Zur Psychologie der Revolution: die Vaterlose Gesellschaft

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Anzengruber-Verlag, 1919 - 29 Seiten
 

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Seite 14 - Und damit stürzten alle Ehrfurchtsgefühle vor der Staatsordnung, stürzte die sichere Sohneseinstellung zusammen, und wenn auch das Verlangen nach einer Vatergestaltung noch bei vielen Menschen erhalten blieb, so hatten diese keinen gemeinsamen, sie vereinigenden Halt mehr.*) So standen plötzlich in begreiflicher innerer Verwirrtheit eine Menge vaterloser Gesellen da, welche das gemeinsame Mutterland und die Not zur Schaffung einer vaterlosen Gesellschaft zwingt.
Seite 8 - Wesen macht, gar nicht genug mächtig uns vorstellen [...], ihm gehört alles, was das Kind bekommt und braucht, er ist die letzte Instanz, an die das Kind sich wendet, an seinem Willen scheitert des Kindes eigensinniger und eigensüchtiger Widerstand. Von ihm kommt Strafe und Belohnung. Ihn gilt es zu versöhnen, wenn er zürnt, und ihm zu gehorchen ist Gebot der Erziehung und der erwachenden Klugheit.479 Die Sichtweise des Psychoanalytikers auf die väterlich-familiäre Erziehung findet im Brief...
Seite 17 - Mensch 167 der Organisationspyramide gab das Vater-Sohnverhältnis das ideelle Gerüste, von der Spitze der Parteileitung abwärts zur breiten Volksbasis ging die Richtung der Impulse und der Beeinflussung. Die neue Organisation — die der Räte — wuchs aus der Masse, aus der Basis empor, aus der Basis empfängt sie die Impulse und ihr unsichtbares psychologisches System ist das Verhältnis der Brüder.
Seite 29 - Bei denen schließlich, die sich jetzt von der sozialen Vater-Sohn-Einstellung gelöst haben, bleibt die Tendenz dazu doch so stark, daß sie nur auf eine geeignete, neu auftretende Persönlichkeit warten, die ihrem Vaterideale entspricht, um sich wieder als Sohn zu ihm einzustellen. Mit großer Regelmäßigkeit hat deshalb nach dem Sturz von Königen die Republik der Herrschaft eines Volksführers Platz gemacht.
Seite 14 - Aber der Sturz des Kaisers, der Macht und Land verlor und jetzt keine Sicherheit mehr bieten konnte, hat ihm diese unbewußte Bedingung entzogen. Und damit stürzten alle Ehrfurchtsgefühle vor der Staatsordnung, stürzte die sichere Sohneseinstellung...
Seite 17 - Und es war das Verlangen nach endgültiger Befreiung vom alten Vatertum so stark, daß eine neue Organisation automatisch entstehen mußte, die aus der gesamten Bruderschaft Gleichberechtigter gebildet ist. Alle bisherigen Organisationen wurden von den Führern aus organisiert; der Organisationspyramide gab das Vater-Sohnverhältnis das ideelle Gerüste, von der Spitze der Parteileitung abwärts zur breiten Volksbasis ging die Richtung der Impulse und der Beeinflussung. Die neue Organisation —...
Seite 8 - Folge der familiären gewesen. Aber nicht die gesamte Familie ist an dem sozialen Teil der sittlichen Entwicklung in gleichem Ausmaß beteiligt.
Seite 10 - Autorität entwickelt haben, findet das aus der Familie ins Leben tretende Kind im Lehrer, im Pfarrer, im Bürgermeister, in König und Kaiser genug Anwärter auf diesen in seinem Innern freigewordenen Vaterposten. Das Kind wählt unter diesen Persönlichkeiten unbewußt nach der Ähnlichkeit mit dem ursprünglichen Idealbilde und beginnt sogleich den neuen Vater zu erhöhen und zu idealisieren.
Seite 4 - Krieges wurde der Zwang dieser Ordnung enorm gesteigert und erstreckte sich, wie nie zuvor, auf alle geistigen Betätigungen und alle Lebensbedürfnisse. Die Untertanen...

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