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verwaltet wurde und daß unser Kredit höher stand, wie der irgend eines andern. unserer sogenannten Schwesterstaaten. Freilich waren damals die Zeiten und Sitten anders. Unter gegenwärtig obwaltenden Verhältnisse, würde wohl selbst ein Memminger verzagen müssen. Im Jahre 1852, in welchem abermals das Staatenrechtsfieber sein Haupt erhob, lehnte Herr Memminger eine Wiedererwählung ab und zog sich aus dem öffentlichen Leben zurück. Als aber in 1854 die Luft ein wenig kühler geworden, nahm er seinen Sig wieder ein und wurde abermals an seinen alten wichtigen Posten gestellt. Besonders betrieb er jezt mit all' seiner Kraft und Beredsamkeit die Einführung eines verbesserten öffentlichen Schulwesens, und daß diese Stadt vielleicht die besten öffentlichen Schulen in Amerika hat, ist vorzüglich seinem unermüdlichen Bestreben, im Verein mit dem kräftigen Einflusse seines Schwagers Bennett zu verdanken. Hätte er nichts weiter gethan, wie die weise Anordnung und Ausdehnung unseres öffentlichen Erziehungswesens, so würde Herr Memminger schon allein diesemwegen die Bürgerkrone verdient haben.

Nach amerikanischer Weise wurde er, sowie er an Alter zunahm, ein frömmeres und eifrigeres Mitglied der Kirche (episcopalischen,) und ein warmer Beförderer der Temperenz- und Bibel-Gesellschaften. In seinem Berufe als Rechtsanwalt hatte er schon lange eine der hervorragendsten Stellungen eingenommen. Mit Pettigrew, dem großen, überall bekannten Unions- Mann, und Hunt, der nun schon an fünfundzwanzig Jahre im Grabe ruht, war Memminger der Dritte des Kleeblatts der größten Advokaten in unserm Staate, überall rühmlichst bekannt und geehrt, und obgleich er heute, wegen seines hohen Alters ungern noch Rechtshändel übernimmt, giebt es kaum einen Proceß von hoher und bedeutender Wichtig= teit, daß nicht Memminger darin zu erscheinen hätte, troß seiner hohen Preise.

Endlich kam die Krisis im Leben unseres neuen Vaterlandes. Herr Memminger sagt: Kein Mensch auf dieser weiten Erde, hat diese, unsere Union mit einer treueren Seele geliebt, wie ich. Aber es war eine Union, die eine vollständige Gleichberechtigung garantirte und den vollkommensten Schuß aller Rechte und Ansprüche unter der Landesverfassung. Wenn jedoch eine Regierung ausartet und sich nicht von verfassungsmäßigen Vorkehrungen, sondern von Mehrzahlen und fanatischen Ismen bewegen läßt, und die Ansicht bethätigt, daß dem Volkswillen keine Schranken gebühren und daß das Gefeß nur Geseß ist, so lange eine bare Mehrheit nichts dagegen hat, troß dem Geiste eines Grundvertrages, den unsere Väter ihren Nachkommen zur beständigen Wohlfahrt hinterlassen haben, so muß ich mich Denjenigen anschließen, die der Woge einen Damm und dem Verderben eine Mauer entgegen bauen wollen." Im Jahre 1859 war ein förmlicher Schrecken über den Süden gefahren, weil die Aussicht des Sieges der republikanischen Partei sich immer wahrscheinlicher gestaltete, von welcher die Emanzipation der Sklaven vorhergesehen wurde. Es stand ein Eigenthum von zwei Billionen Dollars auf dem Spiele und die ganze, seit mehreren Jahrhunderten bestehende sociale Ordnung der Südstaaten. Und nicht allein dies, sondern die Gefahr der Emanzipation auf die Sicherheit des übrigen Eigenthums und des Lebens und auf die Versorgung und Sicherheit von Weib und Kindern, wurde nicht verstanden und deshalb vergrößert.

Wer konnte eine solche Lage ermessen? Wer konnte und wollte sich für den Anderen verbürgen? Unter diesen Ansichten und Befürchtungen wurde der Versuch gemacht, ein gemeinsames Handeln der Südstaaten zu ihrem gegenseitigen Schuße anzubahnen, und Herr Memminger war einer der Delegaten Süd-Carolina's nach der Convention in Virginien. Der Erfolg ist bekannt. Im December 1860 wurde Herr Memminger vom Gouverneur Pickens als Schatzmeister von Süd-Carolina ernannt und im Februar 1861 vom Präsidenten Davis als Schaß-Sekretär der Conföderirten Staaten. In diesem Amte verharrte er bis zum Juni 1864, wodann er durch die vielen und allgemeinen Klagen des Südens veranlaßt wurde, abzudanken. Man schob die täglichen Versehen der Regierung in seine Schuhe, und es ist vielleicht nicht unwahrscheinlich, daß er unter den thürmenden Schwierigkeiten seiner Lage manche Irrthümer begangen haben kann. Indessen ist er mit einem reinen Namen und einem ehrenvollen Rufe aus dieser Feuertaufe hervorgegangen, und das ist etwas, woran gerade wir Deutschen Gefallen finden, ja, welches wir besser wie viele Andere verstehen können, und worauf wir gewöhnlich mit einem. Herzlichen, biedern Handschlage erwidern.

