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gegen Verdunstung Stickstoffverlusten thunlichst vorgebeugt, so sichert auf der andern Seite der geregelte Abfluß der Jauche den Dünger vor Fäulnis. Die Erfahrung wird lehren, ob eine derartige Einrichtung den gehegten Erwartungen entspricht und ob dabei der Dünger im vollen Besige seines ursprünglichen Stickstoffgehaltes bleibt.

In diesem Etatsjahre ist aber auch der Bau des neuen Internates begonnen worden. Das im Jahre 1883 eingerichtete alte Internat, zu welchem im Jahre 1886 ein weiteres Gebäude hinzutrat, erwies sich je länger je mehr als unzulänglich und ausgewohnt. Die regelrechte Durchführung der Disziplin in der Anstalt ließ es auch sehr erwünscht erscheinen, daß sämtliche Schüler ein und denselben Vorschriften unterworfen sind und daß nicht die besser Bemittelten im Externate Vorteile genießen, deren die im Internate befindlichen Schüler nicht teilhaftig werden konnten. Ausschlaggebend waren ferner die Wünsche so vieler Eltern, ihre Söhne unter Obhut und Aufsicht zu wissen und häufig genug hängt der Besuch der Anstalt überhaupt von der Höhe der Ausgaben für den Unterhalt ab, die sich selbstredend im Internate um ein ganz erhebliches billiger stellen als im Externate.

Der Neubau wird für 60 Schüler eingerichtet und es ist auf das Wohlbefinden der Schüler die weitgehendste Rücksicht genommen worden. Helle, geräumige Schlaffäle, ein sehr großer Saal für die Schularbeiten, Lesezimmer, Musikzimmer und Baderäume (Duschen) find in Ausführung begriffen. Eine eingehendere Beschreibung soll im nächsten Jahresbericht erfolgen, wenn alles fertig gestellt und auch schon bewohnt ist.

Im Zusammenhange mit diesem Neubau und teilweise durch ihn bedingt steht die Neugestaltung der Wasser-Versorgung und des WasserAbflusses, sowie die Erbauung einer Zentrale für Licht- und KraftErzeugung. Das Erdgeschoß des jetzigen alten Internates soll für die Zwecke der neu geschaffenen Pflanzenpathologischen Versuchsstation eingerichtet werden; der darunter befindliche Keller, der eine beträchtliche Erweiterung erfährt, dient in Zukunft ausschließlich zur Lagerung des Obstweines.

Ueberall werden die Weißdornzäune beseitigt und entweder durch Drahtzäune von verzinktem Geflecht oder wie an der Ostseite des Muttergartens durch Mauern ersetzt.

5. Besuche.

Auch im vergangenen Etatsjahre ist die Anstalt von einer großen Zahl von Vereinen, Schülern, Fachleuten und Interessenten des Ju- und Auslandes besucht worden.

6. Bibliothek und Sammlungen; Geschenke.

I. Sammlungen.

A. Gefauft: 1 Erdbeer-Versandkasten; 1 Sammlung Wanzen, 100 Arten; 1 Kollektion Mimikry-Beispiele; 1 Spechtgruppe und ein Futterplag-Modell; Modelle zu Obstverwertungsgeräten; Léclanché'sche Elemente mit Leitung; elektrische Schelle.

B. Geschenkt: Verschiedene Sorten Obstsamen und Obstfrüchte von früheren Schülern und Freunden der Anstalt; Modell zur Wetterschießhütte von C. Greiniß Steffen zu Graz; Fraßstück von Bostrichus dispar von E. Adorno in Tettnang.

Ferner wurde fortgefahren in der Anfertigung der biologischen Aufstellungen von den dem Obst-, Wein- und Gartenbau schädlichen und nüglichen Insekten in Kästchen mit je fünf Glaswänden; ferner in der Anfertigung großer kolorierter Wandtafeln der Feinde und Freunde des Obst-, Wein- und Gartenbaues, farbiger Tafeln darstellend Wandspaliere und Erziehung des Hochstammes, Tafeln als Vorlage beim Früchtemalen und pomologische Zeichnungen.

