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an eine neue Bearbeitung, dass bereits im Jahre 1852 die ersten Blätter veröffentlicht werden konnten. Diese neue Karte im Maassstabe von 32000098) ist auf 32 Blätter berechnet, wovon bereits, 15 erschienen sind; sie macht in ihrer vereinfachten, klaren und taktvollen Haltung einen ganz vortrefflichen Eindruck und wird für viele Zwecke eine ausreichende, unersetzliche Quelle sein. In Übergehung der vielen Karten einzelner Theile Frankreichs, für welche übrigens das erwähnte Répertoire des Niederländischen Ingenieur-Institutes einen sehr vollständigen Nachweis liefert, halten wir es um so mehr für Pflicht, auch auf die geologischen Karten aufmerksam zu machen, als es gerade beim Studium Frankreichs recht evident heraustritt, dass die Anordnung des orographischen Bildes seine naturgemässe Aufklärung erst durch die Berücksichtigung der geologischen Verhältnisse erhält. Auch nach dieser Seite hin besitzt Frankreich einen Schatz, um den es zu beneiden ist; es ist die geologische Karte Frankreichs von Dufrénoy und Élie de Beaumont 99). Im Maassstabe von 500000 beruht die geographische Grundlage der Karte auf der Dubrena'schen hydrographischen Karte, während die auf derselben zusammengestellten geologischen Elemente niedergelegt wurden auf den Departements - Karten des Chanlaire'schen Atlas national de France im Maassstabe von 26400 Das mit Hand-Kolorit vortrefflich ausgeführte klassische Werk ward im Jahre 1840 beendet und erschien im Jahre 1855 in einer vervollständigten und revidirten Ausgabe; es wird begleitet von zwei Quart - Bänden erläuternden Textes und einer kleineren Übersichts-Karte. Dieselbe 100) hat zwar nur den Maassstab von 2000, aber ihre detaillirte und vorzügliche Ausführung setzt völlig in den Stand, sich in den Haupt- Elementen durch einen schnellen Blick zu orientiren. Ihrem wissenschaftlichen Werthe gesellt sich auch der technische hinzu, dass die neue Ausgabe durch die Presse illuminirt ist und dadurch nicht allein brillanter und genauer ausgeführt werden konnte wie die erste Ausgabe, sondern auch um ein Sechstheil wohlfeiler wie dieselbe. Hätte das Studium der Geologie Frankreichs eine tiefere wissenschaftliche Beherzigung Seitens der Karten-Zeichner gefunden, so würde es unmöglich gewesen sein, die Orographie so zu vernachlässigen, wie

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wir nicht umhin konnten zu bemerken. Besser steht es selbst bei den weniger ausgezeichneten Karten Frankreichs mit Behandlung der Küsten, sei es nun, dass ein richtiges Gefühl darauf aufmerksam macht, die verschiedene Natur-Beschaffenheit der Küsten zeichnend zu berücksichtigen und nicht, wie es in Deutschland fast ohne Ausnahme geschieht, sie als eine einfache Linie hinzustellen, bei der man weder von Steil- oder Flach- Ufern, noch von Sandbänken oder Riffen und Klippen etc. etwas sieht oder dass der Besitz vortrefflicher Quellen unwillkürlich dazu auffordert.

Das Marine-Dépôt hat nämlich seit dem Beginn unseres Jahrhunderts in rühmlichem Wetteifer mit der Englischen Admiralität für die Hydrographie Frankreichs ganz Ausserordentliches geleistet und neben vielen einzelnen Karten über einheimische und überseeische Gebiete unter Anderem den vollständig au fait setzenden ,,Pilote Français" 101) herausgegeben. Derselbe liefert in einem Atlas von sechs dicken Bänden grössten Formates die vollständigen Seeund Küsten-Aufnahmen der Ingenieure und Marine-Offiziere, vorzüglich in Kupfer gestochen und in seinem Werthe verbürgt durch die Redaktion von C. F. Beautemps-Beaupré, dem Vater der Französischen Hydrographie", welcher vom Jahre 1810 bis 1854 seinen Fleiss und sein Talent ausschliesslich der Leitung und Herstellung der hydrographischen Karten gewidmet hat.

