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mati, um dasselbe als seinen Lohn zu behalten. Der Eigenthümer verfolgte den Knaben jedoch, hm ihm das Pferd wieder ab, und seine Eltern mußten froh sein, daß er auf solche Weise mit dem mae Verlust seines Verdienstes davon kam und nicht noch außerdem wegen Diebstahl in Strafe darieth.. Es war halt ein Knabenstreich gewesen. In Cincinnati besuchte Friederich nun fleißig der Abendschule, lernte rasch englisch lesen und schreiben, und da er sonst ziemliche Talente besaß, erhielt er bald Beschäftigung von dem Geometer Erasmus Gest, zuerst als Kettenträger und späsleief auch als Vermesfer. Nun arbeitete "white headed Fred", so wurde er seinen Flachshaaren ilieb allgemein genannt, lange Zeit als Geometer, wobei er sich in der Arithmetik und im Zeich. en und Schreiben vervollkommnete Später erhielt er in der Recorders-Office von Hamilton e. Jounty eine Anstellung, in welcher er viele Jahre lang verblieb, bis ihn das Volk in 1861 zum galecorder wählte, welchem Amte er drei Jahre lang treu und redlich vorstand. Nach Ablauf seines per lmtstermins kehrte er in sein altes Fach. Notar und Untersucher von Rechtstiteln, welches er bereits aehrere Jahre zuvor betrieben hatte, zurück. Später vertrauten ihm die County-Commissäre die Infertigung des consolidirten Inhalts-Registers der Grundrechte Bücher des County an, und er jatte sie beinahe vollendet, als ihm von einer Sensations-Zeitung ungerechtfertigter Weise vorge. vorfen wurde, daß er dabei das County übervortheilt habe. Diese unbillige und grundlose AnHlage zog er sich so sehr zu Herzen, daß er darüber anfing stark zu trinken. Das war leider zu be lagen! Die Register sind seither noch nicht vollendet worden, und wenn wir auch nicht behaupten wollen, wie ein Fachmann es uns gegenüber behauptete, daß Herr Dehlmann der einzige Mann -gewesen wäre, der sie hätte vollenden können, so hatte er doch unzweifelhaft seiner langjährigen Erfahrungen in dem Registrations-Bureau sowohl, als auch seiner geometrischen Kenntnisse halber, die größte Befähigung dazu. Die Register werden nun wahrscheinlich wohl noch eine Zeitlang auf ihre Vollendung warten müffen. Nach der Zeit dieser Anschuldigung zog er sich von seinem Geschäfte zurück und lebte von da an auf seinem Landgute in Westwood, woselbst er am 3. Oktober 1875 verstorben ist.—Er war ein Ehrenmann, dem seine Mitbürger im Leben vielfache Vertrauens ämter übertragen haben: Stadtrathsmitglied, Mitglied des Erziehungsrathes u. s. w. Am Vereins leben in hiesiger Stadt nahm Dehlmann ehemals regen Antheil. Er war einer der Gründer der ersten deutschen Oddfellow-Loge Amerika's, Mitglied mehrerer anderer Logen und Orden, sowie :^ des deutschen protestantischen Waisenvereins von Cincinnati. Dem Pionier-Verein gehörte Oehl. mann seit der Gründung desselben an. Seine Mutter, welche im Staate Indiana wohnt, überlebt ihn, gleichfalls seine Gattin Clara, geborene Böhning. und 5 erwachsene Kinder.

Johann Friederich Wenzel. Dieser geachtete Pionier war am 27. August 1815 zu Nieder-Mitlau im Großherzogthum Heffen geboren. Am 16 April des Jahres 1847 wanderte er über Bremen nach Amerika aus und landete in Baltimore am 23 Juni desselben Jahres. Nach Cincinnati kam Wenzel am 1. Juli 1847, woselbst er seitdem verblieben ist, und bis zu seinem Tode, welcher am 4. Oktober 1875 ihn hinwegraffte, einen ausgedehnten Holzhandel betrieb Er gehörte dem deutschen Pionier-Verein seit dem 2. Juni 1874 als Mitglied an.

