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masse Blätter in pfhicken, so müssen diese vor dem Gebraus che zwischen Tüchern getrocknet werden. Zweytens muß man beständig im Zimmer die Wärme eines heitern Soms mertages zu erhalten suchen, und daher bey kalter Witte rung Morgens und Abends einheizen; doch ist auch eine Farke Hige den Würmern schädlich. Einige hängen daher mit Vortheil in der Mitte des Zimmers ein reauminsches Thermometer auf, dessen achtzehnter Grad die zuträglichste Wärme des Zimmers bestimmt. Drittens muß man die Würmer zum öftern von den trocknen Blättern und ihrem Unrathe reinigen. Man läßt sie nämlich gewöhnlich auf Frische Blätter kriechen, nimt sie mit den Blättern von dem Papier ab, und wirft die Unreinigkeiten aus dem Zim mer. Einige erleichtern sich diese Arbeit durch einen höl zern Rahm, worauf ein Fischernetz ausgespannt ist. Die fen Rahm seht man über das Papier, worauf die Wür mer liegen, legt Blätter auf das Net, und die Würmer Eriechen aus eigenem Triebe zu diesen frischen Blättern. Doch kann man sich dieser Neße erst nach der zweyten Haus tung bedienen. Von dem Auskriechen bis zur zweyten Hautung ist es hinlänglich, wenn die Würmer von dem gedachten Unrathe alle 3 bis 4 Tage gereiniget werden. Allein nach der zweyten Hautung fressen sie schon stärker, and müssen daher alle 2 Tage gereiniget werden. Viers tens muß man endlich auch für frische Luft im Zimmer, zumal in der letzten Zeit, sorgen. Denn in der lehten Zeit dünsten sie ihrer Größe wegen am stärksten aus. Die ges naue Beobachtung aller dieser Vorschriften, und insbeson bere reichliches Futter und zuträgliche Wärme, bringen die Seidenwürmer in kürzerer Zeit zum Spinnen, und ersparen Kosten und Mühe. Denn gutes Futter und hinlängliche Wärme machen, daß die Würmer schon mit dem sten Ta ge zum erstenmal håuten, da die Häutung ohnedem wohl erst am &ten Tage erfolget. Eben so erfolget jede folgende Häutung nach dem sten oder erst nach dem 8ten Tage. Wenn man merket, daß die Würmer bald häuten wollen, fo reiniget man sie etwa den Tag zuvor. Denn bey der Hautung selbst ist es den Würmern nachtheilig, wenn sie gereiniget werden. Die Würmer fallen nämlich mit der Hautung in eine Art von Schlafsucht, so daß sie sich we der bewegen noch fressen; und dieser Zustand dauert 24 Stunden. Allein alle Würmer häuten nicht zu gleicher Zeit. Daher nimt man diejenigen, die noch nicht häuten und daher noch freffen, von den Schläfern mit den Blåts tern ab, und legt sie auf ein eigenes Papier: denn die Papiere mit Würmern müssen abermals numerirt werden, fe wie die Würmer hinter einander gehäutet haben, damit man im voraus weis, welche Würmer das nächste mal wieder zuerst hauten werden. Hat man Grains hinläng, lich ausgelegt, fo kann man diejenigen, welche auf einem Papier zuletzt hauten, sicher wegwerfen, denn unter diesen Befinden sich die Kranken und Schwachen. Der Wurm tlebe endlich seine Haut an ein Blatt oder an den Rand des Papiers an, und streift sie völlig ab. Den ersten Tag nach jeder Hautung fressen die Würmer wenig, den zwey ten Tag aber schon stärker. Man futtert fie nach der ers

sten Hautung täglich dreymal, nach der zweyten und dritten Hautung aber viermal. Insgemein hauten die Sei. denwürmer viermal, und nach der vierten Häutung giebt man ihnen soviel als sie fressen wollen, täglich bis 7mal. Doch giebt es einige, die nur dreymal häuten, und diese scheinen krank zu seyn. Nach der vierten Häutung muß man am sorgfältigsten numeriren, damit man genau vor. aus sehen kann, welche Würmer zuerst spinnen werden. Insgemein den 6 oder 7ten Tag nach der 4ten Hautung erfolget das Einspinnen der Würmer. Verweilen sie hies mit viel långer, so ist es ein Zeichen, daß es ihnen an Futter oder Wärme, oder an beyden zugleich gefehlet hat. Die Spátlinge spinnen viel Floretseide, lochrichte Kokons, Euten und sehr långliche Kokons. Sobald die Zeit der Seidenwürmer zum Spinnen da ist, so werden sie gelb, fressen nicht mehr, und laufen von den Blättern weg, Alsdenn ist es Zeit, die Würmer auf Papier in die Spinus hütte (f. Seidenwürmerspinnhütten) zu tragen, und fie spinnen zu lassen. Zuerst spinnen sie eine Wattseide. (fe Seidenwürmerspinnen)

