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gesucht werden muß. Die häufigen Fluktuationen liefern eher den Beweis, daß es das Bestreben der Bank von England gewesen ist, den Zinsfuß soviel wie möglich dem Begehr nach Geld und dem Werthe desselben im offenen Markte anzupassen und es ist nicht leicht einzusehen, weshalb der Werth der zirkulirenden edlen Metalle nicht ebenso wie derjenige anderer Artikel durch die Nachfrage und die Vorräthe bestimmt werden sollte.

Das verflossene Jahr ist wieder recht reich an neuen Aktiengesellschaften gewesen. Die Liebhaberei für Privat-Unternehmungen bleibt immer noch frisch und rege und es unterliegt keinem Zweifel, daß nicht nur bei den größeren, sondern auch bei den kleineren, dem Mittelstande angehörigen Ka pitalisten, dieses verhältnißmäßig neue System der Aktiengesellschaften mit beschränkter Verbindlichkeit von Jahr zu Jahr mehr Anklang findet, indem die wirkliche oder in manchen Fällen auch nur anscheinend gute Sicherheit und die Aussichten auf vortheilhafte Verwerthung der Kapitals-Anlage unzweifelhaft verlockend für sie sind. Auch fremde Anleihen wurden meisten. theils mit Gunst aufgenommen, wogegen Englische Staatspapiere, wie z. B. Konsols, ihres niedrigen Zinsfußes wegen sehr vernachlässigt wurden und in Folge deffen bedeutend gefallen find. Daß bei vielen dieser neuen Gesellschaften sich die Aktionaire in ihren Erwartungen bitter getäuscht gefun❘ den haben, davon liefern manche Vorfälle der jüngsten Zeit nur zu traurige Beweise; es muß jedoch zugegeben werden, daß eine beträchtliche An. zahl jener Gesellschaften eine hohe und ehrenhafte Stellung einnehmen, nicht nur in Folge der lobenswerthen Art und Weise, mit welcher die Geschäfte geführt worden find, sondern auch in Folge der weise unternommenen, bis jezt vortheilhaft erscheinenden Operationen. Bei der großen Ausdehnung, welche die Aktiengesellschaften in den letzten Jahren angenommen haben, wäre es aber sehr wünschenswerth, wenn Wege und Mittel gefunden werden könnten, das Publikum gegen unsolide, gewissenlose, ja betrügerische Unternehmer von Aktiengesellschaften sicher zu stellen. Gegen gefeßliche Beschrán. kungen zu diesem Behuf find die Vorurtheile des Englischen handeltreibenden Publikums in der Regel sehr groß, und doch scheint es, als ob etwas der Art nöthig thut, um dem Unwesen zu steuern.

Die Zahl der im vergangenen Jahr errichteten Aktiengesellschaften über. schreitet diejenige des Jahres 1864 um 5 und ist um 24 größer als im Jahre 1863. Das nominelle Kapital derselben ist in 1865 kleiner als in 1864; in den wirklichen Anzahlungen ist jedoch der Unterschied nur ge ringe, wie es aus folgender Tabelle ersichtlich ist; es entstanden nämlich:

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Der Totalbetrag der Kapitalien, welcher in den verschiedenen ange. führten Unternehmungen angelegt worden, ist, wie es sich aus Obigem er• giebt, fein unbedeutender und wenn derselbe auch nicht ausschließlich die Ersparnisse dieses Landes repräsentirt, denn durch die Einlösung und Rückzahlung früherer Anleihen kamen fortwährend Gelder in Umlauf, welche von neuem angelegt zu werden suchten, so giebt er doch einen guten Begriff von dem Wohlstande dieses Landes. Einen ferneren Beweis davon liefern auch die Staatsrevenűen und dürfte eine kurze Betrachtung derselben vielleicht von Interesse sein. Das am 27. April 1865 veröffentlichte Budget der Regierung war ein höchst befriedigendes, indem die Einnahmen die Aufgaben um ca. vier Millionen Pfund Sterling überstiegen. Dieser große Ueberschuß wurde zur Herabseßung verwendet, wie z. B. mehrerer Stempelgebühren, der Feuer-Assekuranz-Steuer von 3 Sh. auf Sh. pCt., der Einkommensteuer von 6 Pce. auf 4 Pce. pro Pfund Sterling, des Eingangszolls auf Thee von 1 Sh. auf 6 Pce. pro Pfund. Man nahm an, daß diese Ermäßigungen der Zölle und Steuern die Revenüen für das finanzielle Jahr, vom 1. April 1865 bis Ende März 1866, um ca. 3,778,000 Pfd. Strl. verringern würden. Es zeigt sich jedoch, nach den Erfahrungen der ersten neun Monate des finanziellen Jahres, April bis Dezember 1865, daß diese Schäßung sich nicht als richtig bewähren dürfte, sondern daß gerade die herabgeseßten Steuern größeren Verbrauch und Einfuhr und daher größere Einnahme veranlaßt haben, und daß sogar die um ca. 33 pCt. erniedrigte Einkommensteuer nur einen Ausfall von ca. 8 pCt. ergiebt, so daß die ersten neun Monate einen Minderertrag von nicht mehr als 1,116,958 Pfd. Strl. ergeben, wonach anzunehmen ist, daß bei dem nächsten Budget wieder ein Ueberschuß von 2 bis 3 Millionen hervortreten dürfte. Die Gesammteinnahme des Zollamtes, Accisen, Stempel, Tagen

