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Im Erziehungsrathe der Stadt New York zeichneten sich im Interesse des deutschen Unterrichts besonders die Schulcommissäre Albert Klamroth und John Crosby Brown aus (lekterer ein Anglo-Amerikaner). Auf gegne rischer Seite thaten sich die Commissäre Bater und Herring hervor.

Dem zeterischen Gebahren der anglo-amerikanischen Presse aber steht die deutsche Presse des Landes mit Kraft und Energie einmüthig gegenüber und flopft die meistens lendenlahmen, mit "spread-eagle" Know nothingismus geschwängerten Ergüsse derselben wader auf die Finger. So schreibt die „New Yorker StaatsZeitung" in einem Aufsatz über die Verwandtschaft zwischen Deutsch und Englisch unter Anderem:

„Die deutsche Sprache fann in Amerifa faum eine fremde Sprache genannt werden. Die amerikanische Republik als solche hat keine eigene Sprache, die englische Sprache selbst ist importirt und als die officielle Sprache des Landes ange= nommen, aber die amerikanische Bürgerschaft, der amerikanische Patriotismus, die amerikanische Liebe zur Freiheit ist nicht durch die engen Grenzen einer Sprache eingeengt, noch fann eine Sprache, welche vom fünften Theil der Bevölkerung ge= sprochen wird, eine fremde Sprache genannt werden. Von allen modernen Sprachen, welche die engste Verwandtschaft mit einander haben, stehen sich die deutsche und englische am nächsten. Beide entspringen von einer gemeinsamen Mutter und durch Sympathie, Bestrebungen und, man möchte sagen, Bestimmung, sind die deutsch und englisch redenden Menschen am nächsten einander verwandt. Im leßten. amerikanischen Kriege kamen deutsche Officiere und Soldaten hierher, um für die Erhaltung der Union zu kämpfen, die Mehrzahl derselben war beseelt von einer Eympathie für amerikanische Grundsäße und amerikanische Institutionen, ohne die ersten Anfangsgründe der Kenntniß der englischen Sprache zu besißen. Ein deutschamerikanischer Bürger, einer der erleuchtetsten Staatsmänner unserer Zeif, Carl Schurz, wird von Charles Francis Adams als der einzige Mann bezeichnet, der unsere Zustände genügend zu würdigen verstehe, um eine politische Geschichte der Ver. Staaten zu schreiben. Ein deutscher Gelehrter in Berlin, Professor Maußer, hat die anerkannt beste Grammatik der englischen Sprache geschrieben, und die Universitäten in Berlin, sowie die kürzlich unter Leitung des deutschen Reiches in Straßburg errichtete, sind die einzigen (in Europa), welche einen Lehrstuhl für amerikanische Geschichte errichtet haben.*)

*) Auch an der Universität zu Freiburg hat gegenwärtig Herr Dr. von Holst den Lehrstuhl der amerikanischen Geschichte inne. Dieser bringt aber sich selbst und seinem Posten durchaus keine

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Die Deutsch amerikanischen Bürger, indem sie verlangen, daß in unseren öffentlichen Schulen die Gelegenheit geboten werde, Unterricht in der deutschen Sprache zu ertheilen, thun dies in dem Bewußtsein, daß die deutsche Sprache ein werthvolles Vermächtniß ist, welches sie ihren Kindern erhalten zu sehen wünschen, ein Vermächtniß, dessen Erhaltung wesentlich nothwendig ist, um sie zu befähigen, intelligente Mitglieder eines Gemeinwesens zu sein, welches auf dem Gemeinsinn und der Einsicht seiner Bürger beruht. Es mag überflüssig sein, hier noch auf einen von allen Pädagogen anerkannten Grundsaß zu verweisen, daß eine Sprache am besten durch Vergleiche mit einer anderen gelehrt werden kann, und daß der Unterricht in der deutschen Sprache das geeignetste Mittel zu einer richtigen Kennt niß der englischen Sprache ist. Ebenso bekannt ist es, daß der durch die Verglei chung zweier Sprachen angeregte Gedankengang viel geeigneter ist, die Kinder heranzubilden, als die bisher in unseren öffentlichen Schulen gewöhnlich in Anwendung gebrachte Lehrmethode, welche zu viel das Gedächtniß beschäftigt; nicht so sehr durch das, was die Kinder in den Schulen lernen, sondern wie sie es lernen, wird ihr Denkvermögen entwickelt und die Anregung zum selbstständigen Denken. gegeben, und außer der Mathematik gibt es keinen Gegenstand, der sich zur Erreichung dieses Zieles so gut eignet, wie die Vergleichung zweier Sprachen."