Seidenbinse, ein in der Niederlaufit wachsendes Gras, welches um den Saamen eine lange und wohl zu verarbeitende Seide hat. Man hat damit schon viele Ver. suche gemacht, und daraus vermischt mit Leinen, Baums wolle, Wolle, auch Seide, aller Art Garn gesponnen, Strümpfe und verschiedene Zeuge gewirket.

Seidendrucker, ein Drucker, der Figuren und Bludruckers, Flanelldruckers und Wollendruckers. men auf seidene Zeuge drucket, im Gegensatz des Kattun

Seidenerz, f. Atlaserz.

Seidenfärber, ein Fårber, der von den andern Schön. und Schwarzfärbern fich dadurch unterscheidet, daß er sich mit nichts, als mit dem Färben der Seide beschäfftiget, und mehr Kunst zeigen muß, indem die Seide, zumal achte Farben, schwerer zu fårben ist. Uebrigens hat er alles mit den übrigen Färbern in Ansehung der Innung ge mein, wenn sie auch an einigen Dertern ein Gewerk für sich ausmachen.

Seidenbafpel, (Seidenbau) derjenige Haspel, welcher die rohe Seide von den Kokons in verschiedene Fåden zu sammenhaspelt und mit einander vereiniget, um daraus entweder Orgafin oder Tram zu machen. Auf einem etwa 3 Fuß hohen Gestelle liegt vermittelst einer Welle ein Haspel, der 4 Flügel hat, und insgemein 4 Ellen weit ift. Ein Flügel ist auf der Welle nur bloß verkeilet, damit man ihn und zugleich die gehaspelte Seidenstrehne abneh men kann, und der ganze Haspel kann mit einer Kurbel in seinem Zapfenlager umgedrehet werden. Auf dem eis nen Ende der Welle dieses Haspels ist eine Rolle ange bracht, auf welcher eine Schmur liegt, die zugleich um den Rand einer vorne am Gestelle liegenden Scheibe oder des Laufrades geht. Drehet man den Haspel um, so wird auch das horizontalliegende Laufrad in Bewegung gesetzt. Eine auf dem Laufrade bevestigte Kurbel vereiniget dieselbe mit dem Laufstock, (f. diesen) der in einem geraumen

Loche

Loche eines kleinen Ständers, der an der Seite des Ge stelles, mit der Scheibe parallel, angebracht ist, stecket, oh ne daß er in diesem Loche durch etwas beveftiget wäre. Drehet sich also das Laufrad um, so schiebet es den Laufstock hin und her. Dieser Laufstock dienet, die Seidenfåden von den Kokons durch ihre Fadenleiter bey dem Haspeln zu leiten. Vor dem Gestelle ist ein Brett angebracht, an welchem eine Gabel von Eisendraht horizontal bevestiget ist. Auf beyden Enden dieser Gabel ist ein Dehr, als eine Spirallinie gewunden, angebracht, welche zum Fadenhal, ter dienen. Bey dem Gebrauche wird die Haspel vor ei: nen eingemauerten Kessel gestellet. (f. Seidehaspeln) Ehe dem hatte man anstatt der Fadenhalter eine Rolle, da sich alsdenn die Seidenfäden nicht durchkreuzten. Allein die Seide drückte sich auf den Rollen platt, da sie im Gegen theil in dem Dehr oder Auge der Fadenhalter rund bleibt, doch bedienet man sich dieser Rolle zuweilen noch bey einer sehr lockern Seide. Die Piemonteser sehen das Laufrad nicht durch eine Schnur in Bewegung, sondern durch ef nige Stirnråder, um hierdurch eine gleichförmige Bewe gung zu erhalten. Ueberdem lassen sie die beyden zugleich gehaspelten Seidenfäden fich öfterer als einmal durch Freuzen.

Seiden Håte, eine Art Hüte, die aus Frankreich kommen, sehr fein und glänzend sind, und davon ihren Glanz wahrscheinlich erhalten, weil man unter die Mate rie von der sogenannten Seidenpflanze, lat. Asclepias Syriaca, nimt. Man macht aber auch Hüte in Deutsch land, worunter man Abgånge von den Seidenwirkerstüh len menget, und mit 17 Hasenhaaren vermischet, die aber durch Nässe ihre Gelindigkeit und ihr gutes Ansehen verlieren. Die Stettinschen Hutmacher verfertigen Hüte aus abgenutzten, ausgezupften schwarzen Seidenzeugen, welche zwar gut in die Augen fallen, aber nicht dauer: haft find.

