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wurde zum Angriff geschritten, der Spißberg und die beiden Dörfer den Dänen, welche an diesem Tage auch einen Vorstoß unternommen hatten, nach hartnäckigem Kampfe entrissen. Ein Teil des Dorfes Düppel und das Dorf Rackebüll wurden von den Dänen wieder genommen, schließlich aber lettere auf allen Punkten zurückgeworfen und zum Rückzug nach den Schanzen gezwungen.

Die Dänen hatten den größten und wichtigsten Teil ihres Vorterrains verloren und zogen daher Verstärkungen an sich. Der Kriegsminister trieb den General Gerlach wiederholt zur Ergreifung der Offensive an, während letterer nur von einer kräftigen Defensive Erfolge sich versprach. König Christian kam selbst nach Alsen und auf die Düppeler Höhen und dankte den Truppen für ihr tapferes Verhalten. Die Dänen verharrten in ihren Schanzen und überließen den Preußen die gewonnenen neuen Stellungen, welche von letteren verstärkt wurden. Am 19. März kamen die Brigade Raven, am 29. März die Gardedivision unter General v. d. Mülbe im Sundewitt an und nahmen die ihnen angewiesenen Stellungen ein. Der Übergang nach Alsen wurde aufs neue erwogen. Man glaubte, durch denselben sowohl über die Insel als über Düppel zugleich Herr werden zu können. Prinz Friedrich Karl legte am 24. März dem König den Plan vor, der selbst dann, wenn die preußische Flotte am Einlaufen in die Alsener Föhrde gehindert wäre, ausführbar sei. Der König ließ sich vom General v. Moltke Bericht hierüber erstatten. Derselbe sagte: „Für eine Landung auf Alsen ist die Hauptrücksicht, nicht nur den Sturm auf die Düppelstellung zu erleichtern oder zu umgehen, sondern es handelt sich dabei geradezu um die Vernichtung des dänischen Heeres, wenn man den Übergang überhaupt bewirken und in ausreichender Stärke zustande bringen kann. Dazu aber ist die Mitwirkung der Flotte, eventuell selbst nur der Kanonenboote, von äußerster Wichtigkeit. Träfe die Flotte nicht ein, so würde die Landarmee ihre Unternehmungen deshalb nicht aufgeben, aber freilich dann auf ihre eigenen Hilfsmittel beschränkt

Müller, Einigungskriege.

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bleiben." Auf dies hin genehmigte der König den Plan des Prinzen und gab dem Admiral Prinzen Adalbert die nötigen Weisungen. Alle Vorbereitungen zum Übergang bei Ballegaard wurden getroffen, die Flotte bei Stralsund bereit gehalten. Nordwestwinde machten das Auslaufen derselben unmöglich, und als troßdem die Ausführung des Unternehmens auf 2. April festgesezt wurde, traten auch bei Ballegaard, wo der Kronprinz bereits eingetroffen war, so heftige Stürme ein, daß vorderhand auf den Übergang verzichtet werden mußte. General v. Moltke tröstete den Oberst v. Blumenthal mit folgenden Worten: Lassen Sie sich durch die augenblickliche Vereitelung Ihres kühnen Planes nicht niederbeugen. Es konnte besser, aber auch schlimmer kommen. Wie Philipp II. seine Armada, konnten Sie Ihre Pontons nicht gegen die Elemente, sondern nur gegen den Feind aussenden.“

