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Übereinkommen mit mir, worüber wir uns leicht verständigen können, das Ziel seiner Bestrebungen erreichen.“

Der Zweck dieser Telegramme war, Italien von der Bundesgenossenschaft Preußens abzuziehen, Östreich es möglich zu machen, den größten Teil seiner italienischen Armee nach der Donau zu ziehen, Preußen zu isolieren und um die Früchte seiner An= strengungen und Siege zu bringen. Die Schwierigkeit der Lage war nicht zu verkennen. Lehnte Preußen die Vermittlung ab, so nötigte es den Kaiser Napoleon, welcher ganz Frankreich zum Mitwisser der Unterhandlungen gemacht hatte und von der französischen Nation zu einem entschiedenen Auftreten gedrängt wurde, zum Beginn eines Krieges, obgleich er wenig gerüstet war und seine Arsenale infolge des merikanischen Krieges ziemlich geleert waren. Nahm dagegen Preußen Napoleons Einmischung und Vermittlung an, so entsprach das Ergebnis des Krieges jedenfalls nicht den Absichten und gerechten Forderungen des Königs Wilhelm. Auch Italien gewann nichts durch ein Eingehen auf Napoleons Vorschläge. Es war verlockend für Viktor Emanuel, Venetien in Besiß nehmen zu können, ohne auch nur noch einen Tropfen Blutes zu vergießen; aber er nahm es dann als großmütiges Geschenk von Napoleon an und geriet dadurch in noch größere Abhängigkeit von demselben, während er, wenn er seinem Bundesgenossen treu blieb, wie es die Ehre erforderte, Venetien durch Fortführung des Krieges sicher doch erhielt. Es war somit für die beiden Bundesgenossen geboten, die Napoleonische Vermittlung im Prinzip anzunehmen, aber die Abschließung eines Waffenstillstandes teils von dem gegenseitigen Einvernehmen der Bundesgenossen, teils von teils von der vorherigen Annahme der Friedensbedingungen seitens Östreichs abhängig zu machen und inzwischen, bis eine Übereinstimmung über die Friedensgrundlage erzielt war, in den militärischen Operationen keinen Stillstand eintreten zu lassen. Dieses Verfahren wurde von den Verbündeten streng eingehalten.

Viktor Emanuel ließ daher durch seinen Minister des Auswärtigen, Visconti Venosta, antworten, Italien könne seiner doppelten Pflicht nicht untreu werden, einerseits gegen Preußen, welches, da es seine Annahme des Vorschlags nicht angezeigt habe, das Recht habe, zu erwarten, daß Italien seine militärischen Operationen verfolge, andererseits gegen die auf östreichischem Gebiete wohnenden italienischen Bevölkerungen, deren Befreiung Gegenstand aller seiner Anstrengungen sein müsse (wovon übrigens in dem preußisch-italienischen Allianzvertrag vom 8. April nichts stand).

In einem Telegramm vom 5. Juli meldete König Wilhelm dem Kaiser Napoleon, daß er seinen Vorschlag im Prinzip annehme und bereit sei, sich über die Mittel zur Herstellung des Friedens zu verständigen. Der preußische Botschafter in Paris, Graf v. d. Golz, wurde zugleich angewiesen, dem Kaiser die Bedingungen darzulegen, unter welchen die Verpflichtungen gegen Italien und die militärische Situation einen Waffenstillstand möglich machen würden". Von Pardubiß aus reiste Prinz Reuß am 7. Juli mit einem eigenhändigen Schreiben des Königs an Napoleon nach Paris, worin die Mitteilung gemacht war, daß die militärische Situation nicht erlaube, einen Waffenstillstand ohne Bürgschaften für den eventuellen Inhalt eines künftigen Friedens zu schließen". Dieser Inhalt bestand hauptsächlich in folgenden Forderungen: Austritt Östreichs aus dem Deutschen Bund, Errichtung eines Bundesstaats auf nationaler GrundLage und unter Preußens Führung, territoriale Vergrößerung Preußens zum Zweck einer unmittelbaren und realen Verbindung zwischen den bisher getrennten Teilen seiner Monarchie. In einem Ministerrat vom 10. Juli, welchem auch die Botschafter von Preußen und Östreich beiwohnten, machte Napoleon den Vorschlag, Preußen und streich sollten jedes für sich allein stehen und die übrigen deutschen Staaten einen neuen Bund bilden. Da aber die beiden Botschafter nicht darauf eingingen, so beantragte

Napoleon in dem Ministerrat vom 11. Juli „das Ausscheiden Östreichs aus dem neu zu gestaltenden Deutschland, aber die Integrität des östreichischen Gebietes; die Bildung einer norddeutschen Union unter Preußens militärischer Führung; die Berechtigung der süddeutschen Staaten zu einer völkerrechtlich unabhängigen Union, aber Erhaltung des durch freies, gemeinsames Einverständnis der deutschen Staaten zu regelnden nationalen Bandes zwischen Nord- und Süddeutschland“. Dieser Vorschlag enthielt mehrere Bestimmungen, welche später in die Nikolsburger Präliminarien aufgenommen wurden, enthielt aber kein Wort von einer territorialen Vergrößerung Preußens.