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Blicken wir zurück auf das Gesagte, so erhellt selbst aus den wenigen Andeutungen, dass in Frankreich für die Kartographie und Topographie schon zu einer Zeit Grosses geleistet worden ist, wo andere Staaten noch weit zurückstanden und sich von hier erst ihre anspornenden Muster zu holen hatten; dass zwar die Kartographen selbstgefällig ihren Weg so lange weiter gewandelt sind, bis sie in Gründlichkeit und systematischer Behandlung des Stoffs von einem grossen Theile des Auslandes überholt worden sind, dass es aber im eigenen Lande nicht an einem grossen Reichthume neuer vorzüglicher Schöpfungen und Leistungen fehlt, welche das Heer von Zeichnern für das grosse Publikum zur Umkehr mahnen. Das geodätische, geologische und hydrographische Element ist soweit sich das überhaupt sagen lässt, ohne den immer fortdauernden Fortschritt auszuschliessen vollständig verarbeitet und die Spezial-Topographie hat verhältnissmässig nur noch kleine Lücken auszufüllen, um schon nach wenigen Jahren einen Cyklus kartographischer Quellen abzuschliessen, wie er in gleicher Gediegenheit, einheitlicher Durchdrun

101) Le Pilote français. Cartes des côtes de France, levées par les ingénieurs hydrographes et les officiers de la marine française sous la direction de C. F. Beautemps-Beaupré. 6 gros volumes, format grandaigle et les plus grandes feuilles ne coûtant que 2 fr.

genheit und splendider Ausstattung schwerlich von einem Staate ähnlicher Grösse übertroffen werden wird.

VIII. SPANIEN UND PORTUGAL.

Wie sich Spanien und Portugal in ihren natürlichen. und historischen Verhältnissen gegenseitig ergänzen, so auch in der kartographischen Darstellung, will man das Bild eines selbstständigen Naturganzen in seinem vollständigen Abschluss vor Augen haben. Es giebt wenig Länder, welche nach ihrem Naturtypus so günstig für ein schönes, ansprechendes Kartenbild sind, wie die Pyrenäische Halbinsel, aber eben desshalb auch namentlich in vertikaler Beziehung recht reichhaltig erforscht und nach neueren, richtigen Grundsätzen gut dargestellt sein müssen, um im Bilde einen möglichst naturwahren Eindruck zu gewähren. Wo weder das Eine geschehen, noch zu dem Anderen die Mittel vorhanden sind, da kann das Resultat nur mangelhaft sein und so war es denn in Spanien und Portugal in erhöhetem Maasse zur Zeit der ersten nennenswerthen Versuche kartographischer Thätigkeit und ist es in gewissem Grade auch bis auf den heutigen Tag geblieben. Obwohl kriegerische Zwecke vorzugsweise dazu beigetragen haben, die topographische Spezial-Karte auf ihren gegenwärtigen Höhepunkt wissenschaftlicher Ausbildung zu versetzen, so ist es doch nicht die Zeit des Krieges selbst, welche hierzu gründliche Gelegenheit bietet, sondern die Muse des Friedens. Ihrer hat sich die Halbinsel in unserem Jahrhundert nur sehr gestört und wenig andauernd zu erfreuen gehabt, daher auch im Vergleich mit anderen europäischen Landen ein kümmerliches Gedeihen ihrer wissenschaftlichen Früchte. Da ein Befehl des Spanischen Gouvernements im J. 1755 zur Aufnahme einer Karte des Königreichs unter Leitung der Madrider Akademie nicht zur Ausführung gebracht ward, so blieb es Thomas Lopez vorbehalten, in den Jahren von 1765 bis 1798 das erste grosse kartographische Werk über die ganze Halbinsel zu schaffen, welches als Grundlage aller späteren Karten angesehen werden muss. Der Lopez'sche Atlas 102) gehört zwar mit seinen 102 Blättern verschiedener Grösse und verschiedenen Maassstabes (400000 bis 60000) sowohl nach Art der gänzlich veralteten Ausführung, wie nach Ungleichheit und Unvollständigkeit des zusammengetragenen Materials zu denjenigen Kartenwerken, welche in den Bibliotheken viel eher wegen der Priorität ihres Erscheinens als wegen des geographischen Quellenwerthes figuriren müssen; indessen es war mit ihm ein bestimmter Anhaltspunkt zu späteren Arbeiten geboten und darum sei das Verdienst seiner Heraus