Einkommensteuer, Postamt, Kronländer betrug im Jahre 1865 69,196,478 Pfd. Stel. und im Jahre 1864 70,125,374 Pft. Strl.

Durch das Auftreten der Rinderpest im Juni 1865 wurde dieses Land von einer großen Kalamität befallen. Es ist zweifelhaft, ob dieselbe vom Kontinente hierber übertragen wurde, oder ob sie in einigen schlecht venti. lirten und schmußig gehaltenen und überfüllten Vieh-Transportschiffen ihren Ursprung nohm; soviel steht jedoch ziemlich fest, daß sie von den Vich. märkten dieser Stadt sich schnell nach allen Richtungen hin verbreitete. Verschiedene von der Regierung getroffene und in Ausführung gebrachte Maßregeln erwiesen sich ganz unzulänglich und die Epidemie hat sich jezt fast über ganz England und Schottland ausgedehnt, und fährt fort, die schönen Heerden dieses Landes zu vernichten. Am 31. Dezember 1865 be richteten die amtlichen Anzeigen, daß seit dem ersten Ausbruche der Rinderpest 73,549 Stück Vieh erkrankten, von denen 41,491 starben, 7045 kurirt, 13,931 geschlachtet wurden und 11,082 noch in Behandlung waren.

Aus den nachfolgenden Ziffern, welche den amtlichen Notizen des Handelsamtes entnommen sind, ergiebt es sich, daß, troß des großen Drucks während der ersten sieben Monate, in Folge der ungeheuren Thätigkeit während der lezten fünf Monate, das Gesammt-Resultat des Handels wäh. rend des ganzen Jahres 1865, im Vergleich mit den vorhergehenden Jahren ein günstiges ist, es war nämlich:

der Totalwerth der Einfuhren in Großbritannien:

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was von einem regelmäßigen Wachsthum von Jahr zu Jahr, sowohl hinsichtlich der Quantität als auch des Werthes Zeugniß ablegt und wovon die Ursache hauptsächlich, wenn nicht ausschließlich, in den hohen Baum. wollenpreisen gesucht werden muß.

Die Ausfuhr von Wollenwaaren hat um 65 pCt. im Werthe zwischen 1860 und 1865 zugenommen; in der Quantität kann schwer ein Vergleich mit früheren Jahren angestellt werden, weil Abänderungen in der Form der amtlichen Tabellen stattgefunden haben. Es wurde ausgeführt in Pfd. Strl. Werth:

1860.... 1864 1865.

Eisenwaaren im Werthe von..

1864 1865

Pfd. Strl.

123,992,264

146,602,342

160,436,302

165,862,402

oder 5 Millionen Pfund Sterling in 1865 mehr als in 1864. Die Ausfuhr der meisten Artikel soll mit nicht unbeträchtlichem Vortheile ver bunden gewesen sein; derselbe würde ohne Zweifel einen noch größeren Um. fang angenommen haben, wenn nicht der hohe Zinsfuß während der lezten Hälfte des Jahres den Handel so sehr behindert hatte; es ist jedoch die Frage, ob dieses nicht geradezu für einen Vortheil angesehen werden kann, indem dadurch der Handel in mehr solideren Schranken zurückgehalten und freier von Spekulationen geblieben ist, als es sonst der Fall gewesen sein würde.

