerte fort, bis es der argentin. Regierung nach wiederholten Vermittelungsversuchen im April 1872 gelang, die beiden Parteien zu einem Waffenstillstand zu bewegen und dem Lande endlich den Frieden zurückzugeben. Am 1. März 1873 ward der Advokat Ellauri zum Präsidenten gewählt,

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ein Jahr lang die Regierung provisorisch geführt hatte. Reibungen zwischen dem Präsidenten und dem Kongreß veranlaßten eine Militärrevolution, in deren Folge Ellauri 15. Jan. 1875 das Land verließ, worauf an seiner Statt der Senatspräsident Pedro Varela ernannt wurde. Die finanzielle Mißwirtschaft Varelas rief jedoch die Opposition des Handelsstandes und darauf eine allgemeine Bewegung hervor. Varela verließ das Land, und 10. März 1876 wurde Oberst Latorre anfangs provisorisch, später definitiv zum Präsidenten proklamiert. Sein Nachfolger wurde 17. März 1880 F. A. Vidal, und als dieser 1. März 1882 sein Amt niederlegte, wurde General Marimo Santos zum Präsidenten ernannt. Dieser entschloß sich 18. Nov. 1886, seine Entlassung zu nehmen, worauf der Kongreß seinen Gegner, den General Marimo Tajes zum Präsidenten wählte, der nun bei dem Kongreß einen Verbannungsbe schluß gegen Santos durchseßte. Im März 1890 wurde der frühere Minister des Innern Herrera y Obes zum Präsidenten gewählt, und bald darauf brach eine finanzielle Krisis herein, die U. zu einer Zinsreduktion seiner auswärtigen Schuld zwang. Im März 1894 trat der neu gewählte Präsident Jdiarte Borda fein Amt an. Im Frühling 1897 führten Zwistigkeiten zwischen den Parteien der Weißen und Roten zu einem förmlichen Bürgerkriege und 25. Aug. 1897 wurde der Präsident Borda von einem Offizier durch einen Revolverschuß ermordet, worauf der Vicepräsident Cuestas die Regierung übernahm. Er löste Febr. 1898 die Kammern auf und berief eine Notabelnversammlung, die ihn Febr. 1899 zum Präsidenten wählte. Nach Ablauf seiner Regierungszeit, während welcher Ruhe und Ordnung im Lande geherrscht hatte, wurde Febr. 1903 der Führer der liberalen Colorado-Partei, José Ordonez, zum Präsidenten gewählt.

Litteratur. Isid. de Maria, Compendio de la historia de la Republica Oriental U. (Montevideo 1864); Frandenberg, Versuch einer Darstellung der polit. Verhältnisse der La Plata - Staaten und be sonders der Republik U. (Köln 1866); République Orientale de l'U. Notice historique (Par. 1867); Mulhall, Handbook of the River Plate Republics (Lond. und Buenos-Aires 1875); Diaz, Historia politica y militare de las Republicas del Plata (7 Bde., Montevideo 1878); The Republic of U., South-America, its geography, history etc. (2. Aufl., Lond. 1883); Lomba, La Republica Oriental del U. (Montevideo 1884); Bordoni, Montevideo e la Republica dell'U. (Mail. 1885); The Republic of U. Prospects of 1889 (Lond. 1889); The Republic of U. The country in 1888, statistical data (mit Karte; ebd. 1889); van Bruyssel, La république orientale de l'U. (Brüss. 1889); Wonner, De las industrias y del desarrollo industrial en la Republica oriental del U. (Montevideo 1889); Uruquay (hg. von dem Bureau of American Republics, Washington 1892); Araújo, Nuestro país (Monte video 1895); ders., Geografía nacional de la República Oriental del U. (2. Aufl., ebd. 1895); Foreign trade of Argentina, U. and Brazil (Philad. 1897); Crawford, South American sketches (Lond. 1898); Anuario estadistico de la Republica Oriental del Ú. (Montevideo); Bianconi, Cartes commerciales: U. (Par. 1885); Bollo, Atlas geografico y descripcion geografica y estadistica de la Republica Oriental del U. (Montevideo 1896).

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