Auf Antrag des Herrn Leopold Goldschmidt wurde nun noch dem Redner beim letzten Feste des Vereins, Herrn Friederich Haussaurek, durch allgemeines Aufstehen der Dank für seine gediegene treffliche Festrede abgestattet. Auch den scheidenden Beamten wurde für ihre im Amte bewiesene emsige Thätigkeit ein Dankesvotum abgestattet, worauf sich die Mitgtieder in den hinteren Saal begaben, woselbst sie sich beim schäumenden Gerstensafte und einem von dem Wirthe, Herr Buchmann, hergerichteten trefflichen Mahle noch lange gemüthlich unterhielten. Monatliche Versammlung des Deutschen Pionier-Vereins. Am Dienstag den 1. Juni wurde die regelmäßige monatliche Versammlung des Deutschen Pionier Vereins im gewöhnlichen Versammlungs-Lokale abgehalten, welche höchst zahlreich be sucht war. Nachdem die Versammlung durch den Präsidenten, Herrn Bast, zur Ordnung gerufen. wurde auf Antrag des Herrn Ficke die Verlesung des Protokolls suspendirt. Schahmeister Böllner überreichte hierauf seinen monatlichen Kassenbericht, aus welchem hervorging, daß sich die Einnah. men des Vereins im verflossenen Monat, auf $88.50. und die Ausgaben auf $121 10 beliefen. Es verblieb ein Kassenbestand von $516.82. Der Bericht wurde angenommen und zu den Akten gelegt. Folgende neue Mitglieder wurden aufgenommen : Ferdinand Döpke, geb. 1. November 1832 in Glandorf, Hannover, ausgew 1849. Prof. Andreas Wilhelm Carl Feine, geb. 9. November 1827 in Cölleda, Provinz Sachsen, Preußen, ausgew. 1850; wohnt in Newport, Ky. Anton C. Hesing, geb. 6. Januar 1823 in Vechta, Großherzogthum Oldenburg, ausgew, 1840, gegenwärtig Herausgeber der Ill. Staatszeitung, Chicago, Ill. H. L. Hugo, geb. 24. Juli 1817 in Ostercappeln, Hannover, ausgew. 1842. Dr. Max. Lilienthal, geb. 6. November 1815 in München, Bayern, ausgew. 1845. August Löwenstein, geb. 22. Januar 1827 in Ober-Ingelheim, Pfalz, Bayern, ausgew. 1846. Anton Pancera, geb. 15 November 1825 in Ingenheim, Rheinpfalz, Bayern, ausgew. 1849. Jacob Pfalzer, geb. 26. Oftober 1820 in Offenbach, Rheinpfalz, Bayern, ausgew. 1839; wohnt in Louisville, Ky. Johann Philipp Rastner, geb. 7. November 1819 in Münchberg, Oberfranken, Bayern, aus. gewandert 1839. Emil Rothe, geb. 23. September 1825 in Guhrau, Schlesien, ausgew 1849. Gerhard Bernard Heinrich Schmiß, geb. 11 Juli 1816 in Recke, Westphalen, Preußen, ausgewandert 1846. Franz Seifert, geb. 5. August 1813 in Erfurt, Preußen, ausgew. 1836. Georg Siemantel, geb. 17. März 1826 in Werbenhofen, Mittelfranken, Bayern, ausgew. in 1846; wohnt in Aurora, Ind. Johann A. Wakker, geb. 23. März 1815 in Engelberg, Würtemberg, ausgew. 1837; wohnt in Mt. Pleasant (Mt. Healthy) Hamilton County, Ohio. C. H. Werneke, geb. 29. Januar 1830 in Bomte, Hannover, ausgew. 1847; wohnt in Law. renceburg, Ind. Seitens der Wahlrichter wurde hierauf das Resultat der stattgefundenen Beamtenwahl be richtet. Erwählt wurden: -- Präsident: Joseph Siefert — Vice-Präsident: Johann C. Becker — Sekre. tär: Friederich Blum — S ch a zmeister: Gottfried Weber - Executiv. Committee Jacob Pfau, F. H. Röwekamp, Friederich Horuberger, Carl Dörr und Jacob Meyer. Hierauf auf Antrag Vertagung. Der Deutsche Pionier-Verein hält am Dienstag den 6. Juli 1875, Abends 7 Uhr, seine regelmäßige monatliche Geschäfts-Versammlung in der „Löwen-Halle“, No. 437 Vine Straße, ab. Friederich Blum, Eefr. Herausgeber: Deutscher Pionier-Verein von Cincinnati. Redacteur: H. A. Rattermann. 7. Jahrgang. Motto:,,Willenskraft, Wege schafft." Cincinnati, Ende Juli 1875. 