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3) Stellung vor Düppel.

Während das II. und III. Korps gegen Jütland vorgingen, stand das I. Korps unter Prinz Friedrich Karl im Sundewitt und hatte die Aufgabe, der Düppeler Stellung sich zu bemächtigen. Diese Aufgabe war schwieriger, als man sich im Hauptquartier des Oberkommandos dachte. Denn hier wirkte fast alles, das Terrain, die Befestigungen und die Hartnäckigkeit der Verteidiger, zusammen, um dem Angreifer sein Vorgehen zu einer sehr gefährlichen Sache zu machen. Die Hochfläche, welche gegenüber dem Alsensund bei Sonderburg ihre höchste Ansteigung bei der Düppeler Mühle hat, sendet ihre Ausläufer teils nördlich gegen Steinhöft und Surlücke am Alsensund, teils westlich bis zur Büffelkoppel, teils südlich bis zum Wenningbund und bildet nebst diesen Ausläufern die „Düppeler Höhen“. In der Richtung von Süden nach Norden, vom Wenningbund nach dem Alsensund bei Steinhöft, war dieser Höhenzug durch zehn Schanzen befestigt, deren mittlerer und stärkster Punkt westlich von der Düppeler Mühle sich besand. Das westlich von dieser Schanzenlinie von OsterDüppel aus über Dorf Düppel nach Rackebüll sich erstreckende Terrain stand unter den Kanonen der Schanzen. Von den beiden Flügeln der dänischen Stellung bot der rechte, welcher sich an den Alsensund anlehnte, mehr Sicherheit als der linke, der am Wenningbund seine lezte Schanze hatte. Gegenüber von dieser, durch den Wenningbund davon getrennt, befindet sich die Halbinsel Broacker, auf deren Nordseite die Gammelmarker Höhen sich erheben. Eine dort aufgestellte Batterie bestreicht den linken Flügel der Düppeler Schanzenstellung bis zu deren Mitte. Von größter Wichtigkeit für dieselbe war die östlich davon gelegene Insel Alsen, welche die Vermittlung zur See mit den dänischen Inseln und Küsten bildete und einer von Düppel abziehenden Armee einen nahen Zufluchtsort bot. Die Insel war durch zwei Brücken mit dem Festland verbunden, dieselben durch einen Brückenkopf gedeckt,

an der Westküste der Insel Batterieen aufgestellt, welche auch das gegenüberliegende Terrain bei Steinhöft bestreichen konnten. Zur Verteidigung der Düppelstellung war die erste und zweite dänische Division mit 575 Offizieren und 25,654 Mann aufgestellt; in den Schanzen befanden sich 84 Geschüße schweren Kalibers, auf Alsen 36 Geschütze.

Feldmarschall v. Wrangel glaubte, daß von der Halbinsel Broacker aus der südliche Teil der feindlichen Schanzen beschossen und die Dänen zur Räumung derselben genötigt werden könnten. Prinz Friedrich Karl aber, welchem es überlassen worden war, die Operationen selbständig zu leiten, erklärte in einem Bericht vom 16. Februar an den König, daß die Düppeler Schanzen nicht durch Beschießung mit Feldgeschüßen, sondern nur durch eine regelmäßige Belagerung und durch das Feuer schwerer Geschüße genommen werden könnten. Der Prinz beschloß daher, die Halbinsel Broacker in seine Gewalt zu bringen, ließ zu diesem Zwecke eine Brücke über den Eken-Sund schlagen, und ordnete Rekognoszierungen gegen den feindlichen linken Flügel und gegen den rechten in der Richtung nach Stenderup, Sandberg und Rackebüll an. Diese Erkundungen bestärkten den Prinzen in seiner Ansicht, daher er in seinem Schreiben vom 21. Februar das Oberkom mando ersuchte, ihm das nötige Belagerungsgeschüß zu verschaffen, da er „nur dann imstande sein werde Erfolge zu erzielen, die mit den zu bringenden Opfern im richtigen Verhältnis stehen“.

Ein größeres Rekognoszierungsgefecht fand, in Anwesenheit des Feldmarschalls v. Wrangel und des Kronprinzen, welche von Hadersleben angekommen waren, am 22. Februar statt. Der Angriff war gleichzeitig auf Büffelkoppel, auf das Stenderuper Holz, auf Rackebüll und Sandberg gerichtet. Büffelkoppel und das Dorf Düppel wurden genommen, der Feind aus Rackebüll hinausgedrängt und von den Pötthäusern aus bis unter das Feuer der Schanzen vorgegangen, von welchen die nördlichen die anrückenden Bataillone, die mittleren das Dorf Düppel beschossen. Gegen

