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Der

Deutsche Krieg

8107

im Jahr 1866,

in seinen Ursachen, seinem Verlauf und seinen nächsten Folgen.

Dargestellt

von

Wolfgang Menzel.

In zwei Bänden.

Erfer Band.

Das Recht der Ueberseßung in fremde Sprachen wird
vorbehalten.

Stuttgart.

Verlag von Adolph Krabbe.

1867.
TIVE

Schnellpreffendruck von Aug. Wörner, vorm. 3. G. Sprandel, in Stuttgart.

Vorwort.

Die einfache Art, wie die Patrioten von 1813 die deutsche Frage angesehen haben, scheint mir heute noch die richtigste zu seyn, so daß man gewiß nicht nöthig gehabt hätte, die Frage zu verdrehen und zu verkünfteln. Es gibt nur ein Deutschland und die Parteiung, die sich um ein Groß- und Kleindeutschland riß, war unnatürlich. Eben so wenig foll man mäckeln, ob man durch die Freiheit zur Einheit, oder durch die Einheit zur Freiheit gelangen will? Zusammenhalten nach außen ist die Hauptsache. Wie kann man denn die Fragen der innern Politik entscheiden, wenn man nicht Herr im eignen Hause ist, wenn man nicht stark genug geworden ist, jeden fremden Angriff zurückzuschlagen, jeden fremden Einfluß sich verbitten zu können, jede fremde Intrigue mit herkulischem Instinkt schon in der Wiege zu erwürgen!

So einfach und natürlich sah man im Jahr 1813 die große deutsche Frage an. Die ganze deutsche Nation sollte zusammenstehen, um das Joch der Fremdherrschaft zu zerbrechen und um nie mehr ein zweites, so wenig als im Innern noch ferner Verräther des großen Vaterlandes zu dulden. Das war der Geist von 1813! Der Verfasser des vorliegenden Werkes erLebte zu Anfang des Jahrhunderts die ganze Schmach, die über Deutschland gekommen war. Nach der Schlacht bei Jena wurde

seine schlesische Vaterstadt von den Rheinbundtruppen geplündert. Namenloses Elend kam sieben Jahre lang über das Land. Die ungeheuern Opfer, die Napoleon forderte, erschöpften es bis zur bittersten Armuth. Viele tausend einst wohlhabende Familien, auch die des Verfassers, verloren ihr ganzes Vermögen. Von dem tiefen Schmerze, von der furchtbaren Erbitterung des preußischen Volks in jenen sieben Unglücksjahren hat das heutige wieder üppig gewordene Geschlecht freilich keinen Begriff. Mitten im Elend aber war ein Geist im Volk erwacht, rein patriotisch, edel und ritterlich. Bis in die Knabenwelt hinein ging die Begeisterung durch alle Herzen. Die Bildnisse Blüchers und Schills, des Braunschweiger Herzogs und Andreas Hofers konnte man überall, selbst in den ländlichen Hütten sehen.

Im Frühjahr 1813 kam der König von Preußen nach Breslau und hier war der Mittelpunkt der großen Rüstungen, der Mittelpunkt aller Begeisterungen und all des Jubels, in den das so lange mißhandelte Volk ausbrach, als man endlich Eisen faßte, um, ein Volk in Waffen, den bösen Feind für immer vom deutschen Boden zu vertreiben. Der Verfasser hat diese herrliche Zeit mit erlebt und als es ihm sein Alter erlaubte, noch im Jahr 1815, erst siebzehn Jahre alt, die Waffen gegen Napoleon ergriffen. Als der Krieg damals schnell zu Ende ging, blieb der Verfasser dem Geiste der großen Befreiungskriege treu, als eifriger Turner und Mitbegründer der allgemeinen deutschen Burschenschaft am 18. October 1818 in Jena. Der Kampf der s. g. christlich deutschen Burschenschaft gegen die lüderlichen Landsmannschaften war ganz der nämliche, den heute die Freunde deutscher Einheit mit dem Particularismus zu bestehen haben. Der Verfasser kam an den Rhein, wurde mit Arndt und Görres, wie früher schon mit Jahn befreundet und lebte mit dem unvergeßlichen Görres ein Jahr lang in der Schweiz zusammen.

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