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Das II. Korps rückte, wie ihm aufgetragen worden war, am 2. Februar in die Linie Norby Hütten (östlich von der Eisenbahn) vor; die Spiten des III. Korps lösten die Östreicher an der Sorge ab und nahmen westlich von der Eisenbahn bis Tetenhusen Stellung. Für den 3. Februar wurde beiden Korps befohlen, so nahe gegen die feindliche Mitte vorzugehen, daß dieselben am 4. den Angriff auf die Dannewerkschanzen unternehmen konnten. Dies führte am 3. Februar zu den Gefechten bei Oberselk und bei Jagel. Die Brigade Gondrecourt hatte den Befehl, Niederfelk, Oberselk und Jagel zu besezen, den Feind nach den Schanzen zurückzuwerfen, aber an diesem Tage keinen Angriff auf dieselben zu machen. Dieser Weisung gemäß drängte die Brigade die dänischen Vortruppen beim Torfschuppen zurück. Aber vor Oberself fand sie Hartnäckigen Widerstand. Es kam zum Handgemenge; die Dänen wurden über Oberselk hinausgeworfen; die Östreicher eroberten eine Kanone und besezten das Dorf. Doch war damit das Gefecht noch nicht beendigt; denn wenn die Östreicher Oberselk festhalten wollten, mußten sie auch den hinter demselben aufsteigenden, das vorliegende Terrain vollständig beherrschenden Königsberg in ihre Gewalt bekommen, der von den Dänen besezt und mit Geschütz versehen war. Unter dem Schuß der Artillerie rückten zwei östreichische Bataillone gegen den Berg an, eilten rasch hinan und warfen die Dänen zurück. Im Verlauf einer Viertelstunde war der Berg im Besit der Östreicher. Damit hatte General Gondrecourt seine Aufgabe gelöst. Aber ein Teil seiner Truppen stürmte im Siegeseifer den Berg hinab, jagte die in Wedelspang befindlichen Dänen zurück und verfolgte sie bis Bustorf. Dort kamen sie unter das Feuer der östlichen Dannewerkschanzen, erlitten ziemliche Verluste und zogen sich nach Oberfelk zurück.

Auch rechts und links von der Brigade Gondrecourt fanden Gefechte statt. Rechts zog die Brigade Tomas über Loopstedt gegen Haddeby an der Oberschlei. Es kam zu einem ergebnislosen Feuergefecht, nach dessen Abbruch die Stellung Haddeby-Bustorf

in den Händen der Dänen blieb. Links stieß Oberst Benedek mit einem Bataillon und einem Zug Husaren bei Jagel auf den Feind und warf ihn, unterstüßt von einer Kompanie des III. Korps, das inzwischen bereits bis Kropp vorgegangen war, aus dem Orte zurück. Die nach dem Klosterkrug zurückweichenden Dänen wurden von einem Bataillon der Brigade Nostiß angegriffen und auch aus dieser Stellung verdrängt. Dieser Tag kostete den Östreichern 28 Offiziere und 402 Mann, den Dänen 9 Offiziere und 408 Mann. Die Beute dieses Tages war für die Östreicher die Behauptung ihrer Stellung gegenüber dem Haddebyer Damm, in den Dörfern Wedelspang und Oberselk und auf dem Königsberg. Wollten sie in dieser Richtung noch weiter vorrücken, so stießen sie unmittelbar auf die Dannewerkschanzen. Das Oberkommando beabsichtigte, am 4. Februar den Angriff auf dieselben durch das Zusammenwirken des II. und III. Korps unternehmen zu lassen, und bezeichnete in einem Entwurf, dem ein am 18. Januar 1864 in Berlin von dem Artillerieoberst v. Graberg und dem Ingenieuroberst v. Mertens ausgearbeitetes Gutachten zu Grunde lag, genau diejenigen Schanzen, welche von der Artillerie zu zerstören seien, und bei denen der Durchbruch am leichtesten auszuführen sei. Das Gutachten machte übrigens den Beginn des Sturmes von einem gleichzeitigen Versuch, bei Königsburg oder Hestoft (östlich von Missunde) die Schlei zu überschreiten, abhängig.

