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Stoff in grösserer Ausdehnung, und hie und da bemerkt man Glaskopf-Struktur an den offenbar durch Verwitterung entstellten Eisen-Oxyden. Aus mir vorgelegten Handstücken, welche ich in Besitz eines Estanziero's fand, geht hervor, dass weisse Quarzgänge in der Grundmasse stellenweise aufsteigen, die ebenfalls mit Eisen-Erzen in etwas grösserer Ausdehnung gemischt sind und auf Klufträumen hie und da Gold führen. Ich sah ein solches Quarzstück, worin das Gold zwar nur in kleinen Blättchen, aber ziemlich dicht enthalten war; ich glaube, der Besitzer hatte es als Rollstein und nicht anstehend gefunden.

An der Seite der Serra, gegen den Rio Negro hin, traten auf der dritten Tagereise von Perdido bis Mercedes einige andere Gesteine zu Tage, welche auf die Grundlage der metamorphischen Schiefergebilde sich stützen und aus. geschichteten Sediment-Bildungen bestehen; ich sah namentlich weisse, vielfach zerbröckelte Kalksteine und rostrothe Sandsteine. Sie erscheinen in Bänken an den Thalfurchen zu beiden Seiten der Mulde und haben eine unverkennbar parallele, fast horizontale, vielleicht nur durch den Fall der Unterlage gegen den Rio Negro hin abschüssige Lagerung. Der Kalkstein ist das untere Glied, der eisenschüssige Sandstein das obere. Ersterer pflegt schlackenartig ausgewittert und mit vielen amorphen Quarzmassen gemischt zu sein, die zum Theil unsern Feuersteinen ähneln, zum Theil mehr violett gefärbt ein Achat- oder Jaspis-artiges Anschen annehmen. Unmittelbar am Ufer des Rio Negro bei Mercedes steht diess Gestein mächtig an und bildet, wegen seiner Härte, den beliebtesten Pflasterstein in den Strassen der Stadt. Versteinerungen habe ich selbst darin nicht finden können, wohl aber ein sehr mit Quarz gemischtes Handstück gesehen, worin verschiedene Foraminiferen Schalen deutlich enthalten Auf der einen Seite zeigte diess Handstück eine angewitterte Oberfläche und war hier ziemlich dicht mit kleinen, aber sehr deutlichen Gyrogoniten bestreut, ähnlich wie die tertiären Kalke. Danach möchte das Alter der Formation nicht zweifelhaft bleiben. Es ist dieselbe, welche Darwin mit dem Namen der Pampas-Formation bezeichnet. Ihr oberes Glied, der eisenschüssige Sandstein, bildet dicht vor Mercedes hohe Abstürze und kann hier sehr gut studirt werden. Die Grundlage ist ein feiner Sand, der stellenweise so stark mit Eisen-Thon sich mischt, dass er den Charakter eines Thon-Eisensteines annimmt. Mitunter bildet derselbe ganze, wahrhaft ziegelrothe Bänke im Sandstein; an andern Orten lagern harte schwarzbraune Knollen, wie Bomben, in der weicheren sandigen Grundmasse. Er soll verkieselte Holzstücke enthalten, an den Orten aber, wo ich ihn untersuchte, fand ich dergleichen nicht. Überhaupt sind die Wasser hier reich an Kiesel-Erde und

waren.

der Silicifikations-Prozess abgestorbener Zweige, welche im Boden stecken, geht schnell von Statten. Man zeigt viel solche moderne fossile Hölzer. Eben so findet man oft einen Kalkstein oder vielmehr herausgewitterte ovale ChalcedonMassen, welche Moose oder andere feine Pflanzentheile einschliessen, an manchen Uferstellen des Rio Negro; sie werden von den Anwohnern gesucht und als Raritäten aufbewahrt.