Was die preußische Regierung und das Armeekommando veranlaßte, so bald als möglich vor Düppel, auf Alsen und in Jütland vollendete Thatsachen zu schaffen, das war die Nähe der Konferenz; denn offenbar konnte dieselbe den Verbündeten das, was sie den Dänen im Kampf abgenommen hatten, nicht wieder absprechen, während andererseits die Verbündeten das, was noch im Besiß der Dänen war, nicht wohl beanspruchen konnten, es müßten denn schleswigsche Gebiete gegen jütische eingetauscht werden. Nachdem sämtliche Mächte sich bereit erklärt hatten, an der Londoner Konferenz teilzunehmen, um Mittel und Wege zu suchen, wodurch dem Norden Europas die Segnungen des Friedens wiedergegeben werden könnten, suchten England und Frankreich den Zusammentritt der Bevollmächtigten zu beschleunigen und die Eröffnung der Konferenz auf 12. April durchzusehen. Dieser Termin war den Verbündeten, welche vor der Eröffnung eine Entscheidung bei Düppel herbeiführen wollten, sehr unbequem. Die Langsamkeit des Deutschen Bundes, welchem, da es sich ja auf der Konferenz auch um die Neugestaltung der staatsrechtlichen Verhältnisse des Bundeslandes Holstein handelte, gleichfalls eine Einladung zur

Beteiligung zukam, gestattete den Verbündeten, in London einen Aufschub zu verlangen. Da der Bundestag erst am 14. April die Einladung annahm, so blieb derselbe, falls die Eröffnung am 12. April stattfand, zunächst unvertreten. England hatte zwar anfangs keine Lust, diesen Termin abzuändern, aber auf die kräftige Einsprache der preußischen Regierung ließ es sich herbei, die Eröffnung auf den 20. April zu verschieben. Als aber der zum Vertreter des Deutschen Bundes gewählte sächsische Ministerpräsident v. Beust einen weiteren Aufschub auf den 25. April bean= tragte, weil es ihm nicht möglich sei, früher nach London zu kommen, gab Lord Russell, der englische Minister des Auswärtigen und ebendeshalb der Vorsißende der Konferenz, nicht nach und lud die Bevollmächtigten auf den 20. April zur Eröffnung der Konferenz ein. Die Vertreter Englands, Frankreichs, Rußlands, Schwedens und Dänemarks erschienen; die Bevollmächtigten Östreichs und Preußens dagegen hatten die schon vorher abgegebene Erklärung schriftlich wiederholt und dem Lord die Mitteilung gemacht, daß sie, da der Vertreter des Deutschen Bundes nicht eingetroffen sei, nicht in der Lage seien, auf der Konferenz zu erscheinen. Infolgedessen sah die Konferenz, welche in Abwesenheit des östreichischen und preußischen Bevollmächtigten nicht in die Verhandlungen eintreten konnte, sich genötigt, die Eröffnung damit anzufangen, daß sie sich bis zum 25. April vertagte. Diese Zeit mußte ausgenutzt werden.

Die zu Schleswig gehörige Insel Fehmarn war schon in der Frühe des 15. März von einem preußischen Bataillon weggenommen und der größte Teil der Besaßung gefangen worden. Nach Aufgebung des Übergangs bei Ballegaard wurde alle Zeit und alle Kraft dem Angriff auf die Düppeler Schanzen gewidmet. Eine Tag und Nacht fortdauernde Beschießung derselben ging voran. Die Überlegenheit der gezogenen Geschüße machte sich sehr bemerklich. Die Schanzen verloren viel an ihrer Festigkeit, in mehreren derselben wurden fast sämtliche Geschüße unbrauchbar