„Wir verlangen die Beibehaltung der deutschen Sprache als Unterrichtsgegen stand in den öffentlichen Schulen, nicht aus Vorliebe für das Land unserer Geburt, sondern weil die Kenntniß der deutschen Sprache ein wesentlicher Bestandtheil einer richtigen Erziehung ist. Die Zeit ist vorüber, wo Unkenntniß der Sprache und des Geistes einer verwandten Nation sich hinter Phrasen von Patriotismus, Pflichten und das öffentliche Vorurtheil verstecken könnte. Die englische Sprache ist nicht das Kennzeichen wahrer Loyalität, denn sonst würden viele amerikanische eingeborene Bürger, welche troß ihrer Abstammung eine sehr unvollkommene Kenntniß der englischen Sprache besigen, als fremd betrachtet werden müssen."

Daß die deutsche Sprache, troß allen Sträubens seitens der anglo-amerikanischen Presse, in Amerika eine große Zukunft hat, kann Jeder, welcher mit ruhigem Blick die friedliche Kulturumwälzung beobachtet, die in unserm Lande vor sich geht, nämlich das Verschwinden des Puritanismus und die dafür sich allmählig einbürgernde deutsche Gemüths- und Denkweise, leicht begreifen. Man schaue nur nach Pennsylvanien hin, wo die Urenkel der vor mehr als zweihundert Jahren eingewanderten Deutschen heute noch mit einer Zähigkeit an ihre Muttersprache festhalten, welche eine große Zahl der neu und am neuesten eingewanderten Deutschen beschämen muß. Es ist thöricht wenn Pessimisten, wie unter anderen auch Herr Dr. Nagel, welche durch die Vereinigten Staaten reisen und sich das Land vom Eisenbahnwagen oder dem Parlor dieses oder jenes Privatmannes aus anschauen, mit unheilschwangerem Munde den Untergang des Deutschthums in unserem Lande verkünden. Will man die Zähigkeit beobachten, mit welcher unsere Landsleute an

Ehre, indem er, der selber ehemals in diesem Lande Schuß gesucht und gefunden hat, die politische Geschichte im Intereffe des Monarchismus entstellt. Wir werden gelegentlich seinen Schriften : ...Die Geschichte der amerikanischen Demokratie“ und „Der Einfluß der Administration Andrew Jackson's auf die Entwickelung der Demokratie in Amerika“ einen Artikel widmen.

D. Red.

ihrer mit herüber gebrachten Muttersprache festhängen, so muß man nicht in den großen Städten und in die Parlor's" der Reichen bleiben, sondern man muß hinausgehen auf das Land, und wo da nur ein Paar deutsche Familien zusammenleben, da fann man Wunder sehen und sich den Pessimismus billig vertreiben laffen. Schreiber dieses hatte auf seinen Reisen vielfach Gelegenheit dieses zu beobachten. Auch er hatte eine viel trübere Ansicht vom Stande des Deutschthums in unserem Lande, troßdem er in dem ausschließlich deutschen Viertel Cincinnati's, 100 es bald Noth thut, an die Geschäftshäuser Schilder auszuhängen, mit der Aufschrift:/ Hier wird auch englisch gesprochen!" seit einem Drittel Jahrhundert gelebt hat; allein seine Beobachtungen auf dem Laude haben ihn eines besseren belehrt und er behauptet mit Zuversicht, daß dem Deutschthum in den Vereinigten Staaten eine bedeutendere Zukunft bevorsteht, als sich die Meisten heute träumen lassen.

Nicht in der Einführung unserer Sprache in die Gesetzgebungshallen und öffentlichen Departments irgend eines unserer Staaten, wie sich Franz Löher seiner Zeit das Emporblühen des Deutschthums auf höchst idealistische Weise dachte, beruht unser Erfolg, ein specifisch deutscher Staat unter den Ver. Staaten, wie es von diesem Idealisten vor Jahren projectirt wurde und den sich wahrscheinlich auch Herr Dr. Razel hier gesucht hat, würde statt eines Musterstaates ein abschreckendes Beispiel geworden sein, — sondern in der Inoculirung deutscher Sitten und deutschen Lebens auf den amerikanischen Volksstamm mit Beibehaltung aller guten Seiten, die das Amerikanerthum für sich hat, darin besteht ein wirklicher Gewinn, und dazu ist die Erhaltung der deutschen Sprache neben der englischen nüßlich und nothwendig. Zu diesem Behuse hoffen wir, daß unsere Landsleute und die wahrhaft gebildeten Männer überhaupt im Osten und Westen in ihrem Eifer nicht erkalten mögen um das große Kulturwerk befördern zu helfen, welches in Amerika im Bau begriffen ist.