Der Sandstein wird von einer Lehmschicht bedeckt, die besonders in den Thalfurchen zwischen den zerrissenen Bänken lagert und die Gebeine der grossen Säugetiere enthält, durch welche die Banda Oriental in der Wissenschaft so berühmt geworden ist. Man findet diese Knochen zu beiden Seiten des Rio Negro, aber nur an einzelnen Stellen und meistens an den oberen Enden der kleineren Bäche oder Nebenflüsse, so namentlich am Coquimbo, Palmitos 1) und Sarandi. In der Regel ist das ganze Thier da, allein die Nachlässigkeit oder Gleichgültigkeit des Finders zertrümmert sehr bald den wissenschaftlich so werthvollen Gegenstand. Ich erhielt durch die Vermittelung eines in Mercedes ansässigen Deutschen Arztes, des Herrn Dr. Müncheberg, einen Kopf von Mastodon Antium, der Anfangs ganz vollständig gewesen war, aber der Gaucho, der ihn entdeckte, hatte ihn an seinen Sattel gebunden und auf dem Boden hinter sich her im Galopp nach Hause geschleift. Man kann sich denken, in welchem Zustande er dort ankam. Den Unterkiefer hing er sich während des Reitens über den linken Arm, aber nach einer Viertelstunde fand er das Stück zu beschwerlich und warf es neben sich in's hohe Gras, wo es nicht wieder aufzufinden war. Die von mir gesammelten Trümmer sind glücklicher Weise alle von Einer Seite und gewähren noch ein ziemlich klares Bild der ganzen Schädelform, welche viel weiter als die des grossen Mastodon ohioticum vom Elephanten sich entfernt. Namentlich ist die Scheitelfläche ganz flach, das Hinter-Ende viel tiefer ausgebuchtet und die zum Ohr herablaufenden Seitenhöcker sind viel schärfer, höher und schmäler. Diess Mastodon Antium ist die häufigste Art unter den hier vorkommenden Resten; ich erhielt Nachricht von noch zwei anderen besseren Schädeln, fand aber keine Gelegenheit, sie zu erwerben. Ausserdem kommen häufig Fragmente vom Glyptodon vor, aber weiter landeinwärts, an den Abhängen der Serra. Darwin erhielt bekanntlich hier den Schädel des Toxodon und Reste vom Mylodon; ich sah ausser den MastodonKnochen nur einzelne Bruchstücke von Knochen eines Gravigraden, der vielleicht auch Mylodon sein mag, und das rechte Schienbein vom Glyptodon, begleitet von Pan

1) Sarandi und Palmitos oder Palmita, Nebenflüsschen des Coquimbo.

A. P.

zer-Fragmenten des Thieres, auf der Estanzia Don Diego bei Perdido.

Aus vorstehenden Mittheilungen, glaube ich, lässt sich die geologische Konstruktion der Banda Oriental im Allgemeinen deutlich genug erkennen; es ist eine terrassirte Hochfläche metamorphischer Gesteine mit granitiger Unterlage, welche von einer mächtigen Tertiär-Formation überdeckt wird. In den Thalfurchen, welche die abfliessenden Wasser aus beiden ausgewaschen haben, sammelt sich der Diluvial-Lehm, worin die gigantischen Thierleiber eingebettet sind, deren Dasein der gegenwärtigen Periode unmittelbar vorherging. Jetzt weiden Pferde, Rinder und Schafe, importirt durch die Europäischen Ansiedler, an deren Stelle.

Im obern Gebiet, der sogenannten Serra, enthalten die Thalfurchen in der Regel kein Wasser, nur die Regen befruchten den Boden; man fährt ungehindert durch die Vertiefungen, welche mit dem früher Beschriebenen Bülkengras bekleidet sind; aber weiter hinab gegen den Rio Negro oder Rio de La Plata sammelt sich eine kontinuirliche Wasserfurche, die allmälig zu Bächen und kleinen Flüssen heranwächst. Auf der ersten Tagereise von Montevideo bis St. José überschreitet man mehrere dieser kleinen Gewässer und hat hier Gelegenheit, die durch sie bewirkte Modifikation der Boden - Beschaffenheit kennen zu lernen. Schon aus der Ferne erkennt man ihren Lauf an der dichten, lebhaft grünen, laubreichen Pflanzendecke, welche sie begleitet. Überall, wo Wasser fortdauernd vorhanden ist, fehlt es nicht an Baumwuchs und lieblichem Grün in den Thälern, aber es sind niedrige Gesträuche, meist dichte, feinblättrige, dornige Leguminosen-Hecken, welche die Fluss-Ufer begleiten und durch das Flechtwerk ihrer Wurzeln dem Erdreich eine solche Festigkeit geben, dass es nur sparsam sich abspülen lässt, dem Wasser eine grosse Reinheit erhaltend. Zahlreiche kleine Inselchen