Nach Beendigung des Krieges hat Memminger sich ganz und gar seinen früheren Berufsgeschäften gewidmet, bis er endlich im Jahre 1874 seinen Lieblingswunsch, die Eisenbahn-Verbindung Charleston's mit Cincinnat, erfüllen zu können vermeinte und Präsident der Spartanburg und Asheville Eisenbahn geworden ist, die ein Glied in der Kette seines Planes bilden soll.

Christopher Gustav Memminger ist anjezt 72 Jahre alt, troßdem rüstig und unermüdlich, besonnen, ehrlich, ausdauernd und klarschaulich, Alles Eigenschaften, die er seinem deutschen Vaterlande verdankt. Alles was wir an ihm nicht leiden mochten und weßhalb er uns verhältnißmäßig fremd geblieben, war, daß er die Quelle dieses hohen Werthes nicht genugsam zu würdigen schien und oftmals an conventionellen Geringfügigkeiten den höchsten Gefallen fand, und besonders, daß er gegen das Schicksal seiner Stammgenossen zu gleichgültig war. Und darin haben wir uns nicht geirrt, denn er förderte weder deutsche Kirchen noch Schulen, weder Gesellschaften noch Compagnien, noch trat er jemals auf als freiwilliger Verfechter unserer Landsleute in ihrer Bedrängniß, noch als der Prediger ihres Werthes oder der Verkündiger ihres Ruhmes, wo sie solchen in reichlichem Maaße dargethan oder würdig geerntet. Troßdem ist er ein ganzer Mann. Seine Mängel find, wie oben bemerkt, die Verhängnisse seiner Jugend und die Folgen seiner Verhältnisse und Erziehung; sein Werth ist unverkennbar.

Das Deutschlernen als ein Bildungsmittel für Amerikaner.

Auch bei den Amerikanern fängt es an Tag zu werden, und wenn wir noch eine Zeitlang unermüdet ausharren in unsern Kulturbestrebungen so wird bald die frohe Thatsache allen sichtbar erscheinen, daß der alte Ueberrest des starren Puritanerthums mit seinem Nativistenanhängsel gänzlich verschwunden sein wird. So sagt die Chicago Tribune, eines der bedeutendsten englischen Tageblätter des Westens unlängst in einem Leitartikel bezüglich des deutschen Schulunterrichts:

„Diejenigen, welche glauben, daß der deutsche Unterricht an den englischen Schulen anti-amerikanisch sei, vergessen, daß irgend eine moderne Sprache, und das Deutsche insbesondere, stets ein ausgezeichnetes Bildungsmittel ist. Es ist un billig, aus der Einführung des Deutschen in die öffentlichen Schulen auf die Absicht zu schließen, daß man aus denjenigen, welche Amerikaner werden sollen, Deutsche machen wolle; auch ist es unbillig, zu vergessen, was für geistbildende Anregungen der deutsche Sprachunterricht zu bieten vermag. Die Erfahrung hat gezeigt, daß das Sprachstudium im Allgemeinen die Beobachtungsgabe schärft, den Verstand kräftigt, das Urtheil übt und das Gedächtniß stärkt. Neben dem Sanskrit und dem Griechischen gibt es nichts, was den Schüler mehr befähigt, in das Geheimniß und Wesen der Sprachen einzudringen, als das Studium des Deutschen. Für die Erlernung des Englischen ist die Kenntniß des Deutschen von unschäßbarem Werthe. Wenn jeder Amerikaner Deutsch verstünde, würde er mit dem Englischen besser vertraut sein, ohne deßhalb seinen Patriotismus zu verlieren.“

Deutsches Leben in Pennsylvanien.