Das Deutschthum Cincinnati's hat bereits vor fünf und dreißig Jahren das Fundament zu dem Bau des deutsch-englischen Schulsystem's in den öffentlichen Schulen des Landes gelegt und an dem Eifer unserer Bürgerschaft für die Erhaltung und Vervollkommnung desselben mögen sich die Deutschen im ganzen Lande ein Beispiel nehmen. Aber auch die Anerkennung sollte man uns nicht versagen. und nicht, wie das leider von den Herren im Osten geschieht, die uns gern für ein Hinterwaldsdorf ansehen möchten, die aber selber zugestehen müssen daß sie erst feit zwanzig Jahren (und dann bis jezt nur noch theilweise,) die deutsche Sprache bei sich eingeführt haben, nicht so furzweg bemerken: - auch in Cincinnati ist das deutsch-englische Schulsystem mit Erfolg eingeführt. Ja, in Cincinnati ist der deutsche Unterricht in allen Klassen der öffentlichen Schulen mit Erfolg eingeführt und zwar seit dem Jahre 1840.

Berichtigungen:

R.

In dem Artikel Franz Jos. Stallo" in voriger Nummer ist die „Von Seggern'sche" Schmiede irrthümlicher Weise als an der Woodward Straße gelegen beschrieben; der Sohn des Herrn Friedrich Von Seggern, Herr Advokat Christ.

Von Seggern, bemerkt uns daß diese an der Ede von Abigail und Sycamore Straße, also ein Block weiter jüdlich gelegen war, was wir hiermit gern berichtigen.

Der Aufsaß über diesen „Agitator der Auswanderung" hat unter der älteren Bevölkerung Cincinnati's, von denen viele Herrn Stallo und sein Wirken genau kannten, lebhaftes Interesse wachgerufen und noch manche Anekdote aus seinem Leben ist uns seither mitgetheilt worden. Nur eine möge hier Plah finden: Herr Stallo, welcher zugleich ein guter Graveur war, erhielt einstens von der oldenburger Regierung den Auftrag einen Papierstempel mit dem oldenburger Wappen versehen, herzustellen. Er fertigte denselben auch zur Zufriedenheit der Regierung an und die damit gepreßten Stempelbogen circulirten mehrere Jahre lang, als es sich plößlich herausstellte, daß Stallo auf ingeniöse Weise das Wort „Freiheit" in das Landeswappen eingeflochten hatte, welches aber dem bloßen Auge nicht sichtbar, sondern nur mittelst eines Vergrößerungsglases bemerkbar war. Natürlich wurde sofort der Stallosche Stempel abgeschafft.

Niederohmen: Wir sind ersucht zu berichtigen, daß Herr Julius Hoffmann, welcher im März als Mitglied in den Pionier Verein aufgenommen wurde, nicht in Niederommern, wie irrthümlich angegeben wurde, sondern in Niederohmen, an der Ohm, etwa sechs Stunden nordöstlich von Gießen geboren wurde.

Anekdote von Hauptmann David Ziegler,

dem ersten Mayor von Cincinnati.

Im ersten Jahrgange des „Pionier" ist bereits eine Biographie des ersten Mayors des Dorfes Cincinnati, Major Ziegler, erschienen, von dem wir nachfolgende Anekdote, die wohl wenigen Cincinnatiern bekannt ist und die diesen ächten Soldaten trefflich fennzeichnet, unsern Lesern nicht vorenthalten fönnen.

Der Schluß des Unabhängigkeitskrieges, in welchem Ziegler diente und sich vom Gemeinen zum Hauptmann emporgeschwungen hatte, obgleich für die große Mehrheit der Bürger der Ver. Staaten im höchsten Grade erwünscht, kam den Soldaten des Glückes, die nicht blos durch das Schwert Ehre, sondern auch Lebensunterhalt suchten, durchaus ungelegen. Als die Armee zum leßten Male auf „James Island“ inspizirt wurde und sie eine Freudensalve zur Feier des wiedergekehrten Friedens abfeuerte, ließ Hauptmann Ziegler, nachdem er den General Greene falutirt hatte, die Spize seines Degens sinken und, indem er sich umwandte, entquoll ein Strom von Thränen seinen Augen. Die Parade endete, und auf die Fage, weshalb, wo alle so voller Freude, er denn allein so traurig sei, erwiderte er in schlechtem ge= brochenem Englisch :— „Obgleich ich mich bei dem Gedanken frene, daß meine Kameraden nun ihre Heimath suchen und den Lohn ihrer Anstrengungen und die Freuden des Familienglückes genießen dürfen, so muß ich doch bedenken, daß ich unter diesen emsigen Lebensscenen alleinstehe, ein cinsamer Wanderer in einem fremden Lande, ohne Freunde und ohne Beschäftigung, und daß ich, ein Soldat von Jugend auf, der bereits in die Kehrjahre der Mannbarkeit getreten, nunmehr