II. Bibliothek.

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Gekauft: Kirchner Boltshauser, Atlas der Krankheiten und Beschädigungen unserer landw. Kulturpflanzen (Fortsetzung).

Rabenhorst, Kryptogamen-Flora (Fortsetzung).

Knuth, Blütenbiologie (Fortsetzung).

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Engler Prantl, die natürlichen Pflanzenfamilien (Fort-
setzung).

Thümpel, die Geradflügler Mitteleuropas (Fortsegung).
Koch, Jahresbericht über die Gärungs-Organismen 1897.
Häckel, Kunstformen der Natur.

Hollrung, Jahresbericht über Pflanzenschutz 1898.
Wohltmann, Deutsch-Ostafrika.

Hartig, Pflanzenkrankheiten.

Mohr - Bamberg, geologische Karte von Deutschland. Geschenkt: Vom Ministerium: Bericht über die Verbreitung der Reblaus in Oesterreich während des Jahres 1897; Frank-Krüger Schildlausbuch. Von dem U. S. Departement of Agriculture zu Washington: zahlreiche Schriften. Durch Ankauf und Schenkung kamen zur Bibliothek hinzu 86 Bände. Daselbst liegen 36 Zeitschriften zur Benutzung für Lehrer und zu einem gewissen Teile auch für Schüler auf.

II. Thätigkeit der Anstalt nach Innen.

A. Obstbau.

Sämtliche Obstarten wiesen im Frühjahre einen reichen Blütenansatz auf, der zu den besten Hoffnungen auf eine reiche Obsternte berechtigte. Leider stellten sich zur Blütezeit der Aprikosen und Pfirsiche Spätfröste ein und naßkalte Witterung, die den größten Teil der Blüten zerstörten. Das übrige Steinobst, sowie die Aepfel- und Birnen hatten während der Blütezeit bessere Witterung, so daß der Fruchtansatz im allgemeinen befriedigte.

Die anhaltende trockene Witterung während der Monate Juni und Juli verursachte jedoch einen merklichen Stillstand im Wachstume der Bäume, was zur Folge hatte, daß bei allen Obstarten ein Teil der Früchte. abgestoßen wurde, während andere unvollkommen blieben. Dazu wurden noch während des Sommers die Zwetschen und Mirabellen derart stark von Blattläufen befallen, daß die an diesen Bäumen noch vorhandenen Früchte nachträglich abgestoßen wurden oder unvollkommen blieben. Der Rest fiel alsdann der Obstmade (Pflaumenwickler) zum Opfer.

Auch die Birnbäume, besonders die in Zwergform gezogenen, litten arg unter den schädigenden Einwirkungen der Blattläuse, was bei vielen Bäumen an der Notreife der Früchte zu erkennen war.

Die übersichtliche Zusammenstellung der Ernteergebnisse des verflossenen Jahres ergab folgendes Resultat:

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Die Kirschernte befriedigte von allen Steinobstarten am meisten. Die Bäumen zeigten eine gesunde Belaubung, wodurch die Ausbildung der Früchte besonders begünstigt wurde. Folgende Sorten zeichneten sich) vor allen andern durch ihren reichen Ansah und vollkommene Ausbildung der Früchte aus: Speckkirsche, Bettenburger Glas-, Frühe Maiherzkirsche, Prinzessinkirsche, Ludwigs bunte Herz- und Esperens Knorpelkirsche.

Insbesondere verdient hervorgehoben zu werden, daß im verflossenen Jahre auch die Königin Hortensia, die erfahrungsgemäß im Tragen sehr launisch ist, viele schöne Früchte brachte.

Die Kirschenbäume stehen auf dem geringsten Boden des Anstaltsterrains und befriedigten lange Jahre hindurch nicht mehr, bis in ihrer Kultur eine Veränderung vorgenommen wurde, von welcher weiter unten. die Rede sein soll.

