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nördlichen Halbkugel geeignete Gegend in Nord-Amerika zu suchen, wo zwischen der Südspitze Florida's und dem nördlichsten Theile von Labrador ein Bogen von 35 Grad liegt. Es sei dahin gestellt, ob die Ausführung einer Messung in dieser Ausdehnung möglich sein würde; für die Kenntniss der allgemeinen Figur der Erde wäre sie keinesfalls von grosser Bedeutung, weil der Bogen seinem grössten Theile nach in Breiten liegt, die vielfach in den anderen Grad-Messungen vertreten sind. Beachten wir aber, dass die Französische Grad-Messung, welche in Europa am weitesten nach Süden reicht, in Formentera noch um 38o 40' vom Äquator absteht, dass sich dagegen die Ost-Indische grosse Grad-Messung nur bis 29° 30′ nach Norden erstreckt, so erscheint die Ausführung einer Amerikanischen BogenMessung zwischen Florida's Südspitze, 25o N. Br., und dem Erie-See, 420 N. Br., als eine von der Wissenschaft geheischte. Indess ist selbst von den Europäischen Messungen noch nicht ihre von der Natur gegebene südliche Grenze erreicht, und es darf gehofft werden, dass das Vordringen Europäischer Bildung in die zur heutigen Türkei gehörigen Länder eine nicht unbedeutende Fortsetzung der Russischen Messung nach Süden in nicht gar ferner Zeit ermöglichen werde. Könnte man sie bis zu dem südlichsten Punkte der Insel Candia fortführen, so würde sie eine Ausdehnung von 36 Grad erreichen.

Die erste Idee, eine Grad-Messung in den westlichen Provinzen Russlands auszuführen, gehört schon dem vergangenen Jahrhundert an. Zu derselben Zeit nämlich, wo sich bei der Pariser Akademie das Interesse für die Bestimmung der Figur der Erde besonders lebhaft bethätigte, schlug auch der erste Astronom der Petersburger Akademie, De l'Isle, vor, die günstige Lage der unter dem Meridian der Hauptstadt belegenen Provinzen zu ähnlichem Zwecke zu benutzen. Wirklich mass er auch 1737 eine Grundlinie auf dem Eise zwischen Kronstadt und Peterhof und verband sie 1739 durch Dreiecke mit einigen benachbarten Punkten; hierauf beschränkte sich aber seine Arbeit und sein Plan gerieth ganz in Vergessenheit. Erst 1816 griffen der Akademiker Struve und der General Tenner gleichzeitig und unabhängig von einander die Idee zu einem solchen Unternehmen wieder auf. Ihre beiderseitigen Vorschläge fanden Anklang, und schon 1817 konnte Tenner, damals als Oberst im Generalstab mit der trigonometrischen Vermessung des Gouvernements Wilna beauftragt, die GradMessung beginnen, während Struve, damals Professor an der Dorpater Universität, erst nach längeren Vorbereitungen im Jahre 1821 an die Feldarbeiten gehen konnte.

Die Geschichte der ganzen Grad-Messung zwischen der Donau und Hammerfest lässt sich füglich in drei Perioden theilen, die mit den Jahren 1831, 1844 und 1853 enden. Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1857, Heft VII.

Die erste Periode umfasst Tenner's und Struve's Messungen zwischen den Breiten 520 und 60o. Die zweite lieferte die Fortsetzung nach Norden bis Torneå und die Vorarbeiten nach Süden bis zum Dniester. Die dritte gewährte die Skandinavische Fortsetzung bis zum Eismeer, die Russische Fortsetzung bis zur Donau und die gleichmässige Bearbeitung der Pol-Höhen auf den Endpunkten und ausgewählten Zwischenpunkten.

Tenner lieferte in der ersten Periode den zwischen Bristen in Kurland und Belin im Gouvernement Grodno belegenen Bogen von 42 Grad. Struve, unterstützt durch den damaligen Flotten - Lieutenant, jetzigen General - Major W. v. Wrangell, führte die Messung des von Jakobstadt an der Düna bis zur Insel Hochland im Finnischen Meerbusen sich erstreckenden Bogens von 32 Grad aus. In den Jahren 1828 bis 1830 wurden diese beiden bis dahin ganz getrennt geführten Arbeiten in eine innige geodätische und astronomische Verbindung gebracht und so zu einer einzigen Grad-Messung von 8° 2′ 28′′,9 Ausdehnung vereinigt.