Der Zuwachs in den Ausfuhren des verflosseven Jahres ist nicht auf einige wenige Artikel gefallen, sondern hat sich fast ohne Ausnahme auf die verschiedenen Handelszweige vertheilt. Die Ausfuhren von Baumwollen. Waaren stiegen im Jahre 1865 um 4 pCt. im Werthe gegen das Jahr vorher, und um 113 pCt. gegen das Jahr 1860, dieses war jedoch theil. weise die Folge erhöhter Preise, denn während die Quantität in 1865 die jenige in 1864 um 15 pCt. übersteigt, beträgt sie andererseits ca. 27% p¤t. weniger als in 1860, dem Jahre vor dem Ausbruche des Amerikanischen Krieges. Die folgende Tabelle der Ausfuhr von Baumwollenwaaren wäh. rend der lezten sechs Jahre ist von Interesse:

Yards:

Pfd. Strl. Werth:

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gegen 4,848,592 Pfd. Strl. in 1864 und 5,213,530 1865, Maschinen im Werthe von .....

3,837,821 1860, 4,334,273 1865,

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gegen 4,113,707 Pfd. Strl. in 1864 und was also auch in diesen drei Artikeln eine jährliche regelmäßige Zunahme ergiebt.

Ferner: Kurzwaaren stiegen von 3,770,609 Pfd. Strl. in 1860, auf 4,797,552 Pft. Strl. in 1864 und 5,013,757 Pfd. Strl. in 1865. Die einzigen Artikel von Bedeutung, in welchen eine Verringerung der Aus. fuhren stattgefunden hat, sind Kupfer und Seidenwaaren und war die Ur. sache davon, was Kupfer anbetrifft, hauptsächlich in den zerrütteten finan. ziellen Verhältnissen Ostindiens zu finden, während in Betreff der Ausfuhr von Seidenwaaren die hohen Preise ungünstig wirkten.

Von Kupfer und Messing betrugen die Ausfuhren:

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Es ergiebt sich nun hieraus, daß die Verringerung im Werthe der Gesammt Einfuhren hauptsächlich der Preiserniedrigung von Baumwolle zugeschrieben werden muß, und daß die Gesammt-Einfuhren, was Quantität anbetrifft, jedenfalls diejenigen des Jahres 1864 übertreffen.

Aus nachfolgender Tabelle ergiebt sich, in welchem Verhältniß die verschiedenen Länder der Welt mit Großbritannischen Waaren versorgt worden find. 1) Nach Britischen Besitzungen hin betrug die Ausfuhr:

Pfd. Strl.

35)

Bei einem Rückblick auf die lezten sechs Jahre muß man gestehen, daß der Fortschritt im Handel Großbritanniens alle Erwartungen über. troffen hat. Das Ausbleiben der Amerikanischen Baumwollen Zufuhren und die Verringerung des Handels mit Amerika in Folge des Amerika. nischen Krieges, welche zur Zeit zu so großen Befürchtungen Anlaß gaben, verursachte nur in den Jahren 1861 und 1862 einen kleinen Rückgang von dem günstigen Resultate des Jahres 1860, aber von 1863 ab hat eine bedeutende und fortdauernde Verbesserung stattgefunden. So groß ist jezt die Ausdehnung des Großbritannischen Handels nach allen Welttheilen hin, und die ihm durch sein freies System verliehene Macht so stark, daß, sobald in irgend einem Erdtheile den Handel störende Ereignisse eintreten, vermehrte Thätigkeit in den anderen Erdtheilen sofort einen Ersat dafür leistet.

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Geldmarkt.