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1 gabe auch keineswegs verkannt. Trotzdem, dass gleich im Anfange unseres Jahrhunderts sich Spanische Ingenieurs nach dem Vorbilde Frankreichs mit der Topographie Spaniens beschäftigten und A. v. Humboldt's Scharfblick einen hellen Lichtstreif über den plastischen Grundbau der ganzen Halbinsel warf, so entfernten doch die blutigen Kriege gar bald die eigenen Kräfte von der Weiterausbildung des Begonnenen und lieferten die kartographischen Darstellungen der Halbinsel in fremde Hände. So sehen wir von England ausgehen als eine der besten Karten im Jahre 1810 die Nantiat'sche 103) im Maassstabe von 880000, bei zwar veralteter Gebirgszeichnung doch viel Klarheit und Vollständigkeit zeigend, und im J. 1820 die Faden'sche 104) im Maassstabe von 750000, welche im orographischen Theile viele merkwürdige Phantasie-Bilder liefert, aber dennoch in Deutschland getreuen Nachstich erfuhr 105) und auch von Vivien 106) einer eleganten und für die Französischen Operationen im J. 1823 bestimmten Karte zu Grunde gelegt ward. Als die beste Karte ihrer Zeit (1823) glauben wir die Donnet'sche 107) im Maassstabe von 769000 betrachten zu können; denn hat man sich einmal an das so gut wie mögliche Verständniss des immerhin sehr anschaulichen älteren Französischen Systems der Gebirgszeichnung gewöhnt, so gewährt die Karte eine recht vollständige und gewiss dem Material nur irgend entsprechende Instruktion und verdient wohl jedenfalls den Vorzug vor der Wiener Karte von Davidos 108), welcher bei dem Maassstabe von 942000 eine gleichmässigere und genauere Durcharbeitung zu wünschen gewesen wäre. Der Oberst Bory de SaintVincent sucht zwar in seinem genialen und wohl nicht mit vollem Rechte mehrfach angefeindeten,,Gemälde der Iberischen Halbinsel" 109) schon im J. 1823 gegen die durch Lopez eingebürgerten falschen Anschauungen der natürlichen Gestaltungsverhältnisse der Halbinsel auf das Bestimmteste anzukämpfen und auch durch eine seinem Werke beigegebene Karten-Skizze das Signal zu einer neuen Auffassung zu geben; nichtsdestoweniger können sich die späteren Werke nicht frei von dem einmal Hergebrachten

103) Nantiat: A new map of Spain and Portugal etc. Mst. ssoooo · 4 Bl. London, 1810. 10 Thlr.

104) Faden: Map of the Kingdoms of Spain and Portugal. Mst. 750000 4 Bl. London, 1820. 28 Thlr.

750000

105) In Weimar im Jahre 1824 ein lithographirter Nachstich in 6 Bl. 2 Thlr.

106) L. Vivien: Carte des Royaumes d'Espagne et de Portugal etc. Mst. 180000 12 Bl. (mit zahlreichen kriegsgeschichtlichen Bemerkungen pro 1823). Paris, 1824.

107) Donnet: Mapa civil y militar de España y Portugal etc. Mst. 769000 6 Bl. Paris, 1823. 18 Thlr.

108) Davidos: Spanien und Portugal nach den neuesten astronomischen Ortsbestimmungen, nach dem Atlas von Th. Lopez etc. Mst. 742000. 9 Bl. Wien, 1820. 7 Thlr.