Wenn auch die Birnenernte im allgemeinen hätte besser ausfallen können, so lieferten doch einzelne Sorten sehr schöne Erträge. So brachte u. a. eine Armleuchter-Pyramide von Clapps Liebling, die einen Durchmesser von 1 m und eine Höhe von 2,50 m aufweist, 140 vollkommen ausgebildete Früchte I. Qualität. Von einer doppelten U-Form der Sorte Williams Christenbirne von 3,50 m Höhe konnten 160 Früchte geerntet werden. Dieselbe Sorte lieferte an einem Spindelbaum von 4m Höhe 260 Früchte. An einer Verrier-Palmette von Clairgeaus Butterbirn wurden 202 Früchte im Gewicht von 1 Ztr. gezählt. Auch die Gute Luise von Avranches war reich mit Früchten behangen; es lieferten ca. 45 senkrechte Kordons im Spaliergarten 1640 Früchte im Gewicht von 3,5 3tr. 6 Verrierpalmetten der Amanlis Butterbirn brachten 600 Früchte im Gewicht von 2,4 3tr.

Aehnliche Resultate wurden auch bei den Aepfeln verzeichnet, die im allgemeinen bessere Erträge brachten wie die Birnen, wenn auch die Ausbildung der Früchte im allgemeinen etwas zu wünschen übrig ließ. So lieferte eine Reihe Wintergoldparmänen in Form von wagerechten Kordons in 4 Etagen übereinander gezogen auf einer Länge von 70 m 3,75 3tr. Früchte I. Qualität. Desgl. ein 20 jähriger Buschbaum der Ananas-Reinette 54 Pfd. und eine Pyramide des Kaiser Alexander von 25 Jahren 1,59 Ztr. Auch die Apfelhochstämme waren allgemein reich mit Früchten behangen. Es verdienen in dieser Hinsicht besonders folgende Sorten hervorgehoben zu werden: Große Kasseler Reinette, KanadaReinette, Weidners Goldreinette, Fromms Goldreinette, Königsfleiner und Roter Jungfernapfel.

Beteiligung der Anftalt an der allgemeinen Deutschen ObftAusstellung in Dresden.

Die Anstalt hatte sich hierbei die Aufgabe gestellt, den Obstzüchtern sowohl wie Obstliebhabern eine Sammlung Kernobstfrüchte der Reisezeit nach geordnet in größeren Mengen vorzuführen, um in belehrender Weise zu zeigen, welche Sorten in den einzelnen Monaten dem Obstliebhaber für den Genuß zu Gebote stehen, bezw. mit welchen Sorten jeder Obstzüchter, der Handel treibt, zu den verschiedenen Jahreszeiten rechnen muß.

Freilich konnten nicht alle Sorten in ihrer größten Vollkommenheit ausgestellt werden, was hauptsächlich auf die anhaltende Trockenheit des Sommers zurückzuführen war. In besonders schönen und gut ausgebildeten Früchten waren vertreten: Landsberger-Rtte., Kaiser Alexander, Harberts Reinette, Goldreinette von Blenheim, Große Kasseler Reinette, Baumanns Reinette, Kanada-Reinette, Gelber Bellefleur und Weißer Winterkalvill.

Die Birnen waren im allgemeinen beffer ausgebildet wie die Aepfel, besonders zeichneten sich folgende Sorten durch Größe und Schönheit aus: Holzfarbige Butterbirne, Gellerts Butterbirne, Hochfeine Butterbirne, Napoleons Butterbirne, Gute Luise von Avranches, Herzogin von Angoulême, Vereins-Dechantsbirne, Clairgeau's Butterbirne, Neue Poiteau, Diels Butterbirne, Hardenponts Winter-Butterbirne, Liegels WinterButterbirne, Madame Verté, Pastorenbirne, Edelkrassane. Die Früchte der Holzfarbigen Butterbirne erregten besonders durch ihre Größe und prächtige Färbung allgemeine Bewunderung; dasselbe gilt auch von den Schaufrüchten der Schönen Angévine, von denen die größte Frucht über 1 kg wog.