Das Jahr 1864 endete unter günstigeren Verhältnissen für den Geld. markt, als solche während der zwölf Monate vorher existirt hatten und wenn auch während des eben verflossenen Jahres ein fast ebenso hoher Zinsfuß der Bank erreicht worden ist als in 1864 und es an der gleich. mäßigen, für einen geregelten und blühenden Handel nöthigen Ruhe gefehlt hat, so find wir doch frei von Krisen und allen Ereignissen der Art ge. blieben, was zum Theil der besseren Verwaltung der Bank von England, ferneren Verbesserungen in unserem Finanzsystem, sowie auch der größeren Vorsicht des handeltreibenden Publikums zuzuschreiben ist. Einige der Ursachen, welche im Jahre 1864 unseren Geldmarkt hauptsächlich beeinflußten, haben sich auch in 1865 geltend gemacht. Die Geld-Aktiengesellschaften nahmen viel Geld in Anspruch für Handels. und industrielle Unternehmun. gen, sowohl in diesem wie in fremden Ländern, und es fanden wieder bedeu. tende Baarsendungen von Gold und Silber nach Ostindien, Egypten, China, Brafilien 2. für Baumwolle statt, da troßdem, daß der Handel mit jenen Ländern nicht mehr neu ist und Englische Manufakturen anfangen, dort Märkte zu finden, doch noch ein großer Theil der von dort empfangenen Waaren mit baarem Gelde bezahlt werden mußte. Fremde Anleihen und andere Ursachen übten gleichfalls ihren vereinten Einfluß aus, aber mach. tiger als alle diese zusammen war die außerordentliche Flauheit des Handels während der ersten Hälfte des Jahres. Geld war so wenig begehrt um diese Zeit, daß weder die Italienische Anleihe, welche im Januar erschien, noch die Zeichnungen für verschiedene neue große Aktiengesellschaften einen Einfluß auf den Geldmarkt ausübten, und troß der im Februar stattfin. denden bedeutenden Ausfuhr edler Metalle nach dem Kontinent und von Silber nach Holland, welche übrigens den damaligen Zufuhren ziemlich gleich kamen, wurde der Bankdiskonto erst auf 51⁄21⁄2 und dann allmälig bis auf 4 pCt. im März erniedrigt. Im April langten die Nachrichten von der Unterwerfung der südlichen vereinigten Staaten in Amerika an und die Erwartungen, daß durch die Einstellung der Feindseligkeiten Gold nach Amerika gezogen werden würde, sowie erneuerter Begehr nach Geld für den Kontinent befestigten den Markt und machten eine fernere Erniedrigung

