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was sie thaten, dies, daß sie die Sklaven zu freien Menschen machten, und damit sich nicht begnügend, lehrten und erzogen sie die Neger zu besseren Naturen. Die Salzburger Einwanderer in Georgien ließen ihre Stimme gegen die Sklaverei erst dann schweigen, als darüber der Bürgerkrieg hereinzubrechen drohte, und die Herrnhuter verließen ihre ersten Ansiedlungen in demselben Staate nur um derselben Ursache wegen,*) legten aber in Pennsylvanien sofort eine Negerschule an. In diesem edlen Gefühle haben die Deutschen, deren Vaterland sich niemals bei dem Regerhandel betheiligte, fort und fort gehandelt. Die Pennsylvanier lassen noch immer, wo sie in den südlichen Staaten sich ankaufen, die Neger frei, sie haben ge= handelt, wo die Abolitionisten des Nordens nur geschrieben haben. Und wie gegen die Neger, so handelten die Deutschen gegen die Indianer. Die Neuengländer verkauften die gefangenen Indianer nach Westindien in die Sklaverei und mordeten die christlichen Indianer-Dörfer aus, welche die Herrhuter mit unendlichen Mühfalen am Muskingum angelegt hatten. Die Thätigkeit der Herrnhuter und anderer Deutschen unter den Indianern war noch schöner und fruchtbringender, wie die der französischen Jesuiten. Sie belehrten die armen Wilden nicht allein im Christenthum, sondern zogen sie zu friedlichen Ackerbauern heran. Conrad Weiser, der berühmte Botschafter unter den Indianern, gab schon zu Anfang des vorigen Jahrhunderts die einzig richtigen Vorschläge zur Bekehrung und Bildung derselben, und man freut sich in seinen Briefen zu lesen, wie dieser in Amerika aufgewachsene Deutsche jenen starren Sabbathsknechten, den Englisch-Frischen gegenüber, vernünftige Religionsansichten ausspricht. Wenn man, schreibt er, unter Religion eine Anhänglichkeit an bestimmte Glaubenssäße oder die Beobachtung einer Reihe. religiöser Gebräuche versteht, als festgesezte Gebete, Singen, Taufen oder selbst heidnischen Gottesdienst: dann, mag man sagen, haben die fünf Stämme (der Indianer) und ihre Nachbaren keine Religion. Wenn wir aber unter Religion einen Zug der Seele nach Gott verstehen, welcher fortgeht zu einem Vertrauen in das Wissen von ihm und zu einem Hunger danach: dann muß man diesem Volke einige Religion zugestehen, wenn sie auch manchmal sich auf eine rohe Weise äußert."

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Von solchen humanen Ueberzeugungen geleitet, haben auch die neuen deutschen Einwanderer schon einen unberechbaren Einfluß auf die geistige und religiöse Bildung in Amerika ausgeübt. Sie allein haben mehr Philosophie herübergebracht, als jemals in diesem Lande gewachsen ist; sie haben mehr freisinnige und erhabene Ideen hier in Umlauf gesezt, als jemals in den Köpfen der nichtdeutschen Eingebornen entsprungen sind. Gegenwärtig haben Katholizismus und Methodismus Amerika zwischen den Zähnen, diese beiden Kirchen werden sicherlich die armseligen Brüchstücke und Auswüchse der englischen und schottischen Kirche verzehren, deren Theologie feine Lebenskraft mehr zeigt und deren Religiösität und bei allem praf tischen Handeln in und für Religion dennoch das Gemüth, das innige starke religiöse Gefühl, abgeht. Da werden dann auch in Amerika die Deutschen die Rechte der menschlichen Vernunft zu verfechten und zu wahren haben, denn sie sind und bleiben einmal troß aller Schwärmerei des Gemüthes dennoch die gebornen Natios nalisten. (Schluß folgt.)

*) Hier war Löher im Irrthum, den die Herrnhuter verließen Georgia, weil man sie nöthigen wollte Militärdienste zu leisten.

Eine Reliquie des Hambacher Festes gestorben.

In der „Pennsylvanische Staatszeitung" finden wir folgendes „Eingesandt" über das Ableben eines Theilnehmers an dem Hambacher Fest" Aufstand, welches auch die Leser des „Pionier" intereffiren und alte Erinnerungen wieder auffrischen wird:

Mit tiefem Bedauern und wehmüthigem Gefühl las ich in der legten Nummer der Staatszeitung" die Trauerbotschaft von dem Ableben meines Jugendfreundes und früheren Collegen, Herrn John Roth in Pittsburg. Und da ich mit dem Leben und Wirken des Dahingeschiedenen bevor er nach Pittsburg kam, genau bekannt war, bin ich so frei, Folgendes mitzutheilen:

Hr. John Roth wurde in dem Städtchen Homburg bei Zweibrücken in der Rheinpfalz geboren, und als er zum munteren Knaben herangewachsen war, fand der damalige Land-Kommissär des Landkommissariats Homburg großen Gefallen an dem flinken Burschen, nahm ihn zu sich, und ließ ihm einen guten Schul-Unterricht geben.