Seide kochen, f. Kochung der Seide.

Seidenmanufaktur, Seidenfabrik, eine Anstalt im Großen, deren Entreprenneur eine weitläuftige Seidenweb.rey unterhält. Dieses sind nicht allemal gelernte Seidenwirker, sondern Kaufleute, die hinlängliches Vermögen haben, dergleichen zu unterhalten. Es wird in solchen Manufakturen alles ins Große gearbeitet und fabrikenmå Big, d. t. einer arbeitet dem andern in die Hände, so daß ein jeder sein Fach bearbeitet. Es gehören zu einer solchen Manufaktur Seidenfärber, Seidenzwirner, Seiden wicklerinnen, Spulerinnen, Kettenscheerer, Des fineurs, diebjungen, Weber, und Apreteurs. (f. alle diese) In Berlin giebt es sehr ansehnliche große Seidenmanufakturen, als Bauduin Girard und Michelet, Blank, der Jude Moses Berend Levi, Mofes Risch und andere mehr. Man kann sagen, daß in den königlichen preußischen Staaten die ansehnlichsten Seidenmanus fakturen in Deutschland vorhanden sind, deren Arbeiten wenig oder gar nichts den ausländischen Manufakturen, eis nige wenige Artikel ausgenommen, nachgeben, indem sie vom Könige sehr unterflüßt werden.

Seidenmanufakturier, Seidenfabrikant. Im en gern Verstande der Entreprenneur einer großen Anstalt, worinn seidne Zeuge verfertiget werden. Es muß nicht allemal ein gelernter Seidenwirker seyn. Gut ist es aber, wenn er wenigstens ein Sachverständiger ist, daß er selbst versteht, seine Arbeiten anordnen zu können, und nicht ge nöthiget ist, sich allemal auf seinen Werkmeister zu verlaßfen. Es sind gemeiniglich bemittelte Kaufleute, die derz gleichen Entrepriesen unternehmen. Wenn ein solcher Entreprenneur ein großes Gebäude hat, worinn die mehre sten Hauptarbeiten verrichtet werden, so ist es für ihn weit vortheilhafter, da er selbst alle Arbeiten übersehen kann, als wenn alle Arbeiten außerhalb geschehen, wo er selbst kein wachsames Auge darauf haben kann, und sich bloß auf die Ehrlichkeit der Arbeiter verlassen muß, von wel chen er öfters sehr hintergangen wird. Im weitläuftigen Verstande nennen sich aber auch wohl alle Seidenwirker, die entweder für sich und auf eigene Rechnung, oder für andere große Seidenmanufakturiers arbeiten, uneigentlich Seidenfabrikanten oder Manufakturiers. f. Fabrikanten und Manufakturen)

Seidenpapier, in China macht man von verschiedenen Pflanzen Papier, daß das Ansehen hat, als wenn es von Seide gemacht wäre. Allein das Papier von Seide ist nicht gut zu gebrauchen, und das meiste Papier, was die Chineser heut zu Tage machen, wird aus der zweyten Rinde des Bambus gemacht, die man in einen flüßigen Teig durch ein langes Zerreiben verwandelt hat. Es wird in Formen geschöpft, die aus den Fåden des Bambus 'ge. macht, und so fein daraus gezogen werden, als wie der Messingdraht, woraus unsre Papierformen gemacht wërden. Man läßt diese Fåden in Del kochen, bis sich daffelbe wohl eingesogen hat, damit sich die Fåden bey dem Schöpfen des Papiers nicht mehr als nöthig biegen, um die Oberfläche der flüßigen Materie einzunehmen, und das mit die Feuchtigkeit sie nicht ausdehne. Die Chineser ma chen Papier, welches bisweilen 60 Fuß lang ist. Wenn fie dergleichen Bogen machen, wozu denn auch natürlis cherweise solche große Rahmen seyn müssen, welches vièle Unbequemlichkeit bey dem Schöpfen verursachet, so hält man den Rahmen der Form mit Schnüren und einer Rolle. Arbeiter, welche zu dem Ende bereit stehen, jeden Bogen zu ziehen, breiten ihn in dem inwendigen einer hoh len Mauer aus, deren Seiten sehr weiß gemacht sind, und in welche man durch eine Röhre die Hiße eines Ofens hin ein gehen läßt, dessen Rauch an dem andern Ende durch ein kleines Luftloch herausgeht. Diese Art von Badstuben trocknet die Bogen fast eben so geschwinde, als sie ges macht werden. Um dieses Papier zu leimen und glänzend zu machen, welches man an dem chinesischen Papier bes merket, ihm Sreife und Dicke zu geben, auch zu verhin dern, daß es nicht fließe, oder die Dinte in sich ziehe, tas sen es die Chineser in Leim- oder Alaunwasser einweichen, welches man auf französisch fanner le Papier nennet. Man hat hiezu 6 Unzen von gemeinen sehr klaren, und reinen Leim ganz klein zerstoßen, den man in 12 Nåpfe voll £. 2

