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eigentlichen Sturmkompanieen, die Reservekompanieen und eine kleine Abteilung Festungsartillerie. Die Gesamtzahl dieser Sturmtruppen, welche aus allen im Sundewitt anwesenden Regimentern ausgewählt waren, belief sich auf 46 Infanterieund 5 Pionier - Kompanieen nebst 7 Offizieren und 144 Mann Festungsartillerie.

Nach der im Generalstabswerk mitgeteilten Instruktion des Prinzen Friedrich Karl marschierte „an der Spize jeder Kolonne eine zum Ausschwärmen bestimmte Schüßenkompanie; ihr folgt unmittelbar die Arbeiterabteilung mit umgehangenen Gewehren; diese besteht aus den Pionieren, welche Spaten, Hacken, Ärte, Brechstangen u.s. w., sowie Pulversäcke à 30 Pfund mit sich führen, und aus einer Infanteriekompanie zum Tragen von Leitern, Brettern, Heusäcken und anderen Gerätschaften. In einem Abstand von 100 Schritt folgt die eigentliche Sturmkolonne, aus 2 bis 5 Infanteriekompanieen bestehend, und hinter ihr die Reserve jeder Kolonne und eine Artillerieabteilung für etwaigen Gebrauch der in den Schanzen eroberten Geschüße. Die sechs Sturmkolonnen brechen gleichzeitig aus der dritten Parallele vor, wobei die Schüßenlinie möglichst schnell vorangeht, um dem Feuer der Schanzen möglichst kurze Zeit ausgesezt zu sein. An dem Rande der Schanzen angekommen, umfassen die Schüßen die Werke auf allen zugänglichen Seiten und feuern gegen die sichtbare Besagung; die Sturmkolonnen dringen, nachdem die Arbeiter ihnen den Weg gebahnt haben, in den Graben ein, breiten sich darin aus und ersteigen die Brustwehr, sobald die im Graben befindlichen Hindernisse Pallisaden u. s. w. - beseitigt sind. Ist die Brustwehr erstiegen, so werden die Schüßen zusammengezogen und gegen den Eingang der Schanze dirigiert, um der Besayung den Rückzug abzuschneiden. Die in den Schanzen befindlichen Blockhäuser werden von den Pionieren mittels Pulver gesprengt; außerdem werden die mitgebrachten Heusäcke in die Scharten gestopft und mit Pechfackeln angezündet, um die Blockhäuser in Brand zu stecken oder ihre Bejagung durch den Rauch zu vertreiben."

Hinter den Sturmkolonnen standen die Brigaden Canstein und Raven, welche die Hauptreserve bildeten und nebst jenen unter das spezielle Kommando des Generals v. Manstein gestellt waren. Weiter rückwärts, bei Nübel, stand die Brigade Röder, nördlich von der Straße bei Rackebüll die Brigade Schmid, nordwestlich von da, bei Westersatrup an der Straße nach Apenrade, die Gardedivision, nordöstlich von dieser, beim Großen Holz am Alsensund, die Brigade Göben, welche den Auftrag hatte, durch den Schein eines Übergangs nach Alsen einen Teil der feindlichen Streitkräfte auf sich zu ziehen oder auch, falls die Gelegenheit günstig war, geradezu nach der Insel überzuseßen. Die Zahl sämtlicher Truppen, welche den Kampf gegen die Düppeler Stellung zu unternehmen hatten, betrug gegen 37,000 Mann mit 67 Geschüßen. General v. Manstein erließ folgenden Befehl an die Sturmkolonnen: Auf die Energie der Truppen rechne ich mit Zuversicht; Kartätschfeuer kann kein Anlaß sein, zu stußen oder umzukehren. Sollten Unfälle irgendwo eintreten, so versteht sich ganz von selbst, daß die Reserve eintritt. Ich erwarte keine Meldung, sobald eine Schanze genommen wird. Es bleibt dabei, unsere Fahnen wehen von den Schanzen.“ Der kommandierende General, Prinz Friedrich Karl, hatte von 9 Uhr an seinen Standort auf dem Spißberg, Feldmarschall von Wrangel, der Kronprinz und die Prinzen Karl und Albrecht (Vater) auf den Höhen von Dünth (Halbinsel Broacker).