9 Uhr morgens ließ Prinz Friedrich Karl, nachdem er seinen Zweck erreicht und die Erkundung der Schanzen ausgeführt hatte, das Gefecht abbrechen und die Truppen ihre früheren Stellungen wieder beziehen. Die Verluste der Dänen waren nicht unbedeutend: fie verloren 10 Offiziere und 370 Mann, darunter 255 Gefangene, während der Verlust der Preußen nur 4 Offiziere und 33 Mann betrug. Die Dänen gaben die Stellung bei Büffelkoppel auf, zogen ihre Vorpostenlinie ein wenig zurück und verstärkten ihre Verteidigungsstellung durch Heranziehung neuer Regimenter, durch Aufstellung weiterer Geschüße und durch Ausführung neuer Arbeiten. Zur Erkundung der neuen dänischen Vorpostenlinie fanden in den nächsten Tagen mehrere Rekognoszierungen statt. Darauf schoben die Preußen ihre Einschließungslinie weiter vor, so daß ihre Stellung vom Nübel-Noor nordöstlich bis Oster-Schnabek an der Alsen Föhrde sich erstreckte und die Vorposten noch darüber hinaus aufgestellt wurden. Am 6. März kam schweres Geschütz aus Friedrichsort (nördlich von Kiel) an, wurde nach der Halbinsel Broacker gebracht und zwischen Jller und Brunsnis aufgestellt. An dieser Stelle konnte der Zugang zur Flensburger Föhrde, welche die preußische Flotte aufnehmen sollte, am leichtesten gegen feindliche Schiffe verteidigt werden. Zur Sicherung der Halbinsel Broacker wurde die von General Canstein befehligte Infanteriebrigade vollständig dort vereinigt.

Während Feldmarschall v. Wrangel der Ansicht war, daß, sobald ein Teil des Belagerungsgeschüßes in der Stellung von Düppel angekommen sei, mit der Beschießung sofort begonnen werden solle, glaubte Prinz Friedrich Karl, im Interesse des Erfolges dieselbe erst dann unternehmen zu können, wann jene Geschüße sämtlich zu seiner Verfügung ständen. Der König gab ihm recht, nachdem General v. Moltke erklärt hatte, nicht nach und nach dürfe das Belagerungsgeschüß in Thätigkeit gesezt werden, sondern der gesamte Batteriebau und, wenn möglich, die Einführung der Geschüße müsse in ein und derselben Nacht erfolgen“.

Auch der Gedanke, ob nicht der Übergang nach Alsen vor dem Sturm auf die Düppeler Schanzen unternommen werden jolle und ob nicht letterer, falls der Übergang gelänge und die auf der Insel befindlichen feindlichen Truppen vernichtet würden, geradezu unnötig würde, tauchte im Hauptquartier des Prinzen zu Gravenstein auf. Oberst v. Blumenthal war es, der diesen Plan hauptsächlich betrieb und als geeigneten Übergangspunkt Ballegaard bezeichnete, das an der Alsener Föhrde liegt, gegenüber der an der Nordwestseite der Insel gelegenen Halbinsel Weels. Bei Ballegaard sollten schwere Geschüße aufgestellt und unter dem Schuße derselben auf Pontons und Booten je 1500 Mann auf einmal übergeführt werden. General v. Moltke, welchem der Oberst den Plan mitteilte, fand, daß „der Gedanke, die schwierige Belagerung der Düppelstellung durch eine Landung auf Alfen zu umgehen, die reiflichste Erwägung verdiene," daß derselbe aber nur dann ausführbar sei, wenn zur Landung wenigstens 15 000 Mann bestimmt und zur Überführung die preußische Flotte, welche bei Stralsund stand, benußt würde, deren Ankunft freilich zweifelhaft sei, da ihre geringe Stärke ihr nicht erlaube, mit der dänischen Flotte auf offener See zusammenzustoßen.

Die Einschließung der Düppelstellung stand nun wieder in erster Linie der militärischen Operationen. Auf das Ersuchen des Prinzen Friedrich Karl wurde ihm die Brigade Raven und die in Apenrade und Flensburg zurückgelassenen Bataillone zur Verfügung gestellt, Belagerungsgeschüße zugeschickt und nach Ausarbeitung des Belagerungsentwurfes alle Vorbereitungen zur Ausführung desselben getroffen. Bei Gammelmark auf der Nordseite der Halbinsel Broacker wurden zur Beschießung der südlichen Schanzen und zur Fernhaltung der feindlichen Flotte Batterieen errichtet und Rekognoszierungen gegen die dänischen Verschanzungen vorgenommen. Aus diesen ergab sich für die Belagerung die Notwendigkeit, der vom Wenningbund nach Norden aufsteigenden Linie Spißberg - Düppel - Rackebüll sich zu bemächtigen. Am 17. März

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