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des Wohngebäudes. Alles verbrannt; was nicht brennen wollte, entweder vernichtet oder weggeschleppt; selbst der Blumenhof war rein ausgeplündert. Sic transit gloria!

Es war schon Mittag geworden, als wir im Issaquena-Thal anlangten. Ein Rasenplag vor der Hausruine wurde zum Essaale ausersehen und bald waren kalte Braten, Geflügel und Geräuchertes, sowie Lagerbier, Rheinwein, und vielleicht noch Geistigeres" auf den Decken aufgestellt. Der Schmaus war ein ergöglicher, gewürzt mit Wig und gespickt mit guter Laune. Es ist ein Segen des Himmels, daß der Mensch vergessen kann. Er kann frohlocken, wo er einst bittere Thränen geweint. Der Mantel der Zeit hat die Vergangenheit verhüllt und die Gegen= wart hatte hier den Punkt gefunden, wo sie mit schalkhaftem Blicke aus einer der Edenfalten hervorlugen konnte und mit einem Strahle des freudigen Augenblicks selbst die Zukunft verklärte. (Schluß folgt.)

Die Einwanderung im Jahre 1874.

Von Theodor Pösche.

Wie seit einer Reihe von Jahren die officiellen Zahlen der Einwanderung im Pionier" von mir mitgetheilt und besprochen wurden, so sende ich hier die Zahlen. für das Jahr 1874. Ist es doch von hohem Interesse für die Pioniere jeder Armee, genau über den Nachschub unterrichtet zu werden, der ihnen aus der Heimath folgt, und ohne den sie faum den Aufgaben gewachsen wären, die auf ihre Schultern gelegt sind.

Das Jahr 1874 zeigt im Vergleiche zu dem porhergehenden eine bedeutende Abnahme der Einwanderung, die bei den Deutschen ganz besonders groß ist. Es kamen im Ganzen 260,874 Einwanderer an. Davon sind angegeben als aus Deutschland kommend 46,957; aus Desterreich 6,891; aus Ungarn 852; aus der Schweiz 2,436; aus Frankreich 8,741; aus Rußland 7,447.

Diese andern Länder sind hier anzuführen, weil die Einwanderer aus ihnen der Mehrheit nach Deutsche sind und sich deßhalb hier zu den Deutschen halten. Unter den Oestreichern sind eine tüchtige Anzahl Czechen, die andern sind Deutsche. Aus der Schweiz fommen nur Leute deutscher Zunge zu uns; die französchen und italienischen Schweizer wandern sehr wenig aus, und dann nach andern Ländern. Die Franzosen sind ebenfalls der Mehrzahl nach deutschredende Elsässer und Lothringer, die es vorziehen, sich als Franzosen zu registriren. Die Russen sind beinahe ohne Ausnahme deutschredende Mennoniten, die feine Lust haben, National= Russen zu werden. Sie ziehen vor, nach dem klassischen Lande der Sekten zu kommen, in das während der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts der eine Theil ihrer Glaubensgenossen wanderte, während der andere es vorzog, nach Osten zu gehen. Jedenfalls verliert Rußland in ihnen seine besten Ackerbauer, die eine vortreffliche Erwerbung für Amerika sind. Es mag hier beiläufig bemerkt werden, daß diese Ansiedler einen Culturerwerb mitgebracht haben, der heute schon als ein gro

Ber Segen auf unseren Prairien und holzarmen Ebenen empfunden wird. dies ein Ofen, der mit Stroh geheizt wird und sich sogar zum Backen eignet.

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Diese Einwanderung deutscher Mennoniten aus Rußland, deutscher Dester reicher und Westpreußen hat übrigens eine Seite, die für Deutschland höchst wichti ist. Sie bedeutet nichts Anderes als ein Aufhören oder jedenfalls eine große Ver minderung der alten, seit mehr als tausend Jahren stattfindenden, deutschen Cultur Bewegung nach Osten. Diesen deutschen Siedlern im slavischen Osten gehörte wie jest durch aufgefundene Dokumente bewiesen ist, Kopernicus an, der Begründ der neueren Astronomie, den wir bis jezt schmerzlich am Sternenhimmel deutscher Größen vermißten; gerade wie der große Zoolog Cuvier von Haus aus ein ehrli cher Deutscher Namens Küfer aus Mömpelgard im Elsaß war, wie er ja auch in Deutschland erzogen wurde.

Es kamen ferner 4,336 Schweden, 6,581 Norweger, 3,188 Dänen und 182 Isländer. Die Leyteren sind neu unter den Einwanderern, werden aber jedenfalls sich als sehr nüßliche Leute für unsern fernsten Norden erweisen; sie denken in der That daran, in Alaska eine Colonie zu gründen.