Das Deutsche in den öffentlichen Schulen Allentown. Ueber den deutschen Unterricht in den Grammär- und Hochschulen Allentowns sagt Herr Superintendent Bührle in seinem Jahresbericht an den Staats- Superintendenten Folgendes:

Unter den fortschrittlichen Bewegungen, welche im lezten Jahre gemacht wurden, verdient die Einführung der deutschen Sprache in unsere Grammär- und Hochschulen besondere Beachtung. Es war ganz natürlich, daß in einer Gemeinschaft wie die unsrige, welche großentheils aus Deutschen und ihren Abkömmlingen zusammengesezt ist, sich das ernste Verlangen kund that, die deutsche Sprache in unsere Schulen einzuführen, zumal die öffentliche Aufmerksamkeit überall auf die Vortheile, welche die Kenntniß der deutschen Sprache gewährt, gelenkt wird. G gen die Einführung des Deutschen in unsere Schulen sprachen zwei besonders starke Gründe erstens der Mangel gehörig vorbereiteter Lehrer und zweitens die fast allgemein verbreitete Meinung, daß das Studium des Deutschen die Aneignung einer gründlichen Kenntniß, sowie den richtigen Gebrauch und die fehlerlose Aussprache der englischen Sprache beeinträchtigen müsse. Während des vorhergehenden Termins wurde ein besonderer Lehrer des Deutschen angestellt, um täglich in den verschiedenen Schulen Unterricht zu ertheilen. Diese Einrichtung fand jedoch, wie natürlich zu erwarten war, großen Widerspruch und rief in den Schulen große Unannehmlichkeiten hervor. Der Schulrath beschloß daher, durch eine bewilligte Zulage die regelmäßigen Lehrer anzuspornen, sich zum Unterricht im Deutschen vorzubereiten. Der Erfolg dieses Beschlusses übertraf die höchsten Erwartungen. der wärmsten Freunde der Maßregel, und bei dem letzten Jahresschlusse der Hochschule schenkten unsere deutschen Mitbürger und die Freunde der deutschen Sprache der Schulbehörde eine der großen Schödler'schen Erdkugeln zum Gebrauch in der

Hochschule als ein Zeichen der Anerkennung für den Fortschritt, den die Grammärschulen in der deutschen Sprache gemacht hatten und deren Prüfung von zahlreichen Deutschen beigewohnt wurde. Der Versuch hat, so weit wir jest urtheilen fönnen, dargethan, daß unsere regelmäßigen Lehrer fähig und willens sind, sich zum Unterrichte in beiden Sprachen vorzubereiten; daß das Studium der deutschen Sprache nicht die Erlernung und die Anwendung der englischen Sprache stört; daß die Leute ihren Kindern die Vortheile gewähren wöchten, die in der Erlernung beider Sprachen liegt (fast 90 Prozent aller der Eltern, welche die Wahl hatten, wählten die deutsche Sprache für ihre Kinder). Endlich hat sich das Mittel, die Lehrer im Verhältniß der von ihnen geleisteten Dienste zu bezahlen, nicht nur als gerecht, sondern auch als sicher und ökonomisch erwiesen. Bei einer richtigen Unterstützung unseres gegenwärtigen Systems dürfen wir den Unterricht in beiden Sprachen als befestigt ansehen; denn die Schwierigkeiten und Vorurtheile werden fünftig schwächer und die Vortheile sichtbarer werden." (Lecha Bote.) -Ein Pennsylvanisch-Deutscher in Berks County, Penn., klagt über den pennsylvanisch-deutschen Krautsalat also:

Und gleiche thun sie unser Deutsch

Mit Englisch uff zu mire,
Wenn ich nur Euer Teacher wär,
Geb' Acht, ich wollt' Euch fire.

E Schand' ist's, wie sie manchesmal
Die deutsche Sprache treate;
Denn so en Sprache-Krautsalat
Der thut doch Ein'ges biete.

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Pennsylvanisch Deutsche Kinder. Die Pennsylvania Stsztg. schreibt: Professor Horne von der Staats-Normal-Schule in Kußtown, einer der wärmsten und eifrigsten Vertheidiger unserer lieben deutschen Muttersprache, hat berechnet, daß 144,000 deutsche Kinder die Schulen von Pennsylvanien besuchen, welche deutsch sprechen. Herr Horne hat berechnet, daß das alte ehrenwerthe Berks County allein 18,000 deutsche Kinder in den Schulen habe. Zunächst kommt Lancaster County mit 14,000; dann Northampton mit 10,000; Lehigh mit 12,000 u. Alle Ehre diesen deutschen Counties.