109) Bory de St. Vincent: Guide du voyageur en Espagne. Paris, 1823.

machen. Wir sehen das deutlich an der Dufour'schen Karte 110) im Maassstabe von 636006 und an desselben Verfassers Atlas nacional de España 111) im Maassstabe von 562000, welcher neben vielen Vorzügen doch im orographischen Theile viel Irrthümliches enthält. Alle bisher angeführten Kartenwerke können abgesehen von der

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falschen Basis ihrer Terrain-Darstellungen doch das im Studium anderer Länderkarten verwöhnte Auge nicht befriedigen um ihres bedeutenden Reduktions-Maasses willen, und schon in dieser einen Rücksicht gewährt es Genugthuung, in Beauvoisin's ,,Mapa general de España y Portugal" 112) ein Werk nennen zu können, welches in dem Maassstabe von 228000 dem Detail-Studium eher einen ausreichenden Stoff vorlegt. Da der Verfasser 7 Jahre lang Direktor des Topographischen Dépôts der Französischen Invasions-Armee gewesen, so ist nicht zu bezweifeln, dass er sich in den Besitz des vollständigsten, nur irgend zu erlangenden Materials gesetzt hat, welches denn auch zur Folge gehabt, dass trotz der Gebirgsdarstellung nach älterer Französischer Manier seine Karte in allen Theilen der Darstellung als genaueste und beste gelobt wird. Wenn wir dieses Urtheil dem,,Karten-Wegweiser durch Europa" 113) nachschreiben, so fügen wir doch hinzu, dass Beauvoisin für einen grossen Theil des Publikums einen bedeutenden Fehler in sich trägt -nämlich den des Preises von 168 Thlr. Desshalb sei es erlaubt, in das Extrem zu verfallen und für den Zweck einer ersten ganz allgemeinen Übersicht auf zwei Karten aufmerksam zu machen, welche sich durch Vereinigung wissenschaftlicher Grundlage mit taktvoller Generalisirung zweckmässigst empfehlen. Wir meinen die Berghaus'sche Karte 1) im Maassstabe von 1500000 und die Stülpnagel'sche 115) im Maassstabe von 1850000 erstere enthält zwar keine Darstellung der Unebenheiten, zeichnet sich aber durch richtige Orientirung, Schärfe und Reichthum aller übrigen Elemente besonders aus und sucht auch der Orographie durch Namen und Höhenangaben dienstbar zu sein; die letztere sucht ältere und neuere Anschauungen der Terrain-Gestaltung geschickt mit einander

110) A. H. Dufour: Carte administrative, physique et routière de l'Espagne et du Portugal. Mst. 30000 2 Bl. Paris, 1847. 5 Thlr. 111) A. H. Dufour: Atlas nacional de España etc. Mst. 562000. 43 Bl. Paris, 1835-1849. à Bl. 13 Thlr.

112) Beauvoisin: Mapa general de España y Portugal. Mst. 2000. 63 Bl. Paris, seit 1821. 168 Thlr.

113) Karten-Wegweiser durch Europa etc. (von v. Decker). Berlin, 1824, bei Simon Schropp & Comp. 4 Hefte. Spanien und Portugal, Frankreich, Italien, Österreich.

114) H. Berghaus: K. vom Iberischen Halbinsellande. Mst. 1500000. 1 Bl. München, 1834. 2 Thlr.

115) F. v. Stülpnagel: Karte von Spanien u. Portugal. Mst. 150000. 4 Bl. Aus Stieler's Hand- Atlas zum Zusammenstossen. Gotha, revid. 1855. Thlr.

zu vereinigen und gehört zu den praktisch brauchbarsten Übersichts-Karten.

