Abbildungen der Seite
PDF
EPUB
[blocks in formation]

Clermont 1858); Geschichte der heil. Angela und des von ihr gestifteten Ordens der U. (bearbeitet von einer Ursuline, Innsbr. 1893).

Ursus (lat.), der Bär; U. maritimus, Eisbär (f. d.); U. spelaeus, s. Höhlenbär.

Urständ, Urstände, die Auferstehung. Urstier, soviel wie Ur (s. d.) oder Auerochs. Urstoffe, f. Elemente und Chemische Elemente. Ursula, die Heilige. U. und die elftausend Jungfrauen werden seit Jahrhunderten in Köln verehrt als eine heilige Schar, die daselbst durch ein Urteil, in der Logik die Verknüpfung zweier heidn. Heer ihren Untergang fand. Nach der Legende Begriffe unter dem Gesichtspunkt der Identität oder war U. eine schöne brit. Königstochter, die von dem Nichtidentität. Subjekt des U. ist derjenige BeSohne eines mächtigen Heidenfürsten zur Ehe begehrt griff, von dem geurteilt wird, Prädikat derjenige, wurde. Da sie sich aber schon Christus verlobt, erbat welcher den Gesichtspunkt bestimmt, von dem aus gesie sich einen dreijährigen Aufschub und zu einer Wall urteilt wird. Anfechtbar ist an dieser traditionellen fahrtsreise 10 edle Gefährtinnen, deren jede, wie sie Auffassung des U. zwar, daß die in demselben in selbst, 1000 Jungfrauen zu Begleiterinnen hatte, und Beziehung gesezten Begriffe schon als gegebene an11 Dreiruderer. Rheinaufwärts kamen sie nach Köln, genommen werden und auch die Beziehung keine dann nach Basel, von wo sie zu Fuß nach Rom pil- andere als die der begrifflichen Identität sein soll; gerten. Auf der Rückreise trafen sie vor Köln ein daraus würde folgen, daß ein U. niemals den Ge hunn. Belagerungsheer, von dem sie bei der Lan- winn einer Erkenntnis, sondern nur den Ausspruch dung niedergemezelt wurden. U., die zuleht übrig derjenigen, die man schon besaß, bedeute. Und doch war, wies den Heiratsantrag des Hunnenfürsten zu betrachtet man das U. als die Grundform des Erkenrück und starb von Pfeilen durchbohrt. Dies ist die nens. Auf dem Gefühl dieses Mangels beruhte Kants älteste Form der Legende, wie sie zu Anfang des Unterscheidung des synthetischen U. vom analy12. Jahrh. zuerst Sigebert (s. d.) von Gemblour kurz tischen, indem sie im synthetischen U. die Beziehung erzählt. Mit diesem Jahrhundert beginnt auch die zwischen den gegebenen Begriffen, die in legter Linie Auffindung der heiligen Gebeine, zuerst einzelner, allerdings Identität sein muß, nicht schon in und dann seit der Aufgrabung des sog. Ager Ursulanus mit den Begriffen selbst gegeben, sondern durch das (seit 1155) vieler Tausende von Gerippen, die von der U. erst geknüpft werden ließ, das analytische aber gleichzeitig lebenden Nonne Elisabetha in Schönau | überhaupt nicht als gleich ursprünglich mit dem synbei Oberwesel infolge von Visionen mit der heiligen thetischen, sondern als von diesem erst abgeleitet anjab. U. und ihren Genossinnen in Zusammenhang ge- Leicht lassen übrigens aus dieser einfachen Grundbracht wurden. Nach den Erklärungen von Schade form alle zusammengeseztern Formen des U. sich («Die Sage von der heiligen U. und den elftausend ableiten. So begreift sich der sog. QualitätsunterJungfrauen», 3. Aufl., Hannov. 