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über den herzlichen Empfang und namentlich über den Dank, den man Meiner braven Armee gezollt; dieselbe hat diesen Dank mit Recht verdient; fie ist gegen die Leistungen unserer ruhmreichen Armee von 1813 nicht zurückgeblieben; Ich habe Meine Truppen hieher gesandt, um die Rechte dieser Lande auszufechten; sie kämpfen für eine heilige Sache; Ich hoffe, daß dieselbe zu einem guten und alle befriedigenden Ende geführt werde."

Zwei Stunden darauf kam der König in Flensburg an. Der Kronprinz, Prinz Friedrich Karl und die anderen im Hauptquartier befindlichen Prinzen, Feldmarschall v. Wrangel, Feldmarschall v. Gablenz und andere, darunter viele ausländische Offiziere, waren zu seiner Begrüßung herbeigeeilt. Ein Teil des Leibgrenadierregiments Nr. 8, welches sich an der Erstürmung der Schanzen beteiligt hatte und nun auf dem Marsch nach Holstein begriffen war, wurde dem König vorgestellt. Um 3 Uhr kam er in Gravenstein an, und um 4 Uhr fand zwischen Gravenstein und Aybüll Parade über die Sturmkolonnen und die Brigade Göben statt. Ein Augenzeuge schrieb hierüber: „Das Kostüm der Mannschaften war auf Befehl des Königs das Sturmkostüm vom 18. April. In Waffenrock, die Müße mit grünen Reisern geschmückt, Tuchhosen, die bei einigen in lange, bei anderen in kurze Stiefel gesteckt waren, Gewehr, Faschinenmesser und Leibriemen (an welchem hinten das Kochgeschirr angeschnallt war), empfingen sie jauchzend ihren Kriegsherrn. Die Offiziere waren ähnlich gekleidet; man jah bei ihnen Degen, Säbel, Revolver, gerollten Mantel, hohe Stiefel, kurze Stiefel (überall Hosen in den Stiefeln), Müßen ohne und Müzen mit Schirm, und so gab das Ganze das Bild einer sehr leichten, doch festgeschlossenen kräftigen Truppenmasse."

Nachdem die Truppen, eine Sturmkolonne um die andere, an dem König vorbeimarschiert waren, versammelte er die Offiziere und deforierten Unteroffiziere um sich und sprach: Ich bin hierher gekommen, um der tapferen Armee persönlich Meinen herzlichen Dank auszusprechen für die außerordentlichen Leistungen, für die

bewundernswerte Ausdauer bei den unendlich großen Strapazen, für die umsichtige vorzügliche Führung der Truppen, für den großen herrlichen Sieg. Gern, Meine Herren, wäre Jch in diesem Feldzuge mitten unter Ihnen gewesen; leider aber gestattet dies zur Zeit die Stellung, die Jch jezt einzunehmen berufen bin, nicht; andere Verhältnisse bedingen Meine Abwesenheit von den im Felde stehenden Truppen, und dies, versichere ich Ihnen, thut Meinem Soldatenherzen wehe. Sie haben die Augen von ganz Europa auf sich gezogen und überall, wo man hinhört, das größte Lob eingeerntet. Das ist die Frucht des guten Geistes, der, wie allbekannt, die ganze preußische Armee beseelt und gewiß nie in derselben erlöschen wird. Ich sage Ihnen allen nochmals Meinen tiefgefühltesten Dank. Den Sturmkolonnen werde Ich für die in höchstem Maße bewiesene Bravour und Unerschrockenheit, mit welcher sie den großartigen Sieg herbeiführten, ein ganz besonderes Denkzeichen verleihen. (Das Düppeler Sturmkreuz wurde am 18. Oktober 1864 gestiftet.) Adieu, Meine Herren! Teilen Sie allen Mannschaften Meine Allerhöchste Anerkennung mit und sagen Sie ihnen Meinen Königlichen Dank!" Darauf fuhr der König nach den Schanzen, um zu sehen, was für ein Zerstörungsbild seine Truppen dort hergestellt hatten.