pflegen in diesen Flüssen vertheilt zu sein, hie und da von ausgedehnten Sümpfen begleitet, in denen ein lieblicher, herrlich duftender Blumenflor sich ausbreitet. Es ist wahrhaft erquickend, den balsamigen Luftstrom cinzuathmen, der aus ihnen dem Reisenden zuströmt, wenn er, ermattet unter dem Staube der Hochfläche, in sausendem Galopp durch diese Bäche von den keuchenden Pferden fortgerissen wird; Kopf und Nase steckte ich jedesmal zum Fenster des Wagens hinaus, wenn wir an eine solche Stelle kamen. Dann waren auch Vögel, kreischende Kibitze, der schöne Lestes bicolor, grosse Störche, beide Amerikanische Arten auf einmal, und schlanke Reiher, stets in unserer Nähe; aber auf den Höhen begleiteten uns weidende Strausse, hungrige Coracien (Polyborus), tölpelhaft auf dem Boden umhersitzend, dickköpfige Grabeulen (Strix cunicularia), rothbrüstige Staaren (Sturnella militaris), welche überall in Menge sichtbar wurden, und Hirsche, ebenfalls zwei Arten, der kleinere Cervus campestris und der grosse, hier nur selten vorkommende Cervus paludosus. Viel mehr aber, als diese wilde Thierwelt, fesselt den Blick des Reisenden das zahme Vieh, welches in stolzer Fülle sich vermehrt hat; Heerden von Pferden, Rindern und Schafen, jene aus 200 bis 300 Stück, diese aus eben so viclen Tausenden bestehend, sieht man überall in mässigen Abständen über die weite Fläche des jedesmaligen Horizontes verbreitet und staunt über die Menge nutzbaren Stoffes, den diese dürftig aussehende Flur hervorbringt. Als ich einem Englischen Estanziero, der mich fragte: How do you like this country? antwortete: It seems to me not beautiful, but useful, antwortete er fast erstaunt: Yes Sir, that is the true character of the country, und in der That, damit ist die ganze Banda Oriental allein richtig und sachgemäss bezeichnet. Darum schliesse ich mit dieser Bemerkung ihre Charakteristik; mehr wüsste ich nicht davon zu sagen.

DIE MEERESHÖHE DES WADY EL ARABAH ').

Von A. Petermann.

Von den bisherigen wichtigen Forschungen Professor Roth's in Palästina und den anliegenden Regionen ist die im folgenden Aufsatz und in dem früheren Bericht (im sechsten Heft der diessjährigen ,,Geogr. Mittheilungen", SS. 260-265) berührte Reise von Jerusalem und dem Todten Meere durch die Arabah bis zum Rothen Meere

1) Wir schreiben Arabah, nach Robinson u. a. mit einem h, Roth schreibt es ohne h.

die interessanteste, und aus ihr wiederum sind die barometrischen Höhen-Beobachtungen in der Arabah die bemerkenswerthesten. Genau zu wissen, wie hoch die Arabah und besonders ihr Kulminationspunkt die Wasserscheide zwischen dem Todten und Rothen Meere sich über das Meeres-Niveau erhebe, ist für die Geographie, Geologie und Geschichte jener Länder von der allergrössten Bedeutung. In den letzten 50 Jahren, von Burckhardt (in 1812) an bis auf die neueste Zeit, hatten zwar