August Leuchtweiß, geboren den 1. Februar 1819 zu Nauheim, Hessenkassel, war in seiner Heimath Messinggießer. Als im Jahre 1848 in Deutschland der Sturm, losbrach, welcher unser altes Vaterland von dem drückenden Fürstenjoche befreien sollte (was jedoch leider nur ein frommer Wunsch geblieben ist) — da trat auch Leuchtweiß in die Schaar der Freiheitskämpfer ein. Als im Herbste die erste Hoffnung bereits scheiterte und man auf die sogenannten Rädelsführer zu fahnden begann, da machte sich bekanntlich ein starkes Exodus aus Deutschland geltend. Auch Leuchtweiß, indem er ein fremdes Land der dumpfen Kerkerluft vorzog, entwich über Frankreich nach Amerika. Er schiffte sich am 4. Oktober 1848 zu Havre ein und landete am 16. Januar 1849 im Hafen von New York, von wo er gleich nach Cincinnati weiter fuhr. In Cincinnati, woselbst Leuchtweiß seit dem 3. Februar 1849 wohnte und als leutseliger Mann allgemein beliebt war, verlegte er sich wieder auf sein altes Fach, Messinggießerei. Er besaß zur Zeit seines Ablebens ein bedeutendes Geschäft an der 12, nahe der Vine Straße, welches sich im blühenden Zustande be fand. Leuchtweiß war Mitglied des Pionier-Vereins seit Juni 1874. Er starb am 8. Oktober 1875 im Alter von 57 Jahren.

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Ferdinand Maria Zumbusch. Wer kannte nicht den jovialen Uhrmacher, ehemals an der oberen Vine Straße und später in Cumminsville? Auch er war einer der Opfer der Achtundvierziger Bewegung, welche ihn aus behäbigen Vermögensumständen riß und als einen Exilirten in dieses Land warf. Ferdinand M. Zumbusch ist am 15. September 1812 in Coesfeld, Westphalen geboren, woselbst sein Vater ein einträgliches Uhrmachergeschäft betrieb, welches Fach vom Sohn fortgeseßt wurde. Am 12. September 1848 wanderte derselbe über Bremen nach Ame rika aus und landete in New York am 8. Oktober desselben Jahres. Nachdem er sich während des Winters im Osten aufgehalten, wanderte er im Frühjahr 1849 nach Cincinnati weiter, woselbst er sich am 5. März dauernd niederließ. Er starb am 8. Oftober 1875, schwer betrauert von seiner Gattin und mehreren erwachsenen Kindern, sowie einem zahlreichen Freundeskreise. Mitglied des - Pionier-Vereins war Zumbusch seit April 1875.

Johann Kohus. Derselbe wurde am 19. September 1828 in Ost-Bevern, Westphalen, geboren. Nachdem er in seiner Vaterstadt das Schneiderhandwerk erlernt hatte, wanderte er am 29. September 1849 über Bremen nach Amerika aus und landete in New Orleans im October desselben Jahres. Nachdem er sich den Winter über in New Orleans aufgehalten. wanderte er im Frühjahr 1850 nach Cincinnati. Hier hat sich Kohus in seinem Geschäfte später selbstständig etablirt und zu mäßigem Wohlstand emporgearbeitet. Er wohnte seit seiner Aufnahme in den Pionier-Verein (November 1874), an der Ecke von Poplar Straße und Western Avenue, woselbst er am 25. Oktober 1875 gestorben ist. Er hinterläßt eine Frau und mehrere Kinder. seinen frühen Tod zu beweinen.

Möge diesen dahingeschiedenen Mitgliedern des Deutschen Pionier-Vereins von Cincinnati die Erde leicht sein!

Monatliche Versammlung des Deutschen Pionier-Vereins.

Am Dienstag den 2. November wurde die regelmäßige monatliche Versammlung des Deutschen Pionier Vereins im gewöhnlichen Versammlungs-Lokale abgehalten. Nachdem die Versammlung durch den Präsidenten, Herrn Joseph Siefert zur Ordnung gerufen, wurde vom Sekretär, Herrn Friederich Blum, das Protokoll der lezten Versammlung verlesen. welches auf Antrag angenommen wurde. Schahmeister Weber überreichte hierauf seinen monatlichen Kassenbericht, aus welchem hervorging, daß sich die Einnahmen des Vereins im verflossenen Monat auf $326.25 und die Ausgaben auf $185.45 beliefen. Es verblieb ein Kassenbestand von $1298.96, nebst ausgelie henem Kapital von $650 zusammen $1948.96. Der Bericht wurde angenommen und zu den

Akten gelegt.

Folgende nene Mitglieder wurden aufgenommen :

Wilhelm Alf, geb. 21. Juni 1821 in Lingen, Hannover, ausgew. 1843.

Franz Diehm, geb. 26. Januar 1816 in Edesheim, Rheinpfalz, Bayern, ausgew. 1847.
Johann Bernard Doppes, geb. 29. April 1823 in Freren, Hannover, ausgew. 1847.
Johann Drott, geb. 13. Sept. 1827 in Pfingsstadt, Hessen-Darmstadt, ausgew. 1849.
Andreas Gözinger, geb. 11. Febr. 1828 in Widderau, Würtemberg, ausgew. 1849.
David Graf, geb. 27. März 1832 in Monsheim, Großherzogthum Hessen, ausgew. 1849.
Johann Kirsch, geb. 27. Juni 1817 in Pleißweiler, Rheinpfalz, Bayern, ausgew. 1839.
Franz Rannacher, geb. 13. März 1819 in Bretten, Großherzogthum Baden, ausgew. 1846;
wohnt in Cleveland, Ohio.