kochenden

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Fodyenden Wasser wirst, und darinn forgfältig umrühret, damit er nicht klumpigt werde. Hernach läßt man darinn 12 Unzen weißen, wohl pulverisirten Alauu zerschmelzen. Dieses Gemenge thut man in ein großes Becken, worin queer durch ein runder, glatter, dünner Stock geht. Man fasset den Bogen mit Hilfe eines Stocks, der von einem Ende zum andern gespalten ist, läßt ihn langsam in die flüßige Materie hinein, und taucht den Bogen darinn ein. Man nimt ihn wieder heraus, indem man ihn leicht über den dünnen Stock schiebet, der queer durch das Becken geht. Darauf hängt man ihn auf, indem man in ein Loch der Mauer das äußerste Ende des Stocks hinein ste. det, auf welchem er hängt, und darauf völlig trocknet. Dieses ist die Art, dieses Papier zu machen, welches man von der Feinheit, Stärke, Größe und dem Glanze beroun dert. Der einzige Fehler, den dieses Papier hat, ist, daß es nicht die Weiße unsers Papiers hat, und es würde viel leicht dieselbe bekommen, wenn man die Pflanzen, die man dazu gebrauchet, viele Stunden in einer Waschung, nach Art unsers Papierzeuges, erhielte, nachdem man sie unterfchiedene mal in Lauge, in den Thau, und an die Sonne gebracht hätte. Allein alsdenn würde das Papier wahr, scheinlicherweise viel von seiner Stärke verlieren, die man air dem chinesischen Papier bemerket, im Berhältniß ges gen seine Vestigkeit. Man sieht wohl manchmal einiges chinesisches Papier, welches die Weiße des europäischen har, aber es ist sehr selten. Gegen das Ende des ersten Jahrhunderts der christlichen Zeitrechnung ist diese Art von Papier in China von einem vornehmen Herrn am Hofe erfunden worden. Er fand das Geheimniß, die Rinde von verschiedenen Pflanzen auch die alten seidenen und leis menen Zeuge in einem feinen Teig zu verwandeln, indem er fie in dem Wasser kochen ließ.

Seidensticker, f. Sticker.

Seidenwad, das Werg von Seide, welches so zusam men gefilzer wird, daß man es nach Ellen messen kann. (1. Watte)

Seidenwickelmafchiene, (Seidenmanufaktur) ders gleichen Maschienen giebt es zweyerley Arten, die französische und die schweizerische Art. Jene ist sehr zusammenges fest, und verursachet ein starkes Geräusche; man nennet fie auch die lioner Spulmaschiene. (s. diese) Die Schweizer Wickelmaschiene ist die gewöhnlichste und Brauchbarste, und verdient eine genaue Beschreibung: Ein son starken Ståben zusammengesetztes länglich viereckigtes Gestelle ist der Umfang der ganzen Maschiene. Die Länge beträgt ungefähr 2 Fuß und einige Zoll, die Höhe beynahe eben so viel, und die Breite 18 bis 20 Zell. Oben auf Oben auf dem Gestelle liegt ein von Latten zusammengesetzter Rah: men, der in der Mitte einen starken Balken hat, welcher den Rahmen in zoey Theile theilet. In der vordern Half se find vier Spulen angebracht, welche auf ihren Spillen gleich weit von einander stehen, und mit den Löchern horis jontal laufen; die andere Hälfte des Schragens ist verde der, und auf der Kante derselben ist ein über den Schragen von beyden Enden herüber ragendes starkes Brett aufs

