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pfungen, und da es überhaupt nur unser Ziel ist, den gegenwärtigen kartographischen Zustand im Interesse geographischen Quellen - Studiums in den Hauptpunkten zu bezeichnen, so halten wir uns nachstehends nur an die hervorragendsten Original - Erscheinungen unter Vorbehalt ganz gelegentlicher Seitenblicke. Einen ungefähren Maassstab für den Zustand der Italienischen Kartographie am Beginn unseres Jahrhunderts liefert uns die „Carte générale du théâtre de la guerre en Italie etc. von Bacler Dalbe" 120); denn der Verfasser hatte als Chef des Topographischen Bureau's bei der Armee von Bonaparte während der Italienischen Feldzüge gewiss die beste Gelegenheit, sich in Besitz der entsprechenden Quellen zu setzen. Bei der Unzulänglichkeit des Materials einem Maassstabe von 259200 zu genügen, muss die kräftige Terrain-Zeichnung vielfach als ein kühnes Wagestück erscheinen. Klare Situation und Schrift zeichnen die Karte im Allgemeinen aus, für das Studium der Kriegsgeschichte ist sie durch eingetragene Truppenstellungen und andere einschlägliche Notizen besonders werthvoll; aber die Geographie würde nur mit grosser Vorsicht aus ihr schöpfen können. Gleichzeitig mit der zweiten Lieferung der Bacler Dalbe'schen Karte sehen wir eine seiner Zeit vortreffliche ÜbersichtsKarte ganz Italiens von Rizzi Zannoni 127) einem der ersten Führer Italienischer Kartographie im Maassstabe von 1250006 erscheinen, und vierzehn Jahre später liefert Orgiazzi 128) eine nicht minder werthvolle Karte im Maassstabe von 1176500, als höchst sauber und minutiös ausgeführte Reduktion von Bacler Dalbe. Des Letzteren Schöpfung scheint überhaupt Ton-angebend gewesen zu sein und klingt in allen Karten durch, welche bis zum Ende der dreissiger Jahre erscheinen. Eine neue Bahn bricht Graf Orlandini mit seiner „,Corografia fisica, storica e statistica dell' Italia e delle sue Isole", welche von 1835-1845 zu Florenz erschienen ist. Diesem für die Wissenschaft höchst bedeutungsvollen, aber seines hohen Preises wegen wenig verbreiteten Werke, welches durch eine Gesellschaft Italienischer Gelehrter und Geldmänner, an deren Spitze Graf Orlandini stand, ins Leben gerufen wurde, ist auch ein sehr umfangreicher Atlas 129) beigegeben. Der erste Band desselben liefert neben 52 Staats- und chorographi

126) Bacler Dalbe: Carte générale du théâtre de la guerre en Italie et de les Alpes; Mst. 259200; erste Abtheilung (von Süd-Deutschland bis Rom) 30 Bl. Mailand, 1798, 45 Thlr.; zweite Abtheilung (SüdItalien) 24 Bl. Paris, 1802. 40 Thlr.

127) Rizzi Zannoni: Nuova Carta dell' Italia. Mst. 125b000. 2 Bl. Neapel, 1802. 8 Thlr.

128) Orgiazzi: Carte statistique, politique et minéralogique de l'Italie. Mst. 1500. 2 Bl. Paris, 1816. 7 Thlr.

129) Attilio Zucagni Orlandini: Atlante geografico degli stati Italiani, delineato sopra le megliori e più moderne mappe, per servire e corredo alla corografia fisica, storica e statistica dell' Italia. Firenze, 1845.