Im Jahre 1832 begannen die geodätischen Operationen in Finnland. Sie wurden Anfangs von zwei Offizieren des Generalstabes, Oberg und Melan, späterhin zum grösseren Theil von Woldstedt, jetzigem Direktor der Sternwarte in Helsingfors, ausgeführt, konnten aber der grossen Hindernisse wegen, welche die Natur des Bodens verursachte, erst im Jahre 1845 bei Torneå, dem Südpunkt der Maupertuis'schen Messung, zum einstweiligen Abschluss gebracht werden. Während dieser Zeit, im Jahre 1839, hatte Struve die Direktion der Russischen Haupt - Sternwarte Pulkowa angetreten, und diese Anstalt ward nunmehr der Mittelpunkt, von dem aus die Arbeiten der Grad-Messung geleitet wurden. Auch übernahm von jetzt an die Akademie der Wissenschaften die Vertretung der Interessen des Unternehmens.

Am Schlusse der zweiten Periode konnte erst der zwischen Belin und Torneå liegende Bogen von 13° 49′ als vollendet angesehen werden, aber von dieser Zeit an durch den General-Quartiermeister von Berg mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln unterstützt, gewann die Messung in der dritten Periode eine fast doppelt so grosse Ausdehnung. Während derselben war der Hauptgegenstand der Russischen Operationen die Bessarabische Messung, da bis zum Dniester hin schon früher alle Feldarbeiten vollbracht waren. General Tenner hatte im Jahre 1850 die Genugthuung, seine Dreiecke bis ans Ufer der Donau geführt zu haben und damit seine 34jährige Theilnahme an der Ausführung der Grad-Messung, die ihm einen unvergänglichen Namen in den Annalen der höhern Geodäsie erwirbt, ruhmvoll zu beschliessen. Gleichzeitig mit der

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Bessarabischen Messung hatte er die Vermessung des Königreichs Polen begonnen, und durch ihre Vollendung wurde die Verbindung der Russischen Dreiecke mit den Österreichischen und Preussischen an drei verschiedenen Punkten ins Werk gesetzt. So erstrecken sich jetzt die Vermessungen ununterbrochen vom Kaspischen Meer und der Wolga bis zum Atlantischen Ocean.

Da die Maupertuis'sche und die spätere Svanberg'sche Messung in Lappland den heutigen Anforderungen nicht mehr entsprechen, so musste es wünschenswerth erscheinen, die Russische Grad-Messung auch nördlich von Torneå bis ans Eismeer fortzuführen. Der Akademiker Struve erwirkte desshalb im Sommer 1844 in Stockholm die Betheiligung der Schwedischen Regierung, und so entstand die Skandinavische Messung, welche sich auf dem Russisch-、 Schwedischen Grenzgebiete über 3°3', im daran stossenden Norwegischen Finmarken über 1° 46′ erstreckte und ihren nördlichsten Endpunkt unter 70° 40′ N. Br. in Fuglenaes bei Hammerfest auf Kval-Ö, einer Insel des Eismeers, erreichte. Bereits 1845 führte eine Schwedische und eine Norwegische Kommission die Rekognoszirung des Terrains. aus. Im folgenden Jahre begannen die Winkel-Messungen und schon 1850 konnte die Norwegische Operation unter Hansteen's Oberleitung geschlossen werden. Die Schwedische Operation stand unter der Leitung des Akademikers Selander, Direktors der Sternwarte zu Stockholm, der sie mit Unterstützung der Herren Skogman, Lieutenant der Königl. Marine, und Agardh, Professor in Lund, 1852 glücklich beendete.