Durch die Beteiligung an dieser Ausstellung dürfte der Beweis geliefert sein, daß in den Austaltsgärten bei guter Bodenbearbeitung und Düngung selbst bei wenig geeigneten Witterungsverhältnissen, wie im verflossenen Jahre, die edelsten Sorten zur besten Ausbildung gebracht werden können.

Versuche.

1. Welche Mittel stehen zu Gebote, um den Wassergehalt eines sehr durchlaffenden Bodens zu erhöhen und so ein kräftigeres Wachstum bezw. einen reicheren Ertrag herbeizuführen ?

Diese Frage wird überall da im Obstbaue gestellt werden müssen, wo, wie in den Anstaltsgärten, der Boden sehr sandig und durchlässig ist und nicht genügend Wasser zur Verfügung steht, um während der trockenen, warmen Jahreszeit wiederholt durchdringend bewässern zu können. Es gibt Verhältnisse in Deutschland genug, in denen das dürftige Wachstum der Obstbäume, sowie der ungenügende Ertrag und häufige Fehlernten auf Wassermangel zurückgeführt werden müssen. Besonders die Apfelbäume lassen dabei viel zu wünschen übrig, wie schon Oberdieck wußte, als er die bekannteren Apfelsorten in solche schied, die ein reiches Maß von Feuchtigkeit im Boden verlangen, wenn sie überhaupt tragen. sollen und in solche, deren Fruchtbarkeit noch in trockenem Boden befriedigend ist. Diese in dem Werke „Deutschlands beste Obstsorten", Leipzig, Verlag von Hugo Voigt, enthaltene Liste sollte jeder studieren, der Apfelbäume in größerem Umfange anpflanzen will.

Auch in Amerika, dem Musterlande in Sachen der Bewässerung, ist man obiger Frage in den letzten Jahren wiederholt näher getreten, da sich dort der Obstbau immer mehr ausdehnt und schließlich auch an Stellen betrieben werden muß, an denen das Wasser zu regelmäßiger Berieselung fehlt.

Zur Anstellung eines größeren Versuches wurden zwei zu beiden Seiten des Hauptweges im Muttergarten der Anstalt liegende Quartiere bestimmt, die mit Apfelbäumen, auf Splittapfel veredelt, bepflanzt sind und ursprünglich unter jährlichem Schnitte als Pyramiden erzogen und behandelt wurden, um später gewissermaßen als Buschbäume frei wachsen zu dürfen. Der Boden besteht bis etwa zu einem Meter Tiefe aus einem ziemlich sandigen Löß, unter welchem eine sehr falkhaltige Schichte liegt; darunter setzt sich bis in große Tiefe ein recht magerer und sehr durchlässiger Löß fort. Die Porosität dieses Bodens ist so groß und seine Wasserhaltigkeit so gering, daß es im Sommer wöchentlich durchdringend regnen könnte, ohne daß ein Uebermaß von Feuchtigkeit zu befürchten wäre. Die ohnehin große Durchlässigkeit wird noch erhöht durch das Vorhandensein zahlreicher Regenwürmer und vieler Maulwürfe; schon die im Frühjahre eintretende Trockenheit des Bodens nötigt diese Tiere auf größere Tiefe als sonst in den Boden einzudringen; die einen, weil sie die Feuchtigkeit lieben und die andern, weil sie nur in feuchtem Boden ihre hauptsächlichste Nahrung, die Regenwürmer, finden. So nüglich nun beide Tierarten sind, so können sie doch unter solchen Umständen nachteilig wirken, indem sie einen ohnehin an Wassermangel leidenden Boden seiner noch darin befindlichen geringen Feuchtigkeitsmenge in einem Maße berauben, die dürftiges Wachstum der Bäume und ungenügende Ernten zur Folge haben muß.

Das Versuchsfeld hatte 68,7 ar Größe und wurde in 6 Parzellen geteilt, deren jede mit ca. 60 Bäumen besetzt war. Was den Versuch in

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