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schen Provinz -Karten des nördlichen Italiens eine allgemeine Karte von ganz Italien im Maassstabe von 620000 in 15 Sektionen; der zweite Band bietet dar von dem Königreiche Beider Sicilien: 15 Provinz-Karten für den Theil diesseits des Faro im Maassstabe von 267000, 3 General-Karten physikalischen, historischen und politischen Inhaltes im Maassstabe von 647000, von der Insel Sicilien eine historische und eine modern-geographische Karte, letztere im Maassstabe von 534000, von Malta eine SpezialKarte im Maassstabe von 146000, mit Einschluss verschiedener Spezial- und Neben-Karten 77 Karten. So überaus schätzenswerth nun auch die spezielle und genaue Ausführung dieses grossartigen Werkes ist, so dürfte doch der weniger charakteristischen Haltung der ganzen TerrainZeichnung anzusehen sein, dass es bei seiner Abfassung noch vielfältig an guten Spezial- Aufnahmen gefehlt hat. Immerhin ist aber Orlandini für die Geographie Italiens Epoche - machend. Auf dieser neuen Schule, aber eben desshalb auch in der Terrain-Darstellung einförmig, fusst denn auch die Civelli'sche Karte 130) im Maassstabe von 555555, während Stucchi's schöne Übersichts-Karte 131) bei dem Maassstabe von 111111 wenig ins Detail zu gehen vermag, dagegen Cerri eine Karte 132) im Maassstabe von 864000 liefert, welche neben korrekter und scharfer Haltung in Situation und Schrift auch eine charakteristische Auffassung des Terrains in einem solchen Maasse bekundet, dass wir nicht anstehen, dieselbe als die beste General-Karte Italiens zu bezeichnen. Wenden wir uns nachstehends zu den Detail-Quellen und den kartographischen Werken, welche uns die einzelnen Gebiete liefern, so beginnen wir mit

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1. Sardinien. Während die Archive zu Turin merkwürdige kartographische Schätze aus alter Zeit als Beleg zu der der Topographie gewidmeten fürstlichen Sorgfalt bewahren, wie unter Anderem Borgonio's Karte aus dem J. 1683 (in 25 Bl. und im Maassstabe von 225000), so datirt der Beginn der topographischen Arbeiten der Neuzeit aus dem Jahre 1821. Im Verein mit einer Kommission Österreichischer Offiziere und den Astronomen Zlana und Carlini knüpfte der Sardinische Generalstab das Dreiecknetz erster Ordnung auf der Face Granier-Colombier an die Französische Vermessung an und legte unter fast gleichzeitiger Einreihung der Triangulation zweiter Ordnung in kürzester Frist ein vollständiges Netz auf der Terraferma nie

130) Civelli: Gran Carta d'Italia. Mst. 55. 28 Bl. Mailand, 1843-1845. 16 Thlr.

131) Stucchi: Carta fisica e postale dell' Italia. Mst. TIT. 4 Bl. Mailand, 1845. 44 Thlr.

132) Cerri: Carta stradale e postale dell' Italia. Mst. o. 8 Bl. Mailand, 1849. 8 Thlr.

der. Nachdem man eine Triangulirung dritter Ordnung je nach Erforderniss in denjenigen Gegenden besorgt, welche bisher weniger durch Pläne und Spezial-Karten bedacht waren, namentlich auch das Herzogthum Genua und die Grafschaft Nizza durch Detail - Aufnahmen im Maassstabe von 2000 und 10000 aufgeklärt und der Generalstab sich mit rastlosem Eifer allen Spezial-Arbeiten unterzogen hatte, konnte bereits im J. 1831 in seinen Archiven eine Karte der ganzen Terraferma der königl. Sardinischen Staaten in 113 Blättern und im Maassstabe von 50000 deponirt werden. Diese mit ebensoviel wissenschaftlicher Kritik wie künstlerischer Schönheit ausgeführte Karte ist nicht veröffentlicht worden; sie diente aber nachdem

