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Neumünster als Versammlungspunkt angewiesen. Es war bezeichnend für jene bundestäglichen Zeiten, daß, weil der Deutsche Bund an der Besetzung Schleswigs nicht teilnahm, Bayern und Sachsen den Durchzug durch ihr Gebiet den östreichischen Truppen nicht gestatteten, daher dieselben von Wien und Ungarn nach Breslau und von da durch weiteres preußisches Gebiet mit der Bahn bis Hamburg befördert wurden.

Am 20. Januar 1864 übernahm Feldmarschall v. Wrangel den Oberbefehl. Er befahl, daß die preußische Brigade Canstein und die östreichische Brigade Gondrecourt, welche der in Holstein stehenden Erekutionsarmee beigegeben worden waren, von diesen sich ablösen und zu ihren Divisionen nach Plön und Neumünster abmarschieren sollten. Infolgedessen blieben nur die sächsischen und hannoverschen Truppen unter dem Befehl des Generals Hafe. Die Aufforderung, auch diese unter das preußische Oberkommando zu stellen, lehnte jener ab, räumte jedoch den östlichen Teil Holsteins, um den verbündeten Truppen Raum zum Vormarsch zu gestatten. Feldmarschall v. Wrangel, welcher seine Streitmacht nicht für genügend hielt, verlangte eine Verstärkung derselben um wenigstens sechs Bataillone. Hiezu waren die vier neuen Garde-Infanterieregimenter ausersehen, von denen die Vortruppen erst am 1. Februar in Rendsburg an der Eider eintrafen.

Dem Hauptquartier des Oberkommandos, das den Generalleutnant Vogel v. Falckenstein zum Generalstabschef und den Oberst v. Podbielski zum Oberquartiermeister hatte, war der Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen beigegeben. Derselbe sollte etwaige Reibungen zwischen dem Oberkommando einerseits und seinem Generalstabe und dem östreichischen Kommando andererseits vermitteln und allenfalls im Namen des Königs auftreten. Für beide Aufgaben war er vermöge seines Taktes und seiner hoheitsvollen Würde der geeignete Mann. Er traf am 31. Januar im Hauptquartier ein und nahm von da an an allen wichtigen Beratungen

und Operationen teil, wurde auch von allen Vorgängen und Anordnungen benachrichtigt, ohne selbst ein Kommando zu haben. In einer Kabinetsordre vom 30. März drückte König Wilhelm dem Feldmarschall v. Wrangel seine Freude darüber aus, daß er den Kronprinzen immer mehr in die Geschäfte eingeführt habe, und daß es diesem gelungen sei, sein volles Vertrauen zu erwerben. Der König erklärte es für notwendig, daß in dem eingeschlagenen Wege fortgefahren werde, und daß die Mitbeteiligung des Kronprinzen an den Geschäften des Oberkommandos jezt einen offiziellen Charakter erhalte. Ich bestimme demgemäß, daß Sie den Chef Ihres Generalstabes und die Offiziere desselben anweisen, Seiner Königlichen Hoheit dem Kronprinzen von allen erhaltenen Befehlen und eingegangenen Nachrichten Meldung zu machen, und daß Sie selbst ihm nichts verborgen halten und ihn von allem und jedem genau in Kenntnis seßen, so daß kein Befehl, kein Schreiben oder Telegramm militärischen Inhalts von Ihnen erlassen wird, bevor Sie nicht darüber mit Seiner Königlichen Hoheit dem Kronprinzen Rücksprache gehabt haben. Die Erfahrungen, welche Mein Sohn so unter Ihrer Leitung sammelt, werden für seine ganze militärische Ausbildung erfolgreich sein, und Ich spreche Ihnen gerne und wiederholt aus, wie Jch auch diese mit vollem Vertrauen in Jhre Hand lege." Dem Generalstab des Hauptquartiers war Prinz Albrecht (Vater) von Preußen, General der Kavallerie, beigegeben; Großherzog Friedrich Franz von Mecklenburg-Schwerin, Fürst Anton von Hohenzollern-Sigmaringen und der Erbprinz von Anhalt waren einige Wochen in demselben anwesend.