geleget, welches eine halbrunde länglichte Gestalt hat, und Mond genannt wird. Auf diesem Umkreise stehen in gleich weiter Entfernung fünf senkrechte beynahe Fußlange runde gedrehete Stüßen, welche dienen, vier Kronen in ihre Löcher waagrecht einzuhängen. Diese kann man, wenn man sie gebrauchen will, zusammenlegen, um die Seidenfirehnen darauf zu hängen. Um nun die Spulen sowohl als auch die Kronen oder Haspeln in Bewegung zu setzen, so luhet auf einer waagrechten Welle, so in der Mitte des Gestelles angebracht, und ungefähr 4 Zolle im Durchmes fer stark ist, ein senkrecht laufendes Rad, ungefähr 18 Zolle groß. Die Welle ruhet mit ihren beyden Zapfen auf zwey in der Mitte des Gestelles befindlichen starken Latten, und die Zapfenlöcher haben darinn Spielraum, so daß das Rad, welches auf der Mitte der Welle steckt, zwischen diesen beys den Latten hängt und herum läuft. Auf dem hintern Zapfen der Welle ist eine kleine Kurbel, woran ein Schwens gel hängt, angebracht, welcher unten an einem Fußtritte bevestiget ist. Der Fußtritt ist an dem vordern untern Stab der Maschiene mit Leder beweglich bevestiget, damit dadurch das Rad, wenn darauf getreten wird, in Bewegung gesetzt werden kann. Um nun vermittelst dieses Rades die Spulen in Bewegung zu sehen, so steckt auf dem Hintern Ende einer jeden Epule eine kleine Rolle, und um jede von diesen Rollen geht von dem großen Trittrade eine Schnur, die folgenden Gang hat: Nachdem die Schnur oder Saite erst um das große Rad geschlungen worden, so geht das eine Ende rechts nach der ersten über ihr liegenden Rolle von unten herauf über solche, unten herum um die zweyte, und so um die dritte und vierte, bis sich ben: de Enden mit der Schnur wieder an dem Rade vereini gen, sobald also das Rad durch den Fußtritt in Bewegung gefeht wird, so bewveget es alle vier Rollen mit ihren Spils len und Spulen. Der Faden, der auf den Kronen håns genden Seide wird an die Spulen bevestiget, und sobald sich diese umdrehen, so wickeln'sie den Faden von den Kros wen auf sich auf. Da aber die Seide fich nur auf eine Stelle der Spule aufwickeln würde, wenn der Faden im mer in einer Richtung bliebe, und man alle vier Fåden auf den Spulen nicht mit den Händen lenken kann, weil solches nicht allein unmöglich, sondern auch zu mühsam und beschwerlich wäre, so hat man sich folgendes Mittels bedienet, den Faden längst einer jeden Spule zu leiten, da mit sich derselbe überall gleich aufwickele. In dem oben gedachten Balken, der den Schragen in zwey Theile theis let, ist zwischen einer jeden Spule, da wo diese liegt, ein tänglichtes Loch eingemeißelt, welches ungefähr einen gus ten Zoll lang ist, so daß sich ein schmåleres Brettchen dar inn bequem hin und wieder schieben läßt. Diese kleine Bretter sind so lang, daß sie nicht allein beynahe den Raum der Abtheilung, wo die Spulen laufen, einnehmen, sondern auch durch die Löcher der anderu Abtheilung unter ihrer Verkleidung einige Zolle hervorragen. Ein jedes dieser Brettchen, welche waagrecht in den Löchern stecken, ist mit dem hintern Ende an ein senkrechtes Stäbchen bevestiget, so daß vermittelst dieses Stäbchens ein jedes Brettchen hin

