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vorüber, viele durch die Hitze und ihr schweres Gepäck erschöpft, doch) gab keiner der Ermüdung nach, so lange er sich noch aufrecht erhalten konnte. *)

Benedek konnte die von zwei Seiten her siegreich vorgedrungenen Preußen nicht mehr von einander getrennt halten, die Vereinigung sämmtlicher preußischer Armeen, der des Kronprinzen, des Prinzen Friedrich) Karl und der Elbarmee nicht mehr verhindern und mußte bis zur Festung Königgräß zurückgehen, um hier erst seine allzu sehr zerstreuten Corps zu concentriren und in einer festen Stellung auf Bergen hinter zahlreichen Batterien die Preußen zu erwarten, wie einst in einer ähnlichen Stellung nicht weit davon Feldmarschall Daun bei Collin den großen Friedrich erwartet und zurückgeschlagen hatte.

Die Breslauer Zeitung brachte einen einläßlichen Artikel über den Plan, den sich der österreichische Oberfeldherr ausgedacht hatte. Dieser Plan wird gelobt und nur seine unvollkommene Ausführung getadelt. Es heißt darin: „Das Quellgebiet der Jser und Elbe, in dem Friedrich der Große die aus dem siebenjährigen Kriege berühmte Stellung von Arnau an der Elbe über Turnau nach Münchengräß an der Iser einnahm, bildet die natürliche Vormauer der österreichischen Hauptstellung in Böhmen. Alle aus dem Königreich Sachsen östlich) von der Elbe, aus der Oberlausitz und aus Schlesien bis nach Reinerz zu in Böhmen mündende, also von einem 24 Meilen langen Halbkreise ausgehende Straßen treffen auf das Quellgebiet oder werden von demselben beherrscht, während die Eisenbahn von Josephstadt zur obern Jser nicht nur die einzelnen Subjecte der österreichischen Operationsbasis verbindet, sondern auch durch den Strang von Prag nach

*) Mitten unter den Truppen bemerkte der Correspondent große Hunde, deren Dienst darin bestand, die Pauken der Regimentsmusik auf einem Räderwerk hinter sich her zu ziehen, während der Paukenschläger hinterdrein ging und eifervoll paukte.

Turnau das Centrum der Stellung mit dem Centrum der Provinz verbindet. Die österreichische Stellung war demnach nicht nur eine sehr wichtige, sondern auch eine sehr starke. Sie bot einem kühnen, schlagfertigen Feldherrn Gelegenheit, die Corps der drei vormarschirenden preußischen Armeen einzeln mit Uebermacht anzufallen. Das ist nicht geschehen, vielmehr war, während die preußischen Offensivbewegungen in einander paßten, die österreichische Defensive zerfahren und matt." Das war der Hauptfehler, den Benedek begangen hat.

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Der Artikel fährt weiter fort: General von Steinmetz hat die schwierigste Aufgabe gehabt, indem er durch ein langes Defilé marschiren mußte und grade hier Benedek auf seinem rechten Flügel die meisten Streitkräfte beisammen hatte, während der linke Flügel unter Clam-Gallas zu schwach war. Unverkennbar war es Benedeks Absicht, den einzelnen Colonnen des Kronprinzen das Heraustreten aus dem Gebirge zu verwehren und sie in die Thäler zurückzudrängen. Mit nachrückenden schwachen Abtheilungen wollte er dann die Pässe vor= läufig sperren und dadurch Zeit gewinnen, mit seiner gesammelten Hauptmacht den von Norden anrückenden Armeen des Prinzen Friedrich Karl und Herwarths entgegen zu treten und diese (womöglich einzeln) mit großer Uebermacht zu schlagen. Diesem Plane gemäß sette er dem Vorrücken der von Norden kommenden Armeen vorläufig keinen oder nur unbedeutenden Widerstand entgegen. Dieser an sich richtige Plan des Strategen scheiterte, wie so mancher, an der taktischen Durchführung. Das heldenmüthige Vordringen der Colonnen des Kronprinzen öffnete die Defiléen; unsere Truppen gewannen an den Ausgängen Terrain und Benedek sah sich genöthigt, schon hier große Massen ins Gefecht zu führen, also seine Hauptmacht aus der Hand zu geben. Da der Kronprinz siegreich vorrückte, seine Corps unausgesezt Fühlung am Feinde behielten, war es um Benedeks Plan vollständig geschehen. Prinz Friedrich Karl und Herwarth nußten die