Der Skandinavische Bogen bildet zwar ein selbstständiges, in sich abgeschlossenes Ganze, gewinnt aber seine volle wissenschaftliche Bedeutung erst durch seine Vereinigung mit dem Russischen Bogen. Zu dem Zwecke der innigsten Verbindung der beiderseitigen Operationen wurde daher im Jahre 1851 eine eigene Dreiecks-Messung zwischen den Russischen und Schwedischen Punkten in der Gegend von Torneå durch zwei Pulkowaer Astronomen, Lindhagen und Wagner, ausgeführt; ferner wurden die Grundlinien sowohl im Schwedischen Theil, als im Norwegischen, unter Lindhagen's persönlicher Theilnahme, mit demselben BasisApparat gemessen, welcher bei der Messung der meisten Russischen Grundlinien gedient hatte; endlich beruht die Amplitude des ganzen Skandinavischen Bogens auf Beobachtungen, die in Torneå von Lindhagen und Wagner, in Fuglenacs von Lindhagen allein mit Instrumenten der Pulkowaer Sternwarte angestellt wurden, während von Schwedischer Seite eine unabhängige Breitenbestimmung in Torneå und die so wichtige Bestimmung der Pol- Höhe des zwischen Torneå und Fuglenaes ausgewählten Hauptpunktes Stuor-Oiwi bewerkstelligt ward. Dieselben Instrumente,

welche im Norden von den Pulkowaer Astronomen gebraucht waren, wurden in den beiden folgenden Jahren auch zur definitiven Bestimmung der Pol-Höhe am Südpunkte der Russischen Messung und zweier anderer Punkte, Suprunkowzi und Belin, durch die Herren Prazmovski und Wagner angewandt.

Die verbundene Russisch-Skandinavische Grad-Messung giebt dem zwischen der Donau und Hammerfest belegenen Meridian-Bogen die Ausdehnung von 25° 20′ 8′′, 2. Nach

der Berechnung Struve's beträgt seine Länge 1,447,786,78 Toisen. Das die Endpunkte verbindende Haupt-Dreiecksnetz enthält nicht weniger als 259 Dreiecke, wovon '225 auf den Russischen, 34 auf den Skandinavischen Antheil kommen. Ferner verdient hervorgehoben zu werden, dass auf diesem Bogen zehn Grundlinien gemessen sind, deren Vergleichung die Genauigkeit der Arbeit erhöht und verbürgt, und dass der ganze Bogen, durch Bestimmung der Pol-Höhe und des Azimuts auf 13 nahezu gleichmässig über die ganze Länge vertheilten Punkten, in zwölf parzielle Bogen zerfällt, deren jeder im Mittel 2o 7' umfasst.

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Diese Punkte sind:

Fuglenaes Stuora-Olwi Torneå

2 49

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Hochland Dorpat Jakobstadt

Nach dem Terrain und der Ausführung der geodätischen Operationen zerfällt aber der ganze Bogen in folgende sieben Abtheilungen:

1) Norwegischer Bogen von 1° 46', von Fuglenaes (70° 40') bis Atjick (68° 54'), mit 15 Haupt-Stationen, an denen Winkel-Messungen ausgeführt wurden;

2) Schwedischer Bogen von 3° 3', von Atjick (68°54') bis Torneå (65° 51'), mit 25 Stationen;

3) Finnischer Bogen von 5o 46', von Torneå (65° 51′) bis Hochland (60° 5'), mit 73 Stationen:

4) Baltischer Bogen von 3o 35', von Hochland (60o 5′) bis Jakobstadt in Kurland (56° 30′), mit 33 Stationen;

5) Lithauischer Bogen von 4o 27', von Jakobstadt (56o 30') bis Belin (523), mit 57 Stationen.

6) Bogen von Wolynien und Podolien, von 3° 18', zwischen Belin (523) und Suprunkowzi (48" 45'), mit 37 Stationen;

7) Bessarabischer Bogen von 3o 25', zwischen Suprunkowzi (48° 45') und Ismail (45° 20′), mit 46 Stationen.