5. Heft. Der Deutsche Pionier" erscheint 40 Detavseiten stark mit Umschlag versehen zu Ende eines jeden Nonats und ist zu haben in der Expedition des Deutschen Pioniers“, No. 203 Vine-Straße, zwischen 5. und 6. Etraße, oder wird gegen Vorausbezahlung von $2.00 ver Jahr durch die Post ins Haus geliefert. Auswärtige Abonnenten erhalten 12 Hefte oder einen Jahrgang per Post gegen Vorausbezahlung von $2 00: einzelne Eremplare kosten 20 Cents. Das Porto nach Europa, resp. Deutschland, kostet mit der Bremer und Hamburger Linie 6 Cents per remplar. Anzeigen, Briefe, Mittheilungen, Wechselblätter 2c. sind zu adressiren: German Pioneer, Cincinnati, O. ,,Drum wies die Natur, die stets geschäftig, Moos und Flechte an den öden Raum, Daß auf euch sie wüchsen stark und kräftig, Wie sie wachsen an des Waldes Baum. Darum, lieber Stein, sei nicht so heftig: Sieh, die Kiesel in der Welle Schaum Tragen Moos nicht weil sie stetig rollen, Und beweisen, daß sie schaffen wollen." Und die Steine mußten sich bescheiden; Und das Moos wächst frei auf trägem Stein ; Zwei amerikanische Eulturbilder (1852). 1. Erie und Mississippi. Yankee, du in deinen Träumen, Sich, in deiner Tugend trauten, Und du willst die Schmach nicht richten, Durch des Mississippi Wogen Mächtig braust der stolze Dämpfer, Auf den zitternden Verdecken Doch der Herrschaft Stüßen wanken, Fluch und Nothschrei, dumpf und schwer, Wohl, der Wettkampf ist zu Ende, Cincinnati, 6. September 1852. Der Alte. II. Over the Rhine, Eine Epistel an die Cincinnati Daily Times.*) Mag spotten der Yankee wohl über den Rhein,— Es fingt der Matrose sein klangloses Lied Drum mögen sie selber der Sänger sich freu’n Sie kämpfen und werben bei jeglicher Wahl, Wohlan nun, ihr Freunde, dort unter dem Rhein Wohl über den Rhein, wohl über den Rhein. Christopher Gustav Memminger. Skizze von J. A. Wagener. Die Erziehung und seine nächste Umgebung bestimmt unter gewöhnlichen Umständen meistens den Charakter des Menschen. Die geistigen Fähigkeiten und die physischen Vorzüge sind wohl mehr die Grundeigenschaften des Volkes, dem er entsprungen, wenn solches eine höhere Stufe der menschlichen Ausbildung errungen hat, oder von der Natur mit vorzüglichen Gaben ausgestattet worden. Aber die im engeren Leben angeregten Neigungen, Ansichten, Vorurtheile, und besonders die religiösen Einflüsse, werden sich stets geltend machen, es sei denn, ein mehr als gewöhnlicher Geist breche die Bande, die seine Kindheit und Jugend umschlungen. haben. Unser ausgezeichneter Landsmann ist von den obigen Worten ein le= bendiges Beispiel. Obgleich von Geburt ein Deutscher, haben ihn seine Verhält= nisse zu einem so vollkommenen Amerikaner gemacht, daß wir selbst, in den zwei und vierzig Jahren unseres Hierseins, noch nicht ein einzigmal von ihm gehört *) Als sich bereits zwei Jahre vor dem Anfang der Knownothing-Bewegung (1854) die Vor. boten dieses nativistischen Wuthausbruches zeigten, war es in Cincinnati vornehmlich die "Times", welche das deutsche Element mit gehässigen Invektiven bewarf. So schrieb sie in ihrer Ausgabe vom 17. Dezember 1852 unter Anderem: "Over the rhine, where the hogs, dutch and souerkrout dwell in peace and harmony together, &c." Dieses veranlaßte das vorstehende Gedicht, dessen Poesie und fließender Rhytmus durch die dahingegangenen 23 Jahre noch nichts an Werth eingebüßt haben, und das den Lesern des "Pionier“ gewiß heute ein angenehmes Erinnerungs. blatt an jene Vorläufer des Knownothing-Kampfes sein wird. Für die nicht mit den Lokalitäten hiesiger Stadt vertrauten Leser muß hier noch