Die von dem Feldmarschall v. Wrangel befehligte operierende Armee wurde in drei Korps eingeteilt, von welchen, wie wir ge sehen haben, das erste den Prinzen Friedrich Karl zum kommandierenden General hatte und die sechste Infanteriedivision (Generalleutnant v. Manstein) und die dreizehnte Infanteriedivision (Generalleutnant v. Winzingerode) und andere Truppenteile umfaßte. Die Gesamtstärke dieses Korps betrug 20000 Mann

Infanterie, 3750 Mann Kavallerie, 1200 Mann Pioniere und 96 Geschüße. Generalstabschef in diesem Korps war Oberst v. Blumenthal; unter den Generalstabsoffizieren befand sich Major Graf v. Waldersee. Beigegeben war dem Stab Oberst Prinz Albrecht (Sohn) von Preußen. Prinz Karl von Preußen, Generalfeldzeugmeister, hielt sich einige Zeit im Hauptquartier seines Sohnes auf. Die Avantgarde dieses Korps wurde vom Oberst Graf von der Gröben kommandiert.

Das zweite Korps, dessen kommandierender General Feldmarschallleutnant Baron Gablenz war, hatte als Generalstabschef den Oberstleutnant Baron Vlasits und umfaßte vier Infanteriebrigaden und eine Kavalleriebrigade, welche von den Generalen Gondrecourt, Baron Dormus v. Kilianshausen, v. Nostiz, Tomas und v. Dobrzensky befehligt wurden. Dieses Korps hatte eine Gesamtstärke von 19200 Mann Infanterie, 1523 Mann Kavallerie, 600 Mann Pionieren und 48 Geschüßen.

Das dritte Korps, eine kombinierte Garde-Infanteriedivision, hatte zum kommandierenden General den Generalleutnant von der Mülbe, dessen Generalstabschef Major v. Alvensleben war, und bestand aus zwei Garde - Infanteriebrigaden und einem GardeHusarenregiment. Dieses Korps hatte 9600 Mann Infanterie, 500 Mann Kavallerie und 14 Geschüße.

Somit betrug die Gesamtstärke der von Feldmarschall v. Wrangel befehligten verbündeten Armee 48 800 Mann Infanterie, 5773 Mann Kavallerie, 1800 Mann Pioniere und 158 Geschüße, zusammen 56373 Mann.

Dieser Angriffsarmee gegenüber betrug die Stärke des dänischen Heeres, welches vier Armeedivisionen und eine Infanteriereserve (unter den Generalen Gerlach, dü Plat, Steinmann, HegermannLindencrone, Caroc) umfaßte, 32 700 Mann Jnfanterie, 3900 Mann Kavallerie, 104 Geschüße Feldartillerie, 1550 Mann Festungsartillerie, 16 Espignolgeschüße, 500 Mann Genietruppen. Der größte Teil dieser Truppen und Geschüße befand sich in den ersten

Tagen des Februar bei den Dannewerken, darunter 31 100 Mann Infanterie und 3000 Mann Kavallerie. Die Stärke der dänischen Festungsartillerie belief sich im ganzen auf etwa 800 Stück, wovon 181 Stück bei den Dannewerken, 128 Stück in der Düppelstellung, 292 Stück in und bei Fredericia, etwa 180 Stück in und bei Kopenhagen aufgestellt waren. Der Oberkommandant der Armee Generalleutnant de Meza mit dem Chef des Generalstabes, Oberst Kauffmann, befand sich seit dem 4. Januar in der Stadt Schleswig. Dort fand sich am 31. Januar zur Besichtigung der Truppen König Christian IX. und der Ministerpräsident Monrad ein. Der Eisenbahnverkehr mit Rendsburg wurde eingestellt und der Befehl zur Sprengung der Brücke, welche Rendsburg mit dem Kronwerk verband, gegeben.