Das Observatorium zu Dorpat befindet sich ziemlich in der Mitte der ganzen Linie, da es 1306 Werst von Fuglenaes und 1394 Werst von Ismail entfernt ist. Die direkte Verbindungs-Linie beider Endpunkte schneidet den Dorpater Meridian unter 60° 46′ N. Br., etwas nördlich vom Finnischen Meerbusen, bei der Stadt Lovisa. Folglich muss der Meridian von Dorpat als der Haupt-Meridian des ganzen Bogens betrachtet werden. Aus diesem Grunde wurde im Jahre 1854 eine auf vielfache Reisen begründete chro¬ nometrische Verbindung zwischen den Sternwarten zu Dorpat und Pulkowa hergestellt, welche letztere ihrer Geographischen Länge nach durch die beiden chronometrischen

See-Expeditionen zwischen Greenwich und Pulkowa in den Jahren 1843 und 1844 völlig genau bestimmt war. Die hieraus abgeleitete Länge der Dorpater Sternwarte ist 1h 46m 53,53; da nun nach der neuen Bestimmung Paris um 9m 20,63 von Greenwich liegt, so folgt, dass Dorpat von Paris um 1h 37m 32,90 oder um 24°26′13′′,5 entfernt ist. Die Länge des Dorpater Observatoriums dient für die Ortsbestimmung aller Dreiecks-Stationen vom Eismeer bis zur Donau, indem sich die Längen-Unterschiede aller dieser Punkte von Dorpat, vermittelst der geodätischen Verbindung, fast ganz unabhängig von der Unsicherheit der Figur der Erde ableiten lassen, weil diese Punkte sich nirgends erheblich vom Dorpater Meridian entfernen.

Ausser dieser nicht unbeträchtlichen Zahl von PositionsBestimmungen hat die Russische Bogen-Messung eine ebenso bedeutende Menge schätzenswerther Höhen-Messungen zur Folge gehabt. Auf der Karte der Russischen Grad-Messung sind sie in Russischen ( Englischen) Fussen ausgedrückt, auf der des Norwegischen Antheils in Toisen, und nur auf der Karte des Schwedischen Theils fehlen sie gänzlich. Indem wir die verschiedenen Zahlenwerthe auf Pariser Fuss reduzirten, erhielten wir folgende Tabelle, in welcher die Orte nach ihrer geographischen Lage von Nord nach Süd aufgeführt wurden.

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oder nahe gelegener See'n und Flüsse wurde und zwar:

bestimmt,

Der Ladoga-See

Der Ilmen-See

Pina bei Pinsk

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Dnieper bei Kiew

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435,82 409 288,26 271

Ausser diesen Höhen-Bestimmungen einzelner Punkte hat sich durch die Russisch-Skandinavische Grad-Messung das ungemein interessante und wichtige Resultat ergeben, dass alle durch sie verbundenen Meeres-Theile, das Schwarze Meer, die Ostsee und das Eismeer, in ein und demselben Niveau stehen. Die Unterschiede, welche man fand, sind zu unbedeutend, als dass man sie nicht kleinen Fehlern im Nivellement zuschreiben müsste. Ebenso hat sich durch

den Anschluss der Österreichischen Triangulation an die Russische herausgestellt, dass das Adriatische Meer mit den vorher erwähnten gleiches Niveau hat. Es ist diess eine neue Bestätigung der auf die Beobachtungen am Central-Amerikanischen Isthmus und an der Landenge von Sues gegründeten Folgerung, dass sämmtliche Meere in demselben Niveau stehen.

E. F. P. F. 59,0 55 107,0 100

E. F.

P. F.

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Wiljaminwuori

635,16

596 Nessaulekaln

941,02

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NOTIZEN UND LITERATUR.

GEOGRAPHISCHE KORRESPONDENZ.