Aus Holland kamen 1,533, aus Belgien 705. Die Zahl der irischen Einwanderer war 47,688, die der englischen 43,396. Dies ist ein neues Verhältniß; denn in den letzten 30 Jahren kamen überwiegend Irländer. Jezt ist diese Quelle erschöpft und wir werden bald eine relative Abnahme der Frländer in Amerika bemerken. Besondere Erwähnung verdient die zunehmende Anzahl der Italiener; es famen 5,878. Ihr Hauptziel der Auswanderung sind bekanntlich die La Plata Staaten; Engländer, Schotten und Irländer gehen ebenfalls sehr zahlreich nach der jüdlichen Hemisphäre, nach Australien, Neuseeland und dem Kap der guten Hoffnung.

Das alte Culturvolk des Mississippi-Thales.

Von Dr. Gustav Brühl.
(Schluß.)

Es mag wunderbar erscheinen, daß ein in der Cultur soweit vorgeschrittenes Volk keine schriftlichen Denkmäler hinterlassen hat, die das Dunkel seiner Existenz aufzuklären vermöchten. Denn wenn auch von den civilisirten Völkern dieses Continentes nur die hochgebildeten Mayas durch die glückliche Entdeckung eines phonetis schen Alphabetes, das Bischof De Landa in seinen Cofas de Yucatan uns aufbewahrt hat, das Zaubermittel besaßen, ihre Gedanken in ein schriftliches Gewand zu hüllen, so hatten doch die übrigen einen genügenden, wenn auch schwachen Ersaß, die Peruaner in ihren Guippos, die Mexicaner in ihrer Bilderschrift, ja sogar die roheren Indianer des Nordens in ihren Wampumschnüren und runenartigen Rohrbündeln, mit deren Hülfe sie ihren Ideen Ausdruck verleihen und wichtige Ereignisse der Nachwelt überliefern fonnten. Mystische Inschriften umgeben das Kreuz von Palenque; schwer zu enträthselnde Hieroglyphen schmücken das Brustbild des Adlers von Copan und die Steintafeln in der Casa Colorado von Chichen Ißa; dunkle Bilder, auffallender durch ihre phantastisch-verschlungenen Schnörkel, denn durch

oportionirte Umrisse, laden uns in den mexicanischen Codices, die sich in den päischen Büchereien zerstreut, in Kingsborough's berühmtem Werke gesammelt erden, zur mühevollen Entzifferung ein. Aber kein Denkmal der Art, keine Inhrift begegnet uns in den künstlichen Bauten und Grabhügeln des Culturvolles Bees Misissippithales. Denn alle die metallenen und steinernen Täfelchen mit tremdartigen, geheimnißvollen Zeichen, welche man in denselben entdeckt haben will, haben sich entweder als harmloses Naturspiel oder Betrug erwiesen. Die in einem Mound in Cincinnati gefundene und im Museum der historischen und philosophi schen Gesellschaft von Ohio im Abdruck aufbewahrte Tafel hält Whittlesey, den im Grave Creef-Mound in Virginien entdeckten, mit einer von Schoolcraft für celtisch, von Jomard für libysch, von Rafn für angelsächsisch erklärten Juschrift verschenen Ovalstein halten Squier und Andere für unächt.*) Die Figuren und Zeichen aber, welche man in verschiedenen Gegenden der Vereinigten Staaten in die hohen Felsen eingehauen antrifft, wie am Ostufer des Ohio, 50 Meilen unterhalb Pittsburg, aam Zusammenfluß des Elf und Kanawha, am Guyandotte in Virginien, am Tennessee, auf dem Zauberberge und anderen Felsklippen Georgia's, in einer Höhle unterhalb der Fälle des St. Anthony u. A., und welche den Hieroglyphen auf den Sandsteinfelsen am Gila ziemlich ähneln, wagt nicht einmal der enthusiastische Equier mit den Hügelbauern in Verbindung zu bringen.

