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Artikel VIII.

Die Kriegsmarine des Bundes mit den erforderlichen Hafen. und Schifffahrts. Anlagen wird nach folgenden Grundsägen errichtet: Die Kriegsmarine der Nord. und Ostsee ist eine einheitliche unter Preußischem Oberbefehl. Bei Ernennung der Offiziere und Beamten konkurriren die Küstenstaaten auf Grund besonderer Verein. barungen.

Der Kieler und der Jade. Hafen werden Bundes Kriegshäfen.

Als Maßstab der Beiträge zur Gründung und Erhaltung der Kriegsmarine und der damit zusammenhängenden Anstalten dient im Allgemeinen die Bevölkerung unter Feststellung eines Präzipuums zu Lasten der Uferstaaten und Hansestädte nach Maßgabe des Lasten gehalts der Handelsmarinen der einzelnen Staaten.

Ein Bundes Marine Budget wird nach diesen Grundsägen vereinbart.

Das Anwerben der Matrosen und Mannschaften für die Bundes. Kriegsmarine wird durch ein Gesez geregelt, welches zugleich die Verpflichtung für jeden einzelnen Uferstaat feststellt, für Deckung des Bedarfs pro rata des Laftengehalts der Handelsmarine aufzukommen. Durch dasselbe Gesez wird der Maßstab festgestellt, nach welchem die Mannschafts- Gestellungen für die Marine auf diejenigen des Land. heeres des Bundes in Abzug gebracht werden.

Artikel IX,

Die Landmacht des Bundes wird in zwei Bundesheere eingetheilt, die Nordarmee und die Südarmee.

In Krieg und Frieden ist Se. Majestät der König von Preußen Bundes Oberfeldherr der Nordarmee, Se. Majestät der König von Bayern Bundes Oberfeldherr der Südarmee.

Jeder der beiden Bundes- Oberfeldherren hat das Recht und die Pflicht, dafür Sorge zu tragen, daß innerhalb der von ihm be. fehligten Armee die bundesbeschlußmäßigen Kontingente vollzählig und kriegstüchtig vorhanden sind, und daß die nothwendige Einheit in der Organisation, Formation, in Bewaffnung und Kommando, in der Ausbildung der Mannschaften, so wie in der Qualifikation der Offi. ziere hergestellt wird.

Das Recht, unter Voraussetzung übereinstimmender Vorbildung, bis zur Grenze des eigenen Kontingentes die Offiziere zu ernennen,

steht jeder Regierung zu, diejenigen Kommandos, unter welchen mehr als ein Kontingent steht, besezt der Oberfeldherr. Dieselben müssen auch im Frieden jederzeit befeßt und in Funktion sein, nach Maß. gabe der Heereseintheilung, wie sie bisher in der Preußischen resp. Bayerischen Armee stattfindet, so daß mindestens für je 3 Bataillone 1 Regiments - Commandeur, für höchstens 3 Regimenter 1 Brigade. Commandeur, für je 2 Brigaden 1 Divisionair und für jedes Corps der Bundes. Armee der kommandirende General jederzeit in Funktion ist.

Der Oberfeldherr hat das Recht, in den nach seiner Ueberzeugung dringenden Fällen die kriegsbereite Aufstellung jedes Theiles der von ihm befehligten Bundes- Armee innerhalb des Gebietes der lezteren, vorbehaltlich späterer Genehmigung durch Bundesbeschluß, anzuordnen, und verpflichten sich die Bundesregierungen, eine solche Anordnung in Betreff ihrer Kontingente unverzüglich auszuführen.

Für jedes der Bundesheere wird ein gemeinschaftliches, mit der National Vertretung zu vereinbarendes Militairbudget für Feldarmee und Festungswesen, aus Matrikularbeiträgen der zu dem betreffenden Heere ihre Truppen stellenden Regierungen gebildet.

Die Höhe der Matrikularbeiträge richtet sich nach der Bevölke rung der betreffenden Staaten.