man die bereits begonnene Reduktion auf den Maassstab von 150000 wieder aufgegeben der im J. 1841 publizirten Karte 133) als Grundlage, welche in dem Maassstabe von 250066 und in Kupfer gestochen mit vollem Rechte als ein Meisterwerk kartographischer Kunst gerühmt werden muss. Nachdem man im J. 1846 eine fernere Reduktion der Terraferma 134) im Maassstabe von 500000 ebenfalls eine ganz vorzügliche Leistung — veröffentlicht hatte, wandte man sich in Folge der Kriegsjahre 1848 und 1849 und der grossartigen öffentlichen Bauten, namentlich Eisenbahn - Unternehmungen, wieder dem grösseren Maassstabe zu und suchte das Bedürfniss durch Herausgabe der Karte im Maassstabe von 5000 zu befriedigen. Leider scheinen Eile und Sparsamkeit veranlasst zu haben, dass diese noch im Erscheinen begriffene Karte 135) einer etwas rohen Lithographie übergeben ward, obwohl ihre praktische Brauchbarkeit immer noch durch einen deutlichen Charakter aufrecht erhalten wird. Das im eigenen Lande bereits verwöhnte Auge geht bereits mit dem Gedanken um, diese minder schöne Karte alsbald zu ersetzen durch eine andere im Maassstabe von 100000. Da nun auch einc,,Carte de la frontière entre la France et les États de S. M. R. de Sardaigne im Maassstabe von zu 55 Blättern existirt und uns berichtet wird, dass von der Insel Sardinien ebenfalls eine Karte im Maassstabe von 250000 auf zwei Blatt, analog.der Karte der Terraferma von 1841, erschienen ist, so glauben wir keinen Staat Europa's anzutreffen, welcher im Verhältniss zu seiner Grösse und seinem FinanzEtat so Vieles und so Vorzügliches für Topographie und kartographische Detail-Arbeiten geleistet hat wie Sardinien.

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5000

133) Generalstab: Carta degli Stati di Sua Maestà Sarda in terraferma. Mst. 250000. 6 Bl. Turin, 1841 (früher 36 Thlr., später viel weniger).

134) Generalstab: Carta degli Stati di Sua Maestà Sarda in terraferma, ridotta al gooooo, nell' Uffizio Topografico etc. 1 Bl. Turin, 1846 (früher 4 Thlr.).

133) Generalstab: Carta degli Stati de Sua Maestà Sarda in terraferma alla Scala o. 91 Bl. (wovon erschienen 48 Bl., meist östlich des Turiner Meridians). Turin, seit 1850. à Bl. 1 Thlr.

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2. Lombardisch-Venetianisches Königreich und Mittel-Italien, also auch Parma, Modena, Toskana und Kirchenstaat. Wir fassen die genannten Gebiete zusammen, weil sie uns kartographisch in einem und demselben Maassstabe, in gleicher Ausführung und alle von Österreich ausgehend dargeboten sind. Nachdem Vieles von den vereinzelten astronomischen Arbeiten und trigonometrischen Vermessungen im Norden der Apenninen, von den Meridian-Messungen eines Boscovich und Maire im Kirchenstaate (1752) bis auf die Französischen Arbeiten zur Zeit der Italienischen Republik im Militärisch - Geographischen Institute zu Mailand vereinigt worden und sich eine Kopie beinahe sämmtlicher Katasterpläne des ganzen Landes zwischen Alpen und Apenninen in demselben angesammelt hatte, war es den Österreichern vorbehalten, die Übernahme dieser kostbaren Erbschaft mit geregelten Kräften weiter zu verfolgen. Ihre Dreiecknetze überspannten nach und nach das ganze Terrain und fanden einen vorläufigen Abschluss durch die Vermessung des Kirchenstaates in den Jahren von 1841 bis 1843. Mit Hinzuziehung reduzirter Kataster-Pläne und origineller Detail - Aufnahmen, gewöhnlich im Maassstabe von 200, wurden topographische Spezial-Karten in dem Maassstabe von 86400 zusammengestellt, welche bis zum Jahre 1840 in dem Mailändischen Institute, später aber, als dasselbe mit der Wiener Topographischen Anstalt zu einem dortigen grossartigen Militär-Geographischen Institute verschmolzen ward, in diesem letzteren eine den Vorarbeiten entsprechende künstlerische Vollendung erhielten. Die Abweichung des Maassstabes von dem der ausser-Italienischen Karten Österreichs mag seinen Grund eben darin haben, dass die ersten Arbeiten in Mailand ausgeführt wurden und daselbst der Maassstab der Cassini'schen Karte einmal für die Spezial-Topographie angenommen war. In chronologischer Folge reihen sich die Karten folgendermaassen an einander: 1. Parma, Piacenza e Guastalla nach Aufnahmen von 1821-1822, im J. 1828 136); 2. Lombardisch - Venetianisches Königreich 137) im J. 1833 — 1838; 3. Modena 139), 1842, und 4. Mittel - Italien oder Kirchenstaat und Toskana 139) nach Aufnahmen von 1841-1843,

136) K. K. General-Quartiermeister-Stab: Carta topografica dei Ducati di Parma, Piacenza e Guastalla, levata dietro misure trigonometriche negli anni 1821 1822 etc. Mst. 56100. 9 Bl. Mailand, 1828. 12 Thlr.