Sir Roderick J. Murchison's Jahresbericht an die K. Geographische Gesellschaft in London. Regelmässig in der vierten Woche im Mai eines jeden Jahres findet eine General - Versammlung der Königlichen Geographischen Gesellschaft zu London Statt, in welcher Rechnung abgelegt wird von dem Stande der Gesellschaft im Besondern und der Geographischen Wissenschaft im Allgemeinen. Bei diesen, gewöhnlich sehr zahlreich besuchten, Versammlungen wird zuerst ein Bericht über die administrativen und andern privaten Verhältnisse der Gesellschaft vorgelegt, dann überreicht der Präsident die beiden von der Gesellschaft für die wichtigsten geographischen Entdeckungen des verflossenen Jahres ausgesetzten goldenen Medaillen und hält eine Anrede über den Fortschritt Geographischen Wissens überhaupt, innerhalb derselben Zeit - Periode. Des Abends vereinigen sich die Mitglieder nebst vielen hohen offiziellen Personen und wissenschaftlichen Männern der Britischen Metropolis zu einem Festmahle, bei welchem mancherlei auf geographische Gegenstände sich beziehende Reden und Trinksprüche ausgebracht werden. Von der in der letzten Jahres-Versammlung am 25. Mai d. J. von Sir Roderick J. Murchison, dem zeitigen Präsidenten, gehaltenen Anrede über den Fortschritt der Geographie in dem verflossenen Jahre ist uns so eben durch die Güte des Autors ein SeparatAbdruck zugekommen. So reichhaltig als dieser sind die Jahresberichte seit mehreren Jahren nicht gewesen, und besonders zeichnet sich derselbe ausserdem durch einen liberalen, echt wissenschaftlichen Geist aus, der auch auswärtige, nicht Englische, Bemühungen vollkommen zu würdigen weiss. Wir werden in unserm nächsten Hefte diesen Jahresbericht, seinem wesentlichen Inhalt nach, unsern Lesern mittheilen.

Sir Robert Schomburgk in Hinter-Indien. Der durch seine langjährigen Entdeckungs-Reisen in Guiana bekannte Sir Robert Schomburgk ist vor Kurzem von der Englischen Regierung zum Englischen General-Konsul in Bangkok, der Hauptstadt Siams, ernannt worden und wird an dem Schauplatz seiner neuen Thätigkeit wahrscheinlich bereits im Oktober eintreffen. Es steht zu erwarten, dass Sir Robert, bei seiner umfassenden wissenschaftlichen Tüchtigkeit und rastlosen Thätigkeit, unsere bisher so geringe geographische Kenntniss von Siam und ganz Hinter-Indien sehr erweitern wird. Er ist sehr liberal mit allen zu Aufnahmen und geographischen Bestimmungen nöthigen Instrumenten, sowie einem prächtigen photographischen Apparat u. s. w. ausgerüstet und begleitet von Europäern, die ihm in seiner amtlichen Stellung und bei seinen wissenschaftlichen Forschungen zur Seite stehen werden. Sir Robort Schomburgk brachte, mit kurzen und wenigen Unterbrechungen, die lange Reihe der Jahre von 1835 bis 1844 auf seinen Reisen und Entdeckungen und Grenz - Aufnahmen in Guiana und den angrenzenden Ländern Süd-Amerika's zu 1). Dann hielt er sich kurze Zeit in London auf, während welcher Zeit er seine grosse geographische Monographie der Insel Barbados herausgab und den interessanten, von der Hakluyt Society publizirten Band der Entdeckung Guiana's durch Sir Walter Raleigh edirte. Im Jahre 1848 wurde er Britischer

1) Dem Deutschen Publikum sind die Resultate dieser Forschungen hauptsächlich durch das von J. J. Weber in Leipzig publizirte Prachtwerk seines Bruders Richard bekannt geworden.

Konsul bei der Republik Haïti und hatte 8 Jahre in Santo Domingo zugebracht, als er den Ruf seiner Versetzung auf die östliche Hemisphäre erhielt. Während dieser langen Zeit wurde seine Thätigkeit ungemein durch die politischen Zustände und Zerwürfnisse auf dieser Insel in Anspruch genommen, dennoch hatte er so eben eine grosse, 12 Fuss lange Karte der ganzen Insel Haïti, im Maassstabe von etwa 1 : 200.000, zum Abschluss gebracht. Über diese wichtige, zum grossen Theil auf eigenen Aufnahmen und Beobachtungen Sir Robert Schomburgk's beruhende Karte hoffen wir seiner Zeit unsern Lesern Naheres mittheilen zu können 1).