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König Wilhelm, welcher lieber abdanken als ohne bedeutenden Ländererwerb für Preußen zurückkehren wollte, hatte am 13. Juli sein Hauptquartier nach Brünn verlegt, das am 12. von der Ersten Armee bejezt worden war. Dort wurde ihm der neue Vorschlag Napoleons übergeben. Er ließ, wie das Generalstabswerk mitteilt, folgendes erwidern: Als Basis für den definitiven Frieden könne er das Programm nicht als ausreichend anerkennen, da ein bestimmter Machtzuwachs Preußens durch territoriale Vergrößerung auf Kosten der feindlichen Staaten in Norddeutschland durch die Kriegsereignisse und durch die Stimmung der Nation zur Notwendigkeit geworden sei. Wohl aber genüge dieses Programm, um, unter Voraussetzung der Zustimmung Italiens, einen Waffenstillstand zum Zweck definitiver Friedensunterhandlungen zu schließen, wenn Östreich es annehme. Um dessen Absicht feststellen zu können, sei der König bereit, fünf Tage lang Waffenruhe zu gestatten. Nehme Östreich vor Ablauf dieser Frist das Programm an, so werde der Waffenstillstand geschlossen werden und die Friedensunterhandlungen beginnen können, sobald Italien zustimme. Die Verhandlung sei nur zwischen Preußen und Östreich zu führen, die übrigen kriegführenden Staaten würden selbständig zu verhandeln haben. Nehme Östreich nicht binnen der gegebenen Frist an, so werde der Krieg fortgehen."

Der französische Botschafter in Wien, Herzog v. Gramont, drängte seine Regierung zu raschen Schritten. „Die Preußen stehen bei Iglau, die Benedeksche Armee, die bei Olmüß neu gebildet werden soll, ist, wie es scheint, nicht imstande, ihren Marsch aufzuhalten, und wenn der Waffenstillstand nicht zustande kommt, können sie in wenigen Tagen in Wien sein," schrieb Gramont am 9. Juli. Am folgenden Tage telegraphierte er nach Paris: „Die Umstände sind derart, und die Einnahme Wiens durch die Preußen ist so drohend, daß die Zeit zu wirklichen Verhandlungen fehlt. Seit zwei Tagen schafft man alles Geld aus der Bank fort, um es auf der Donau nach Komorn zu bringen; man bereitet sich auf eine Räumung der Hauptstadt vor." Die Möglichkeit, daß in den nächsten Tagen die Preußen in Wien einrücken würden, machte dem Kaiser Napoleon bange Augenblicke. Er wollte seines Oheims Glorie von 1805 und 1809 durch den Einmarsch der Preußen nicht verdunkelt sehen und befahl daher seinem Botschafter in Berlin, dem Grafen Benedetti, sich sofort in das preußische Hauptquartier zu begeben und auf schleunigen Abschluß des Waffenstillstandes zu dringen. In Wien sollte Gramont, im Hauptquartier des Königs Wilhelm sollte Benedetti die Annahme der französischen, von Preußen ergänzten Vorschläge betreiben. Benedetti kam in der Nacht vom 11. zum 12. Juli im preußischen Hauptquartier an und erhielt in seiner Unterredung mit Bismarck die nämliche Antwort, die schon seinem Kaiser gegeben worden war: ohne Zustimmung Italiens und ohne Bürgschaften für den Inhalt des Friedens könne kein Waffenstillstand geschlossen werden. Um das Wiener Kabinett zur Annahme der Vorschläge zu vermögen und die ungestörte Telegraphenlinie zwischen Wien und Paris benußen zu können, begab sich Benedetti selbst nach Wien und brachte von dort am 19. Juli die Meldung nach Nikolsburg (wohin am 18. der König sein Hauptquartier verlegt hatte), „daß Östreich die von Frankreich vorgeschlagene Basis im Prinzip annehme und bereit sei, einen Waffenstillstand zum Zweck der Friedensverhand

lungen abzuschließen". Nachdem dies durch eine amtliche Mitteilung des Herzogs v. Gramont am 20. Juli bestätigt worden war, gab Preußen die Erklärung ab, es sei bereit, eine fünftägige Waffenruhe eintreten zu lassen. Man kam überein, daß dieselbe vom 22. Juli mittags 12 Uhr bis 27. Juli mittags 12 Uhr dauern solle.

Inzwischen waren die drei preußischen Armeen gegen die Donau vorgerückt. Sie konnten auf dem Marsch nach Wien drei Straßen benußen: die westliche über Jglau- Znaim, die mittlere über Brünn-Nikolsburg, die östliche über Kremsier-Göding-Lundenburg. Die Elbarmee schlug die erstere, die Erste Armee die mittlere, die Zweite Armee die östliche ein. Doch hatte leßtere Armee zunächst ein anderes Ziel zu verfolgen. Der Kronprinz hatte, wie wir wissen, den Auftrag, die bei Olmüß aufgestellte Benedeksche Armee zu beobachten und den Vormarsch der beiden anderen preußischen Armeen zu decken. Zu diesem Zwecke stellte er sich bei Mährisch-Trübau, nordwestlich von Olmüß, auf. Falls Benedek den Versuch machte, auf der Straße Kremsier-Göding-Lundenburg, welche durch das March-Thal führt, Wien zuerst zu erreichen oder die Erste Armee auf der Straße Brünn-Nikolsburg in der linken Flanke anzugreifen, so sollte der Kronprinz dem abziehenden Feind in den Rücken und in die Flanke fallen und ihn über die March nach den Kleinen Karpaten hinüberdrängen; falls aber Benedek gegen den Kronprinzen angreifend vorging, so sollte letterer, wenn sein Angriff mit überlegenen Streitkräften erfolgte, nach Schlesien ausweichen und den Feind an seine Fersen fesseln. Der lettere Fall trat nicht ein; vielmehr erhielt Benedek den Befehl, mit seinen fünf Korps unverzüglich nach Wien abzumarschieren.

Im östreichischen Oberbefehl war die Veränderung vorgegangen, daß der Sieger von Custozza, Erzherzog Albrecht, zum Oberbefehlshaber sämtlicher Armeen ernannt wurde. Nach der Bekanntmachung der Abtretung Venetiens lag es nicht im Interesse Östreichs, in Venetien drei Armeekorps und an der Donau

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