Als im Jahr 1830 die Revolution in Frankreich losgebrochen war, fing es auch im deutschen Vaterland, und besonders in der Rheinpfalz, zu gähren an; das Volk erwachte aus seinem Schlummer, und schien die unwürdigen Fesseln, welche die Fürsten von Gottes Gnaden ihm aufgelegt, von sich werfen zu wollen, und gründeten der tapfere Freiheitskämpfer, Dr. Wirth in Homburg die „Tribüne“, eine Zeitung, um das Volf über seine Menschenrechte aufzuklären. Auch Dr. Siebenpfeiffer, ein höchst freiheitsliebender Mann, schloß sich der Bewegung. an, und gründete in Oggersheim in der Nähe von Frankenthal in 1832 eine Zeitung (den Westboten"), welche mit der „Tribüne" Hand in Hand ging. Da ich bei dem Druckersonal angestellt war, so lernte ich dort Hrn. Roth, der mit der Familie Siebenpfeiffer angekommen, und in der Druckerei beschäftigt war, persönlich kennen und achten.

Tapfer kämpften wir mit Wort und Schrift für die Freiheit und Menschenrechte, und zählte Herr Dr. Siebenpfeiffer unter seinen schriftlichen Mitarbeitern die braven Patrioten Welker und Rottef aus Baden, Hein aus Braunschweig, und Haro Haring (ein Däne), die uns in unserm Sanftum oft befuchten. Auch Hr. Moriß Schöffler, jezt Herausgeber des „Wisconsin Banner" in Milwaukee, der in der Druckerei als Sezer arbeitete, lieferte Freiheitsgedichte. Wir Andern hielten aufrührerische Reden an das Volt, und wiegelten besonders die Bauern gegen die Fürsten und Unterdrüder auf.

Da erschien plößlich die hohe Polizei des Königs Ludwig von Baiern in unserer Buchdruckerei, und versiegelte die Presse. Und da man mir noch an demselben Abend einen Wink gab, so löste ich die Siegel, die unvorsichtig angelegt waren, von der Presse, und wir drudten im Stillen weiter. Aber bald erschien die Polizei wieder, und versiegelte die Preffe nochmals, aber sehr vorsichtig; doch ließen wir uns nicht stören. Johann Roth brachte mir den Druckerhammer, wir schlugen die Siegel in tausend Stücken und druckten fort. Doch kaum war der „Westbote" wieder erschienen, da tam gleich darauf eine Abtheilung Gensdarmen, welche das Drucker

zimmer befeßten, und uns auseinander sprengten. Dr. Siebenpfeiffer wurde als Siegelverleger in Anklage-Zustand verseßt. Durch einen Seher Namens Nie mann wurde ich später als der Siegelbrecher denuncirt, doch bekam ich noch zur gehörigen Zeit einen Wink, und eilte nach Amerika, wo ich glücklich ankam.

Bereits hatte ich in Philadelphia den „Freisinnigen“, eine tägliche Zeitung, gegründet, als im Jahre 1837 mein Freund Roth in meine Druckerei trat. Unser Wiedersehen war ein herzliches, und gab ich ihm sogleich Beschäftigung.

Später arbeitete er in andern Buchdruckereien, nahm warmen Antheil an der Gründung des deutschen Theaters, spielte in verschiedenen Vorstellungen mit Anszeichnung die Rolle eines Komiters, und wurde der Liebling der Philadelphier Theaterfreunde. Später zog er nach Pittsburg, wo ich ihn im Jahre 1850 besuchte. Der gute Mann litt damals an einem schweren Augenleiden. Seit jener Zeit sah ich ihn nicht mehr. Von den acht Arbeitern die im Jahr 1832 am „Westboten“ beschäftigt waren, leben jegt nur noch zwei, nämlich, Hr. Moriß Schöffler in Milwaufce, und Dein

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2. A. Wollenweber,

der,,Alte vom Berg."

Vermischtes.