Bevor wir auf die topographische Thätigkeit der Gegenwart in den beiden Staaten der Halbinsel zu reden kommen, sei noch erwähnt, dass die Auffassung deren natürlicher Gestaltung eine wesentliche Stütze erhalten hat durch des General-Berginspektors Don Joaquin Ezquerra del Bayo geognostische Übersichts-Karte von Spanien 116) und die Boden- und Vegetations-Karte der Iberischen Halbinsel, welche Dr. Willkomm seinem ,,Strand- und Steppengebiete der Iberischen Halbinsel" 117) beigegeben hat, wie dieses gründlichen Gelehrten und Kenners mehrere Werke 118) über die Iberische Halbinsel überhaupt geeignet sind, viele Irrthümer von den Karten zu entfernen, welche ohne reifliches Studium nicht zu entwirren sind. Während im Verlaufe der Besprechung kein einziges grossartiges Kartenwerk genannt wurde, welches dem Spezial-Geographen volle Befriedigung für das Studium des Binnenlandes darbieten könnte, so hat das vorzügliche Talent und der rastlose Eifer des Ingenieurs Tofiño schon am Ende des vorigen Jahrhunderts dafür gesorgt, durch einen meisterhaft ausgeführten See-Atlas 119) die genaueste Bekanntschaft mit den Küsten zu verschaffen, und das Hydrographische Dépôt zu Madrid hat nicht ermangelt, noch in den Jahren 1847 und 1849 revidirte und berichtigte Ausgaben desselben zu veranstalten. Durch eine reduzirte und mit Anmerkungen versehene Englische Ausgabe 120) ist dieser Tofino'sche Atlas allgemeiner zugänglich gemacht und bis auf den heutigen Tag in gerechter Anerkennung seines Werthes erhalten worden. Wie schon Don Vicente Tofiño de San Miguel seine grossartige Arbeit meist durch persönliche Energie geschaf fen hat, so scheint es auch später besonders dem PrivatEifer einzelner Strebsamer überlassen zu sein, für die geound topographische Kenntniss Spaniens werthvolle Beiträge zur Öffentlichkeit zu bringen. Wir erinnern in dieser Beziehung an einzelne Arbeiten, welche im grossen Publikum weniger bekannt geworden sind. Don Domingo Fontan, Direktor des königlichen Observatoriums zu Madrid, bearbeitete eine im J. 1845 durch den Steinstich Bouffard's

116) Ezquerra: Geognostische Übersichts- Karte von Spanien. Madrid, 1850 (im J. 1852 auch in Deutscher Ausgabe zu Stuttgart erschienen).

117) Dr. Moritz Willkomm: Die Strand- und Steppen - Gebiete der Iberischen Halbinsel u. deren Vegetation. Leipzig, Fr. Fleischer, 1852. 118) Dr. Moritz Willkomm: 1. Zwei Jahre in Spanien u. Portugal. Reise-Erinnerungen. Dresden und Leipzig, 1847. 3 Bde. 2. Derselbe: Wanderungen durch die nordöstlichen und centralen Provinzen Spaniens. Leipzig, 1852. 2 Bde. 3. Derselbe: Die Halbinsel der Pyrenäen, eine geographisch-statistische Monographie. Leipzig, 1855.

119) D. Vicente Tofiño: Atlas maritimo de España. 45 Bl. verschiedener Mst. Madrid, 1789. 120 Thlr. (3. Ausgabe, 1847. 1849.) 120) J. Dougall: España maritima, or Spanish coasting Pilot. Quartband von 296 S. und 28 Pläne. London, 1812. 20 Thlr.