Die Verwaltung jedes der beiden Bundes-Militair-Budgets wird unter Leitung des Oberfeldherrn von einem, aus Vertretern der bei tragenden Regierungen gebildeten Bundes Kriegsrath geführt und hat der National Vertretung jährlich Rechnung abzulegen.

Jede Regierung leistet selbst die Auslagen für die von ihr ge stellten Truppen, vorbehaltlich gemeinsamer Abrechnung nach Maß. gabe der Beitragspflicht. Ersparnisse an dem Militair-Budget, mögen fie an den Gesammt Ausgaben oder an denen für die einzelnen Kon. tingente gemacht werden, fallen unter keinen Umständen der einzelnen Regierung, welche sie macht, sondern dem für jede der beiden Bundes. Armeen gemeinsamen Bundes Kriegsschaße zu. Die Controle des lezteren steht der National Vertretung zu.

Artikel X.

Die Beziehungen des Bundes zu den Deutschen Landestheilen des Desterreichischen Kaiserstaates werden nach erfolgter Vereinbarung über dieselben mit dem zunächst einzuberufenden Parlamente durch besondere Verträge geregelt werden.

Berlin, gedruckt in der Königlichen Geheimen Ober- Hofbuchdruckerei

(R. v. Decker).

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Mit Genehmigung des Königlichen Ministeriums für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten nach amtlichen Quellen herausgegeben.

No 46. Berlin. Verlag der Königlichen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei (R. v. Decker). 16. November 1866.

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Feststellung des Nettogewichts für den in Kisten

mit Anweisung zu versehen. Das Resultat der angestellten Nettoverwiegungen ist Ende dieses Jahres anzuzeigen. Berlin, den 20. Juli 1866.

An

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von weniger als 4 Centner eingehenden rohen | sämmtliche Herren Provinzial-Steuerdirektoren und die Königlichen

Kaffee.

(Centralblatt der Abgaben, Gewerbe- und Handelsgesetzgebung und Ver. waltung in den Königlich Preußischen Staaten. Nr. 21.)

Nach den bei der Zollabfertigung gemachten Wahrnehmungen übersteigt bei dem in Kisten eingehenden rohen Kaffee das wirkliche Gewicht der Umschließung nicht unbeträchtlich den tarifmäßigen Tara. sag von 12 pCt. In Folge dessen wird von den Empfängern fast regelmäßig die Nettoermittelung beantragt, woraus für die Bethei. ligten, wie für die Verwaltung eine erhebliche Belästigung er wächst.

Zu einer Erhöhung der tarifmäßigen Taravergütung gewähren die vorliegenden Erfahrungen noch keinen genügenden Anhalt. In zwischen erscheint es nach den angestellten Erörterungen zulässig, eine Erleichterung der Abfertigung dahin eintreten zu lassen, daß bei dem in Kisten von weniger als 4 Ctr. eingehenden Kaffee eine probeweise. Nettoverwiegung einzelner Kisten (etwa bis der Gesammtmenge) erfolgt. Ergiebt sich hierbei eine Uebereinstimmung mit den Angaben in der Faktura, so kann für den Rest das Fakturagewicht bei der Verzollung zu Grunde gelegt werden. Bei den probeweisen Verwie. gungen ist jedoch stets ein Oberbeamter zuzuziehen.

Die Hauptämter des dortigen Verwaltungsbezirks sind hiernach Preuß. Handels- Archiv 1866. II.

Regierungen in Potsdam und Frankfurt.

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1856, 20. April 1863, 13. Mai 18631), 19. Juli 1865, 31. Juli 1865 und 31. Juli 1865,

Haben für gut befunden und verordnet, was folgt:

Art. 1. Unter Modifikation des Art. 1 des Königlichen Be schlusses vom 31. Juli 1865 wird bestimmt, daß die Abfertigung bei der Einfuhr auf der Eisenbahn von Nymwegen nach der Preußischen Grenze in der Richtung von Kranenburg bei dem Zoll-Comtoir in Nymwegen erfolgen soll.