Die drei ältesten Lehrer, welche in öffentlichen Schulen des Landes (ausgenommen vielleicht in den deutschen Landdistrikten Pennsylvaniens) deutschen Unterricht ertheilten sind die Herren: Joseph Anton Hemann, Heinrich Pöppelmann und Georg La Barre. Sie waren an den städtischen Distrikt-Schulen in Cincinnati in den Jahren 1840-41 als Lehrer des Deutschen thätig. Die beiden Ersteren sind Mitglieder des Deutschen Pionier-Vereins" und Herr Pöppelmann ist noch heute als Oberlehrer der 10. Distriktschule im Dienste der älteste Lehrer der Stadt. Herr Hemann ist Banquier geworden und Herr La Barre ist als Invalide aus dem leßten Kriege in die Soldatenheimath in Dayton, Ohio, untergebracht.

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Bei den neulichen Aprilwahlen, wurden zwei Deutsche, die Herren Guido Marg zum Mayor von Toledo und H. Heitmann zum Mayor der Staats-Hauptstadt Columbus, Ohio, erwählt. Wann wird Cincinnati, dessen erster Mayor, David Ziegler, ein Deutscher war, und das seit Martin Baum (1812) feinen Deutschen mehr mit diesem Ehrenposten betraute, mal wieder einen solchen erhalten? Wenn die deutschen Bürger Cincinnati's darauf beständen, wäre das leicht zu be= werkstelligen, den Zwei Drittel aller Stimmgeber in Cincinnuti sind Deutsche und ohne ihren Willen kann Niemand gewählt werden.

Der Sohn unseres bekannten deutschen Mitbürgers und Pioniers, C. L. Fettweis, Herr Leopold Fettweis, welcher gegenwärtig in Rom seine Studien als Bildhauer macht, hat, angeregt durch das bekannte Offert des Herrn David Sinton, der Stadt fünfzigtausend Dollars für ein Monument zu schenken, welches auf dem östlichen Theile des Fountain Plazes gerade vor dem im Bau begriffenen Regierungsgebäude, errichtet werden soll, ein Modell für ein solches hergestellt,

welches sich im Besize des Vaters des jungen Bildhauers befindet. Der Künstler hat sich bei der Entwerfung desselben die Aufgabe gestellt, ein Denkmal zu produciren, welches durch Statuen und Basreliefs die Geschichte und die fortschreitende Entwickelung der Stadt Cincinnati illustrirt. Das Monument, dessen Unterbau viereckig mit vorspringenden Winkeln ist, soll aus Granit gearbeitet, während die Statuen, die Reliefs und andere Verzierungen in Bronze gegossen werden sollen. Die erste Elevation ist für die älteste Geschichte von Cincinnati bestimmt, illustrirt durch vier mehr als lebensgroße Figuren, welche die vier vorspringenden Ecken des Piedestals einnehmen sollen. Diese Statuen stellen dar: erstens einen IndianerHäuptling von dem Stamme der Schawanesen, der über den Untergang seines Bolles trauert: zweitens: John Cleves Symmes, der zuerst das Land zwischen den beiden Miamis anfaufte und besiedelte; drittens: Ludwig Wegel, den deutschen Indianer-Jäger, und viertens: Anthony Wayne, den Befreier Ohio's. Die vier Seiten des Piedestals sind für Portrait-Medaillons von hervorragenden Cincinnatiern, dem Wappen der Stadt u. s. w. bestimmt, während darunter die Basreliefs, an der Ostseite die Landung von Patterson, Ludlow, Denmann und deren Gefährten in 1788, an der Nordseite die erste öffentliche Versammlung des Volkes von Cincinnati (1790) unter einer Ulme am Broadway, wobei Wm. McMillan den Vorsiz führte, und in welcher man Maßregeln zum Schuße der Ansiedlung bcrieth, Fort Washington im Hintergrunde, an der Westseite General Anthony Wayne im Kampfe mit den Indianern und deren Niederlage in 1794, und an der Südseite die erste Schifffahrt auf dem Chioflusse in Flachbooten, von welchen aus Michael Finf und seine Genossen in 1802 die Stadt Cincinnati erblicken.

Die zweite Elevation des Unterbaues ist illustrirt durch vier sigende Figuren: Ackerbau, Handel, Industrie und Wissenschaft - die Entwicklung, den Fortschritt und den Wohlstand Cincinnati's. Das Ganze frönt eine collossale Figur der Columbia, der Göttin der Freiheit, unter deren Schuß die Stadt gegründet wurde, und zu deren Ruhm die Wohlfahrt und die freien Institutionen derselben beigetragen haben. Es versteht sich von selbst, daß die Basreliefs und die übrigen Verzierungen irgend einer proponirten Modification unterworfen werden können.

