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und die Bataillone desselben auf die Stärke von 686 Köpfen kom= pletirt. Der Gang der Ereignisse machte jedoch ein Ausrücken des Regiments nicht nothwendig, und schon am 30. März, nachdem Seine Majestät der König am Vormittage die Bataillone auf dem Exerzirplay vor dem Potsdamer Thor besichtigt hatte, wurden die Reserven wieder entlassen.

Zu Ende des Jahres 1863, nachdem das Regiment wegen seiner im Königsmanöver des Gardekorps gegen das III. Armeekorps bewiesenen guten Haltung wiederum sehr belobt worden war, konnte es mit Befriedigung auf die schweren Zeiten seiner Entstehung, die es so brav überwunden hatte, zurückblicken.

Da traten Ereignisse ein, welche demselben die ersehnte Gelegenheit gaben, zu zeigen, daß es in Fleiß und Pflichttreue auch ein auf dem Schlachtfelde brauchbares Werkzeug in der Hand seines obersten Kriegsherrn und Seiner Generale geworden sei.

Ursachen des

Krieges.

Zweiter Abschnitt.

Die Theilnahme des Regiments am Feldzuge gegen

Dänemark 1864.

Nach dem am 15. November 1863 erfolgten Tode Friedrich VII., Königs von Dänemark und Herzogs von Schleswig-Holstein, des letten Herrschers aus dem alten dänischen Königshause, kam nach gemeinsamer Uebereinkunft der Großmächte Europas König Christian IX. auf den dänischen Thron. Er unternahm es, trotz des Widerspruches von ganz Deutschland, die uralten, verbrieften Rechte der Herzogthümer Schleswig und Holstein zu mißachten und zu verlezen.

Die beiden Fürstenthümer waren nach Abkunft, Sprache und Gesinnung deutsche Lande, welche mit Dänemark nur den gleichen Herrscher, sonst aber nichts gemein hatten. Der dänische König wollte nun nichts Geringeres, als Schleswig zu einer dänischen Provinz machen und das Deutschthum in diesem Lande ersticken. Er wollte die beiden Herzogthümer, denen seit mehreren Hundert Jahren zugesichert war, daß sie nimmer getrennt werden sollten, von einander reißen. Die treue Zuversicht, welche in Schleswig-Holsteins altem Wahlspruche ausgedrückt ist, sollte zu Schanden gemacht, „Up ewig ungedeelt" sollte zur Lüge werden.

Deutschland hatte schon einmal, im Jahre 1848, zur Unterstützung der für ihr bedrohtes Deutschthum aufgestandenen Herzog= thümer das Schwert ergriffen. Leider hatten diese Kämpfe, in welchen anfangs auch preußische Truppen an der Seite der SchleswigHolsteiner siegreich stritten, nicht die Befreiung der Herzogthümer zur Folge; die Lage derselben war zwar eine etwas bessere geworden, bald jedoch begann Dänemark das alte Spiel.

Die Erhebung von 1848 unbestrittenen Thronerben, Tode

vor König Friedrich VII., des

war eine verfrühte gewesen,

jezt aber wollte und durfte Deutschland der Unterdrückung SchleswigHolsteins nicht träge zusehen. Desterreich und Preußen, die beiden mächtigsten Staaten des Deutschen Bundes, übernahmen es, deutsches Recht zu wahren und, wenn es sein mußte, zu erkämpfen.

Als Dänemark in troßiger Gesinnung alle Mahnungen zur Rückkehr von seinem widerrechtlichen Wege unbeachtet ließ, entschied der Krieg.

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Preußens und Oesterreichs Fahnen wurden zur Befreiung deutschen Landes gen Norden getragen; Deutschlands Söhne wollten mit ihrem Blute den Stammesbrüdern von Schleswig und Holstein die Befreiung vom dänischen Joche erstreiten!

Von den 12 Infanterie-Regimentern, welche Preußen anfänglich Mobilmachung. zu diesem Feldzuge aussandte, hatte die Garde infolge besonderer Anregung Seiner Königlichen Hoheit des Kronprinzen den Vorzug, allein vier und zwar die vier neuerrichteten Garde Regimenter stellen zu dürfen.

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Mit Jubel und Begeisterung empfing daher auch unser Regiment am 15. Januar 1864 den Allerhöchsten Befehl zur Mobilmachung. Jedes Bataillon sollte auf die Stärke von 802 Köpfen ge= bracht, das Ersatz-Bataillon aber nur zu zwei Kompagnien formirt werden.

Es folgten nun schwere Tage angestrengtester, aber freudigen Herzens gethaner Arbeit. Nur diejenigen, welche zum Ersaß-Bataillon bestimmt waren, fanden sich ausgeschlossen von dem allgemeinen Jubel und mußten sich mit dem Gedanken trösten, daß ein preußischer Soldat überall, wo er auch sei, dort immer am rechten Plaze ist, wo sein König ihn hingeschickt hat; die stille Hoffnung eines Jeden war und blieb allerdings doch: „nachzukommen“!

Schon am 27. Januar meldete unser Regiment, als erstes der vier mobilen Garde-Regimenter, daß alles fertig zum Kriege" sei, und hatte somit seine Mobilmachung mit großer Schnelligkeit beendet.

Vor dem Ausmarsche wurde dem Regiment eine ganz besondere Besichtigung des Regiments und hohe Gnade zu Theil, indem Seine Majestät der König dasselbe durch noch einmal besichtigte, bevor es in den Kampf zog, um die Feuer taufe zu erhalten.

Am 29. Januar Morgens 10 Uhr stand es in feldmarschmäßigem Anzuge mit fliegenden Fahnen auf dem Hofe der StresowKaserne Nr. 1 zur Besichtigung bereit.