Art. 2. Als Einnahme-Comtoir für die Einfuhr auf genannter Eisenbahn, auch bezüglich der Firnisse und anderer Alkohol enthaltenden Flüssigkeiten, bei denen der Einbringer in Gemäßheit Art. 2 §. 3 des allegirten Gesezes vom 1. Mai 1863 die Ermittelung der richtigen Stärke fordert, soll das Zollamt zu Rotterdam fungiren.

Art. 3. Dieser Beschluß tritt mit dem 1. November 1866 in Kraft.

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Der Geld und Effektenmarkt erfuhr im Laufe des verflossenen Jahres sehr starke Bewegungen. Das Jahr begann mit Schwierigkeiten, und die Erfahrung, daß gewöhnlich im Januar der Diskonto auf einen billigen Satz komme, hat sich 1865 nicht bewährt, während sonst in diesem Monate die Kapitalien in die großen Kanäle des Verkehrs zurückfließen, da um diese Zeit die meisten Zinsen und Amortisationen eingehen und das Geld überhaupt am flüssigsten wird. Die von England ausgegangene Er. schütterung hat, wie auf den ganzen Kontinent, so auch auf den Deutschen Süden zurückgewirkt, und so sahen wir im Januar den ungewöhnlichen Stand von 5 pCt. für gutes Bankpapier. Mit dem Februar besserte sich die Lage, und die Frankfurter Bank, welche auch für unser Land maßgebend ist, konnte auf 4 pCt. heruntergehen. Vom März bis zum September ge langten wir wieder zu ganz normalen Zuständen und zu dem billigen Sahe von 34 pCt. Im Oktober dagegen, wo sich die um diese Jahreszeit wie derkehrenden Bedürfnisse geltend machten und die Fabrikthätigkeit eine un. gewöhnliche Rührigkeit annahm, trat eine Knappheit ein, deren Dauer und Intensität ähnliche Zustände früherer Jahre weit hinter sich zurückließ. Binnen wenigen Wochen stieg der Diskonto für bestes Bankpapier um 2 pCt., wobei man selbst zu diesem höheren Saße - 51⁄2 sehr zurück. haltend mit der Annahme von Wechseln war. Diese schwierigere Lage er hielt sich bis zum Ende des Jahres, und man machte sogar der Frankfurter Bank sehr zum Vorwurf, daß sie diese unausbleiblichen Verhältnisse nicht voraus wahrnahm, den billigen Sah von 31⁄2 pCt. bis in den September hinein unmotivirt aufrecht erhielt und dadurch den Handel nicht früher schon durch allmälige Diskonto-Erhöhung zur Vorsicht und Zurückhaltung mahnte.

Dieser Stand des Geldmarktes wurde hauptsächlich durch die Amerika. nischen Ereignisse herbeigeführt, welche eine gewisse Solidarität der Kredit. und Verkehrsverhältnisse zwischen beiden Märkten bewirkten. Von dem Augenblick an, wo der Sieg der Waffen den Nordstaaten sich zuneigte, d. h. von der Präsidentenwahl im Dezember 1864 an, begann eine massenhafte Betheiligung in Amerikanischen Fonds, und von dem Augenblick an, wo 1) S. Hand. Arch. 1863 II. S. 114.

der Sieg entschieden war, Mitte April, eine folche Nachfrage nach Baum. wolle und nach Fabrikaten aller Art, daß auf beiden Seiten abnorme Zustände nicht ausbleiben konnten.

Der Bedarf, welchen die Vereinigten Staaten in Fabrikaten aller Art namentlich in Baumwollgeweben, eröffneten, war so umfangreich, daß das Rohmaterial allein, welches aus den nun frei gewordenen Häfen der Union nach Europa wanderte, nicht genügte, sondern man mußte sich schon von Neuem wieder an Länder wenden, die als Bezahlung das gute blanke Metall von Europa wegziehen. So wanderten ungeheure Summen von Silber mit beinahe jedem Steamer nach Indien, und von Gold nach Egypten. Rechnet man hierzu noch die außerordentlich großen Summen von Baarschaft, welche für Seide nach China verfchifft worden sind, so ist es wohl erklärlich, daß von dem edlen Metalle, welches in Europa aufgespeichert ge. wesen, ein ansehnlicher Theil abfloß, und zwar, um nach Ländern zu geben, von denen es nur langsam und spärlich, größtentheils aber gar nicht wieder zu uns zurückkehrt.