viele berühmte Reisende und Forscher

die Arabah besucht, aber jenes Problem war bisher in keiner befriedigenden Weise gelöst worden. Schubert bestimmte bereits im Jahre 1837 die Höhe eines Beduinen-Lagers,,in der Nähe des Wassertheilers zwischen dem Rothen und Todten Meere" barometrisch zu 495 Par. Fuss, und der Französische Graf Bertou fand in dem darauf folgenden Jahre die Höhe von el Sateh, dem „Dach" des Wady's, durch das Koch-Instrument zu 160 Meter oder etwa 510 Par. Fuss; indess waren beide Messungen in ihrer Natur unvollkommen und ihr Resultat desshalb keineswegs als definitiv und genau anzusehen. Schubert's Beobachtung an und für sich mochte ein so richtiges Resultat ergeben, als es eine einzelne barometrische Messung ohne korrespondirende Beobachtungen immer vermag, aber die Position seines Beobachtungs- Punktes lässt sich nicht genau auf der Karte bezeichnen und liegt ausserdem, nach seiner eigenen Beschreibung, nicht auf der Wasserscheide. Comte de Bertou wiederum versichert ausdrücklich, dass sich seine Höhen-Angabe auf die Wasserscheide des Wady's beziche, bekennt aber offen, dass er in Folge eines Unglücks mit seinem Barometer, das ihm einige Zeit vorher zerbrochen, auf Beobachtung mit dem Koch-Thermometer beschränkt gewesen sei, welches wir für eine so geringe Höhe als unzureichend anschen müssen. Kapitän Allen wollte bekanntlich die Schubert - Bertou'schen Ergebnisse in jeder Hinsicht fast gänzlich verwerfen ) und die besagten Höhen-Quoten ziemlich auf das Meeres-Niveau reducirt wissen. Dem gegenüber glaubten wir jedoch berechtigt zu sein, anzunehmen, dass die Höhe der Wasserscheide jedenfalls nicht unter 300 Par. F. betragen könne 2).

Seit dieser Zeit, nämlich seit beinahe zwei Jahren, war keine Höhen-Messung angestellt worden, die mehr Vertrauen verdient hätte, als die oben erwähnten. Bloss in der Bibliotheca sacra, Nr. 47, Juli 1855, SS. 528-558, findet sich ein interessanter Aufsatz von J. P. Thompson 3), in dem ganz beiläufig erwähnt wird, dass nach barometrischen Messungen, die in den letzten Jahren von Thornton und Herapath angestellt worden seien, die höchste Erhebung der Arabah sogar 800 Engl. Fuss (= 750 Par. F.) über dem Meeres-Niveau betrüge. Thompson bemerkt dabei, dass es allerdings Noth thue, dass das ganze Wady el Arabah durch eine wohlausgerüstete wissenschaftliche Expedition gründlich erforscht würde, aber bis jetzt läge kein Grund vor, das Vorhandensein jener Erhebung zu bezweifeln, da es durch die Messungen von Thornton und Herapath eine abermalige Bestätigung erfahren habe.

1) Geogr. Mitth. 1855, S. 368 f. 2) Geogr. Mitth. 1855, S. 374. 3) Geogr. Mitth. 1856, S. 121.

Wenn wir auch darin dem Autor beistimmen und unsere eigene Annahme bestätigt finden, dass die Wasserscheide mehrere 100 Fuss Höhe habe, so konnte doch diese neue Zahl nicht weiter maassgebend sein, weil sie so nackt hingestellt ist, ohne nähere Angabe über die Art und Weise der Beobachtung und der Position des Beobachtungs-Punktes; denn über jene neuen barometrischen Messungen in der Arabah durch Thornton und Herapath sind uns ausser der beiläufigen Erwähnung durch Thompson durchaus keine näheren Angaben bekannt geworden.