Hierüber wurde am 3. Februar nachmittags 4 Uhr im Hahnenkrug (südlich von Oberselk) verhandelt, wohin Feldmarschall v. Wrangel die kommandierenden Generale des II. und III. Korps beordert hatte. Er war mit dem Kronprinzen und dem Prinzen Albrecht (Vater) nach Oberself aufgebrochen und hatte dort dem Sturm auf den Königsberg beigewohnt. Von dort begab er sich nach dem Hahnenkrug und eröffnete den Kriegsrat. Außer den kommandierenden Generalen Feldmarschall v. Gablenz und Generalleutnant v. d. Mülbe waren auch die zum Generalstab des Oberkommandos gehörigen Offiziere, General Vogel v. Falckenstein,

Oberst v. Podbielski und Major v. Stiehle, und der östreichische Generalstabschef, Oberstleutnant v. Vlasits, anwesend.

Der von dem Feldmarschall mitgeteilte Entwurf und die Anordnung, daß am 4. Februar der Sturm auf die Dannewerkschanzen unternommen werden sollte, fand in dieser Versammlung wenig Beifall. Es wurde geltend gemacht, daß zur wirksamen Bekämpfung der feindlichen Artillerie zu wenig schwere Geschüße vorhanden seien und daß der Sturm nur dann entscheidungsvoll sein werde, wenn vor dem Beginn desselben der Übergang des I. Korps über die Schlei gesichert sei. Das Oberkommando würdigte diese Bedenken und ordnete an, daß die Korps zunächst in ihren Stellungen verbleiben und Nachrichten vom I. Korps über die Vorbereitungen zum Übergang abgewartet werden sollten. Da aber diesem Korps für den 3. Februar die Weisung erteilt worden war, seine Operationen gegen Missunde fortzusehen, und Prinz Friedrich Karl nach den Erfahrungen vom 2. Februar von einem Frontangriff auf die Befestigungen von Missunde abstehen mußte, so war das I. Korps an jenem Tage in seinen Stellungen verblieben und hatte sich begnügt, günstige Übergangspläße zu erkunden, wofür Arnis und Cappeln am geeignetsten erschienen.

Das Generalstabswerk schreibt hierüber: „Es trat mithin jest eine Pause in der Vorwärtsbewegung der Verbündeten ein. Dieselbe hätte vermieden werden können, wenn dem I. Korps freie Hand gelassen worden wäre, bereits am 3. aus der Gegend von Eckernförde rechts abzumarschieren, um am folgenden Tage weiter unterhalb die Schlei zu überschreiten."

Prinz Friedrich Karl sandte am 4. Februar den Oberst v. Blumenthal in das Hauptquartier des Feldmarschalls v. Wrangel nach Damendorf, um über seine Erkundungen Bericht zu erstatten und zum Übergang bei Cappeln und Arnis und zum raschen Vorrücken gegen Flensburg die Erlaubnis des Oberkommandos nachzusuchen. Letzteres war mit den Vorschlägen einverstanden, verlangte aber statt des Marsches nach Flensburg den nach Missunde.

Das ganze Korps hatte am 5. Februar in aller Stille nach dent nördlichen Teil der Halbinsel Schwansen zu marschieren; von Kiel wurden 45 Boote nach Karby (Arnis gegenüber), von Eckernförde 30 Boote nach dem Ellenberger Holz (Rabelsund gegenüber) geschafft, die östreichischen Brückenequipagen und eine östreichische Pionierkompanie in der Richtung nach Karby abgeschickt. Am 6. Februar morgens 4 Uhr sollte die Vorhut und die 12. Brigade, jene bei Espenis, diese beim Ellenberger Holz (Rabelsund gegenüber) auf Booten den Übergang über die Schlei bewerkstelligen, die Stadt Cappeln angreifen, gegen Arnis vorgehen und den dort auszuführenden Übergang der übrigen Abteilungen des Korps decken. Alle Vorbereitungen waren getroffen; aber zu der Zeit, in welcher der Übergang stattfand, hatte sich die militärische Lage vollständig verändert.