Neben diesen Ergebnissen auf dem Felde des Waarengeschäftes hat aber Antheil an den Verlegenheiten unseres Geldmarktes. Es ist unzweifelhaft, auch das leidenschaftliche Spiel mit den Amerikanischen Fonds einen großen daß mehrere Hunderte von Millionen in diesen Papieren im lezten Jahre in Europa angelegt worden sind, und Süddeutschland hat dazu ein großes Kontingent geliefert, wozu Württemberg einen beträchtlichen Theil, man schäßt 30 Millionen, gestellt hat.

Die Spekulation mit diesen Fonds hat alle Kreise ergriffen, den ruhigen Kapitalisten wie den Spieler an der Börse, und die vielen Gewinner die erzielt wurden, sowie die hohen Intereffen und die rasche Konsolidirung der finanziellen Verhältnisse der Union werben noch täglich neue Liebhaber und machen unseren Europäischen Werthen eine schwer zu bestehende Kon kurrenz, haben auch manchen Kanal, in welchen sich der Strom der Kapi. tale bisher mehr oder minder zu ergießen pflegte, theilweise trocken gelegt.

Das Geschäft mit Werthpapieren insbesondere nahm eine ganz andere Richtung. Die Oesterreichischen Fonds, die früher neben den ganz foliden Papieren stark in Württemberg vertreten und namentlich für die Spekula. tion immer gesucht gewesen, sind nicht nur ganz in den Hintergrund ge kommen, sondern selbst in den größten Beträgen verkauft worden, um gegen Amerikanische, die einen so hohen Zins und eine stete Emotion bieten, umgetauscht zu werden. Zu dieser Abneigung der Kapitalisten trug jedoch auch der finanzielle Zustand des Kaiserstaates bei, welcher seine Defizits mit im mer lockenderen Versprechungen zu decken sucht. Die Vorliebe für die Stocks der Union hat überhaupt die Ansprüche aller Kapitalisten ganz anders gestaltet. Während man früher unsere Württembergischen 4. und 4%. prozentigen Staatsschuldscheine wegen ihrer unzweifelhaften Sicherheit in jeden Summen leicht anbringen konnte, sind jezt die Käufer viel seltener geworden, und es wird diese Sachlage noch fühlbarer werden, wenn man in der nächsten Zeit genöthigt sein wird, zu größeren Anleihen für Eisen. bahnzwecke zu schreiten.

Der Kours unserer inländischen Staatspapiere bewegte sich 1865 in folgenden Ziffern: 4 proz. Oblig. 4proz. Oblig. 3 proj. Oblig.

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schen Bank in den lezten vier Monaten des Jahres Noth gelitten, da Ab. geber zum laufenden Börsenkourse mangelten.

In den Papieren unserer inländischen Aktiengesellschaften find im Laufe dieses Jahres mehr Umsäße als früher vor sich gegangen. Die Kammgarnspinnerei Bietigheim hat sich in ihrer Lage so gebessert, daß ihre Aktien, die noch vor ein paar Jahren zu 50 pCt. vergeblich ausgeboten waren, nun. mehr Käufer zu pari fanden. Ebenso hat sich das Verhältniß der Würt. tembergischen Zuckergesellschaft Altshausen Züttlingen in einer Weise konso lidirt, daß auch diese Aktien, die im Jahre zuvor in die 80 pCt. gestanden haben, nunmehr den Parikours inkl. Dividende nahezu wieder erreichten. Die Aktien der Eßlinger Maschinenfabrik befinden sich fast ausschließlich in | festen Händen, doch sind einige Umsäze zwischen 130 und 140 darin vorgekommen.