unmittelbar vor dem Einrücken der Preußen entfernen sollten. Der Minister wollte damit verhindern, daß die Beamten vom Feinde be: nußt würden, um die dem Lande aufgelegten Contributionen bequemer einzuziehen. Der Erfolg aber bewies, daß die Abwesenheit der Beamten dem Lande die Tragung der Lasten nur erschwerte und große Ungerechtigkeiten herbeiführte, indem die Last nur die traf, die unmittelbar in den Bereich des Feindes kamen, und nicht gleichmäßig ver: theilt werden konnte. Die vorgegebene Absicht verfehlte also ihr Ziel, war aber auch nicht die eigentliche Absicht. Diese konnte nämlich keine andere seyn, als das von seinen Beamten verlassene und nicht mehr in Ordnung gehaltene Volk in Wuth und Verzweiflung zu bringen. In der That verübte das durch Schuld der Regierung uncivilisirt und verwildert gebliebene czechische Landvolk nicht selten an verwundeten und wehrlosen Preußen die ärgsten Grausamkeiten, wobei sich besonders die Weiber sollen hervorgethan haben. Indessen ging nach den großen Siegen der Preußen die Volkswuth in Volksangst über. Auch erkannte das Volk wohl, daß man es nicht gut mit ihm gemeint hatte, als man seiner gewohnten Obrigkeit zuerst davonzulaufen befahl. Man las in den Blättern, das Volk sey mißtrauisch geworden und habe sich geäußert: Haben wir uns in der Nothzeit ohne Beamten behelfen müssen, so brauchen wir auch nachher keine mehr.

Erst gegen Ende Juli wurde ein wahrscheinlich schon früher verfaßter und vom k. k. Hauptmann Alfred von Vivenot unterzeichneter Aufruf bekannt, worin er im Namen des Kaisers einen Landsturm in Mähren, Schlesien und Böhmen zu organisiren antrieb. Jeder, der nur ein Gewehr tragen, oder auch nur eine Sense, einen Dreschflegel zu brauchen wisse, solle dem Feind in den Rücken fallen. „Der Feind zittere vor eurer Rache!" Der Aufruf wurde in schlesischen Blättern und in der Kreuzzeitung Nr. 178 abgedruckt. Alfred von Vivenot aber ist der Verfasser eines Lebens des Herzog Albrecht von SachsenTeschen, welches zu Anfang des Jahres 1866 in Wien erschien, zu

gekommen und sein erster Dank galt dem General Steinmek, der das Schwierigste rasch vollbracht hatte und dem er am gleichen Tage schrieb: „Die viertägigen Siege, welche Sie, Herr General, mit Ihrem tapfern Armeecorps erfochten haben, erweisen sich von solcher Wichtigkeit und Entschiedenheit für die Operationen der gesammten Armee, zugleich aber von solchem Umfang am 27. und 28., daß sie einer selbständig gelieferten zweitägigen Schlacht gleichkommen, so daß ich Ihnen für Ihre ausgezeichnete Führung und Leitung derselben meine königliche Anerkennung im höchsten und vollsten Maaße hiermit aussprechen muß. Sie haben die Ehre, die schwierigen Operationen größtentheils gelingen zu machen, die ich der ganzen Armee gestellt hatte." Der König verlich ihm zum Dank den schwarzen Adlerorden, den höchsten in Preußen, und schloß das Schreiben: „Ich bin stolz darauf, diese höchste Auszeichnung zum erstenmal seit meinem hochseligen Vater, wie er dies im Befreiungskriege vermochte, für hohe Auszeichnung vor dem Feinde verleihen zu können."

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Zehntes Buch.

Die Schlacht bei Königgräh.

Am 2. Juli standen die drei preußischen Armeen noch in einer Linie von vier Meilen auseinander, während Benedek seine Truppen in einer nur halb so langen Linie bei Königgrät concentrirt hatte. Es war ihm also noch möglich, die preußische Stellung in der Mitte zu durchbrechen, und man glaubte im preußischen Lager, daß er es versuchen würde. In der Nacht auf den 3. Juli erhielt der König von Preußen zuverlässige Nachricht, daß sich ihm Benedek mit allen seinen Streitkräften entgegen stelle. Der König befahl also augenblicklich, noch in der Nacht sollten alle seine Corps concentrisch vorgehen, um einander in der Schlacht die Hände zu reichen und den Feind aufzuhalten, wo er auch vordringe. Wie bisher bildete die Elbarmee unter Herwarth von Bittenfeld den rechten Flügel und be wegte sich gegen Nechaniß. Die Armee des Prinzen Friedrich Karl, bei welcher der König weilte, bildete das Centrum und bewegte sich

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