Aus den vorgehenden Bemerkungen leuchtet es ein, dass die Höhe der Arabah eine vexata quaestio geblieben ist, und wir sahen mit freudiger Spannung auf das sehr verdienstliche Reise-Unternehmen des Prof. Roth, in der festen Überzeugung, dass von den erleuchteten Männern, die dasselbe angeregt und die Ausführung möglich gemacht haben, die Lösung dieses wichtigen Problems als eine der Aufgaben gestellt sei. In der That ergab sich auch die Erforschung der Arabah als das erste Ziel des kenntnissreichen und befähigten Reisenden, wie die beiden Aufsätze in unserer Zeitschrift darthun. Obgleich nun die Zusammenstellung der gesammten wissenschaftlichen Resultate dieses ersten Ausfluges noch nicht eingelaufen ist, hat es immerhin schon jetzt Interesse, zu sehen, was sich aus dem Vorliegenden für die weitere Berücksichtigung der erwähnten vexata quaestio ergiebt. Wir haben dabei noch im Finstern zu tappen, besonders weil sich die genaue Lage der Wasserscheide nirgends erwähnt findet, weder in dem allgemeinen, im sechsten Heft publicirten Bericht, noch in dem vorliegenden Resumé der meteorologischen Beobachtungen. Unter dem 21. April erwähnt Roth, dass er auf seinem Marsche von Petra nach Akaba schon früh am Morgen in die Arabah gelangt sei, und dass hier der Wasser-Abfluss immer noch nach Norden Statt gefunden habe. Ganz wahrscheinlich ist diese Gegend identisch mit der Stelle, wo Bertou die Wady's Abú Kascheïbeh und Maáferah ) verzeichnet, eben so wie Roth's Brunnen Godián mit Bertou's Ghadhayán identisch ist. Auf Roth's Rückwege bildet der Brunnen Gurundel oder Garandel einen wichtigen Anhaltepunkt; Comte de Bertou berührte zwar den Brunnen selbst nicht, sondern lagerte im Wady desselben Namens, 4 Englische Meilen von jenem entfernt, und er setzt die Wasserscheide etwa 11⁄2 bis 2 Deutsche Meilen (etwa 8 Englische Meilen) nördlich von diesem Wady. Prof. Roth erreichte nun nach einem zweistündigen Marsch von Ain Gurundel „eine von Nordost nach Südwest laufende Hügelkette, die aus Fluth

1) S. die zu Bertou's Reise-Beschreibung gehörige Karte im neunten Bande des Journ. of the R. G. Soc. of London.

land besteht und in ihrem höchsten Punkte 200 Fuss hoch sein mag". Es stimmt diess sehr genau mit Bertou's Wasserscheide und dem ,,Dach" (el Sateh) der Araber, und es ist kaum zu bezweifeln, dass an dieser Stelle wirklich das divortium aquarum liegt, und nicht oder 6 Deutsche Meilen weiter südlich, wie Allen meint. Die von Roth angegebene Höhe von 200 Fuss soll ohne Zweifel die relative sein, die Höhe der Hügelkette über der Ebene.

Was die aus Prof. Roth's Barometer-Beobachtungen abgeleiteten Höhen-Bestimmungen anlangt, so soll es, wie aus dem folgenden Bericht Professor C. Kuhn's hervorgeht, einer späteren Gelegenheit vorbehalten bleiben, dieselben mit grösstmöglichster Genauigkeit zu berechnen. Ohne desshalb dieser in Aussicht gestellten Berechnung vorgreifen zu wollen, genügt es für unseren gegenwärtigen Zweck, die für uns zunächst in Betracht kommenden Punkte in vorläufiger eigener Berechnung, die von Prof. Kuhn's zukünftiger Berechnung nicht sehr wesentlich differiren dürfte, zu betrachten. Die nachfolgenden Zahlen drücken die Höhe über dem Rothen Meere in Par. Fuss aus:

Hügel-Kette nördlich von W. Gurundel (Wasserscheide zwi-
schen dem Todten und Rothen Meere?)
Ain Gurundel

Salzbrunnen Godián

720 730

105

Es ist natürlich noch zweifelhaft, ob die Hügelkette nördlich von Wady Gurundel auch wirklich die Wasserscheide bildet; auf der andern Seite sind wir der Ansicht, dass der Brunnen (Ain Gurundel) nicht viel höher als dieselbe liegen kann, vielleicht sogar eher niedriger, als höher; in der That setzt Allen, der die Wasserscheide so niedrig als möglich zu machen sucht, Ain Gurundel auf der zu seinem Werk gehörigen Karte an den Rand des Depressions-Gebietes des Todten Meeres, d. h. in gleiche Höhe mit dem 0- Punkt des Meeres-Niveau's. Kommt unsere Ansicht in Bezug auf die Lage der Wasserscheide der Wahrheit nahe, so stimmt Roth's Messung auf die überraschendste Weise mit der von Thornton und Herapath. Wie dem aber auch sei, so dürfen wir schon aus einem andern Grunde die Meeres - Höhe der Wasserscheide zu mindestens 300 bis 700 Par. Fuss annehmen. Nach den Beschreibungen nämlich von allen bisherigen Reisenden möchte man geneigt sein, zu folgern, dass der südliche Theil der Arabah, von Akaba bis Godián, eine völlig wagerechte Ebene bilde. Der Weg vom ersteren Punkte nach letzterem führt nach Schubert 2) in eine Tiefe, ,,die im Mittel nur wenig über dem Meeres-Spiegel erhöht ist. Während der Regenzeit muss ein grosser Theil dieser