Die Dannewerkstellung reichte von Rabelsund, an der Mündung der Schlei in die Ostsee, bis Friedrichstadt an der Eider. Den linken Flügel derselben bildete die Linie von Rabelsund bis Missunde, welche durch die Schlei und mehrere Verschanzungen gedeckt war; die Mitte umfaßte die eigentlichen Dannewerke und erstreckte sich von der Oberschlei bis zum Überschwemmungsgebiet der Rheider Au und der Stadt Hollingstedt, welche Linie durch Erdwerke, durch pallisadierte Gräben, durch schweres Geschüß so befestigt war, daß sie, von einem ansehnlichen Heere verteidigt, in den Augen des dänischen Volkes für uneinnehmbar galt. Der rechte Flügel dehnte sich von Hollingstedt und dem Überschwemmungsgebiet der Rheider Au und Treene über Wohlde bis Friedrichstadt Sämtliche Schanzen dieser Verteidigungsstellung waren durch Telegraphen mit den bedeutendsten Punkten verbunden. Das Mangelhafte dieser sehr günstigen Stellung lag in ihrer zu großen Ausdehnung und hätte nur durch ein zweimal so starkes Heer ausgeglichen werden können. Auch waren die Befestigungen noch nicht alle vollendet und nicht mit einer hinreichenden Anzahl von Geschüßen versehen, und das Zufrieren der Schlei und der übrigen in den Verteidigungsrahmen gehörigen Gewässer erleichterte

aus.

den Angriff. Südlich von der Dannewerkstellung waren die vordersten dänischen Truppen westlich bis zur Sorge, östlich bis Eckernförde und darüber hinaus vorgeschoben; nördlich davon, am Lang-See, bildete eine Brigade die allgemeine Reserve.

Einen nicht unwichtigen Faktor in diesem Feldzug bildete die Seemacht der kriegführenden Mächte. Der dänischen Regierung standen 26 Kriegsschiffe mit 363 Geschüßen zur Verfügung. Dieselben hatten die Aufgabe, die Operationen des Landheeres zu unterstüßen und die Inseln gegen Überfälle zu sichern, die preußischen Häfen blockiert zu halten, Handelsschiffe wegzunehmen und die feindliche Flotte anzugreifen. Infolge der Beseßung Holsteins fehlte es den Dänen an hinreichender seekundiger Mannschaft. Preußen hatte in der Ostsee 23 Kriegsdampfer mit 117 Geschüßen und 22 Kanonenboote mit 40 Geschüßen verfügbar, die in Swinemünde und Stralsund stationiert waren. Das an der englischen Küste befindliche Nordseegeschwader wurde zurückgerufen. Der Oberbefehlshaber der preußischen Marine, Admiral Prinz Adalbert von Preußen, bezeichnete es als Aufgabe dieser Flotte, der Landarmee die Flanken zu decken, die feindliche Blockade zu erschweren, die Küsten vor Landungen und Brandschahungen zu schüßen. Die preußische Flotte war somit gegenüber der überlegenen Seemacht Dänemarks mehr auf die Defensive angewiesen. Die von streich nach der Nordsee abgeschickte Kriegsflotte wurde von Kontreadmiral v. Wüllerstorf befehligt und bestand aus 9 Kriegsdampfern mit 246 Geschüßen.

Der Krieg nahm am 1. Februar 1864 seinen Anfang. In der Besprechung der kommandierenden Generale mit dem Feldmarschall v. Wrangel, welche am 30. Januar in dessen Hauptquartier zu Bordesholm stattfand, wurde bestimmt, daß bei dem Einrücken der drei Korps in Schleswig das I. den rechten Flügel, das II. die Mitte, das III., welches übrigens erst noch im Anmarsch war, den linken Flügel einnehmen solle. Der Einmarsch sollte am 1. Februar um 7 Uhr früh beginnen. In den folgenden Tagen

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