137) K. K. Gnrlquart. - M. - St.: Topographische Karte des Lombardisch-Venetianischen Königreichs, nach astronomisch-trigonometrischen Vermessungen etc. Mst. goo. 42 Bl. Mailand, 1833-1838. 80 Thlr. à Bl. 2-3 Thlr.

138) K. K. Milit.-Geograph. Institut: Carta topografica del Ducato di Modena, levata dietro misure trigonometriche alla scala di 200 etc. Mst. 600. 8 Bl. Wien, 1842. 10 Thlr.

139) K. K. Milit. - Geograph. Institut: Topographische Karte des Kirchenstaates und des Grossherzogthums Toscana nach astron.-trigon. Vermessungen etc. Mst. 56106. 52 Bl. Wien, 1851-1856, à Bl. 3 fl., 1 fl. 50 kr. oder 1 fl., je nach Raumausfüllung.

im J. 1851-1856. Für die Kartographie ist hiermit ein grosser Theil der so oft beklagten staatlichen Zersplitterung Italiens verschwunden; circa 2200 Quadrat-Meilen Landes von den schneebedeckten Alpen - Hörnern bis zu den Lagunen Venedigs und den Maremmen Toskana's und wieder zu den kahlen Felsgipfeln, des Apennin- sind nach einem einheitlichen Plane, in musterhafter Schärfe, Deutlichkeit und Genauigkeit und in einer so charakteristischen Auffassung des Boden-Reliefs bildlich niedergelegt, dass es einen wahren Genuss gewährt, sich in die Betrachtung dieser vortrefflichen Arbeiten zu vertiefen. Daneben sind alle geeigneten Räumlichkeiten benutzt worden zu statistischen, hydrotechnischen, hypsometrischen, astronomischen und anderen Nachweisungen, und die künstlerische Ausführung hat es so wohl verstanden, in markigen, wahrsprechenden Zügen ein Landschaftsbild in die gefällige Form einer schönen Karte zu kleiden, dass Österreich mit Stolz auf diese seine Leistung blicken und des Dankes der geographischen Wissenschaft für alle Zeiten gewiss sein kann. Für eine Reduktion eines Theiles des besprochenen Raumes hat der kaiserliche General-QuartiermeisterStab bereits im J. 1838 durch Herausgabe der Karte des Lombardisch-Venetianischen Königreichs 140) im Maassstabe von 288000 gesorgt; sie entspricht ganz dem vortrefflichen Charakter ihres grossen Vorbildes und bietet im Maassstabe den bequemen Anschluss an die Reduktionen der übrigen Kronländer dar. Eine noch bedeutendere Verkleinerung hat der Österreichische Antheil Italiens neuerlichst erhalten durch die beiden Nummern XI und XII der Scheda'schen Karte der Österreichischen Monarchie 11); aber die wahrhafte Meisterschaft, mit welcher wir hier den nur irgend möglichen Ausdruck des Details mit der charakteristischen Generalisirung vereint sehen, lässt auch selbst diese Karte als ein geographisches Quellenwerk auftreten. Undankbar würde es sein, wollten wir über die genannten Österreichischen Leistungen die Karte von Toskana von Giovanni Inghirami 142) im Maassstabe von 200'000 vergessen, um so mehr, als der um die Vermessungen höchst verdienstvolle Autor seine Karte schon im J. 1830 veröffentlicht und ihr doch eine so richtige Grundlage gegeben, dass die Österreichischen Aufnahmen nur unwesentlichere Abweichungen erkennen lassen. Hätten wir die Österreichische Karte nicht vor Augen gehabt, wir würden

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selbst über die Hinneigung der Inghirami'schen GebirgsDarstellung zur älteren Französischen Manier hinwegsehen und diese Karte ihrer übrigen Vorzüge halber in die erste Reihe guter Spezial-Karten stellen.