Gegenwärtig sind zwei von der Regierung der Ver. Staaten ausgefandte Expeditionen in Central Amerika an der Arbeit, um behuss der Anlegung eines Kanals zwischen den beiden Oceanen genaue Messungen auf der Panama und auf der Atrato Napipi Route anzustellen. Die erstere Expedition steht unter Commando von Capt. Lull, dem die Lieutenants Leuße, Colvy, Taussig und Vere zur Seite stehen; und die zweite wird von Lieut. Collins befehligt, welchem die Lieutenants Eaton, Sullivan und Paine und Assistenzarzt Nordfleet beigegeben sind.

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In Belleville, Ill., erscheint jest eine Deutsch Ameritanische Pharmaceutische Zeitung", herausgegeben von den Herren A. G. F. Streit und O. M. Hunde, u. redigirt von ersterem, einem anerkannt tüchtigen Fachmann. Das Blatt erscheint monatlich, und liefert: 1) Besprechung sämmtlicher pharmaceutischer Tagesfragen; 2) Bekämpfung des die Pharmacie und Medezin ruinirenden Patent Arznei-Uebels; 3) Förderung pharmaceutischer Wissenschaft, Kunst und Bildung; 4) Erhöhung des pharmaceutischen Standes in der Achtung des Publikums.

Die Redaktion ersucht die deutschen Apotheker und Aerzte um kräftige Unterstügung des Unternehmens durch Abonnements und fachwissenschaftliche Einsendungen. An englisch-amerikanischen pharmaceutischen Blättern fehlt es nicht (eines derselben, "The Pharmaceutist", erscheint in Chicago); dagegen wollte es früher nicht gelingen, ein deutsch-amerikanisches Organ dieser Art am Leben zu erhalten, obgleich es verhältnißmäßig in den Ver. Staaten weit mehr wissenschaftlich gebildete deutsche Pharmaceuten giebt als englisch-amerikanische. Hoffentlich wird dem muthigen Unternehmen in Belleville der Erfolg nicht fehlen.

Die Auswanderung in diesem Frühjahr. Der „Bremer Courier" schreibt: Die Auswanderung scheint in diesem Jahre zahlreicher zu werden, als bisher angenommen wurde. Vielleicht trägt die in weiten Kreisen der Reichsbevölkerung verbreitete Annahme, es müsse im Jahre 1875 wieder Krieg geben, und wenn er vom Himmel schneien sollte, dazu bei. In der That scheint sich diese vorgefaßte Meinung auf nichts weiter zu stüzen als darauf, daß seit dem Ende des deutsch-französischen Krieges 4 Jahre verflossen sind, wie 1870 ebenfalls 4 Jahre nach dem Siebentage Kriege gegen Oesterreich verflossen waren. Aber sei dem wie ihm sei, die Meinung, daß für's Erste die Kriege, in welche das deutsche Reich verwickelt ist, mit derselben Regelmäßigkeit wie die Schaltjahre wiederkehren, trägt offenbar das Meiste, wenn nicht Alles dazu bei, daß die Anmeldungen von Auswanderungslustigen zu den Frühjahrs-Erpeditionen in Bremen wie in Hamburg zahlreich einlaufen. Dieser Thatsache wird es auch zuzuschreiben sein, daß sich für die Aktien der transatlantischen Dampfergesellschaften in Bremen wie in Hamburg die Stimmung etwas gebessert hat. Außer der Auswanderung aus Deutschland wird in Hamburg ein zahlreiches Contingent von Emigranten aus den deutsch-russischen Secten-Colonien, aus Ungarn und Siebenbürgen und aus Rumänien erwartet.

Das 7. Stiftungsfeßt des deutschen Pionier-Vereins.

(Dienstag, den 25. Mai 1875.)

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Als am Montag den 24. Mai Jupiter Pluvius alle seine Schleusen über Cincinnati losgelassen hatte und ein dunkelgrauer Himmel mit düsterem Blick auf die Königin des Westens" herabschaute, da war wohl manchem Alten" das Herz schwer geworden, denn: „Morgen das Pionierfest, und dieser Regen! Was soll daraus werden?" Das war eine bedenkliche Frage. Aber das gütige Geschic verließ die „Alten“ nicht und als der Festtag im Osten heraufgraute, da flimmerte heiteres Morgenroth längs dem Horizonte und ein tiefblauer Aether wölbte sich über die Erde und hell lachte Phöbus Apollo vom unbewölkten Himmel herab, als wollte er sagen: „Habe ich euch diese langen Jahre zugeschaut als ihr noch mit rüstiger Hand die Felder klärtet oder mit der Büchse im Arm den dunklen Urwald durchstreiftet, so seid mir gegrüßt heute, wo ihr die Erinnerung an jene verlebten Tage im traulichen Kreise wieder wachrufen wollt: Der alte Phöbus wünscht euch ein fröhliches Fest!"

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