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Die Mannschaften der Sturmkolonnen, welche am 18. April 2 Uhr morgens in die dritte Parallele einrückten, hatten, im Gedanken an die Furchtbarkeit des Sturmes, das Abendmahl vorher genommen. Um 4 Uhr morgens begann das Feuer der Belagerungsartillerie aus 102 Geschützen. 9700 Geschosse wurden nach den Düppeler Schanzen und nach Alsen geworfen. Die Dänen erwiderten das Feuer nur schwach. Als es heller wurde, eröffneten die preußischen Vorposten auf kurze Zeit ein Gewehrfeuer gegen die Besaßung der Schanzen. Kurze Zeit vor Beginn des Sturmes kam ein Feldgeistlicher zur Sturmkolonne und hielt

eine Ansprache, der alle, Offiziere und Soldaten, mit entblößtem Haupte und mit Thränen in den Augen zuhörten. Nach dem Berichte eines Augenzeugen sagte er: „Liebe Kameraden! In wenigen Augenblicken wird der Moment da sein, in welchem euer ganzer Mut in Anspruch genommen werden wird; jezt sollt ihr bestätigen, was ihr euerm Könige geschworen habt. Ihr geht aber mit dem Bewußtsein in den Kampf, für eine gerechte Sache zu streiten. Vertrauet auf Gott und gehet mit Gott! Verzaget nicht! Der Herr segne euch und gebe euch seinen himmlischen Frieden! Amen." Darauf beteten wir mit nassem Auge ein stilles Gebet, und dann rief der Prediger nochmals: Gehet mit Gott!" In diesem Augenblicke rief der hinter uns stehende Beobachtungsposten der Haubisbatterie, unter welcher wir uns befanden: „Noch 2 Minuten!" Eine Generalsalve erfolgte; dann schwieg das Geschüßfeuer; es war 10 Uhr. Eine lautlose kurze Pause folgte; dann schlugen die Tambours den Sturmmarsch; die Regimentschöre spielten: Ich bin ein Preuße", und mit tausendstimmigem Hurra ging es auf die Schanzen los."

Gleichzeitig eilten die 6 Sturmkolonnen nach den 6 Schanzen. Die erste Kolonne, welche aus 6 Kompanieen Garde bestand und von Major v. Conta geführt wurde, hatte einen Weg von 625 Schritt unter dem feindlichen Kartätsch- und Gewehrfeuer zurückzulegen. Die Schüßen und fast gleichzeitig die Pioniere sprangen in den Graben; eine zwischen den Pallijaden befindliche Lücke wurde erweitert; die Mannschaft drang durch und erstieg die Brustwehr, zuerst der Grenadier Zimmermann, dann der Hauptmann v. Reinhardt. Mit Kolben und Bajonett wurde in den Schanzen gekämpft, die Bejagung getötet oder gefangen. Ein feindlicher Kanonier, welcher, nachdem er sich bereits ergeben hatte, mit brennender Lunte nach der Pulverkammer eilte, wurde getötet. 6 Minuten nach 10 1hr wurde die preußische Fahne auf der Brustwehr aufgepflanzt. Die zweite Kolonne, welche 389 Schritt zu durchlaufen hatte und von Major v. Fragstein befehligt wurde,