Die kommandierenden Generale des II. und III. Korps führ ten, den Weisungen des Oberkommandos gemäß, am 4. Februar Rekognoszierungen der feindlichen Stellungen aus und konstatierten, daß die östlichen Schanzen dem Frontangriff die größten Schwierigkeiten darbieten, daß die weiter westlich gelegenen ein günstigeres Angriffsobjekt seien und daß die noch westlicher, vor Hollingstedt gelegenen Schanzen durch einen nächtlichen Angriff genommen und von dort aus die rechte Flanke der Dannewerkstellung bedroht werden könnte. Das Oberkommando beschloß daher, den Frontangriff auf die Dannewerkschanzen erst dann zu beginnen, wenn das I. Korps den Übergang über die Schlei bewerkstelligt habe und die linke Flanke und den Rücken der feindlichen Stellung bedrohe oder wenn die Unmöglichkeit dieses Übergangs sich herausstelle. Alles war daher auf die Ergebnisse des 6. Februar gespannt.

Der Oberbefehlshaber der dänischen Armee, General de Meza, glaubte, im Interesse des Heeres und des Landes zu handeln, wenn er diese Ergebnisse nicht erst abwarte, sondern eine unhaltbare Stellung freiwillig aufgebe, um wenigstens das Heer zu retten,

und dieses in die günstigen Flankenstellungen bei Düppel und bei Fredericia führe. Er seßte dem am Abend des 4. Februar versammelten Kriegsrat die Lage auseinander, sprach von der Unzulänglichkeit des dänischen Heeres, von der numerischen Überlegenheit der Gegner, von der Gefahr der Umgehung des linken Flügels, von dem den feindlichen Angriff erleichternden Zufrieren des ganzen Überschwemmungsgebietes. Nicht alle Generale stimmten dem Antrag, daß die Dannewerkstellung preisgegeben und der Rückzug sofort angetreten werden solle, bei. Es wurde vorgeschlagen, den Kampf aufzunehmen, selbst auf die Gefahr der gänzlichen Vernichtung des Heeres, oder wenigstens vor dem Beginn des Rückzugs einen Ausfall zu unternehmen. Da aber ein solcher dem sich zurückziehenden Heere den Vorteil des Vorsprungs nahm, so wurde der Vorschlag fallen gelassen. Schließlich unterzeichneten die Generale ein Protokoll, in welchem die Gründe des sofortigen Rückzugs dargelegt waren und es als eine militärische Notwendigkeit erklärt wurde, die Armee den Folgen der augenblicklichen Lage durch einen freiwilligen geordneten Rückzug zu entziehen und den Rückzug mit Hinterlassung alles in der Stellung befindlichen Kriegsgerätes am folgenden Tage anzutreten.“ Die Nacht vom 5. auf den 6. Februar wurde für den Beginn des Rückzugs festgesetzt. Der Kriegsrat handelte durchaus auf eigene Faust; weder beim König noch beim Kriegsminister wurde angefragt, leyterem wohl in der Nacht des 5. Mitteilung von dem Beschluß gemacht, damit die Ausführung desselben nicht mehr in Frage komme. Die am 6. eintreffende Antwort des Kriegsministers befahl die Behauptung der Dannewerkstellung. Es war zu spät; der Rückzug war bereits angetreten.

Die ganze Dannewerkstellung, welche sich von Cappeln über Missunde und Schleswig bis Friedrichstadt hinzog, wurde aufgegeben, die Festungsgeschüße vernagelt, das Pulvermagazin zu. Goltoft gesprengt. Ein großer Teil der Artillerie wurde auf der Eisenbahn fortgeschafft; die Mannschaft benutte die verschiedenen

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