Die Vorliebe für Amerikanische Papiere hat aber noch eine andere Wirkung gehabt. Die Anstalten, bei denen sonst große Summen Kapitals angelegt wurden, nie Reutenanstalt, Lebensversicherungsbank und Kredit. verein, haben weit geringere Einlagen erhalten, so daß sie das Feld der Thätigkeit, das sie früher so ersprießlich betreten hatten, viel weniger kulti viren konnten. Zudem ist noch eines Umstandes zu erwähnen, der jezt wieder sehr vielfach zum Vorschein kommt. Vor einer Reihe von Jahren hatte man in Württemberg nicht zu viel Gelegenheit, Gelder auf Unter. pfand anzulegen. Die Landwirthe waren in der Lage, nicht nur kein Geld zu bedürfen, sondern Geld anzulegen, und wer auf Hypotheken Geld ange liehen baben wollte, dem stand es zu niederen Zinsen zu Gebot. Die un günstige Lage jedoch, in die sie durch die außerordentlich gedrückten Frucht. preise gerathen sind, bringt es mit sich, daß jezt wieder eine Unmasse Anlehnsgesuche vorkommen, für die sich die Abnehmer nicht im gleichen Maße Von den vielen Anleihen, die während des Jahres 1865 zur Emission zeigen. Insbesondere hat die Verwaltung der Württembergischen Sparkasse gekommen sind, ist Namhaftes nicht nach Württemberg gewandert. Bei Gelegenheit, diese Wahrnehmung zu machen. Bis vor etlichen Jahren war einer 5prozentigen Staatsanleihe des Kantons Bern von 34 Mill. Franken es dieser Anstalt, welche ein so großes Kapital verwaltet, kaum möglich, und bei einer 4prozentigen Prioritäts-Anleihe der Schleswigschen Eisen. ihre Gelder auf sicheres Unterpfand was sie jedem anderen Placementbahnen haben zwar Württembergische Bankhäuser mitgewirkt, doch hat nur die erstere einige Aufnahme bei uns gefunden. Die Pfandbriefe der Desterreichischen Bodenkreditanstalt und der Frankfurter und Sächsischen Hypothekenbanken sind zwar noch immer als ruhiges Placement, aber doch nur in kleineren Beträgen gefragt. Die einzige größere Finanzoperation, welche eine belangreichere Theilnahme bei uns gefunden hat, war das An. leihen, welches im Monat November von Oesterreich mit Französischen Häu. fern unter Leitung des Comptoir d'Escompte in Paris im effektiven Sil. berbetrage von 90 Mill. Oesterr. Gulden (eingetheilt in 734,694 Obliga. tionen à 500 Frs.) abgeschlossen worden ist. Der billige Preis und dann auch der Umstand, daß man in der ganzen Behandlung dieses Geschäfts eine Art von Courtoisie des Kabinets der Tuilerien gegen Oesterreich er. blicken zu dürfen glaubte, weckten auch bei uns zur Theilnahme, und ziem. lich beträchtliche Summen sind gezeichnet, aber auch großentheils gleich von Anfang mit kleinem Nußen wieder abgegeben worden.

vorzicht zur Genüge unterzubringen. Sie war deshalb gezwungen, alle möglichen Gattungen von Werthpapieren zu erwerben. Jezt ist das um. gekehrte Verhältniß eingetreten. So viele gute Hypotheken wurden ihr offe. rirt, daß sie nicht nur ihre eingehenden Gelder vollauf darin verwenden konnte, sondern sogar von ihren Werthpapieren große Summen verkaufte, um sie gegen solches Placement umzutauschen.