hatte Schanze II zu nehmen. Die Pioniere sprengten eine Lücke in die Pallisaden, indem sie den 30 Pfund schweren Pulversack, dessen Granatzünder bereits angezündet war, vor die Pallisaden warfen, infolgedessen einige umgeworfen wurden und eine Lücke entstand. Dabei wurde der an der Pallisadenwand stehende Pionier Klinke stark verbrannt; eine Kugel machte, als er aus dem Graben herauszukommen suchte, seinem Leben ein Ende. Die Schüßen drangen durch die Lücke hindurch und erstiegen die Brustwehr. Ein Teil derselben verfolgte die flüchtige Besaßung, ohne zu bemerken, daß im nördlichen Abschnitt der Schanze der Artillerieleutnant Ancker mit einigen dänischen Soldaten noch gegen die Arbeiterkolonne kämpfte. Erst als die Sturmkompanie die Schanze erstiegen, wurde diesem Kampfe ein Ende gemacht, Leutnant Ander gefangen genommen, 10 Minuten nach 10 Uhr die preußische Fahne aufgehißt. Die dritte Kolonne, welche nur 335 Schritt bis zum Fuß der Schanze hatte, pflanzte die Fahne schon 5 Minuten nach 10 Uhr auf, fand aber in der Schanze noch Widerstand, besonders auch von solchen, welche, nachdem sie die Waffen schon fortgeworfen hatten, dieselben aufs neue ergriffen und auf die nächststehenden Preußen schossen. Wer von den Dänen in dieser Weise die Kriegsregeln verlegte, wurde niedergehauen.

Die vierte Kolonne, deren Standort 512 Schritte von Schanze IV entfernt war, fand unerwartete Schwierigkeiten. Von starkem Kartätsch- und Gewehrfeuer empfangen und eines Teiles ihrer Offiziere beraubt, geriet die Schüßenkompanie in einige Unordnung, und ein Teil derselben gelangte aus Unkenntnis vor Schanze III und drang mit der dritten Sturmkolonne in dieselbe ein. Nach Eroberung der Schanze III wandten sich Abteilungen der dritten und vierten Kolonne gegen Schanze IV und erstiegen dieselbe trotz aller Hindernisse und troß des heftigsten Feuers. Der erste, welcher die Schanze erstieg und die Fahne dort aufpflanzte (13 Minuten nach 10 Uhr), war Leutnant Löbbecke; er erhielt drei Wunden im Gefecht. Oberst von Buddenbrock, Führer

dieser Kolonne, behielt zwei Kompanien zur Sicherung der Schanze zurück, während andere Abteilungen den Feind nach der Düppelmühle verfolgten. Die fünfte Kolonne, von Major v. Krohn befehligt, hatte 310 Schritte bis zur Schanze. Sie wurde beim Vorrücken von Schanze IV und VI aus beschossen, bewältigte aber alle Schwierigkeiten so rasch, daß schon 5 Minuten nach 10 Uhr die preußische Fahne von der Brustwehr herabwehte. Großen Widerstand fand die Sturmkompanie in dem zur Schanze VI führenden Verbindungsgraben. Es kam zum Handgemenge; die Dänen wurden auch hier zurückgeworfen und verfolgt. Die sechste Kolonne endlich, von Major v. Beeren geführt, welche 360 Schritt Entfernung hatte, erstieg, obgleich von zwei Seiten beschossen, in unaufhaltsamem Lauf die Brustwehr und hißte 41/2 Minuten nach 10 Uhr die Fahne auf. Eine halbe Kompanie Dänen, welche zur Verteidigung der Schanze herbeieilte, wurde gefangen genommen. Major v. Beeren, welcher der Reservefompanie entgegenritt, um sie gegen Schanze VII zu führen, erhielt einen Schuß in den Unterleib und sank zu Boden. Seine legten Worte waren: „So sterb' ich denn für Schleswig-Holstein!" Wenige Minuten darauf verschied er.

Mit diesem Erfolg der Eroberung der sechs südlichen Schanzen war der Sieg gewonnen. Es handelte sich noch um die Wegnahme der zweiten Linie und der Lünette (kleines vorliegendes Festungswerk) A, B, C und D, der nördlichen Schanzen VII, VIII, IX und X und des Brückenkopjes. War dies vollbracht, so war die Aufgabe des Tages gelöst.

Unmittelbar nach Eroberung der Schanzen stürmten einige Abteilungen der Sturmkolonnen gegen die zweite Linie vor; die zurückgeworfenen Dänen ließen sich von den zwischen den beiden Linien aufgestellten Reservekompanieen nicht mehr zurückhalten, sondern zogen diese bald selbst auch in die Rückzugsbewegung fort. Die Lünette A wurde schon 15 Minuten nach 10 Uhr von der Schüßenkompanie der ersten Sturmkolonne unter Hauptmann

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