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genöthigt bin, eine zweifelhafte Subsistenz in einem neuen Kanale zu suchen, wo Unkenntniß und Unfähigkeit mein Glück trüben und mich zu ewiger Vergessenheit verdammen mögen.“

Ein ausgezeichneter und muthiger Soldat, war er besonders stolz auf die Disziplin und das militärische Aussehen der Compagnie, welche er befehligte, weshalb er von Steuben vielfache Anerkennung erhielt. Einmal hatte er mit seiner Compagnie eine Anzahl Gefangener an die Vorposten der Engländer abzuliefern. Bevor sie jedoch hinmarschirten, wandte er sich an seine Leute, die er gern, ehrgeizig wie er war, auf's Beste zeigen wollte, und indem er sich kerzengrade vor sie hinstellte, sprach er in einem höchst würdevollen Tone: „Schentelmens, ihr werdet jezt auf höfliche Art den Feind eures Vaterlandes treffen und ihr müßt machen, daß sie euch mit voller und achtung gebietender Bewunderung betrachten. Be please, den to look great*)-to look graceful-to look like der teufel-to look like me!"

Washington gab dem tüchtigen Soldaten, der von Greene und Steuben besonders empfohlen ward, später ein Commando unter General Irvine im WestDepartment, wo Ziegler dem Befehle des Generals Arthur St. Clair zugetheilt wurde. Mit diesem kam er nach Marietta und später nach Fort Washington bei Cincinnati, welches er eine Zeitlang befehligte. Er war inzwischen Major gewor= den. Hier heirathete er und ließ sich dann als „Grocerist" nieder. Ziegler war durch und durch Soldat und seine militärische Haltung lebt heute noch in Wort und Schrift in Cincinnati fort.

R.

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Es freut uns mittheilen zu können, daß auch die erste Nummer unseres siebenten Jahrgangs des Deutschen Pionier" allseitig gut aufgenommen worden ist. Diesem wohlwollenden Ents gegenkommen unserer Freunde wollen wir unsererseits auch vergrößerten Eifer gegenüberstellen und ihnen damit ihr Wohlwollen vergelten. In der nächsten Nummer werden wir mit der Ge= schichte der Deutschen in den verschiedenen Städten und Ortschaften des Landes fortfahren.

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Die folgenden Herren haben uns für die Zukunft Beiträge versprochen: Herr Dr. Gustav Brühl, ethnographische Auffäße; Herr Richter Stallo über deutsche Kulturgeschichte; Herr Friedrich Schnake, historische Mittheilungen; Herr General J. A. Bagner deutsche Geschichte im sonnigen Süden u. A. m. Auf eine freundliche Anfrage unsererseits schreibt Gen. Wagener: *** Sie mögen versichert sein, daß ich mich fortwährend warm für den „Pionier" interessire und Ihr und Ihres Vereins löbliches Bestreben herzlich anatenne. Ich würde auch nicht versäumt haben, mein Scherflein beizutragen, wäre ich nicht durch dringende Umstände und meistens auch noch dazu durch Unwohlsein daran verhindert worden. Die Skizzen über die Deutschen Süd-Carolina's seit 1860, mit welchem Jahre meine früheren beendeten, werde ich jedoch wohl nächstens in Bearbeitung nehmen. Ich hätte sie bereits in der Reihenfolge fortgeführt, wäre es nicht eine so kißliche Sache gewesen, da wir sogenannte „Rebellen“ waren, und der Leserkreis des „Pioniers“ einen etwas „empfindlichen“ Patriotismus cultivirt. Bon meinem Standpunkte aus muß ich frei beschreiben dürfen und liberal beurtheilt werden. Ich denke aber, die Zeit sei nicht mehr ferne, daß auch die 18,000 Deutschen des Südens, die ihre felbstgewählte sonnige Heimath tapfer und ohne Furcht und Tadel" vertheidigt haben, die Gründe ihres Verhaltens überall klar machen dürfen, ohne Anstoß zu erregen. * * *"

*) Hier meinte 3. nicht groß, sondern gerade, feine Leute sollten sich gerade aufrecht halten.

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