Dr. O. Blau's Reise nach Persien. Von Dr. O. Blau, der im Auftrag der K. Preussischen Regierung eine Reise nach Persien unternommen hat, sind uns Nachrichten aus Erzerûm vom 11. Juni d. J. zugekommen. Von Konstantinopel ging er nach Sinope, von da nach Samsun, beides Orte, die manches schätzbare Stück Alterthum bergen, dann nach Trapezunt, wo er sich, eingerechnet einen Ausflug in die Lasischen Von Gebirge, nach Batum und Rizah, drei Wochen aufhielt. Trapezunt reiste er quer über das Gebirge nach Baiburt auf einem von Reisenden wenig besuchten, höchst beschwerlichen Bergpfade, der viele Bereicherungen zu den Karten von Kiepert und Ritter's Atlas von Asien geliefert hat. Von Baiburt bis Erzerûm war er 3 Tage unterwegs, so dass er am siebenten Tage von Trapezunt, täglich durchschnittlich neun Stunden zu Pferde, in Erzerûm eintraf: ein mühsamer Ritt über das Pontisch-Armenische Hochgebirge, um die öde HochEbene und die Hauptstadt Armeniens zu erreichen. Hier lernte

1) Sir R. Schomburgk ist ein Preusse und aus Freiburg bei Merseburg gebürtig. Über seine merkwürdige Carrière erzählt Berghaus' Geographischer Almanach für das Jahr 1839 (S. 237) Folgendes: ,,Schomburgk ist seines Handwerks ursprünglich ein Handlungsdiener, in welcher Eigenschaft er längere Zeit auf einem Leipziger Comptoir gearbeitet hat. Aber von früher Jugend waren Reisen in ferne Länder seine Sehnsucht. Vor ungefähr sechzehn Jahren (also etwa 1822) bot sich die Gelegenheit dar, diese Sehnsucht zu stillen: Sächsische Schafe sollten nach Nord-Amerika verpflanzt werden, Schomburgk erbot sich zum Führer der Heerde, man nahm sein Erbieten an, und er ging in die Neue Welt! Dort, in den Vereinigten Staaten, trieb er Handelsgeschäfte, und diese führten ihn nach West-Indien, wo er ein selbstständiges Geschäft etablirte; aber er hatte kein sonderliches Glück, Verluste trafen ihn, die schwer zu ersetzen schienen; die Lust zum Handel verging ihm, die Wunder der West-Indischen Tropenwelt umgaben ihn, er fing an, die Pracht der Pflanzen, mit anderm Auge als dem merkantilischen, zu betrachten; die Steine fingen an, sein Interesse in Anspruch zu nehmen; er lauschte den Erscheinungen des Wasser- und Luft- Oceans, er warf den Blick gen Himmel und verfolgte den Lauf der Gestirne; er verschaffte sich Bücher, um sich zu unterrichten, er verschaffte sich Instrumente, um das Firmament wegen der Lage terrestrischer Punkte zu befragen, um den Gang der atmosphärischen Erscheinungen zu verfolgen; er studirte mit dem anhaltendsten Fleisse, ohne Aufhören, ohne Unterlass, und dazu in einem West-Indischen Klima. So ward Schomburgk ein Botaniker, ein Geolog, ein Physiker, ein Geograph, ein Hydrograph, und das Alles durch seine eigene Willenskraft, durch eigenes Studium, fern von all' den literarischen Hülfsmitteln, die die Alte Welt darbietet, ohne mündlichen Unterricht, nur dann und wann der Anleitung geniessend, die ihm ein freundlich gesinnter SchiffsKapitän in der Manipulation des Sextanten oder des Chronometers zu Theil werden liess. Und doch ist Schomburgk ein würdiger Repräsentant wissenschaftlicher Bildung geworden; die Britische Admiralität, die sich auf das geographische Handwerk doch wohl versteht, hat seine Vermessung von Anegada sanktionirt, die Geographische Gesellschaft zu London hat ihn zu ihrem Sendling erkoren."