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3. Süd-Italien oder das Königreich Beider Sicilien. Eine der wenigen Schöpfungen von nachhaltiger Dauer des kurzen Französischen Regimentes in Neapel war die Gründung des Dépôt Topographique im J. 1808. Obwohl General Dumas die oberste Leitung führte, so war doch die eigentliche Seele der vorzunehmenden Arbeiten Rizzi Zannoni. Eine bestimmte Richtung scheint das Topographische Bureau erst seit seiner Reorganisation im J. 1815 und seit der Leitung des Oberst Visconti genommen zu haben; denn der Beschluss einer Landes-Aufnahme im Maassstab von 2006 und Bearbeitung, resp. Publikation einer Karte des Königreichs im Maassstab von go bezeichnet zunächst die Wirksamkeit des talentvollen Direktors. Leider ist der ruhige Fortgang der geodätischen und astronomischen Vorarbeiten sehr vielfach gestört worden, nicht allein durch politische Ereignisse, welche in Summa die Arbeitszeit bis jetzt um dreizehn Jahre geschmälert haben dürften, sondern auch durch den Tod mehrerer besonders thätiger Vermesser und manche Widerwärtigkeiten in dem mathematischen Theile der Operationen selbst. Nachdem die Triangulation an den Nord-Grenzen, an den Küsten des Adriatischen Meeres im Verein mit Österreichischen Ingenieurs wegen deren Interesses an der Vollendung des See-Atlasses und in den Provinzen Terra di Lavoro und Neapel bereits vorgeschritten war, rief im J. 1831 das Erscheinen eines neuen Vulkans im Süden Siciliens, unweit der Stadt Sciacca (wohl jedenfalls die bald wieder verschwundene Insel Ferdinandea), alle Mess- Apparate nach Sicilien. Beinahe drei Jahre hindurch im westlichen Theile der Insel triangulirt, kehrte man zur Terra di Lavoro und zu den Abruzzen zurück, vereinigte im Verlauf der Zeit das Netz mit dem Österreichischen im Kirchenstaate, mass Meridian- und Parallel-Bogen, durchschritt Calabrien und ging mit den Operationen wieder jenseit des Faro nach Sicilien. Hier erlitt die gesammte astronomische und trigonometrische Vermessung im Jahre 1845 einen empfindlichen Verlust, indem eine ihrer thätigsten und unermüdlichsten Stützen, „,der Kapitän Fergola", auf seiner Station des Berges von Antennamare vom Blitze erschlagen wurde. Das Jahr 1848 brachte wiederholte Störungen in die Netzlegung, man schritt jedoch im J. 1849 wieder rustig an die Vermessung der Provinz Palermo, beschäftigte sich später vielfach mit nöthig gewordenen Rektifikationen und mag wohl in diesem Augenblicke mit der Haupt-Triangulation über das ganze Land zu Stande sein. Unter gelegentlicher Einschiebung von Dreiecken zweiter und dritter