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Ein Buch für die Pennsylvanisch - Deutschen. Prof. A. R. Horne, Prinzipal der Kuptown Normalschule, bekanntlich einer der unermüdlichsten Verfechter des Deutschthums in Amerika, geht mit dem Gedanken um, ein Lesebuch für den Gebrauch pennsylvanisch-deutscher Schulen herauszugeben. Dasselbe soll den englischen Tert in pennsylvanisch-deutscher Uebersetzung mitführen. und nebstdem ein Wörterbuch enthalten, welches alle pennsylvanisch-deutschen Wörter in englischer und halbdeutscher Sprache wiedergiebt. Dies würde einem langgefühlten Bedürfniß abhelfen, da dann pennsylvanisch- deutsche Kinder das Englische nicht blos lesen sondern auch verstehen lernen könnten. Ein solches Werk ist nicht blos wünschenswerth, sondern sogar unter den jeßigen Verhältnissen zum dringenden Bedürfniß geworden. - N. Y. Journal.

Englisch und deutsch in Pennsylvanien. Dr. Rüteni vom Reformirten Evangelist" sagt darüber: „Im östlichen Pennsylvanien be

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suchten wir bei unserer leßten Reise auch den lieben Bruder Eli Keller, dem der Herr dort zwischen den heimathlichen Bergen einen angenehmen Wirkungskreis angewiesen hat. Die dortigen Pennsylvanier sprechen alle deutsch; in den Städtchen, auf der Eisenbahn, in den Kaufläden, überall hört man nichts als deutsch. Auch die jungen Leute sprechen alle deutsch miteinander. Welch' eine herrliche Aufgabe haben wir hier als Kirche, die deutsche Frömmigkeit und zugleich die deutsche Bildung zu pflegen! Leider wird diese Aufgabe jedoch von unserer Kirche noch nicht vollständig gewürdigt, und mancher Prediger spricht zu seiner Gemeinde, die ihn nur halb verstehen kann, englisch, was gewiß nicht zu loben ist, während ihn, würde er deutsch predigen, alle verstehen könnten. Es sollte dafür gesorgt werden, daß in den deutschen Kirchen nur deutsche Prediger den Gottesdienst halten.

Deutsche Muttersprache. Die jest aus Rußland einwandernden Mennoniten, deren Voreltern im vorigen Jahrhundert von Deutschland auswanderten, sprechen zum Erstaunen der Pennsylvanier Deutschen neben der russischen auch ganz fließend die deutsche Sprache. Als der Berichterstatter einer Zeitung seine Verwunderung darüber aussprach, sagte ein ungefähr sechzigjähriger Mann: „Wir werden doch unsere Muttersprache nicht vergessen!" (Weltbote.)

-In der in Allentown, Pa. erscheinenden „Lutherische Zeitschrift“ des Pastors Brobst, welche sich besonders für die Erhaltung der deutschen Sprache in diesem Lande interessirt, schreibt ein Einsender, bezüglich der Vortheile oder Nachtheile, welche deutsch und englischredende Schüler gegenüber dem bloß englischen Unterrichte genießenden Schülern haben, folgendes:

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Die Zeitschrift" wird gewiß mit Vergnügen eine Thatsache constatiren, die sich dem Beobachter bei Gelegenheit der lezten Jahresfeste verschiedener Lehranstal= ten im Osten aufgedrungen hat, daß nämlich die Abkömmlinge deutscher Familien, die im Lauf ihrer Erziehung den Vortheil genossen, der deutschen Sprache recht mächtig zu werden, in den von ihnen besuchten amerikanischen Anstalten sich durch ihre Leistungen ganz besonders ausgezeichnet haben. Man erlaube mir auf einige Beispiele hinzuweisen, die mir gerade im Gedächtniß geblieben. Bei der Jahresfeier der Girls Normal High School in Philadelphia graduirte dieses Jahr Miß Emma T. Mann, die jüngste Tochter unseres verehrten Freundes Dr. Mann, mit der höchsten Nummer, die jemals in dieser Anstalt erreicht worden ist, 99, 1—und. trug eine Prachtausgabe von Shakespeare nebst Goldmedaille als Preis davon. Auf der Universität von Pennsylvanien, deren Leistungen und Erfordernisse aner= kannter Maaßen ziemlich hoch über dem Durchschnittsstand amerikanischer Colleges stehen*), trug Herr Gottfried Fritschel, der älteste Sohn von Prof. S. Fritschel in Mendota, nicht weniger als drei Preise davon, zwei derselben mit englischen Essays über "the holy Roman Empire" und "Shakespeare as a historian" und den dritten mit einem lateinischen Aufsaß "de veritate." Ebenso trug Herr Haas, Sohn des alten treuen Herrn Lehrers J. C. Haas (an der Zionsgemeinde in Philadelphia), zwei Preise davon, wenn wir nicht irren, für seine Leistungen in

*) Soll doch Gouvernör Hartranft, der beim „Commencement“ anwesend war, gesagt haben, er wollte, man könnte aus allen den andern "Colleges,” die Pennsylvanien habe, noch Eine folche Anstalt machen, wie die "University of Pennsylvania!"

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