er u. A. den Russischen Konsul, Herrn Jaba, kennen, der seit acht Jahren mit ausserordentlichem Fleiss dem Studium der Kurdischen Sprache sich gewidmet hat und seine Sammlungen und Arbeiten bald veröffentlichen wird. Eine Statistik der heutigen Kurden - Stämme mit Angabe ihrer Wohnsitze, ihrer Stärke und der Namen ihrer gegenwärtigen Häuptlinge hat er bereits der Petersburger Akademie eingesandt. Derselbe besitzt auch eine werthvolle Sammlung von mehr als 2000 Orientalischen Münzen. Von Erzerûm nach Trapezunt geht wöchentlich einmal ein Courier, der Briefe und kleine Packete besorgt, zwischen Erzerûm und Tabrîs dagegen nur monatlich einmal, höchstens zweimal eine Reitende Post.

Die Englischen Expeditionen in Afrika unter Major Burton und Dr. Baikie. Trotzdem dass England in der letztverflossenen Zeit mehrere Kriege auf einmal zu führen hatte und noch hat, in Persien, China, Indien, gehen seine wissenschaftlichen Bestrebungen ihren ruhigen Gang fort. In Küsten- und Nautischen Aufnahmen allein sind in diesem Augenblick nicht weniger als zwanzig verschiedene Vermessungs-Corps in allen Theilen der Welt thätig. Die Erforschung Inner - Afrika's ist bekanntlich seit Kurzem mit erneuerter Energie von Westen und von Osten her, von Dr. Baikie und von Major Burton, in Angriff genommen. Die neuesten uns brieflich zugegangenen Nachrichten von diesen Expeditionen sind, dass Burton von der Sansibar-Küste aus seine Reise ins Innere angetreten und bis Fuga gelangt ist. Fuga liegt, nach der Erhardt-Rebmann'schen Karte 1), etwa 80 Engl. Meilen von der Küste und in 4° 48′ Südl. Br., 35° 22′ Östl. L. von Paris. Hier, heisst es, habe der Reisende noch nichts von Schneebergen gesehen; der nächste, der von den Missionären als solcher angegeben, ist Kilimandjaro und liegt von Fuga (nach derselben Karte) noch über 120 Nautische Meilen weit.

Die neue Niger-Expedition unter Dr. Baikie 2), in dem Dampf-Schiff,, Dayspring", verliess Mitte Mai Sierra Leone, erreichte Ende desselben Monates Fernando Po, wo sich die Europäischen Mitglieder der Expedition für das tropische Klima etwa einen Monat lang zu acclimatisiren Gelegenheit hatten. Am 29. Juni fuhr die Dayspring von Fernando Po ab, der Nun- (Niger-) Mündung zu. So weit ging Alles gut. Noch vor Ende Juli hofft die Expedition zu Dampf bis Rabba gelangt zu sein und die Landreise nach Sokoto angetreten zu haben. Diese Reise, nach Sokoto und von da über Say am Niger entlang zurück nach Rabba, dürfte im günstigsten Falle mindestens drei Monate in Anspruch nehmen, und ehe wir Nachrichten darüber erhalten können, werden die letzten Bände von Dr. Barth's Reise werk erschienen sein, in denen die erste nähere Beschreibung dieser interessanten Länder enthalten sein wird.

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Traurige Nachrichten von Dr. E. Vogel's Expedition. Es liegen uns Nachrichten vor aus Tripoli vom 30. Juli, die das Gerücht von Dr. Vogel's Tod bestätigen, aber freilich wieder nur nach Mittheilungen aus Bornu; von Wadai selbst sind immer noch keine Nachrichten angelangt. Gleichzeitig aber ist die traurige Meldung von dem Tode seines Begleiters, des Korporals Macguire, eingetroffen. Derselbe hatte die Rückreise von Kuka nach Mursuk angetreten, wurde bei Belkaschi farri, etwas nordwestlich vom Tsad-See und etwa sechs Tagereisen von Kuka, von Tuareg angefallen und nach tapferer Gegenwehr

1) Geogr. Mitth. 1856, Tafel 1.

2) Geogr. Mitth. 1857, Heft 2, S. 110.

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Gustave

1. Géographie universelle de Malte - Brun, illustrée par Doré, accompagnée d'un nouvel Atlas populaire divisé et dressé par nationalités, par A. H. Dufour. Paris, Gustave Barba. 1e-4e série. Mit 20 Karten.