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80000

Ordnung hatte die Detail - Aufnahme, im Maassstabe von 2006 und bei Legung von äquidistanten Horizontalen von 10 zu 10 pas, d. i. von 57 zu 57 Pariser oder 52 zu 52 Preussischen Fuss, an verschiedenen Stellen gute Fortschritte gemacht, und das Topographische Bureau hatte nicht unterlassen, die vorhandenen Materialien zu Übersichts-Karten zusammenzustellen. Nach einem im Bulletin de la Société de Géographie pro 1851 gegebenen Berichte waren unter Anderem bereits durch das Bureau ausgeführt: die Aufnahmen der Provinzen Neapel und Terra di Lavoro, die nördlichen Grenzstriche, die See- und Küsten-Karten des Adriatischen Meeres etc., und schon damals sind als veröffentlicht bezeichnet: die Umgebung von Neapel (25000 u. 15 Bl.), die Küsten des Adriatischen Meeres (100000 und 13 Bl.), General-Karte von Sicilien (260000 u. 4 Bl.), das Mittelländische und Schwarze Meer (2800000 und 3 grosse Blätter, 1845), viele Spezial-Pläne, sogar die ersten Blätter der grossen Karte im Maassstabe von goo und für die nächste Zukunft eine Karte des Königreichs im Maassstabe von 61000 in 4 Blatt. Von allem diesen ist uns nur die Karte der Umgebung von Neapel als ein kartographisches Meisterwerk bekannt geworden, wir fühlen daher mit Bedauern eine empfindliche Lücke in unserer Kartenkenntniss und mögen (neben Hinweisung auf Cerri und Orlandini) auf einem etwas veralteten Standpunkte stehen, wenn wir noch auf die Karten Rizzi Zannoni's zurückgehen; ignoriren dürfen wir aber die Werke des alten Meisters doch so wie so nicht und erwähnen sie daher kurz. Seine grosse Karte 143) im Maassstabe von circa 115600 und ebenso seine kleinere 14+) im Maassstabe von 1 enthält des Details je nach dem Maassstabe soviel und mit solcher Genauigkeit, auf der grösseren Karte hat auch die Gebirgszeichnung eine solch eigenthümliche, ansprechende Darstellung erhalten, dass beide Werke ungeachtet der vielen Mängel in der Ausführung immer noch einen gewissen Quellenwerth behaupten und trotz des Orlandini'schen Atlasses der Beachtung verdienen. Vor einer Zannoni'schen Karte Neapels diesseits des Faro 145) in vier Blatt und im Maassstabe von 16000 möchte aber zu warnen sein, da sie aus diplomatisch-strategischen Rücksichten, namentlich in den nördlichen Grenzgegenden, absichtlich falsch entworfen sein soll, wie der „,Karten-Wegweiser durch Europa, Heft Italien", ausführlich berichtet.

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Ehe wir Italien verlassen, müssen wir noch einen Blick

auf seine Ost-Küsten werfen und des ,,Atlas des Adriatischen Meeres" 146) erwähnen, zu welchem Beautemps-Beaupré den ersten Grund gelegt und den Österreich mit Hülfe der Englischen und Neapolitanischen Marine zu einem der werthvollsten und vortrefflichsten Werke seiner Art vollendet hat. Es werden überhaupt die reichen Schätze der Britischen Admiralitäts-Kartensammlung und des Französischen Marine-Dépôts vollständig in den Stand setzen, sich an den Küsten der Länder des Mittelländischen Meeres zu orientiren, und es ist im Interesse des allgemeinsten Gebrauchs höchst verdienstlich, dass die Blätter dieser allmälig über die ganze Erde sich ausdehnenden See - Atlanten zu ausserordentlich niedrigem Preise dem Publikum zugänglich sind; als werthvolle Quellen für die GesammtÜbersicht des Mittelländischen Meeres verdienen aber eine namhafte Hervorhebung noch: Gauttier's Carte réduite de la mer Méditerranée et de la mer Noire (Paris, 1828), Robiquet's Carte générale de la mer Méditerranée (Paris, 1850) und das klassische Werk des Admirals Smyth: The Mediterranean, a memoir physical, historical and nautical (London, 1854).

X. TÜRKEI UND GRIECHENLAND.

Was auf den Karten von der Landes-Natur der Türkei oder Griechenlands niedergelegt ist, das sind nur die Resultate militärischer Okkupationen und Rekognoszirungen oder wissenschaftlicher Reisen von Fremden, und es liegt demnach in der Natur der Sache, dass die Kartographie der südöstlichsten Halbinsel Europa's noch ausserordentlich lückenhaft ist und den ferneren scientiven Eroberungen ein sehr grosses Feld darbietet. Am vollständigsten vertreten ist noch Griechenland in Folge der Französischen Okkupation im J. 1828 und des bekannten Talentes der Franzosen, der Herrschaft ihrer Waffen auch sofort praktische Administrations-Maassregeln und wissenschaftliche Untersuchungen folgen zu lassen. Kaum auf Morea gelandet, sehen wir sie denn auch sogleich zu einer vollständigen Mappirung der Halbinsel schreiten, eine Basis von 3500 Mètres in der Ebene von Argos ausmessen, durch eine Triangulirung über tausend Punkte bestimmen und die Detailleurs zur vollständigen Aufnahme übergehen. In kaum drei Jahren vollendeten die Franzosen die Karte von Morea, und schon im J. 1832 wurde eine Reduktion im Maass

143) Rizzi Zannoni: Atlante geografico del Regno di Napoli etc. Mst. 113600 32 Bl. Neapel, 1808. 60 Thlr.