1854) ist U. eine schied des U., d. h. der Unterschied des bejahenden uralte Göttin des german. Heidentums; doch ist es und verneinenden U., eben daraus, daß das Grundnicht unwahrscheinlich, daß der Legende die Ermor- gesez aller Synthesis das Gesez der Einheit des Bedung einiger Jungfrauen bei einem Rheinübergange wußtseins oder der Identität ist; Bejahung und Verder Hunnen bei Köln zu Grunde liegt, und daß eine neinung sind nur andere Ausdrücke der Identität Grabschrift falsch gedeutet wurde (XI M virgines, und Nichtidentität. A ist B heißt: A ist, unter irgend gelesen XI milia, statt XI martyres). Vgl. La einem Gesichtspunkt, mit B identisch; A ist nicht B légende de Sainte U. (24 Tafeln, nebst Tert von heißt: A ist von B verschieden. Ebenso läßt der Dutron; hg. von Kellerhoven, Par. 1866); Kessel, St. Unterschied der Quantität nach (zwischen dem singuU. und ihre Gesellschaft (Köln 1863); A. G. Stein, lären, partikularen, besser pluralen, und univerfalen Die beilige U. und ihre Gesellschaft (ebd. 1879); U.) sich ableiten aus der notwendigen Beziehung A. Müller, Das Martertum der thebäischen Jung der Einheit der Synthesis auf ein Mannigfaltiges, frauen in Köln (ebd. 1896); Delpy, Die Legende von das in dieser Einheit aufgefaßt wird. Weitere Unterder heiligen U. in der Kölner Malerschule (ebd. 1901). schiede der U. sind die der Relation (f. d.) und MoUrsulinerinnen, Genossenschaften von Frauen, dalität (f. d.). Man spricht von U. übrigens nicht die sich mit Armen- und Krankenpflege, namentlich ausschließlich im Gebiete der Theorie, sondern auch aber mit Mädchenunterricht beschäftigen. Angela im Gebiete des Wollens und des Schönheitsgefühls; Merici (geb. 1470 zu Desenzano, gest. 1540 zu die bezüglichen U. heißen praktische und ästhetische, Brescia, 1807 von Pius VII. heilig gesprochen) oder Geschmacksurteile; sie sind von den theoreti stiftete 1535 eine solche Genossenschaft unter dem schen dadurch deutlich unterschieden, daß sie nicht Schuße der heil. Ursula (s. d.), die von Paul III. bloß über Sein und Nichtsein, Wahrheit und Falsch1544 bestätigt wurde. Diese Genossenschaft hatte heit eine Entscheidung treffen, sondern, nach Maß: keine Gelübde und keine strenge Organisation, erhielt gabe eigentümlicher Geseze des Willens oder des Geaber eine solche namentlich durch den heil. Carloschmacks, billigend oder mißbilligend Partei nehmen. Borromeo. Sie verbreitete sich bald, namentlich in Italien und Frankreich, teilte sich aber mit der Zeit in etwa 20 Zweige (regulierte), von denen einige eine klöfterliche Organisation, andere mehr den Cha rakter von Bruderschaften haben (nichtregulierte). Namentlich zwei Kongregationen der erstern Art, die 1618 zu Bordeaur und die 1619 zu Dijon er richtete, gründeten auch in Deutschland und Österreich Klöster mit Mädchenschulen und Pensionaten. Das älteste ist das 1639 zu Köln errichtete. In Deutschland bestehen 3 Klöster in Bayern, 2 in Baden, 16 in Preußen, 1 in Oldenburg; im ganzen giebt es etwa 240 Klöster mit etwa 4500 U. Vgl. SainteFoi, Annales de l'ordre de Sainte Ursule (2 Bde., Brockhaus' Konversations-Lexikon. 14. Aufl. R. A. XVI.