und

und wieder auf folgende Art in dem Loche geschoben wer den kann die Stäbchen sind dünne, und beynahe zwey Fuß lang, und mit dem untern Ende zwischen zwey hot zerne Backen gestellet. Diese Backen sind beynahe einen Fuß lange und ein paar Zoll breite Bretter, welche auf der einen untersten Latte des Gestelles senkrecht bevestiget find. Sie stehen so weit von einander ab, daß sich die oben gedachten angebrachten Stäbchen der Backen gemäch kidly dazwischen bewegen können, und in den Backen sind Löcher durchgebohrt, so wie auch in den Stäbchen, um ver mittelst eines Splints die Stäbchen zwischen den Backen beweglich zu bevestigen, so daß sich dieselben hin und wie der biegen lassen. Diese vier Stäbchen oder Stüßen mit thren aus dem schon oft gedachten Balken herauskom, menden waagrechten Brettchen nennt man die Weiser, weil in jedem dieser Brettchen ein hölzerner Stift steckt, der oben einen nach einem Ringel gebogenen Draht hat, und wodurch der Seidenfaden von den Kronen auf die Spulen geleitet wird. Da die Brettchen der Weiser vermittelst ihrer Stäbchen in den Löchern hin und wieder geschoben werden müssen, damit der Weiser längst der Spule den Faden überall gleich aufleite, so wird noch eine besondere Einrichtung erfordert, dieses zu bewerkstelligen: dieserwes gen ist eine Stange zwischen den beyden Latten hinter dem Trittrade angebracht, welche mit ihrem runden Zapfen in den. Säulen des Gestelles beweglich umlaufen kann. Auf der Mitte dieses Stabes, recht in der Mitte über der Welle des Rades, ist ein Stirnrad gesteckt, welches mit seinen Zähnen in die Schneckengänge der Welle vom Trittrade greift, so daß, wenn das Nad in Bewegung gesetzt wird, die Welle desselben das Stirnrad mit seinem Stabe here amwälzet. Längst der Stange in gerader Richtung des Standorts mit den Weiserstützen sind vier ordentliche aus Holz ausgeschnittene Herzen aufgesteckt, und da in den Stüßen der beweglichen Brettchen oder Weiser kleine Rolle chen beweglich stecken, so schleift sich, wenn das Stirnrad feine Stange umdreher, ein jedes Herz an dem Röllchen herum. Da aber die ab und zunehmende Rundung des Herzens die Stäbchen des Weisers bald mehr, bald went ger, nach Verhältniß seiner größern oder kleinern Runs dung, von sich stößt, so rücket das Brettchen mit dem Weis fer auch längst der Spule bald rückwärts, baid vorwärts, und die Absicht, daß nämlich der Faden sich auf der Spule überall gleich aufwickeln soll, wird vollkommen verrichtet; denn die Stellung der Stüßen gegen das Herz ist so eingerichtet, daß fie fast den Einschnitt an der breiten Seite des Herzens berühret. Wenn daher die Herzen um laufen, so erreicht das Brettchen mit seinem Weiser das Außerste Ende der Spule, wenn der Winkel des Herzens das Röllchen berühret, umgekehrt aber, wenn die Spise des Herzens das Röllchen berühret, folglich jenes auch die Stüße am weitesten von sich stößt, und führet es das Brettchen mit dem Weiser zurück nach dem andern Ende der Spule. Da nun die bekannte Rundung eines Her zens ab und zunimt, so geht das Brettchen des Weisers auch nach diesem Verhältniß allmählich rück- und vorwärts.

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Weil aber diese Waschiene so eingerichtet ist, daß wenn zwey Weiser, als der erste und dritte vorwärts gehen, der zweyte und dritte rückwärts gehen, so haben die Herzew auf der Stange eine entgegengesette Richtung, so daß, wenn die beyde Herzen des ersten und dritten Weisers mit ihrem Einschnitte die Röllchen berühren, die beyden andern folches mit ihren Spißen thun, so daß alsdenn beständig die Weiser abwechselnd vor und rückwärts gehen. Es ist dieses aber nicht nothwendig, sondern einerley, ob die Weir fer, so wie beschrieben, abwechselnd den Faden führen, oder ob sie solches alle zugleich thun. Deswegen hat man auch eine leichtere Einrichtung getroffen, und man braucht, aus statt hier vier Stützen und Herzen sind, nur zwey zu has ben, und zwar auf jedem Ende des Stabes freckt ein Herz, und an jedem der beyden äußern Weisebretter ist eine oben gedachte Stüße oder Stäbchen angebracht. Die andevir beyden mittelsten Brettchen sind durch ein Queetbrett mit den beyden äußern beweglichen Brettchen vereiniget, wenn daher die Herzen sich undrehen, so gehen alle viere vors wärts oder rückwärts. Da man nicht immer gleich) lan= ge Spulen auf Spillen stecket, sondern diese bald lang bald kurz sind, so hat man deswegen in die Bretter der Weis fer nach der Länge verschiedene Löcher gebohret, um die Weiser nach Verhältniß der Spulen bald vorwärts bald rückwärts stecken zu können. Die Kronen, oder Haspek würden, wenn sie nicht mit etwas beschweret wären, allzu geschwinde umlaufen, und folglich den Faden locker auf die Spulen wickeln. Deswegen ist man darauf bedacht gewesen, eine gewisse Spannung durch Aufhängung eines Gewichts den Kronen zu geben, damit sie in ihrem hallzu geschwinden Laufe gehemmet werden. Man hat ein Stück Bley, welches mehr oder weniger schwer ist, je nachdem es die Spannung erfordert, an einen frumm gebogenen Draht gegossen, und mit diesem Haken wird das Bley auf die Welle der Krone gehänget, und die Krone dadurch ers schweret. schweret. Da sich die Seite des Rades öfters ausdehnet, und folglich schärfer gespannt werden muß, so bediener mair fich folgenden Mittels: In der Hälfte des Gestelles, wo die Spulen laufen, ist ein halber viereckigter Kranz einges sehr, welcher in den Schragen passet, und der Kranz kann vermittelst einer Schraube, die durch die Latte des Schra gens und durch dieses Stück durchgeht, angeschrauber werden. Da nun in diesem Kranz die eine Spille der Spule läuft, anstatt die andern Spillen in dem Schragen selbst laufent, so kann man vermittelst dieses Anschraubens die Schnur, welche vom Rade über die Rolle der Spillen geht, vermittelst der Rolle, welche in diesem Stücke ste cket, spannen oder nachlassen, je nachdem es erforderlich ift. (f. Seiden wickeln und Jakobsons Schaupl. der 3. M. T. III. Tab. I. Fig. X. XI. XH. auch Spreng, H. und K. Samml. XIV. Tab: VI. Fig. X.)