Bezüglich eines in Vorschlag gebrachten Winterfestes wurde dem Vorstand ein Monat längere
Zeit zu berichten gegeben.

Hierauf Vertagung bis Dienstag den 7. Dezember.

Der Deutsche Pionier-Verein hält am Dienstag den 2. Dezember 1875, Abends
8 Uhr, seine regelmäßige monatliche Geschäfts-Versammlung in Hildebrandt's Halle, No. 436
Vine Straße, ab.
Friederich Blum, Sefr.

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Der Deutsche Pionier" erscheint 40 Detavfeiten stark mit Umschlag versehen zu Ende eines jeden Mos nats und ist zu haben in der Erpedition des Deutschen Pioniers", No. 203 Vine-Straße, zwischen 5. und 6. Etraße, oder wird gegen Vorausbezahlung von $2.00 per Jahr durch die Post ins Haus geliefert.

Auswärtige Abonnenten erhalten 12 hefte oder einen Jahrgang ver Post gegen Vorausbezahlung von $2.00: einzelne Exemplare kosten 20 Cents. Das Porto nach Europa, resp. Deutschland, tostet mit der Bremer und Hamburger Linie 6 Cents per Exemplar. Anzeigen, Briefe, Mittheilungen, Wechselblätter 2c. find zu adressiren: German Pioneer, Cincinnati, O.

Eiche und Rose.

Von Theodor Hielscher.*)

Im grünen Felde draußen am Ackerraine, prangt
Die Eiche stolz und mächtig; ihr Haupt gen Himmel langt.
In ihrem Schatten sproßet ein Rosenstrauch hervor,
Draus blicken schwellende Knospen zum hohen Stamm empor.

Die Eiche und die Rose - es ist so freundlich, das Bild;
Die Eine mild und lieblich, die And're krafterfüllt.
Sie lehnen sich aneinander, so heimlich, so vertraut,
Ich glaube, die Eiche erwählte die Rosenknospe zur Braut.

Und wenn ich drüber finne's ist nicht von ungefähr,
Daß sie zusammenstehen, so lieblich und so hehr:

Die Kraft, die kühn und muthig nach Wolkenhöhen strebt,
Die Liebe zart und minnig - in Eiche und Rose lebt.

*) Das vorstehende Gedicht ist eine Reminiscenz aus der 1848-49er Sturm und Drang. Periode. Der Dichter war eines der Opfer jener Bewegung und fand, vom Vaterlande vertrie ben, in Amerika eine neue und freie Heimath. Daß ihm das Ideal eines freien Deutschlands noch in 1855, als er das Gedicht schrieb, vorschwebte, ist ersichtlich; ob aber das heute einige Deutschland die Sehnsucht nach dem erhofften freien Deutschland zu beschwichtigen vermocht hat?

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Ich höre ein Wort gar mächtig in ihren Kampfesreih'n,

Das giebt ihnen Muth zum Streiten, das wiegt im Tode sie ein;
„Die Freiheit!" so hör' ich's klingen; es klingt so hoch, so hehr:
Das sind die deutschen Männer, des Vaterlandes Wehr.

Sie ziehen an mir vorüber; es schweigt das Kampfgetön

Und füße Klänge hör' ich an mir vorüberwehn.

Es klingt von allen Höhen. was Menschenbrust erfreut,

Es klingt von Liebe und Milde, von Frieden und Seligkeit.

Ich sehe Jungfrauen walten im traulich stillen Haus,
Die streuen Friedenssaaten und Segen sproßt daraus ;
Die Lieb' und Treue sproßen daraus so mild, so rein,
Sie blühen wie duftige Blumen im Frühlingssonnenschein.
Und wie in den Blumenkelchen der duftige Hauch sich hebt,
So Anmuth und Himmelsfrieden in ihren Herzen lebt.
Sie prangen im Erdenleben als höchster, reichster Glanz,
Wie Rosenknospen prangen im duftigen Blüthenkranz.

Die Eiche und die Rose — ich sah sie beisammen stehn,
Es flüsterten ihre Blätter in leisem, füßem Weh'n. —
Die deutsche Jungfrau reichet dem deutschen Manne die Hand:
Ich denke an Eiche und Rose – an's arme Vaterland!

Ein Tag in den "Blauen Gebirgen”.

Von J. A. Wagener.