Auf diese Art U., die Werturteile, bezieht sich gewöhnlich der Ausdruck Beurteilung.

über U. (Urtel) im Rechtswesen ‍s. Entscheidung. Die U. teilen sich nach Deutscher und Österr. Civilprozeßordnung in Endurteile und Zwischenurteile. Eine Unterart der erstern bilden die Teilurteile. (S. diese drei Artikel.) Endurteile wie Zwischenurteile können kontradiktorische oder Verfäumnisurteile (s. d.) sein. Das civilprozessuale U. hat zu enthalten die Bezeichnung der Parteien und ihrer gefeßlichen Vertreter sowie der Prozeßbevollmächtigten (nach Namen, Stand oder Gewerbe, Wohnort und Parteistellung), die Bezeichnung des Gerichts und die Namen der Richter, die bei der

9

130

Urteilsberichtigung

Urticinen

Entscheidung mitgewirkt haben, den Thatbestand | Stunde zu einem wütenden Schmerze steigert, ohne (f. d.), die Entscheidungsgründe und die vom That- daß Geschwulst oder Röte erscheint. Der Schmerz bestand und den Gründen äußerlich zu sondernde | verbreitet sich bald über das Glied, z. B. den ganzen Urteilsformel (Tenor). (S. auch Rechtskraft und Arm, erregt fast Kinnbackenkrampf und dauert in Zwangsvollstreckung.) gleicher Heftigkeit an 24 Stunden. Derselbe läßt die In Strafsachen schließt die Hauptverhandlung folgenden Tage zwar nach, verschwindet aber erst mit der Erlassung des U. Das U. kann nach §. 259 am achten oder neunten Tage, kehrt indes in dieser der Deutschen Strafprozeßordnung (ebenso nach | Zeit bei Beneßung mit kaltem Wasser sogleich in §. 314 der Militärstrafgerichtsordnung) nur auf voller Heftigkeit wieder. überhaupt werden alle durch Freisprechung (f. d.), Verurteilung (s. Strafurteil) Nesseln verursachten Entzündungen durch hinzugeoder Einstellung (s. d.) des Verfahrens lauten. Nach | brachte Nässe nur verlängert; noch stärker wirkt die §. 259 der Österr. Strafprozeßordnung wird auch U. urentissima Bl. der Sunda-Inseln, deren Brennin den Fällen des fehlenden Strafantrags, des haare sehr starke, jahrelang andauernde Schmerzen Rücktritts von der Anklage oder des Mangels an hervorrufen. Von der in Deutschland überall_ge= derer Prozeßvoraussetzungen nicht auf Einstellung, meinen ausdauernden zwei häufigen oder großen sondern auf Freisprechung erkannt. Wie die U. ab- Nessel (U. dioica L.) und der einhäufigen kleizufassen und zu begründen, darüber enthalten §. 266 | nen Nessel (U. urens L.) waren sonst Kraut und der Deutschen (§. 326 der Militärstrafgerichtsord- Samen als Heilmittel gebräuchlich. Die jungen nung) und §§. 260, 270 der Österr. Strafprozeßord- Triebe der erstern werden hier und da als Salat und nung die nähern Anweisungen. Im Schwurgerichts- die jungen Pflanzen wie Spinat oder Kohl als Geverfahren wird das U. in Anlehnung an den vorher müse gegessen. Die festen Fasern des Stengels könbesonders verlesenen Spruch der Geschworenen ab- nen von allen etwas stärkern Arten zu Gespinsten gefaßt. Das in Anwesenheit des Angeklagten er- und Geweben verwendet werden, und zwar nennt Lassene U. wird wirksam mit der Verkündung (s. d.), | man das aus den Bastfasern der Nesselstengel prodas in Abwesenheit erlassene mit der Zustellung duzierte zarte Gespinst Nesselgarn, das Gewebe (f. d.). Das U. soll binnen 3 Tagen nach der Ver- Nesseltuch. Vor Einführung der Baumwolle wurkündung schriftlich zu den Akten gebracht und nach den in Deutschland und in der Picardie diese Fabrider Deutschen Strafprozeßordnung von den bei der kate regelmäßig hergestellt; auch ist seit 1875 eine Entscheidung mitwirkenden Richtern, nach der Öster: Agitation zur Wiederaufnahme der Nesselfaserreichischen von dem Vorsißenden und dem Schrift: industrie von Berlin aus in Gang gekommen, doch führer unterschrieben werden. Wegen Rechtskraft bisher ohne Erfolg geblieben. Dagegen werden mehund Vollstreckung der U. s. die Artikel Rechtskraft rere Arten der verwandten Gattung Boehmeria und Strafvollzug. Vgl. Deutsche Strafprozeßordn. (s. d.) in China und andern Ländern als wichtige §§. 259-275, 313, 315; Österr. Strafprozeßordn. | Gespinstfaserpflanzen im großen angebaut. §§. 258-270, 333 fg.

Urteilsberichtigung, die Berichtigung eines falschen, dem Willen des Richters offenbar nicht entsprechenden Ausdrucks im Urteil, z. B. Schreibfehler und Rechnungsfehler. Die Deutsche (§. 319) und die Österr. Civilprozeßordn. (§. 419) gestatten, solche jederzeit auch von Amts wegen zu berichtigen. | Unrichtigkeiten des Thatbestandes dürfen nur berich: tigt werden, wenn die Berichtigung von einer Partei binnen einer einwöchigen Frist beantragt ist (Deutsche | Civilprozeßordn. §. 320). Diese Frist beginnt mit dem Tage des Aushanges des für die Urteile zu fertigenden Verzeichnisses, falls jedoch binnen zweier Monate seit diesem Tage das Urteil zugestellt wird, mit der Zustellung des Urteils. (S. Declaratio Urteilsjury, s. Schwurgericht. [sententiae.) Urteilsvollstreckung, s. Strafvollzug und Zwangsvollstredung.

|

|

[ocr errors]
[ocr errors]