vollendete,,Karte des Königreichs Galicien" im Maassstabe von 10000 in 12 Blatt. Obgleich die Terrain-Darstellung in ihrem offenen Charakter die eigentliche Landes-Natur nur sehr unvollkommen wiedergiebt, so erhält die Karte doch durch ihre Basirung auf gewissenhafter Triangulation, durch zahlreiche Höhenangaben und ein fleissig ausgeführtes Detail einen bedeutenden Werth und lässt es lebhaft bedauern, dass sich das Spanische Gouvernement, trotzdem es die Kosten des Stichs getragen und die Publikation übernommen, bewogen gefühlt hat, sie wieder einzuziehen. Wie es nun mit der vom Autor vorgenommenen reduzirten neuen Bearbeitung steht, ist uns nicht bekannt geworden. Eine andere Karte von Don Victores de la Fuente,,,die Provinz Burgos", in acht Blatt und im Maassstabe von 150000 beruht zwar nur auf unvollkommenen PositionsBestimmungen und stellt die Gebirge in alter PerspektiveManier dar, sie ist aber doch als das Resultat sehr fleissiger persönlicher Arbeiten auf dem Felde und als ein Ersatz der gerade hier sehr übel ausgefallenen Lopez'schen Karte immer von gewissem Werthe. Von den Karten der Provinz Viscaya von Loyzoaga (Maassstab 130600 im J. 1846), der Provinz Alava von Don Martin de Saracibar (Maassstab 10000 im J. 1848) und der Provinz Guipuscoa von Palencios und Olazabal (Maassstab 100000 im J. 1836) ist die letztere dem inneren Werthe nach wohl noch am beachtungswerthesten; aber alle haben mehr oder minder eine sehr mangelhafte technische Ausführung erhalten. Vortheilhafter zeichnet sich in dieser Hinsicht aus die im J. 1855 erschienene Karte der Provinz Oviedo von D. Guillermo Schulz 121) (Maassstab 127500), da sie trotz der skizzirten Manier der Gebirgsdarstellung doch ein recht klares, mit vielem Detail versehenes Landesbild liefert. Es besteht zwar seit dem Jahre 1848 auf königlichen Befehl eine Kommission zur Untersuchung der Natur-Verhältnisse Spaniens, deren erster Sektion wir unter Anderem eine genauere Kenntniss des Guadarrama-Gebirges 122) verdanken, und die Topographische Brigade des ausgezeichneten Spanischen Ingenieur-Regimentes ist mit einschläglichen Arbeiten vielfach beschäftigt, wovon das von D. Manuel Recacho veröffentlichte topographisch-statistische Spezialwerk über die Baskischen Provinzen und das anstossende Navarra 123) glänzendes Zeugniss giebt; aber die Ausfüh

121) D. Guillermo Schulz, Inspector general de Minas: Mapa topográfico de la Provincia de Oviedo formado de orden de S. M. la Reina. Mst. 127506. 3 Bl. 1855.

122) Cuadro orografico formado por la Seccion geográfica meteorologica (de la comision del Mapa geólogico) á cargo de D. José Subercase. Dem Berichte der pp. Commission im J. 1852 beigegeben.

123) D. Manuel Recacho: Memoria sobre las nivelaciones barometricas etc. Madrid, 1853. Siehe Zeitschrift für Allgemeine Erdkunde, 5. Bd. Berlin, 1855.

Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1857, Heft I.

rung einer zusammenhängenden staatlichen Landesaufnahme nach dem Vorgange anderer Länder scheint sich etwas in die Länge zu ziehen. Den wiederholten Berichten von einer im J. 1854 beschlossenen Landesvermessung und Herstellung einer geographischen Karte von Spanien durch Offiziere des Generalstabs, der Artillerie und des IngenieurRegiments unter Leitung des Oberst Ybanez sind bis jetzt nur die Angaben von den astronomischen und trigonometrischen Vorbereitungsarbeiten gefolgt; es dürfte aber an der Fortführung des Begonnenen nicht mehr zu zweifeln sein, da sich ein in der „Gaceta" vom 1. Januar 1857 veröffentlichtes Gesetz vom 30. Dezember 1856 definitiv dahin ausspricht, dass topographische Pläne, Höhenmessungen und Katastrirungen (deren bekanntlich bis jetzt in Spanien fast gänzlich fehlten) im Gesammt-Königreiche begonnen und durchgeführt werden sollen. Das Gesetz bestimmt zugleich, nicht allein die allgemeinen Orts- und Gemeindegrenzen, sondern auch, und mit besonderer Gründlichkeit, die einzelnen kultivirten Ländereien und die Wasservertheilungen, unter Erörterung der früheren Verhältnisse bis auf das 17. Jahrhundert zurück, festzustellen. Auch das Ministerium der öffentlichen Arbeiten wird gleichzeitig vorgehen und geologische und Waldkarten anfertigen lassen alles das in Folge des Ausspruchs einer Kommission, welche behufs Zusammenstellung statistischer Verhältnisse niedergesetzt wurde und die Nothwendigkeit erkannte, vorher durch genaue Kenntniss von Natur und Form des Landes dazu befähigt zu sein. Wenn wir uns hiernach wohl der Aussicht auf eine topographische Spezialkarte Spaniens freuen können, so müssen wir doch immer den augenblicklichen Nichtbesitz beklagen.