Geben wir aber selbst zu, daß diese Inschriften von jenem räthselhaften Volke, wenigstens theilweise, herstammen, so bleibt ihr Zeugniß doch unverständlich und werthlos, da uns jeder Schüssel zu ihrer Entzifferung mangelt, und nur soviel fönnen wir ihnen absehen, daß sie der Kindheit der Bilderschrift angehören. Unter diesen Umständen läßt sich die Frage nach dem Ursprung und endlichen Schicksale der Hügelbauer nur durch Hypothesen beantworten. Schoolcraft und andere ame= rikanische Archäologen neigten sich der Ansicht zu, daß sie Stammverwandte der Tolteken gewesen. Auch Brasseur de Bourbourg theilte diese Meinung, bevor er seiner abenteuerlichen atlantischen Theorie huldigte. Minder sanguinische Forscher, worunter auch Waiß, der das Für und Wider der Frage in seiner Anthropologie der Naturvölker einer nüchternen Kritik unterworfen, sind eher geneigt, sie für die Vorfahren der jezigen Indianer zu halten. Thatsache ist, daß nach Bertram bei den südlichen Stämmen auch in späterer Zeit noch die kegelförmigen Grabhügel in Gebrauch waren und sich noch neuerdings bei den Judianern des Nordwestens, den Omahas, Osagen und Sioug finden. Ja, Featherstonough erzählt von einem. alten Osagehäuptlinge, der sich noch genau erinnerte, wie er als Kind einen Mound entstehen sah, den man um einen großen Krieger baute, und der sich dadurch vergrößerte, daß jeder Vorübergehende Steine oder Erde darauf warf.**) Nach Lewis und Clarke wurde ein 12 Fuß hoher künstlicher Hügel auf dem Grabe Blackbirds, des Mahahäuptlings und nach Catlin ein solcher nahe dem rothen Sandsteinbruche (Coteau des Prairies) über der Leiche eines jungen Kriegers aufgeworfen. John Sibley berichtet in einem der Botschaft Jefferson's beigefügten Briefe, daß

*) West. Reserve Hist. Soc's, Hist. and Arch. Tracts No. IX, Febr. 1872. Squier, Anc. Mon., p. 274. - Transact. Am. Ethn. Soc. I, 380.

**) Excursion through the Slave States, Lond. p. 287.

die Natchez nach dem bekannten Blutbade am Rande eines flaren Sees in der Nähe von Natchitoches einen Erdhügel von bedeutender Höhe erbaut hätten, der heute noch steht.*)

Viele der Festungswerke im westlichen New York haben durch Auffindung von Gegenständen, welche von den jeßigen Indianern gebraucht werden, ihren neuern Ursprung verrathen und unterscheiden sich nicht von denen, welche von den Frolesen im 17. Jahrhundert noch bis hinab nach Florida gebaut wurden. Wenn man in einem Mound bei Marietta (Ohio) einen Silberschmuck von französischem Fabrifat, und Eisen, das doch nicht bis vor Columbus hinaufreichen kann, entdeckt hat, so muß man wohl annehmen, daß er in historischen Zeiten errichtet ist, und doch gehören die Bauten bei Marietta zu den schönsten der sogenannten Hügelbauer**) Die Mandanen und Ricaries legten ihre Vertheidigungswerke noch zu Catlins Zeiten nach dem alten Muster mit Wällen und Gräben an. Zudem erhellt der direkte historische Zusammenhang der Bevölkerung der Vorzeit mit den Indianern aus mehreren ältern Angaben, welche sich auf die Bauwerke beziehen. So war nach Herrera das Haus des Herrschers in Anilco auf einem Mound errichtet und die Beschreibung der Chunkyards der Creeks bei Bertram zeigt eine große Aehnlichkeit mit den alten Denkmälern.***) Auch das Bild, welches uns Jacques Cartier von der Irokesenstadt Hocklehaga (Montreal) in Canada entwirft, entspricht genügend den Vorstellungen, die uns die Betrachtung der alten Erdwerke aufdrängt.†) . Deshalb ist nach Waig kein Grund vorhanden, die Erbauer derselben einer andern Rasse zuzuschreiben; der einzig sichere Schluß ist, daß sie auf einer höheren Stufe der Cultur standen und ihre Nachfolger von dieser herabsanken.††)

Dieselbe Ansicht theilt auch S. T. Haven und Professor Peschel, die beide in den Urhebern der gigantischen Baureste die Voreltern der jezigen Indianer vermuthen.†††) Auch Ch. C. Jones schließt sich derselben an, sofern es die Stämme der Golfstaaten betrifft. Eine Vergleichung der Sitten, Lebensweise und Kunstfertigkeit beider Völker bestärkt noch in diesem Glauben. Wie die Hügelbauer, so betrieben die Indianer östlich vom Mississippi Ackerbau, pflanzten Korn, Bohnen, Kürbisse und Melonen. Nicht nur die südlichen Indianer, wie die Cherokees, Creefs und Uchees, sondern auch die nördlichen, die Frokesen und Saukies hatten Städte mit geräumigen und netten Häusern, viele derselben waren mit permanenten Ver

*) Force Moundbuilders, p. 85.

**) Es benöthigt kaum anzuführen, daß Squier, der gerne diesen Werken das Alter der ägyptischen Pyramiden einräumen möchte, diese Funde für unächt hält. (Squier and Davis, Anc. Mon. Miss. Vall., p. 76. —) Aber wie will er denn das hohe Alter des Mounds bei Savannah (Ga.), in dem Jones neben einem Skelette, Pfeilspißen und Trinkvasen, ein Stüd eines verrosteten Säbels mit eichenem Griffe fand, vertheidigen? Der Säbel war doch von europäischem Fabrikate. (Jones, Ant. South. Ind., p. 131.)