Am 22. April musterte der König in der Nähe von Apenrade die bereits auf dem Marsche nach Jütland befindliche Gardedivision, und bei Gravenstein das ganze im Sundewitt stehende I. Korps, lobte nochmals die Tapferkeit seiner Truppen und vollzog Ordensverleihungen. Abends kehrte er nach Flensburg zurück. Er versäumte nicht, die Lazarette zu besuchen und den Verwundeten Anerkennung und Trost zu spenden. Dem General v. Raven überreichte er den Orden pour le mérite; der General starb am 27. April. Den beiden Brüdern v. Rabenau, welche tödliche Wunden erhalten hatten, drückte er die Hand und sagte ihnen tröstende Worte. Am 24. April traf König Wilhelm wieder in Berlin ein. Die Trophäen von Düppel kamen dort am 3. Mai Müller, Einigungskriege.

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an. Es waren 118 dänische Geschüße, Wagen mit erbeuteten Gewehren, Pallisaden, Drahtbarrikaden, Kugeln, Granatsplitter und dergleichen. 127 Mann, als Begleitmannschaft aus den Sturmkolonnen ausgewählt, brachten unter Führung des Premierleutnants Stöphasius, der sich bei dem Sturm ausgezeichnet hatte, die Siegesbeute nach Berlin. Am folgenden Tage fand unter Kommando des Generals Hindersin der Einzug durch das Brandenburger Thor statt, wo der König sich an die Spize stellte und den Zug an dem Königlichen Palais vorüberführte. Feldmarschall v. Wrangel, Prinz Friedrich Karl und der Kronprinz wurden vom Kaiser von Östreich durch Verleihung hoher Orden ausgezeichnet. Der Kronprinz verließ am 17. Mai nach eingetretener Waffenruhe die Armee und kehrte nach Berlin zurück. Sein Königlicher Vater ernannte ihn am 18. Mai zum kommandierenden General des zweiten (pommerschen) Armeekorps.

4) Vorrücken in Jütland und Gefechte zur See.

Die nächsten Tage verliefen im Sundewitt ziemlich ruhig. Am 11. Mai lief die Nachricht ein, daß die Londoner Konferenz beschlossen habe, es solle vom 12. Mai an eine vierwöchige Waffenruhe beginnen. In Jütland hatten die Feindseligkeiten bereits wieder begonnen. General v. Moltke hatte in einer Denkschrift vom 17. April die vollständige Beseßung und Unterwerfung Jütlands als durchaus notwendig bezeichnet. Um dieses Ziel zu erreichen, wird es vor allem nötig sein, sich des Teiles der feindlichen Streitmacht zu entledigen, welcher (unter dem General Hegermann) zur Zeit noch auf der Halbinsel steht. Die Stärke dieser Abteilung beträgt kaum mehr als 5000 Mann, davon nahezu die Hälfte Kavallerie. Die preußische Division (Graf Münster) wird in den nächsten Tagen 9000 Mann stark. Eine rasche und kräftige Offensive kann daher die Dänen in fünf bis acht Märschen gegen die See oder den Liimfjord drängen und die Entscheidung