Es scheint diese Lücke vorläufig ausgefüllt werden zu sollen durch des D. Francisco Coëllo (Oberst-Lieutenant im Generalstabe) Atlas von Spanien und seiner übersceischen Besitzungen 12). Die Anlage dieses neuesten und bis jetzt grossartigsten kartographischen Werkes über Spanien verräth allerdings die Zugrundelegung amtlicher Aufnahmen und sehr spezieller Vermessungen in grossem Maassstabe; seine Ausführung lässt aber noch sehr viel zu wünschen übrig. Der für die Provinz - Karten gewählte Maassstab von 200000 möchte dem geographischen Interesse vollkommen entsprechen, auch ist das Zerreissen des Gesammtbildes in einzelne Provinzen wahrscheinlich von dem allmäligen Ansammeln des Materials abhängig; aber die Be

124) D. Francisco Coëllo: Atlas de España y sus Posesiones de ultramar. Die Europäischen Provinzen im Mst. von zoo, circa 60 Bl. Madrid seit 1848, à Bl. 2 Thlr. Ausser den Kolonial-Blättern sind bis jetzt erschienen: Alava, Baleares, Castellon de la Plana, Gerona, Guipuzcoa, Logroño, Palencia, Segovia, Valladolid, 1 Bl. von Zaragoza und 4 Bl. mit Städteplänen.

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zeichnung der Boden-Unebenheiten durch abgerissene Horizontalen, welche keineswegs die Höhen-Verhältnisse ablesen lassen, das bis zur vollen Unkenntlichkeit vieler Stellen vorkommende Ineinanderlaufen von Schrift und Situation und der vielfältig geschehene matte Druck oder unsichere Kupferstich drückt den Werth einer Arbeit um Vieles herab, aus welcher gewiss mit denselben oder noch geringeren Kosten Besseres zu machen gewesen wäre. Eine wesentliche Ersparniss hätte der Atlas erfahren, wenn die umfangreichen statistischen und anderen Notizen des Verfassers des berühmten geographisch-historisch-statistischen Wörterbuchs von Spanien 125) des D. Pascual Madoz anstatt den Atlas - Blättern einem besonderen gedruckten Kommentare überwiesen worden wären. Die Menge von beigegebenen Städteplänen, worunter der von Madrid im Maassstabe von 300 durchlaufende äquidistante Horizontalen zeigt, haben für die Spezial-Topographie gewiss Interesse; der Accent, welcher auf sie gelegt ist, will aber mit dem allgemeinen Charakter der Provinz-Karten nicht recht im Verhältniss stehen, und es möchte praktischer gewesen sein, einen besonderen Städte-Atlas aus ihnen zu bilden. Wenn aus den wenigen Andeutungen erhellt, dass dem Atlas eine praktischere Anlage und eine bestimmtere, deutlichere Ausführungs-Manier zu wünschen wäre, so kann dem Verfasser, welcher zweifelsohne mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, um so weniger sein relatives. Verdienst abgesprochen werden, als wir überzeugt sind, dass sein Atlas in der Kartographie Spaniens das Signal zu einer neuen Epoche giebt. Die Sache nimmt hier denselben Gang wie in anderen Staaten; man schaut dem löblichen Streben der Privat-Kräfte eine Zeit lang zu, überzeugt sich von dem Anklang und Nutzen ihrer Schöpfungen, nimmt die Unzulänglichkeit für grosse Leistungen wahr und muss sich schliesslich doch dahin entscheiden, dieselbe von Staatswegen in die Hand zu nehmen; denn der Staatsverwaltung ist es würdig, mit geregelten und ausreichenden Kräften für die wissenschaftliche Aufklärung der Landes-Natur Sorge zu tragen.