Seidenwirker, Seidenweber, ein Profefflonist, der fich mit dem Weben der seidnen Zeuge beschäfftiget. Nach den mancherley Arten der seidenen Zeuge theilen sich auch diese Weber ein Billig (und gemeiniglich ist es auch so) foll ein Weber im Stande seyn, alle feidene Seuge weber

zu kommen. Allein da die feidene Zeuge in verschiedene Are sen, als einfache, künstliche, schwere und leichte eingethei let werden, so legen sich auch diese Weber auf eine oder die anders Art Zeug zu weben, so daß manchmal einer, der einfache und leichte Zeuge webet, nicht im Stande ist, schwere und künstliche zu weben, so kann z. B. einer, der Taffent und Gros de Tours webet, keine broschirte Jeuge oder Sammte weben. Doch muß ein Seiden. wirker von Rechtswegen die Grundregeln aller Webereyen verstehen, um im Nothfalle alle Zeugarten weben, oder dod, bald begreifen zu können. Es ist eine geschlossene In nung, die mit allen andern Gewerken ihre Gebräuche gemein hat. Sie lehren ihre Lehrlinge in 4, 5, bis 6 Jah, ren aus, je nachdem sie mit ihren Meistern einig werden können. Die Lehrlinge aber werden nicht von den Meis Stern beföftiger, fondern müssen sich selbst unterhalten, denn Tie bekommen von einer Elle, die sie weben, ihren gewissen Lohn, der aber weit geringer ist, als der Gesellenlohn, da her auch ein Seidenwirker sehr gut geht, wenn er viele gut arbeitende Lehrlinge hat, welches aber durch die Gefete eingeschränkt ist, als welche vest seßen, wie viel ein Meister halten faun. Die Gesellen müssen wie alle ans dere Handwerksgesellen wandern, und wenn sie Meister werden wollen, so giebt ihnen das Gewerk eine Zeugart zum Meisterstück auf, auf deren Verfertigung fie sich, nach ihrer Aussage, am besten verstehen, und sie müssen nicht nur den Zeug weben, sondern auch den Stuhl einrichten, wobey sie auch eine Kenntniß von andern Zeugen dieser oder jener Art zeigen müssen. Gemeiniglich nehmen die Seidenwirker den uneigentlichen Namen eines Seidenfabrikanten an, wenn fie für sich und auf eigene Rechnung arbeiten; auch wohl diejenigen führen diesen Namen, die für andere und eigentliche Seidenfabriken arbeiten, und fuchen darunter eine vorzügliche Ehre. (f. davon unter dem Artikel Fabrike und Seidenmanufaktur)

Seidenwirkerschnüre, (Seiler) ganz dünne Bindfas den, die davon den Namen führen, weil sie zu den vers

schiedenen Borden, Schnüren, Latzen, Jampelschnus ren u. a. m. an den Seidenwirkerstühlen gebraucht werden. (s. davon an seinem Ort) Sie weichen von den Bindfäden in nichts weiter, als in folgenden Fällen ab: Erftlich werden sie durchgängig von Flachs gesponnen, so daß aus drey Fåden erst kleinere Schnüre geschnüret ( Schüren) werden, fünf solcher kleiner Schnäre aber je desmal zu einer Seidenwirkerschnur rund gedrehet werden. Zweytens wird der Faden dieser Schnüre rechts gespennen, die Schnüre zusammen aber links rund gedrehet. Bey dem Bindfaden (f. diesen) ist das Gegentheil. Die feinsten Seidenwirkerschnüre enthalten in jedem Pfunde 24 einzelne Schnüre, etwas stårkere aber 18 bis 20. Jede Schnur dieser feinsten Art ist 18, der folgenden Arten aber But 15 Klafter lang. Diese stärkeren Schnüre haben 16, 12, 8, und 3 Schnüre auf ein Pfund.