***) Herrera, Descr. de las Ind. occ. Madr. 1730: VII. 7, 2.

p. 230.

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Squier Antiq.,

+) Relation originale de J. Cartier ed. d'Avezac. Paris 1863, p. 23, seq.
++) Th. Waiß, Anthr. d. Naturvölker, III, S. 72.

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Peschel, Völkerkunde, 2. Aufl. S. 455. —Jones

Ant. South. Ind., p. 135.

schanzungen, oder doch zur Zeit des Krieges, mit Stockaden umgeben. Größere Städte als Movila (d. heut. Mobile), dessen Einwohnerschaft die Spanier auf 80,000 Köpfe schäßten, werden die Hügelbauer kaum ihr eigen genannt haben.

Hügelbauer und Indianer waren beide eingefleischte Raucher. Ihre ganze Kunst und Geschicklichkeit verschwendeten sie an der Verzierung ihrer Pfeifen. Die eigenthümliche Sitte, die Kinder mit Lederriemen auf Bretter zu schnüren, war beiden eigen, wenigstens läßt sich dies aus den abgeplatteten Kinderschädeln schließen, welche man aufgefunden. Beide hatten dieselben Spiele und bedienten sich dazu ähnlicher Wurfsteine. Gleich sind auch die steinernen Werkzeuge beider, die der Hügelbauer sind höchstens besser gearbeitet. Die Federstickereien, womit der Indianer sein Schuh- und Pelzwerk ziert, ähneln denen genau, in welchen die Mumien der Kentuckier Höhlen gehüllt waren. Merkwürdig ist auch, daß wir auf den Pfeifen der Hügelbauer Abbildungen des Manato, der heute noch an den Küsten von Florida haust, und des langschnäbligen Pfefferfreffers, wie er aus einer Hand frißt, begegnen, des einzigen Vogels, den nach spanischen Berichten die Indianer zähmten. Nicht einmal der Unterschied, daß der Hügelbauer selbst gearbeitet haben müsse, der moderne Indianer dies seiner Squaw überlasse, ist stichhaltig; denn die Choctaws bestellten nicht nur ihre Felder in Gemeinschaft mit ihren Frauen, sondern verdingten sich sogar an die Franzosen als Arbeiter.

Aus den physischen Eigenthümlichkeiten der in den Tumulis aufgefundenen Skelette läßt sich keine bestimmte Aufklärung über das Verhältniß der früheren zur späteren Bevölkerung geben, denn dieselben lassen sich recht wohl auf manche neuere Indianervölker beziehen. Warren hat zwar Schädel aus alten Gräbern im Nordwesten beschrieben, welche er den peruanischen ähnlich fand, und Morton reiht die aus den Tumulis stammenden unter den toltekischen Zweig der amerikanischen Rasse. Aber dieser Behauptung widersprechen die von ihm selbst beigefügten Maaße, die ganz gut in ihren Verhältnissen mit denen der jeßigen Indianer übereinstimmen; auch zeigt ein ausgegrabener Kopf von rothem Pfeifenthon auf's Bestimmteste die Rasseneigenthümlichkeit der leztern.*) Wie wenig Zuverlässiges überhaupt aus craniologischen Merkmalen geschlossen werden kann, erhellt aus der Thatsache, daß als Squier seine Ancient Monuments schrieb, nur ein einziger unzweifelhaft antiker Schädel aus den Mounds unversehrt ausgegraben worden war, und zwar im Sciotothale bei Chillicothe.

Seither ist freilich die Liste bis auf fünf angewachsen, die in Wisconsin, Tennessee, am Grave Creef und in Georgia entdeckt wurden. Aber selbst Dr. Foster räumt ein, daß sie den Schädeln der modernen Indianer gleichen,**) erklärt sie jedoch um seine Theorie zu retten, für unächt, obwohl ihr Fund mitten auf der untersten Schicht der Schutthügel keinen Zweifel über ihre Aechtheit erlaubt. Auch Dr. J. Wyman gesteht von den 24 Schädeln, die ihm von S. S. Lyon aus Kentucky als unstreitig den Hügelbauern angehörige zugesandt wurden, ein, daß sie zwar einige besondere Eigenthümlichkeiten zeigen, diese aber nicht durch Messungen bestimmt werden können. Mit anderen Worten: es existirt kein typischer Unterschied zwischen

*) Wait, Anthropologie, III, S. 77.

**) J. W. Foster: Prehistoric Races, Chicago 1873, p. 291-92.

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