des Bankdiskontos fürs erste unwahrscheinlich. Im Mai fand eine kleine Verbesserung des Handels statt, die eine Erhöhung des Bankdiskontos von 4 pCt. auf 4% pCt. zur Folge hatte; da jedoch inzwischen ungünstige Be richte von Indien über bedeutende Fallissements 2c. eingelaufen waren, in Folge deren Silbersendungen dorthin faft ganz aufhörten und überhaupt um jene Zeit wenig Begehr für Geld nach auswärts herrschte, so erholte sich der Geldmarkt und schon Ende Mai wurde der Diskonto wieder auf 4 pCt. und im Juni ferner bis auf 3 pCt. herabgesetzt, welches der geringste während des Jahres erreichte Punkt ist. Einige bedeutende von Amerika erhaltene Summen Geldes gingen zum größten Theil nach dem Kontinent. Die Bank von Frankreich hatte ihren Diskonto schon früher als die Bank von England auf 3 pCt. herabgefeßt. Die im März eingetretenen Fallis. sements der alten Bank-Firma von Attwood Spooner u. Co. in Birmingham mit Verbindlichkeiten, die sich auf über eine Million Pfund Sterling beliefen, und der Portsmouth, Portsea, Gosport und South Hants Bank mit 170,000 Pfd. Strl., sowie die oben erwähnten Falliten in Indien, welche meistentheils durch übertriebene Spekulationen in Fonds verursacht worden waren, gaben im ersten Augenblick zu ernsten Befürchtungen Anlaß, hatten aber schließlich nur den Erfolg, größere Vorsicht hervorzubringen und den Markt von einer Anzahl schlechter Wechsel zu befreien, wodurch die Bedürf nisse zu diskontiren verringert und der Geldmarkt flauer gemacht wurde. Im Juli fing die Reaktion an einzutreten. In Folge des Begehrs für den Kontinent wurde Geld von der Bank von England zum Export ge nommen, was gegen Ende des Monats die Erhöhung des Bankdiskontos auf 3% pCt. veranlaßte, und da im August der Abzug von Geld zu land. wirthschaftlichen Zwecken, wie gewöhnlich zur Zeit der Ernte und behufs der Wahlen von Abgeordneten für das Unterhaus des Parlaments einen ferneren Druck auf die Bankvorräthe ausübte, so mußte der Bankdiskonto schon Anfangs August auf 4 pCt. erhöht werden. Inzwischen dauerte die Ausfuhr von Gold nach dem Kontinente fort und nahm die ganze Einfuhr der damaligen Zufuhren von Australien und Amerika in Anspruch. Auch die zahlreichen zu jener Zeit ins Leben gerufenen Aktiengesellschaften, von denen sehr viele als zweifelhafte Unternehmungen angesehen wurden, und die schlechter werdenden Ernte-Aussichten, sowie die Verbreitung der Rinderpest, wirkten ungünstig auf den Geldmarkt. Im September nahm der Handel einen gewaltigen Aufschwung, zum größten Theil durch bedeutende Waaren Aufträge von Amerika hervorgebracht, während die große Geschäf. tigkeit, welche darauf in den Fabrikdistrikten eintrat, einen bedeutenden Be gehr nach Geld veranlaßte, so daß trok großer Zufuhren von edlen Me tallen die Geldvorräthe der Bank von England zusehends mehr und mehr abnahmen. Dieser Zustand wurde noch durch die Fortnahme von Silber für einige inländische Banken (eine Vorsichtsmaßregel in Folge der Fenian Agitation) und durch die Einführung der Brasilianischen Anleihe für 5,000,000 Pfd. Strl., sowie der Erie - Eisenbahn - Gesellschaft für 800,000 Pfd. Strl. verschlimmert und zwang die Bankdirektoren, den Zinsfuß am 28. September auf 41⁄2 pCt. zu erhöhen. Diese Maßregel war jedoch im Angesicht der außergewöhnlichen Verhältnisse ganz unzureichend und mußte wiederholt verstärkt werden, so daß die seltene Erscheinung einer viermaligen Steigerung des Bankdiskontos von im Ganzen 2 pCt. innerhalb zehn Tagen eintrat, nämlich am 28. September auf 4% pCt., am 2. Oktober auf 5 pCt., am 5. Oktober auf 6 pCt. und am 7. Oktober auf 7 pCt. Der Einfluß auf den Handel war nur zu sichtbar in der Verringerung der Ausfuhren; Geld im Inlande fing jedoch wieder an, seinen Weg nach der Bank von England zurück zu finden, während ein großer Theil des ange brachten Gold und Silbers in England blieb, weil der auf dem Kontinente herrschende Zinsfuß weit geringer als hier stand. Obgleich sich daher die Lage der Bank gegen Ende des Monats bedeutend günstiger gestellt hatte, so verhinderte doch der sich bald herausstellende Abfluß von Gold nach Oft. indien und Brafilien als Zahlung für Ausführung nach beiden Ländern ausgesandter Aufträge auf Baumwolle, daß der Bankdiskonto schon vor

dem 23. November auf 6 pCt. ermäßigt werden konnte. Gegen Ende November wurde die Oesterreichische Anleihe dem Publikum angeboten; da dieselbe jedoch größtentheils in Paris genommen wurde, so hatte sie nur wenig direkten Einfluß auf den Englischen Geldmarkt. Dagegen wurden die Ausfuhren edler Metalle nach dem Kontinent, wo sich inzwischen die Zinssäße mehr dem hiesigen genähert hatten, sowie nach Brafilien und Oft asien im Dezember so groß, daß es nur verschiedenen, damals von Austra. lien zu sehr gelegener Zeit anlangenden Goldfendungen, welche in einer Woche 800,000 Pfd. Strl. betrugen, zuzuschreiben ist, daß der BankDiskonto nicht früher als am 28. Dezember wieder auf 7 pCt. erhöht wurde. Die Ausfuhr und Einfuhr der edlen Metalle belief fich in 1865 auf

Pfd. Strl. 14,485,570 Goldeinfuhr, 6,976,641 Silbereinfuhr,

Total 21,462,211 gegen in:

1864 1863

Pfd. Strl.