144) Rizzi Zannoni: Atlante del Regno di Napoli. Mst.

6 Bl. Neapel, 1808. 20 Thlr.

145) Rizzi Zannoni: Carta geografica della Sicilia prima ossio regno di Napoli. Mst. 16oo. Paris, 1769 u. 1771. 20 Thlr.

146) K. K. Milit.-Geograph. Institut: Atlas des Adriatischen Meeres. 29 Bl. 1821-1822. Mailand u. Wien. Das ganze Werk an Ort und Stelle 40 fl. Die einzelnen Abtheilungen: 1. Spezial-SchifffahrtsKarte, Mst. 174960, 22 Bl., 25 fl.; 2. Ansichten der Seehäfen, 7 Bl., 10 f.; 3. Hydrographische Übersichts-Karte, Mst. 1965, 2 Bl., 9 fil.; 4. Portolano über die Schifffahrt, ein Band, in Italienischer Sprache gedruckt, 6 A.

200000

stabe von veröffentlicht 17), welche in ihrer charaktervollen Haltung, unter Darbietung einer reichhaltigen Höhensammlung, noch bis auf den heutigen Tag als beste Quelle der betreffenden Landeskunde in gerechter Geltung steht. Schon im J. 1826 waren von Lapie, einem der ersten und gewandtesten Offiziere des Französischen Ingenieur-Geographen - Corps, die hydrographischen Arbeiten von Gauttier und Smyth, wie die Rekognoszirungen und gesammelten Materialien der Generale Guilleminot, Tromelin und Dumas, zur Herstellung einer äusserst werthvollen und schön ausgeführten Carte de la Grèce 148) im Maassstabe von 1000 benutzt worden und damit die Möglichkeit geboten, dass im J. 1838 eine ähnliche Karte 1+9) von Aldenhoven erscheinen konnte, welche allen späteren Karten so lange eine willkommene Grundlage geworden ist, bis die Franzosen das Resultat ihrer ausgedehnteren geodätischen Arbeiten in einer Gesammt-Karte von Griechenland 156) im J. 1852 veröffentlichten und dadurch ihrem Verdienst um die Topographie Griechenlands die Krone aufsetzten. Schwieriger stellte sich eine ähnliche Aufgabe für Lapie in Betreff der Türkei; er löste sie indessen durch seine grosse ,,Carte de la Turquie d'Europe" 151) im Maassstabe von 800000 schon im Jahre 1822 so talentvoll, wie es damals nur irgend möglich war. Es standen Lapie zwar mancherlei Materialien zu Gebote, so namentlich sehr fleissige Rekognoszirungs-Berichte Französischer Offiziere, welche General Guilleminot mit rühmlichem Eifer gesammelt und vermehrt hatte, topographische Arbeiten der Österreicher und Russen, welche sich zum grossen Theile niedergelegt fanden in den Österreichischen Karten der Walachei vom Jahre 1812, den Russischen Karten der Moldau und Walachei von 1817-1820, in Riedl's Karte von Serbien und Bosnien von 1810 u. s. w.; dennoch war der Kombination am Zeichnentische noch ein sehr grosses Feld belassen, und es konnte nicht ausbleiben, dass dem

14) Carte de la Morée, rédigée et gravée au dépôt général de la guerre, d'après la triangulation et les levés exécutés en 1829, 1830 et 1831 par les officiers d'État-Major attachés au Corps d'occupation, par ordre de M. le Maréchal Duc de Dalmatie, Ministre de la guerre, sous la direction de M. Lieutenant-Général Pelet. Mst. 200000 6 Bl. Paris, 1832. 11 Thlr.

148) Le Chevalier Lapie: Carte physique, historique et routière de la Grèce. Mst. 100'000 4 Bl. Paris, 1826. 14 Thlr.