Seidenwirkerstuhl, einfacher, (Seidenwirker) der jenige Stuhl, worauf glatte und gekieperte Zeuge gewebet

ཁོ

werben. Das Gerüste oder Geftelle eines solchen Stuhls
ist s bis 6 Ellen lang, zur schmalen Arbeit, z. B. Taffent,
Ellen breit, zu breitern aber auch etwas breiter, und 7
bis 8 Fuß hoch. Die vier Stånder, woraus das Haupts
gestelle besteht, sind etwa 6 bis 8 Zoll ins Gevierte dick,
und jedes Paar ist oben und unten mit einem Queerriegel
vereiniget, beyde Paare aber durch zwey Balken zusam»
Die beyden Hintersäulen haben außerhalb
mengesetzt.
verspringende Arme oder Backen, auf welchen der Ketten
baum in feinen Zapfenlagern ruhet. Zuweilen macht man
diese Backen, gleich einem Rahm, ziemlich lang, und rückt
hiedurch mit dem Kettenbaum weiter hinaus, wodurch
denn der ausgespannte Theil der Kette verlängert wird.
Diese Verlängerung verschaffet die Bequemlichkeit, daß
man jedesmal einen längern Theil der Kette pußen kann.
Der Kettenbaum wird mit einer Basquille (f. diese) be
schwe-
vestiget. Bey dem schweren Sammt und anderer schwe
ren Zugarbeit, deren Kette sehr schwer ist, bringt der Seis
denwirker das Englische Gewicht (f. dieses im Supple
ment) an die Kette, geht von dem Baum durch die Kằm
me oder Schäfte und das Blatt der Lade zu dem Brust-
baum. Doch liegt sie von hinten nach vorne etwas ges
neigt, weil der Kettenbaum 3 Zolle höher liegt, als der
Brustbaum. Auf diesen Brustbaum wird jedesmal der
gewebte Theil des seidenen Zeuges aufgebåumet, er liegt
mit seinen Zapfen in einem Lager des Gestelles, und wird
durch ein Sperrrad und Sperrkegel von Eisen vest gehal
ten. Vor diesem Sperrrade oder Kranz hat der Brusts
baum einen vorspringenden Kopf mit Löchern; in eins oder
das andere wird das Spanneisen (s. dieses) gesteckt, wo-
mit derselbe in erforderlichem Falle umgedrehet wird. Hins
ter diesem Brustbaume liegt die Bank, worauf der Weber
beym Weben sigt; vor dem Brustbaum aber hångt die
Lade, (f. diefe des Seidenwirkers) vermittelst welcher bey
dem Weben das Blatt an den Einschlag geschlagen wird.
Vor der Lade nach dem Hinterbaum zu liegen auf den bey-
den Balken des Gerüftes nach der Breite des Stuhls zwey
Latten, oder das Carret, (s. dieses) zwischen diesen schwe-

ben auf einem Bolzen die Tümmler, (f. diese) die die
Schäfte tragen. Denn von der Spitze jedes Tümmlers
geht eine Schnur hinab, an welche wieder zwey Schnüre
angeknüpft sind, und diese lettere tragen einen Schaft.
Die Tümmler heben diesen Schaft beym Weben, und das ́
her muß der Schaft an jeder Seite an einer Schnur ans
geknüpft seyn, damit er sich gleichmäßig erhebet. Glatte
Seidene Zeugarten können wie das Leinen mit zwey Schäf
ten, und eben soviel Tritten gewebet werden, allein um das
Verwirren und Scheuren der feinen Seidenfäden zu verhin,
dern, so vertheilt der Seidenwirker seine Kettenfäden in 4
auch wohl 8 Schäfte, wovon bey dem Weben jederzeit die
Hälfte hinab und hinauf gehen. Die sämmtlichen Kam
me eines Stuhls heißen Geschirr, französisch Remiße.
In jedem Schaft gehört ein Tammler, und dieser hebet
denselben beym Weben. Dieferhalb geht die Schnur von
der Spitze des Tümmlers bis zur langen Latte (f. diese)
hinab, und an der Spike dieser langen Latte ist sie ange
knüpft.

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