1) The Dead Sea, a new route to India, London 1855.

2) Reise in das Morgenland, 2. Bd. S. 396.

westlichen Thaltiefe vom Wasser überschwemmt sein, woher vielleicht die Annahme jenes langen Ausläufers des Älanitischen Meerbusens nach Norden hin entstanden sein mag, die auf einigen unserer Landkarten vorausgesetzt erscheint." Robinson bemerkt 1), indem er von Akabah aus seine Blicke nach Norden, über jene Region, schweifen lässt,,,das Thal schiene wenig oder gar nicht nach Norden zu anzusteigen". Stephen 2) sagt bei einer ähnlichen Gelegenheit, dass der blosse Anblick dieses ungeheuren sandigen Thales und der gesunde Menschenverstand Einen überzeugen müsse, dass die ganze Arabah einst entweder vom Meere bedeckt, oder das Bett des Jordans gebildet haben müsse. Derselben Ansicht war Laborde. Auch Rüppell spricht von dem Salzsumpfe im südlichen Theile der Arabah, und Burckhardt 3) beschreibt die ganze Breite der Arabah bei Gurundel als eine weite Sand-Ebene und erwähnt weder eine Neigung nach Norden, noch nach Süden.

Trotz alledem ist Godián nach Roth's Beobachtung bereits 105 Par. Fuss über dem Rothen Meere. Godián ist aber auch über 5 Deutsche Meilen von Akabah entfernt, und es ist, unserer Ansicht nach, für die blossen Sinne eines Reisenden wenn auch mit dem besten,,Menschenverstande" und mit der schärfsten Beobachtungsgabe versehen unmöglich, zu bestimmen, ob eine 5 Deutsche Meilen lange Fläche 105 Fuss ansteigt oder nicht. Selbst der geschickteste und erfahrenste Geometer würde mit dem blossen Auge, ohne Beihülfe aller Instrumente, ausser Stande sein, einen Höhen-Unterschied unter 300 oder 400 Fuss auf der ganzen Strecke von Akabah bis Godián mit Sicherheit zu entdecken oder zu bestimmen. Es wird dieser Punkt so oft von Reisenden ausser Acht gelassen, wenn sie die Topographic einer Gegend bloss nach ihren Sinnes- oder Gefühls - Eindrücken beschreiben.

Wenn aber die Arabah vom Rothen Meere bis Godián, unmerkbar, schon über 100 Fuss ansteigt, so kann die Wasserscheide, die muthmasslich über 10 Deutsche Meilen von Akabah entfernt ist, recht gut 700 Fuss betragen, ohne dem gewöhnlichen Heer der Reisenden, so lange sie keine Höhen-Messungen anstellen, klar in die Augen zu fallen. Während wir also mit Spannung den weiteren Mittheilungen Prof. Roth's und den endgültigen Berechnungen seiner Beobachtungen durch Prof. C. Kuhn entgegen sehen, glauben wir zu der vorläufigen Annahme berechtigt zu sein, dass die Wasserscheide zwischen dem Rothen und Todten Meere mindestens 300 bis 700 Fuss angenommen werden kann.

1) Biblical Researches, 1. Bd. S. 240. 2) Incidents of Travel, 2. Bd. S. 41.

3) Travels in Syria, p. 442.

PROF. DR. J. B. ROTH'S REISE NACH PALÄSTINA.

ZWEITER ABSCHNITT: METEOROLOGISCHE BEOBACHTUNGEN, 26. NOVEMBER 1856 BIS 6. MAI 1857.

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