Se. Majestät

den König 29. Januar.

Die Streitkräfte

Beim Eintreffen Seiner Majestät wurde im Ganzen präsentirt und das Spiel gerührt. Nachdem unser Königlicher Kriegsherr hierauf die Fronten der Bataillone hinuntergeschritten war, nahm Allerhöchstderselbe den in Zügen stattfindenden Vorbeimarsch ab.

Sodann rief Seine Majestät der König das Offizierkorps vor die Front und nahm von ihm Abschied, indem Allerhöchstderselbe die Erwartung aussprach, „daß das Regiment den alten Ruhm der preußischen Waffen zu bewahren wissen werde", und sich zu den Mannschaften wendend, sagten Seine Majestät „daß Er das Regiment vor seinem Abmarsche nach Schleswig-Holstein noch einmal habe sehen wollen, und daß Er hoffe, daß ihre Thaten denen ihrer Väter und Vorfahren nicht nachstehen würden!" Auf diese gnädigen Worte seines Königs und Kriegsherrn antwortete das Regiment mit dreimaligem, aus treuem Herzen kommendem Hurrah!

Jeder gelobte in diesem feierlichen und erhebenden Augenblick, seine Pflicht nach besten Kräften erfüllen zu wollen und freudig sein Leben einzusetzen, eingedenk des alten preußischen Wahlspruches: „Mit Gott für König und Vaterland!"

Ehe wir das Regiment nun auf seinem Wege nach dem Kriegsder Breußen schauplat begleiten, wollen wir einen kurzen Blick auf die Führung undOesterreicher' und ihres und die Streitkräfte der verbündeten deutschen Truppen und ihres Gegners. Gegners werfen.

Der Oberbefehlshaber der preußisch-österreichischen Armee war der preußische Generalfeldmarschall Freiherr v. Wrangel. Im Alter von noch nicht 13 Jahren begann derselbe 1796 bei den ostpreußischen Dragonern seine militärische Laufbahn; 1807 erwarb er sich in der Schlacht bei Heilsberg durch größte Tapferkeit den Orden pour le mérite, diesen stolzen, von König Friedrich dem Großen gestifteten Militär- Verdienst - Orden. Während der Befreiungskriege schon Regimentskommandeur, erkämpfte er sich das Eiserne Kreuz 2. und 1. Klasse und wußte jede Gelegenheit zu benutzen, um sich besonders auszuzeichnen. In den folgenden Friedensjahren stieg v. Wrangel in Anerkennung seiner Verdienste, seiner militärischen Kenntnisse und seiner schneidigen Handhabung des Königlichen Dienstes von Stufe zu Stufe.

Im Jahre 1848 wurde er, damals General der Kavallerie und kommandirender General des II. Armeekorps, zum Oberbefehlshaber der gegen Dänemark aufgebotenen deutschen Bundestruppen ernannt.

Am Ostersonntage lieferte er den Dänen die siegreiche Schlacht vor Schleswig, in welcher auch die Garden sich an der Erstürmung des Danewerks betheiligten, eroberte dann die Festung Fridericia und kämpfte siegreich bei Satrup, Nübel und Düppel auf der Halbinsel Sundewitt. Der Abschluß eines Waffenstillstandes endete den Siegeszug Wrangels, der schon in die Provinz Jütland, das dänische Stammland, eingedrungen war. Derselbe kehrte als „Oberbefehlshaber in den Marken" zurück und zeigte in den traurigen Tagen des Jahres 1848 ein festes und fluges Benehmen, dem es an der

nöthigen Strenge nicht fehlte.

Bei Ausbruch des zweiten dänischen Krieges trat, wie allgemein erwartet, der greise Feldmarschall wiederum an die Spiße der deutschen Armee und zeigte, daß er es nicht vergessen habe, wie man die Dänen besiege.

Im Hauptquartier wohnte Seine Königliche Hoheit der Kronprinz dem Feldzuge bei.

Höchstderselbe war damals Kommandeur unserer, der 1. GardeInfanterie-Division, und wenn auch nur zwei Regimenter derselben im Felde standen, so litt es ihn doch nicht zu Hause; er wollte uns und die anderen preußischen Landeskinder unter seinen Augen kämpfen sehen und mit ihnen die Gefahren und Mühen des Krieges und die Trennung theilen von Weib und Kind und dem ruhigen Leben am heimischen Herde. Bald, schon nach wenigen Jahren, hatte Höchst= derselbe als Oberbefehlshaber großer Armeen durch seiner Feldherrnkunst zu verdankende zahlreiche Siege seine kriegerischen Thaten in der Erinnerung seiner Kampfgenossen und den Geschichtsbüchern Preußens und des Deutschen Reiches unvergänglich verzeichnet!

Die deutsche Armee war in drei Armeekorps eingetheilt. Das 1. (preußische) bestand aus der 6. Division unter Generallieutenant v. Manstein und der 13. Division unter Generallieutenant v. Winzingerode; das Korps, aus Söhnen Brandenburgs und Westfalens zusammengesett, stand unter dem Oberbefehl Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich Karl von Preußen, welcher damals die Charge eines Generals der Kavallerie bekleidete.

Militärisch erzogen, widmete sich Höchstderselbe mit besonderem Eifer und großer Liebe dem Dienst im Heere und den Kriegswissenschaften. Auch er hatte schon den ersten dänischen Feldzug mitgemacht und sich als Hauptmann in Wrangels Generalstabe in der Schlacht bei Schleswig durch besonderen Muth und große Kaltblütigkeit aus

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