bemerkt werden, daß der Kanal, welcher mitten durch Cincinnati fließt und der das deutsche Viertel von dem englischen scheidet, oft scherzhafter Weise der Rhein genannt wird. haben, daß er Deutschland das Leben verdanke, bis in diesen jüngsten Tagen ein wichtiges Werk, die Eisenbahnverbindung mit Cincinnati, wovon er der Präsident ist, die kräftige Hülfe der hiesigen Deutschen nothwendig machte und er es denn selbst öffentlich darthat, daß er unser Landsmann sei. Wohlan, er soll uns herzlich willkommen sein, denn er ist in allen Dingen ein Mann, der unserem Volte Ehre macht, wenngleich unsere Ansichten den seinigen nicht selten stracs entgegen laufen. Christopher (nicht Karl,) Gustav Memminger, wurde am 7. Januar 1803 zu Mergentheim, im Königreiche Würtemberg geboren und kam im Jahre 1806 als dreijähriger Knabe mit seinen Eltern nach Charleston, um eine Erbschaft zu erheben, die aber niemals realisirt worden, weil seine Eltern kurz nach ihrer Ankunft starben. Der kleine Knabe fand Aufnahme im Charleston Waisen= hause. Das Institut ist von der Stiftung an der Stolz und die Frende unserer aristokratischen Bevölkerung gewesen; es war reich beschenkt und in seiner ganzen Einrichtung und Verwaltung dem Geiste der besseren Volksklassen angemessen. Daher waren auch stets die ersten Bürger am Vorstande, besuchten die Anstalt regelmägig, und nicht selten wurde einer der talentvolleren Kinder in eine der reichen Familien adoptirt. Dies war auch das glückliche Loos des jungen Memminger. Der Gouverneur des Staates, Bennett, bemerkte seine Fähigkeiten und sein ausgezeichnetes Talent und nahm ihn, damals neun Jahre alt, in seine eigene Familie auf, ließ ihn durch Privat-Lehrer und in höheren Schulen ausbilden und im Jahre 1820 in der "South Carolina College" graduiren. Der junge Deutsche studirte nun die Rechtswissenschaft und ward im Jahre 1825 Advokat. Kurz hernach heirathete er die Tochter seines Wohlthäters, mit welcher er mehrere Kinder gezeugt hat. Somit war sein Fortkommen gesichert und er begann bald, sich im öffentlichen Leben bemerkbar zu machen. Im Jahre der heißesten Nullifications-Conflicte (1832) war er einer der vornehmlichsten Führer der Union-Partei und hat besonders viel dazu beigetragen, daß auch die Deutschen fest auf dieser Seite standen, obgleich ihr beliebtester Führer und würdigster Freund „Capitain van Rhein," ein eifriger Staatsrechtsmann war. Memminger schrieb mehrere scharfe Broschüren in dieser Periode, von denen besonders das "Book of Nullification," eine bittere Satire im biblischen Styl, der Gegenpartei viel zu schaffen machte. Er wurde im Jahre 1836 in das untere Haus der Gesetzgebung erwählt und war einer der Commissäre, die über die Zweckmäßigkeit einer Eisenbahn-Verbindung mit Cincinnati berichten sollte. Man wird weiter unten sehen, daß diese Idee ihn noch in seinem späteren Alter beschäftigt. In der Periode der Geldnoth der Jahre 1837-38-39 war er strenge gegen die Erlaubniß der Specie-Einstellung der Banken und verlangte die Widerrufung des Freibriefs der Bank des Staates von Süd-Carolina, weil diese die Speciezahlung zuerst eingestellt hatte, sowie er sich später auch allen Bank-Charters widersetzte, denen die Klausel nicht angehängt war, jede Specie-Einstellung als eine sofortige Aufhebung zu erachten. Während der ganzen fünfzehnjährigen Dauer seiner legislativen Wirksamkeit war er Vorfizer des Committees an Wege und Mittel," und es ist seinem strengrechtlichen und bedachtsamen Charakter zuzuschreiben, daß unser Staatswesen ökonomischer " |