149) F. Aldenhoven: Carte du Royaume de la Grèce, dressée au 5 d'après les triangulations et les levés de Mss. les officiers d'état-major de l'armée française et les renseignements communiqués par le Gouvernement Grec, et l'Épire et Thessalie etc. d'après la Carte de Mr. le Colonel Chevalier Lapie etc. 8 Bl. Athen, 1838 (in neu-Griechischer u. Französischer Sprache). 8 Thlr.

150) Carte de la Grèce rédigée et gravée au Dépôt de la guerre d'après la triangulation et les levés exécutés par les officiers du Corps d'état-major. Mst. 200000. 20 Bl. Paris, 1852. 12 Thlr.

151) Chevalier Lapie: Carte de la Turquie d'Europe. Mst. 00000. 15 Bl. Paris, 1822. 24 Thlr.

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an und für sich hoch zu achtenden Werke noch Vieles abging, was man von einer guten Spezial-Karte zu fordern hat. Nichtsdestoweniger hielten sich die Karte der Cottaschen Anstalt 152) vom Jahre 1828 im Maassstabe von To und die Weiss'sche Karte 153) vom Jahre 1829 im Maassstabe von 576000 streng an das Lapie'sche Vorbild, denn sie wussten eben nichts Neues hinzuzufügen. In ein neues Stadium trat die Kartographie der Türkei durch den Russisch - Türkischen Krieg 1828 und 1829; denn nicht allein, dass zur Benutzung im Kriege Khatoff's Karte von der Walachei, Bulgarien und Rum-Ili im Maassstabe von 80000 (in Russischer Sprache, Petersburg, 1828) hervorgerufen wurde, sondern es wurden auch von den Russen im Rücken der Armee eine Menge Positionen durch astronomische Beobachtungen fixirt, welche vortrefflichen Stoff zu einer richtigeren Orientirung darboten, wie auch spätere Werke, welche die Beschreibung dieser Feldzüge zum Gegenstand hatten, so namentlich das Russische von Lukjanowitsch (Petersburg, 1844) und das von Moltke'sche (Berlin, 1845), viel dazu beitrugen, durch Wort und Bild, d. h. Karte oder Plau, Aufschlüsse zu liefern. Nicht minder werthvoll waren die friedlichen Eroberungen der Wissenschaft: Seitens Boué's mittelbar, denn sein klassisches Werk über die Türkei 15) ist nur von einer skizzirten Übersichts-Karte begleitet; Seitens seines Begleiters Viquesnel aber auch unmittelbar, denn er sammelte ein so reiches topographisches Material, dass er sein,,Journal d'un voyage dans la Turquie d'Europe" mit zwei ganz vorzüglichen, von Lapie bearbeiteten Karten von Albanien und Macedonien 153) im Maassstabe von go0000 ausstatten und für die Aufklärung des Terrains einen nicht genug zu schätzenden Beitrag liefern konnte. Fügen wir den genannten Materialien hinzu das Erscheinen einer Karte von Serbien vom fürstlichen Ingenieur Bugarskij im Maassstabe von 343000 (Belgrad, 1845), wohl der ersten nennenswerthen Karte, die aus der Türkei selbst hervorging, ferner die Bearbeitung der best vorhandenen Karte von

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153) F. v. Weiss, K. K. Oberst-Lieutenant: Karte der Europäischen Türkei, nebst einem Theile von Klein-Asien. Mst. 576000 21 Bl. Wien, 1829. 24 fl.

154) Ami Boué: La Turquie d'Europe. 4 Bde. Paris, 1840.

155) In den,, Mémoires de la Société géologique de France", Sér. I, tome 5: Carte d'une partie de la Servie et de l'Albanie, dressée par le Colonel Lapie, Géographe, d'après les renseignements recueillis en 1836 et 1838 par M. Viquesnel; échelle: soooo, Paris, 1842, und in Sér. II, tome 1: Carte de la Macédonie, d'une partie d'Albanie, de l'Épire et de la Thessalie, dressée par le Colonel Lapie d'après les renseignements recueillis en 1838 par M. Viquesnel; échelle: gooooo, Paris, 1843.

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