8,493,332 Goldausfuhr, 6,717,662 Silberausfuhr,

Total 15,210,994

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Es ergiebt sich hieraus, daß die Ein- und Ausfuhr in 1865 geringer als in den vorhergegangenen zwei Jahren gewesen ist, welches seinen Grund in verschiedenen Ursachen hat. Erstens war der Werth der Baumwolle ein geringerer; zweitens gingen in der lezten Zeit viele Goldsendungen von Australien nach Ostindien direkt, anstatt wie früher über England, und drittens findet eine ähnliche Gold. und Silberausfuhr von auf dem Kon tinente und besonders in Frankreich angesammelten Metallen hauptsächlich über Marseille direkt statt, ohne wie früher vorher nach England befördert zu werden. Dieser lettere Umstand ist hauptsächlich den Verbesserungen, welche in lepterer Zeit den Französischen Dampfschiff-Verbindungen zu Theil geworden sind, zuzuschreiben. Die Französischen Dampfer nahmen im vorigen Jahre allein 2,285,165 Pfd. Strl. Gold und 2,392,987 Pfd. Strl. Silber von Marseille nach dem Often. Der Silberwerth während des Jahres 1865 hat zwischen 5 Sh. 1⁄2 Pce. und 5 Sh. 14 Pce. pro Unze geschwankt. Der Baarschaß der Bank von England stand am höchsten den 28. Juni, nämlich 16,407,666 Pfd. Strl. und am niedrigsten den 11. Oktober mit 12,736,346 Pfd. Strl. Englische 3 prozent. Konsols er. reichten ihren höchsten Standpunkt während des Jahres mit 911⁄2 im April, den niedrigsten von 864 im Dezember.

Die Ein- und Ausfuhr der edlen Metalle im Jahre 1865 vertheilt fich wie folgt auf die verschiedenen Länder, nämlich:

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Glogau, 3. Juli. Wenn auch in unseren Tuchfabrikationsorten ein. zeln noch auf alte Bestellung gearbeitet wird, so ist doch die Nachfrage nach Luchen eine so geringe geworden, daß die Fabrikanten sich genöthigt gesehen haben, die Fabrikation sehr wesentlich einzuschränken, wodurch manche Arbeiter unvermeidlich außer Thätigkeit geseht werden mußten. Im Zucker. verkehr ist es äußerst flau bei gedrückten Preisen gewesen; ebenso im Handel mit Stärke, die in dieser Gegend sehr bedeutend viel hergestellt wird. Bezüglich der Ernte von Delsaat haben wir ganz gehorsamst zu berichten, daß solche als beendet zu betrachten, und daß im Allgemeinen der Produzent glaubt, den Ertrag als befriedigend bezeichnen zu können. Ein genaueres Urtheil ist bisher nicht zu erlangen gewesen, weil das Dreschen noch nicht vorge. nommen ist. Die Getreidefelder geben die Aussicht einer guten Ernte. Mit dem Schneiden des Roggens wird in dieser Gegend im Anfang der nächsten Woche begonnen werden.

Köln, 4. Juli. Die in unserem vormonatlichen Geschäftsberichte aus. gesprochenen Befürchtungen über weitere unheilvolle Folgen der gegenwärti. gen Handelskrise haben sich leider bewahrheitet und die Verlegenheiten auch in unserer Gegend große Dimensionen angenommen. Die Zahlungseinstellung des Bankhauses Joh. Pet. Clemenz in Coblenz hat an dem dortigen Plage und in einem großen Theile der Coblenzer Umgegend eineu panischen Schrecken verbreitet und viele andere Geschäftshäuser ins Stocken gebracht. Der Kredit ist gegenwärtig vollständig untergraben und sehr oft selbst gegen die besten Sicherheiten kein Geld aufzutreiben. Die Eröffnung der Darlehns. kaffe wird unter diesen Umständen als ein großer Segen betrachtet, wenn auch wie an anderen Orten, vereinzelte Stimmen gegen diese Einrichtung laut geworden sind. Die Ankäufe auf den Wollmärkten Seitens unfe ver hiesigen Wollhändler find gegen die Vorjahre um ein Erkleckliches ge. ringer gewesen und meistens gegen disponible Baarmittel erfolgt. Es find im Monat Juli noch einige erhebliche Engagements abzuwickeln, indeß, da neue Geschäfte seit Anfangs Mai fast gar nicht entrirt worden, wird sich in etwa 14 Tagen bis 3 Wochen voraussichtlich eine sehr große Ruhe im Geschäfte einstellen. Das Waarengeschäft liegt vollständig darnieder, ebenso schränken fich die Fabrikanten aller Branchen auf das Allernothwendigste ein, nur ver. einzelt haben einige Wenige Absaß für Militairbedürfnisse. Im Getreidehandel wurde es lebhafter und ist für den Konsum sowohl wie auch zum Versandt zu steigenden Preisen gehandelt. Jm Oelgeschäft dagegen war es ganz still. Die Preise werden notirt: Weizen effektiv 7 Rthlr., November 6 Rthlr. 6 Sgr., Roggen effektiv 5 Rthlr. 5 Sgr., November 4 Rthlr. 18 Sgr. 6 Pf. pro 200 Pfd.; Rüből effektiv 15% Rthlr., Oktober 12 Rthlr. pro 100 Pfd.