und mußten von Alsen aus durch neue ersetzt werden, die Mannschaft hatte große Verluste. Auch in der Stadt Sonderburg wurde großer Schaden angerichtet. Der dänische Oberbefehlshaber, General Gerlach, gab bereits den Gedanken an die Behauptung der Düppeler Stellung auf und dachte an den Rückzug nach Alsen. Aber er erhielt am 14. April von Kopenhagen die Weisung, „die Düppelstellung bis aufs äußerste zu halten, selbst wenn dies mit bedeutenden Verlusten verbunden wäre." Es sollte Düppel nicht vor Eröffnung der Konferenz verloren gehen. General Gerlach that, was er konnte, um seine Stellung zu befestigen. Ausfälle machte er in jenen Tagen des April nicht mehr; er ließ die Belagerungsarbeiten des Feindes immer näher an sich herankommen und wartete das Unvermeidliche ab. Die Streitkräfte, welche über Alsen, Düppel und den Brückenkopf verteilt waren, beliefen sich auf 23 000 Mann, wovon 4 Brigaden die Schanzen und den Brückenkopf zu verteidigen hatten; die Zahl der Geschüße betrug 64 Feldgeschüße, 58 Festungsgeschütze und 11 Mörser. Außerdem sollten 6 Kriegsschiffe mit zusammen 36 Geschüßen und 4 Kanonenschaluppen mit je 1 Geschütz zur Verteidigung mitwirken.

Im Hauptquartier zu Gravenstein wurde, nachdem zwei Parallelen angelegt waren, am 11. April Beratung gehalten. Es handelte sich darum, ob jetzt schon von der zweiten Parallele aus der Sturm begonnen oder ob näher an die Schanzen vorgegangen und erst nach Anlegung einer dritten Parallele der Sturm unternommen werden solle. General Hindersin, welcher am 8. April die technische Leitung des Angriffs übernommen hatte, und Oberst v. Blumenthal sprachen sich für das letztere aus, da die Entfernung von der zweiten Parallele bis zu den Schanzen zu groß, also für die Stürmenden sehr nachteilig sei. Die meisten Offiziere des Generalstabs waren anderer Ansicht, und Prinz Friedrich Karl, welcher vor Eröffnung der Londoner Konferenz einen glänzenden Sieg in die militärisch-diplomatische

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Wagschale legen wollte, entschied sich dafür, daß der Sturm am 14. April unternommen werden solle. Neue Batterieen wurden errichtet, die Sturmkolonnen im Angriff gegen Schanzen und in Beseitigung von Hindernissen eingeübt, eine lebhafte Beschießzung aus mehr als hundert Geschüßen eröffnet. Aber König Wilhelm, welchem Mitteilung von dem Beschluß des Hauptquartiers gemacht worden war, entschied anders. In der Nacht auf den 13. April überbrachte ein Flügel-Adjutant dem Prinzen ein Schreiben des Königs, das die Aufforderung zur Anlegung einer dritten Parallele enthielt, da bei der Entfernung der zweiten Parallele von den Schanzen die Stürmenden zu lange der Einwirkung des feindlichen Feuers ausgesezt sein würden, und die feindlichen Reserven um so mehr Zeit behielten, zur Unterstüßung heranzukommen.“ Auch teilte der König dem Prinzen mit, daß ein Aufschub von wenigen Tagen in politischer Beziehung von keiner Bedeutung sei. Darauf wurde der Bau der dritten Parallele, nur 250 bis 300 Meter von den dänischen Schanzen entfernt, eröffnet, die feindlichen Vorposten weiter zurückgedrängt, die Beschießung aufs kräftigste fortgesetzt. Der Beginn des Sturmes wurde auf den 18. April vormittags 10 Uhr festgesetzt. Ein sechsstündiges Feuer, das von morgens 4 bis 10 Uhr aus 102 Geschüßen gegen die Schanzen und gegen Alsen gerichtet war, sollte die Einleitung und Vorbereitung bilden.

4) Sturm auf Düppel.

Der Hauptangriff der Stürmenden galt den Schanzen I bis VI, welche sich vom Wenningbund nördlich über die große, nach Flensburg führende Straße erstreckten. Gegen diese sollten sechs Sturmkolonnen vorgehen, von welchen jede die Zahl der Schanze führte, welche zu erstürmen sie angewiesen war. Vier dieser Kolonnen bestanden aus je 6 Infanteriekompanieen, die zweite aus 10, die vierte aus 12. Bei jeder Kolonne war eine Schüßenkompanie, eine Arbeiterkolonne (Pioniere und Infanterie), die

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