Das mag in Portugal schon sehr frühe der Regierung vorgeschwebt haben, denn die dortigen Archive. bewahren Kataster-Aufnahmen, wenn man sie wegen ihrer Bestimmung so nennen kann, welche aus dem zwölften (!) Jahrhundert datiren und bis ins sechzehnte Jahrhundert hineinreichen. Nachdem Dr. Ciera um das Jahr 1788 auf Befehl der Regierung wissenschaftliche und nicht bloss auf das Interesse der Besteuerung zielende katastrische Vermessungs-Arbeiten begonnen, erschien im J. 1801 ein

125) D. Pascual Madoz: Diccionario geográfico - histórico - estadístico de las provincias de España y sus posesiones de ultramar. 16 Bde. Madrid, 1846-1850.

Dekret, welches die Zusammenstellung der anzufertigenden Spezial-Karten aller einzelnen Bezirke zu einer grossen geographischen Karte verfügte. Die Zeit bis zum Jahre 1833 war der Ausführung dieses im Jahre 1811 wiederholten Erlasses nicht günstig, und wir sehen die kartographischen Leistungen fast ausschliesslich beschränkt auf die vortreffliche Franzini'sche Küsten-Karte und auf die vielseitig gerichtete praktische Thätigkeit des Herrn Charles Bonnet, welcher eine Menge barometrischer Höhen-Messungen in Algarve und Alemtejo, wie die Rektifizirung von 115 älteren Dreieckspunkten unternahm, der Akademie der Wissenschaften ein sehr reiches Material übergab und eine Karte von Algarve und Alemtejo im Maassstabe von 200000 herausgab. Erst im Jahre 1835 begannen wieder regelmässige Triangulations- und Vermessungs-Arbeiten unter der Leitung des Generals Folque und seines Sohnes (jetzt ebenfalls General), und obgleich sie mit vielen Widerwärtigkeiten, namentlich auch finanziellen Nöthen zu kämpfen hatten, so gelang es doch, bis zum Jahre 1847 bereits 280 Quadrat-Meilen trigonometrisch zu vermessen und die Detail-Aufnahme bis jetzt unter dem günstigeren Etat von 27,000 Thalern (im Budget von 1854-1855) soweit zu führen, dass wir jeden Augenblick dem Beginne der Veröffentlichung einer Portugiesischen topographischen SpezialKarte entgegenschen können.

IX. ITALIEN.

Obgleich die wissenschaftlichen und technischen Elemente, von denen die Ausbildung der Topographie und Kartographie abhängig ist, in Italien schon sehr frühe gepflegt worden sind und namentlich Mathematik, Astronomie, Zeichnen- und Kupferstich-Kunst hier zu einer Zeit glänzten, als in anderen Ländern die Verbreitung der Wissenschaft noch beschränkter war und die Kunst ihre Vorbilder fast einzig aus Italien schöpfte, so mögen doch staatliche Zersplitterungen und politisch bunt bewegte Schicksale dazu beigetragen haben, die Anwendung der disponibelen Mittel auf Topographie und Kartographie im Interesse geographischer Wissenschaft verhältnissmässig lange zurückgehalten zu haben. Diejenigen Leistungen, welche die gegenwärtigen Ansprüche befriedigen können, sind fast einzig und allein von Sardinien und Österreich ausgegangen; jenes unterstützt durch eine fortgeerbte fast leidenschaftliche Vorliebe seiner Regenten für die topographische Wissenschaft; dieses begünstigt durch die heimathliche Pflege der Topographie, die Französische Schöpfung eines Geographischen Institutes zu Mailand und die diplomatische Richtung seines Einflusses auf Mittel-Italien. Ein vollständiges Répertoire der Karten über Italien ist zwar sehr umfassend, darunter sind aber sehr wenige Italienische Schö

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