Hand in Hand mit der Verkehrssteigerung ging der Umjag in fremden Devisen, welcher gegen die Vorjahre bedeutend ausgedehnt worden ist. Zu diesen Umsäßen hat auch der Handelsvertrag zwischen Frankreich und dem Zollverein Vieles beigetragen. Paris ist eine hier zu Lande stets gesuchte und besser als in Frankfurt bezahlte Devise. London war auch jeder Zeit in größeren Posten zu placiren, da unsere Spinner, Indigo. und Farb. waarenhändler, sowie auch die Wollhändler, bedeutende Bezüge für die Fa. brikation gemacht haben. Amsterdam hatte seinen regelmäßigen Absatz für Kolonialwaaren und für Bezüge auf den Holländischen Auktionen; doch kommt Holländisches Papier am Stuttgarter Plage nicht oft vor. Wechsel auf Frankfurt waren täglich in großen Beträgen am Markt und immer zu dem Diskontosaß der Frankfurter Bank, häufig auch unter diesem, zu pla. ciren. Für Wechsel auf Wien war bei den Getreide und Wollhändlern stets gute Verwendung. Außerdem kaufte auch die Spekulation diese De. vise, da man der fortschreitenden Besserung der Valuta so zu sagen mit den Augen folgen konnte. Anfangs 1865 stand deren Kours 101, Ende des Jahres 111. Wechsel auf Augsburg kamen weniger als in frűheren Jahren zum Vorschein, da dieser Plaz immer mehr an Bedeutung verliert. Hamburg und Bremen haben wenig oder gar keinen Umsay an unserer Börse gehabt. Es ist weder Bedarf noch Angebot hierin.

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An das Geschäft mit fremden Devisen schließt sich das Geschäft mit edlen Metallen an, bei welchem besonders hervorzuheben ist, daß Napoleons. d'or in enormen Posten aufgekauft wurden, die, wenn auch auf Umwegen, alle nach Frankreich zurückwanderten. In ähnlicher Weise ist ziemlich viel Silber, darunter namentlich auch Zwei-Guldenstücke, nach Paris resp. Lon. don gewandert, wohin es sich rentirte wegen des großen Bedarfs dieses Metalls zu den Verschiffungen nach Indien und China. Nimmt man hierzu die durch kein allgemeines Gesez limitirte Emission und die mit jedem Jahre wachsende Masse von Papiergeld, welche den Abfluß der baaren Mittel ins Ausland erleichtert, so muß man mehr und mehr zu der Ueberzeugung ge langen, daß die Zeit des Uebergangs zur Goldwährung bereits gekommen sein dürfte, denn wenn die Silbersorten ferner in dem Verhältniß wie seit. her aus dem Lande gehen, so können die Silberreserven unserer Banken kaum erhalten werden. Der Verkehr in Thaler Devisen hat durch den Verlust, der in Folge der kolossalen Banknoten-Cirkulation der Preußischen Bank hervorgerufen wurde, sowie durch den hohen Diskonto der Preußi.

Eine 6prozentige Prioritäts- Anleihe der Donau-Dampfschifffahrts.Ge sellschaft von 3 Mill. Gulden füddeutscher Währung und dann eine kleine 4 proz. Anleihe der Schweizerischen Nordostbahn von 3 Mill. Franken haben ebenfalls einigen Anklang bei uns gefunden. Doch war durch das Spiel und die Anlage in den Amerikanischen Fonds die Aufmerksamkeit so sehr bingenommen, daß für andere Anlagen in auswärtigen Fonds nicht mehr viel Kapital flüssig blieb. Es begreift sich dies leicht, wenn man die Kourse nachstehender früher beliebter Papiere mit dem Aufschwung der Amerikanischen vergleicht:

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Der enorme Andrang auf allen Börsen für Staats- und Gesellschafts. Anleihen konnte nicht verfehlen, auch für die Privaten den Kredit zu be fchränken. Die Banken konnten die an sie gemachten Ansprüche nur mit Mühe beschaffen und überall ertönte der Ruf nach Vermehrung des Papier. | geldeß oder nach Errichtung von Banken. Auch in Württemberg trat der Wunsch nach Errichtung neuer Bankkräfte vielseitig auf. Wie schon oben angegeben wurde, reichten zwei Parteien, die eine für ein Vereinsbankgeschäft, die andere für eine Zettelbank ihre Konzessionsgesuche ein. Es ist aber die Frage, ob eine Zettelbank den Zinsfuß erniedrigen könnte. Wenn das Kapital für geschäftliche Unternehmungen aller Art gesucht ist, können auch neue Banken einen knappen Geldstand und hohen Diskontosaß nicht verhindern. Die Nachfrage geht eben über die vorhandenen Vorräthe hin. aus, und um der Spekulation einen Zügel anzulegen, bleibt das einzige Mittel eine Erhöhung des Zinsfußes, zu welchem Notenbanken so gut wie

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