Urticaceen (Urticaceae), Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Urticinen (f. d.) mit gegen 1400 über die ganze Erde verbreiteten Arten, Bäume, Sträucher oder krautartige Gewächse von sehr verschiedenem Habitus. Die Blüten sind eingeschlechtig und regelmäßig gebaut, bestehen aus einem einfachen, kelchartig entwickelten Perianth mit mehrern Lappen, meist vier Staubgefäßen in der männlichen und einem einfächerigen Fruchtknoten in den weiblichen Blüten. Die Früchte sind in der Regel Nüßdhen, seltener mit fleischiger Fruchthülle verschen, in einigen Fällen zu Scheinfrüchten (s. beistehende Abbildung) vereinigt. Viele Arten enthalten reichlich Milchsaft, der technische Verwendung findet, so der Gummibaum (s. d.); andere dienen zur Gewinnung von Fasern, wie einige Böhmeria-Arten und der Hanf, oder liefern wich

Urtica L., Nessel, Pflanzengattung aus der Familie der Urticaceen (f. d.) mit 30 in den gemäßig ten Zonen weit verbreiteten Arten, einjährige oder ausdauernde Kräuter mit ein- oder zweihäusigen, | unansehnlichen grünlichen Blüten. Die gegenstän digen Blätter sowie die Zweige und Blüten sind mit Brennhaaren besegt, die bei der Berührung an der Spize abbrechen, die Haut rißen, einen brennends. scharfen Saft in die kleine Wunde fließen lassen und dadurch Brennen und Entzündung erregen (Brenn nesseln). Das von deutschen Nesseln verursachte Brennen ist zwar lästig, aber nur sehr unbedeutend im Vergleich mit dem einiger füdasiat. Nesseln. Unter diesen erregt die in Bengalen einheimische feingekerbte Nessel (U. crenulata Roxb.) bei nur leiser Berührung mit einem Finger ein anfangs schwaches Brennen, das sich jedoch binnen einer

[ocr errors]

tige Früchte, wie der Brotfruchtbaum (Artocarpus, s. d.) und die Feige (f. d.). Neuerdings rechnet man unter die U. mehrere früher besonders betrachtete Familien, die Moreen, Artocarpeen, Cannabineen. Urticaria (lat.), die Nesselsucht (s. d.); U. factitia, Autographie.

Urticinen, Pflanzenordnung aus der Gruppe der Dikotyledonen, Abteilung der Choripetalen, charakterisiert durch eingeschlechtige Blüten, die meist nur eine rudimentäre, aus Schüppchen bestehende Hülle besigen. Die Anzahl der Staubgefäße ist verschieden. Der Fruchtknoten ist einfächerig und einjamig, die Frucht in der Regel ein Nüßchen. Die Blüten sind meist zu dicht gedrängten, selten käßchenartigen Blütenständen vereinigt. Die Ordnung um

URTICINEN. I.

(DIKOTYLEDONEN: Choripetalen.)

[graphic]
[ocr errors]

1. Artocarpus incisa (Brotfruchtbaum); a blühender Zweig, männliche Blüte, e weibliche Blüte, d Fruchtstand, verkleinert, e Teil der Oberfläche des Fruchtstandes. 2. Ficus carica (Feigenbaum); a weibliche Blüte, männliche Blüte, e Scheinfrucht (Feige), längsdurchschnitten. 3. Morus alba (Weifser Maulbeerbaum); a männliche Blüte, b weibliche Blüte, e Fruchtstand (Maulbeere).

[blocks in formation]
[merged small][graphic][merged small][merged small][merged small]

1. Cannabis sativa (Hanf), weibliches Exemplar; a männlicher Blütenstand, b Teil davon, vergröfsert, e männliche Blüte, d weibliche Blüte. 2. Humulus lupulus (Hopfen), Stück eines fruchttragenden Sprosses; a männlicher Blütenstand, 6 männliche Blüte, e Sprofs mit weiblichen Blütenkätzchen, d weibliche Blüte, e Fruchts chuppe, f Frucht, vergröfsert, g desgl. nat. Gr. 3. Boehmeria nivea (Chinagras); a männliche Blüte, b weibliche Blüte, c Frucht.

Brockhaus' Konversations - Lexikon. 14. Aufl.

[subsumed][merged small][graphic][subsumed]

9

14

10

1. Cercomonas intestinalis. 2. Trichomonas vaginalis. 3. Megastoma entericum. 4. Trichomonas batrachorum. 5. Euglena viridis. 6. Opalina ranarum. 7. Balantidium coli. 8. Stentor Roeselii. 9. Freya ampulla. 11. Aspidisca lyncaster, in Teilung. 12. Carchesium polypínum. 10. Stylonychia mytilus, von der Seite. 13. Podophrya gemmipara. 14. Noctiluca miliaris. 15. Codosiga botrytis. [Alle Figuren stark vergröfsert.]

Brockhaus' Konversations - Lexikon. 14. Aufl.

« ZurückWeiter »