2. Mittheilungen aus dem Gebiete der Statistik. Herausgegeben von der Direktion der Administrativen Statistik im K. K. HandelsMinisterium. Jahrgang 5, Heft 2-4. Wien, 1856.

3. Dr. Freiherr F. W. von Reden: Der Boden und seine Benutzung im Kaiserstaate Österreich. Versuch, auf Veranlassung der Jubelfeier der K. K. Landwirthschafts-Gesellschaft in Wien. Wien, 1857.

4. Dr. Joseph Georg Böhm: Über die Geographische Breite von Prag. (Aus den Abhandlungen der K. Böhm. Gesellschaft der Wissenschaften.) Prag, 1857.

5. Der Boden-See und seine Umgebungen. In 3 Abtheilungen. Mit 1 Karte. Stuttgart und Augsburg, J. G. Cotta, 1856-1857. 6. Statistisk Tabelvaerk. Ny Backke, tolvte Bind, förste Afdeling, indeholdende Tabeller over folkemaengden efter kjon, ugift eller gift stand og alder i Kongeriget Danmark, Hertugdommet Slesvig og Hertugdommerne Holsteen og Lauenborg den 1ste Februar 1855. Udgivet af det Statistiske Bureau. Kjöbenhavn, 1856.

7. Don Manuel Rico y Sinobas: Resumen de los Trabajos meteorologicos correspondientes al año 1854, verificados en el Real Observatorio de Madrid. Madrid, E. Aguado, 1857.

8. M. von Grünewaldt: Notizen über die Versteinerung-führenden Gebirgs-Formationen des Ural. (Aus den Mémoires des Savants étrangers.) St. Petersburg, 1857.

AUFSÄTZE.

9. Fabricius: Bevölkerung der zum Deutschen Zollverein gehörigen Staaten. (Notizblatt des Vereins für Erdkunde zu Darmstadt, Mai.) 10. Karl Kreil: Erste Ergebnisse der Magnetischen Beobachtungen in Wien. (Denkschriften der K. Akademie der Wissenschaften zu Wien. Mathem.-naturwiss. Kl. Bd. 12.)

11. Tabellarische Übersicht der Witterung in Österreich im Mo nat Oktober 1856. (Sitzungsberichte der K. Akademie der Wissenschaften zu Wien. Mathem.-naturwiss. Kl. 1857, Januar.)

12. Dr. H. Hoffmann: Dauer des Sonnenscheins und Regens zu Giessen. (Notizbl. des Vereins für Erdkunde zu Darmstadt, März.) 13. Johann Kudernatsch: Geologie des Banater Gebirgszugs. Mit 1 Karte und 4 Tafeln. (Sitzungsberichte der K. Akademie der Wissenschaften zu Wien. Mathem.-naturwiss. Kl. 1857, Januar.) 14. R. Ludwig: Zur Geologie von Böhmen. (Notizbl. des Vereins für Erdkunde zu Darmstadt, April.)

15. Dr. Freiherr von Reden: Eine Ungarische Pussta 1847 und 1857. (Abendblatt der Wiener Ztg., 26. und 27. Mai.)

16. Kapitän C. Irminger: Über Ebbe und Fluth im Kleinen Belt bei Fridericia. (Ztschr. für Allg. Erdkunde, Mai.)

17. G. Schirges: Die Entwickelung des Handels und der Schifffahrt auf dem Rhein. (Westermann's Illustr. Deutsche Monatshefte, Nr. 8 u. 9.)

18. Schiffahrt und Handel auf dem Rhein im Jahre 1855. (Preuss. Handels-Archiv, Nr. 24 u. 25.)

19. Übersicht der Produktion des Bergwerks-, Hütten- und Salinen - Betriebes in Bayern für das Verwaltungsjahr 1855 bis 1856. (Ebenda, Nr. 26.)

20. Ein- und Ausfuhr von Dänemark und Schleswig-Holstein in den Jahren 1855 bis 1856. (Ebenda, Nr. 25.)

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