Es war im Spätsommer 1870, als wir, wie es seit Jahren unsere Gewohnheit. war, wenn unsere Gesundheit mangelte, einige Wochen in unserem Gebirgsstädtchen Walhalla verlebten. Wir haben die Schönheit und Salubrität dieser deutschen Ansiedlung bereits in früheren Nummern des „Pionier" beschrieben, welches unsere geehrten Leser sich vielleicht gütigst erinnern werden. An einem lieblichen Septembertage, von welchem wir jeßt erzählen wollen, hatten sich eine Partie deutscher Herren und Damen aus Charleston mit einem Dußend der Einwohner Walhalla's vereinbart, den Tunnel Hill" und die Issaquena Wasserfälle" zu be= suchen und sich im Freien zu vergnügen. Tunnel Hill ist ein ebenlaufender Bergrücken, so genannt von dem über eine Meile langen Tunnel der „Blue Ridge R. R.“

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und die Jssaquena Wasserfälle sind von dem vortrefflichen und geistreichen Dichter, Dr. Brühl, bereits im Pionier" besungen worden.*) Wir hatten eine dringende Einladung erhalten, uns der lebensfrohen Partie anzuschließen und machten uns daher Morgens 9 Uhr mit den Festgebern auf die Reise, die in Kutschen, „Hacks,“ Omnibussen und Buggies vor sich ging. Leider geht's dem Menschen, ausgenom= men zum Unglück, selten so von Statten, wie er sich ausgedacht. „Langsam zum Ziel“ ist deutsch und der Deutsche trifft gewöhnlich den Nagel auf den Kopf. Da die Woche zuvor heftiges Regenwetter obgewaltet, ging es nicht sehr rasch und vornehmlich als die Anhöhen erreicht wurden, mußten die Passagiere dann und wann aussteigen und "per Pedes" reisen, um den Pferden den Zug zu erleichtern. Anstatt aber dadurch den Frohsinn der Sorglosen zu stören, erhöhten die Schwierigkeiten des Weges ihre Lustigkeiten. Mancher Spaß und Wiz wurde ausgehedt und manche Neckerei wurde zum allgemeinen Besten betrieben. Zwar paßte unser grauer Bart nicht zum allerbesten zu den lebensfrohen Schwänken der meistens jugendlichen Picknickier", wir fonnten nur zuschauen; aber deßungeachtet war dieser schöne Morgen uns heilsamer, wie eine doppelte Dosis der berühmtesten Leberpillen. Liegt es vielleicht in der Gebirgstust, daß dem Menschen in ihrem Hauche leichter wird und Unwohlsein und Sorgen längst nicht mehr so dräuend scheinen, oder hat die Freude eine so ansteckende, erweckende Kraft, daß der Unmuth von selbst aus ihrer Nähe verschwindet? Wir haben Walhalla in dieser Beziehung wohl viel zu verdanken.

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Immer höher stieg der Weg, immer luftiger ward der Pfad, bis wir auf einer längst verlassenen Baustätte anlangten, wo sich noch einige alte bemooste Aepfelbäume voll reifen Obstes befanden. Hier ward eine halbstündige Rast beschlossen. Während die Herren sich Nepfel sammelten, umstanden die Damen die Ruinen und bespöttelten in ihrem Uebermuthe die entbehrungsvolle Lage und die rohen Unbequemlichkeiten der einstigen Bewohner einer solchen Blockhütte. Wir fannten die Geschichte dieser halbverbrannten und halbvermoderten Trümmer und konnten nicht unterlassen, ein Wort in ihrem Interesse zu reden.

„Wie nun, meine schönen Landsmänninen, wenn wir uns hundert Jahre zurückdenken und sehen vor unsern Augen eine freundliche, rebumlaubte Hütte; ein blühendes, duftendes Gärtchen; die Bäume vor uns in ihrer jugendlichen Pracht mit dem köstlichsten Obste gesegnet; Scheune und Ställe im Hintergrunde; Kühe, Schaafe, Pferde und Rinder, Hühner und Gänse und waltende, frohe Menschen, denen die Wildniß eine geliebte Heimath geworden. Das war der Frieden. Und nun kam der Krieg. Nun kam der Feind und zerstörte und raubte und tödtete und warf den Brand in die freundliche Wohnung, daß nur noch die Kohlen und die wenigen Trümmer, die Sie vor sich sehen, ahnen lassen, daß hier dereinst fleißige Menschen gehauset, die geliebt und gelitten, hier ihre Freuden und Sorgen, ihr Glück und ihre Trübsal gefunden, und wenn nun noch gar di se Pioniere Ihre Landsleute waren und wenn vor beinahe hundert Jahren die deutsche Hand diese Felder der Wildniß entrissen! wo bleibt dann Ihr Spott, meine lieben deutschen Damen? Davon könnten wir Ihnen wohl eine Geschichte erzählen."

*) Dieses ist ein Irrthum, das Gedicht befindet sich in „Poesien des Urwalds“ von „Kara Giorg" (Dr. G. Brühl).

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