Guayaquil, 12. März. Im vorigen Jahre haben keine Preußischen Schiffe unseren Hafen besucht. Man erwartete allgemein zu Anfang des lezten Jahres große politische Umwälzungen in diesem Lande, da die Wahl eines neuen Präsidenten vorzunehmen war, und im Mai rüsteten auch die fich in Peru aufhaltenden Verbannten eine Expedition gegen dieses Land aus, welche Anfangs zu gelingen schien, denn durch einen gewagten Hand. streich glückte es ihnen, zwei Dampfer der Regierung zu nehmen, welche je doch einen Englischen Dampfer charterte, den sie in Eile zum Kriegsschiffe

umwandelte, womit der Präsident selbst die Revolutionaire angriff und voll. ständig besiegte. Leider begnügte sich der Präsident nicht mit seinem Er. folge, sondern ließ von den Gefangenen und im Lande weilenden verdächti gen Personen dreißig erschießen, womit denn die Ruhe wieder hergestellt war. Die Wahl des neuen Präsidenten Jeronimo Carrion, welcher der Kandidat der Regierung war, ging daher ruhig vorüber und scheint es, daß man im Allgemeinen mit diesem Regierungswechsel zufrieden ist. Man hatte daher die Hoffnung, daß dieses Land nach den langjährigen politischen Bewegun gen endlich für einige Zeit Frieden genießen würde, welches ihm jedoch nicht gegönnt zu sein scheint, denn die Chilenische und Peruanische Regierung drängt darauf, daß dieses Land in dem gegenwärtigen Kriege für sie ge gen die Spanier Partei nehme, wozu die Regierung denn auch endlich gezwungen ward, um revolutionairen Expeditionen vorzubeugen, welche Peru zu unterstüßen drohte. Im Ganzen find die Geschäfte im vorigen Jahre ziemlich günstig für unseren Plaz gewesen, und in Folge der hohen Preise, die für Produkte bezahlt find, hat der Werth der Ausfuhr bedeutend zuge. nommen, welche aus den folgenden Artikeln bestehen:

Katav.......

Baumwolle

Reis.

Kaffee.
Kaucho
Orchilla..

Chinarinde..

Tabak......

2,388,981 Doll.

113,671 Quint.

11,117

500,265

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Tamarinden Sarsaparilla Strohhüte .. gegerbte Felle... Bauholz Bambusrohr

8,300 3,983,524 Doll.

welcher Betrag um 1,029,655 Doll. die Ausfuhr vom Jahre 1864 über. trifft. Außerdem liegen ca. 30,000 Quint. Kakao zum Verschiffen fertig, die ein Kapital von ca. 660,000 Doll. repräsentiren. Ferner ist zu berück sichtigen, daß, seitdem die Englischen Dampfer die kleinen Häfen an der Küste anlaufen, die Produkte jener Pläge, welche früher nach hier kamen, jezt direkt von dort verschifft werden. Die Ausfuhr der Baumwolle, welche fast so gut als die von New-Orleans ist, hat sich auch bedeutend vermehrt, denn im Jahre 1864 betrug sie 2784 Quint., und in diesem Jahre 10,017 Quintal. Dieses Jahr wird die Produktion noch zunehmen, wenn das Wetter günstig bleibt. Ueber die Einfuhr diefes Plazes kann keine Auskunft ertheilt werden. Nachstehende Schiffe find im vorigen Jahre in unferem Hafen eingelaufen:

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60 Peruanische..

34 Ecuatorianische.. 3 Vereinigte Staaten 2 Neu-Granadinische 1 Hamburger ........ 151 Schiffe

Mehrere Länder, als: England, Frankreich, Spanien und die Vereinigten
Staaten haben Handelskontrakte mit diesem Lande abgeschlossen.

Der heutigen Nummer liegen die Bogen 32, 33 und 34 der Handelskammerberichte bei.
Herausgegeben von Moser, Geh. Ober-Regierungsrath und Jordan, Wirkl. Legationsrath.
Gedruckt in der Königlichen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei (R. v. Decker).

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