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herbeiführen." Der König, mit den Ausführungen dieser Denkschrift einverstanden, befahl den Vormarsch gegen Nordjütland. General Graf Münster, Kommandeur der kombinierten preußischen Kavalleriedivision, zu welcher am 20. April die 21. Infanteriebrigade stieß, hatte diese Aufgabe auszuführen. Er brach zu diesem Zwecke am 22. April von Veile nach Horsens auf, während die Gardedivision unter General v. d. Mülbe am 24. April und den folgenden Tagen bei Veile eintraf und wieder das III. Korps bildete. General Münster, welcher in dem Major Grafen v. Wartensleben einen sehr tüchtigen Generalstabsoffizier erhalten hatte, hatte zunächst die Aufgabe, die Truppen des dänischen Generals Hegermann aufzusuchen, welcher, wie wir gesehen haben, am 6. April von der Insel Mors aufgebrochen und in wenigen Tagen bis Skanderborg und Horsens vorgerückt war. Auf die Nachricht von der Niederlage der Dänen bei Düppel und dem Anmarsch preußischer Truppen gab er am 21. April seine Stellung bei Silkeborg auf und trat den Rückzug nach dem Norden an. Er schickte einen Teil seiner Division über den Otte-Sund und den Salling-Sund nach der Insel Mors und führte den größeren Teil nach Aalborg, von wo er am 1. Mai über den Liimfjord nach der Halbinsel Vendsyssel, dem nördlichsten Teile Jütlands, überseßte. Dort erhielt er von Fünen aus namhafte Verstärkungen, infolgedessen er aufs neue an die Ergreifung der Offensive dachte.

General Münster, welcher den größten Teil der dänischen Division auf der Insel Mors zu finden glaubte, ging von Horsens bis Viborg vor und erfuhr erst am 28. April, daß Hegermann bei Aalborg stehe. Sofort brach er über Hobro selbst dorthin auf und marschierte, einem Befehl des Oberkommandos gemäß, von Aalborg in südlicher Richtung der Ostküste entlang nach Randers, um sich mit der Gardedivision zu vereinigen, welche nach ihrer Ankunft in Veile sofort über Horsens, Skanderborg, Aarhuus nach Randers vorrückte. Die Versammlung der Truppen bei Randers hatte den Zweck, etwaige Landungen der Dänen durch

hinreichende Streitkräfte zu verhindern oder die gelandeten Truppen zu vernichten. Solche Landungen waren umsomehr zu erwarten, da vor Fredericia in jenen Tagen eine Entscheidung eintrat. In der Beratung, welche General v. Gablenz am 29. April in seinem Hauptquartier zu Veile hatte, wurde beschlossen, zur Bezwingung der Festung Belagerungsgeschüße kommen zu lassen. Aber schon am 26. April hatte das dänische Kommando mit der Räumung Fredericias begonnen, und am 28. wurden die leßten Abteilungen nach der Insel Fünen übergeführt. Das dänische Kriegsministerium ging bei Ergreifung dieser Maßregel von der Erwägung aus, daß Fredericia, als zu Jütland gehörig, keine politische Bedeutung habe, daß die dortigen Besaßungstruppen anderswo zweckmäßiger zu verwenden seien und daß die Zusammenziehung einer starken Feldarmee auf der Insel Fünen für den Staat am vorteilhaftesten sein werde. General v. Gablenz zog am 29. April in Fredericia ein und traf die nötigen Anordnungen für Beseßung der Festung, für Überwachung der Küste und für Zerstörung einzelner Werke. 210 Kanonen und 9 Mörser wurden erbeutet. Das II. Korps bezog darauf Quartiere, welche sich von Veile bis Hadersleben ausdehnten.

Im Kommando der preußischen Truppen traten wichtige Veränderungen ein. General Vogel v. Falckenstein, bisher Generalstabschef beim Oberkommando der verbündeten Armee, wurde zum Befehlshaber der Gardedivision und der Division Münster ernannt, damit bei diesen Truppen, welche zusammen das III. Korps ausmachten, die Einheit des Befehles hergestellt werde. Die Stelle eines Generalstabschefs beim Oberkommando wurde dem General v. Moltke, dem Generalstabschef der preußischen Armee, übertragen, Major Graf v. Wartensleben zum Chef des Generalstabs beim III. Korps ernannt. Dasselbe hielt die Linie SkiveViborg-Hobro-Aalborg-Randers-Arhuus beseßt. Die Verbündeten hatten somit alle bedeutenden Orte des mittleren und östlichen Festlandes von Jütland bis zum Liimfjord in ihrer Ge

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