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schen Korps (Festetics), welche die nach Josephstadt führende Straße decken sollten und ihre Vorposten bis über Schweinschädel vorgeschoben hatten. General Steinmez ließ mit zwei Brigaden den Feind angreifen, aus seinen Stellungen zurückdrängen und das Dorf Schweinschädel erstürmen. Die Östreicher verloren 37 Offiziere und 1447 Mann, die Preußen 15 Offiziere und nahezu 400 Mann. Festetics ging bei Salney auf das rechte Elbeufer zurück; Steinmez marschierte abends noch nach Gradlig und vereinigte sich mit der übrigen Armee des Kronprinzen, welche, nachdem auch das Korps Mutius angekommen war, nun vollständig beisammen war und die Elbelinie von Arnau bis Josephstadt besest hielt.

Benedek hatte am 29. Juni sein Hauptquartier von Josephstadt nördlich auf das rechte Elbeufer nach Dubeneß verlegt. Er hatte dort 5 Armeekorps und 4 Kavalleriedivisionen in einer Ausdehnung von nur 5/4 Meilen vereinigt und war bereit, den Angriff der Zweiten Armee anzunehmen. Die Einzelgefechte, in welchen er so wenig Vorteile errungen hatte, sollten aufgegeben und eine Entscheidungsschlacht geliefert werden. Er hatte in den bisherigen Gefechten 30 bis 40 000 Mann verloren, weil er den 412 Korps der Ersten und Elbarmee nur 2 Korps und den 4 (oder 3) Korps der Zweiten Armee je nur eines entgegenstellte, Verstärkungen versprach und nicht abschickte und auf das Zurückhalten und Zusammenhalten seiner Reserven weit mehr Wert legte als auf das Vorgehen mit überlegenen Streitkräften. Die Strategie war in seinem Hauptquartier sehr schlecht vertreten. Die Stellung bei Dubenez konnte von ihm nicht lange gehalten werden, nachdem Gitschin von der Ersten Armee bereits genommen, die Vorposten derselben gegen Miletin vorgeschoben und Flanke und Rücken von ihr bedroht wurden. Er beschloß daher, in der Nacht auf den 1. Juli die Stellung von Dubeneß aufzugeben und die Armee in die Gegend von Königgräß zu führen, und meldete dem Kaiser in einem Telegramm: „Das Zurückdrängen des ersten

und des sächsischen Armeekorps nötigt mich, den Rückzug in der Richtung auf Königgräß anzutreten." Das 3. und 10. Korps sollten bei Lipa, das 1. und 6. bei Wsestar, das 4. und 8. bei Nedelist, das 2. bei Trotina, das sächsische bei Lubno und Nieder-Prim sich aufstellen. Am 1. Juli nachmittags kamen diese 8 Korps in ihren neuen Stellungen zwischen der Elbe und der Bistrit an.

4. Schlacht bei Königgräß (3. Juli).

Am 29. Juni war Berlin in der freudigsten Stimmung. Die Siegesnachrichten von Münchengräß, von Soor und Burgersdorf und von Skaliz und die Meldung von der Kapitulation von Langensalza waren eingetroffen. Eine Abordnung der Bürger übergab dem König eine mit etwa 20 000 Unterschriften bedeckte Glückwunschadresse. Ein Mitglied der Abordnung gab der allgemeinen Freude darüber Ausdruck, daß das Volk dem Könige jezt beweisen könne, daß, wenn sein Ruf zu den Waffen ertöne, es keine Parteien mehr gebe, sondern alle Preußen einig seien in der Begeisterung für das Vaterland und in dem Rufe: „Es lebe der König!" Darauf nahm der König die Adresse entgegen, hielt eine kurze Ansprache an die Abordnung und trat auf den Balkon, von tausendstimmigem Hoch empfangen. „Habt Dank, habt Dank für euren Jubelruf!" sagte er, den nehme ich mit zur Armee. Mit Gottes Hilfe haben wir den ersten Sieg errungen; es steht uns aber noch vieles bevor. Harret aus und denket an den Wahlspruch: Mit Gott für König und Vaterland! Ein Hoch der Armee!" Auch der Ministerpräsident v. Bismarck erhielt einen Besuch von der Berliner Bevölkerung. Auf das fortdauernde Hochrufen öffnete er das Fenster, hielt eine Ansprache an das Volk und brachte ein Hoch auf den König und die Armee aus. Ein heftiges Gewitter entlud sich eben unter Donner und Bliz. „Der Himmel schießt Salut zu unseren Siegen," rief Bismarck der Menge zu.

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König Wilhelm begab sich am 30. Juni morgens zur Armee nach Böhmen, um das Oberkommando zu übernehmen. Sein Bruder, Prinz Karl, Bismarck, Moltke und Roon begleiteten ihn. Noch in Berlin erhielt der König die Nachricht, daß die Zweite Armee bis zur Elbelinie vorgerückt sei und sich derselben bemächtigt habe. Darauf sandte er während der Fahrt den Befehl an den Kronprinzen und an Friedrich Karl, daß die Zweite Armee sich am linken Ufer der oberen Elbe behaupten und ihr rechter Flügel bereit sein solle, sich dem linken Flügel der vormarschierenden Ersten Armee über Königinhof anzuschließen. Leztere solle ohne Aufenthalt in der Richtung auf Königgräß vorrücken. Größere feindliche Streitkräfte in der rechten Flanke dieses Vormarsches folle General v. Herwarth angreifen und von der feindlichen Hauptmacht abdrängen.“ Der König reiste am 30. Juni bis Reichenberg in Böhmen und erhielt dort bei seiner Ankunft die Nachricht von dem siegreichen Gefecht bei Gitschin. Eine Proflamation an die Soldaten Meiner Armee!" entbot den braven Truppen seinen königlichen Gruß. In wenigen Tagen sind durch eure Tapferkeit und Hingebung Resultate erfochten worden, welche sich würdig anreihen an die Großthaten unserer Väter. Mit Stolz blicke Jch auf sämtliche Abteilungen Meines treuen Heeres und sehe den nächsten Kriegsereignissen mit freudiger Zuversicht entgegen." Am 1. Juli reiste der König bis zum Schloß Sichrow, das zwischen Liebenau und Turnau liegt. Dort traf die keineswegs erwünschte Nachricht ein, daß der französische Botschafter in Berlin, Graf Benedetti, im königlichen Hauptquartier ankommen werde. Was das zu bedeuten habe, lag klar zu Tag. Um so mehr beeilte man sich, der mißgünstigen französischen Diplomatie gewichtige vollendete Thatsachen entgegenzustellen. Am 2. Juli traf der König in Gitschin ein und nahm sein Quartier in einem Gasthof. Sein Neffe, Prinz Friedrich Karl, kam auch dort an und erstattete dem König einen genauen Bericht über das Treffen vom 29. Juni. In dem Kriegsrat, welchem jener beiwohnte, sprach

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er sich dafür aus, daß den durch Märsche und Kämpfe ermüdeten Soldaten 1 bis 2 Ruhetage gegönnt werden möchten, was denn auch beschlossen wurde. Darauf kehrte der Prinz nachmittags 3 Uhr in sein Hauptquartier nach Kameniß zurück, während der König abends eine lange Beratung mit Moltke und einigen Generalstabsoffizieren hielt und nach Entfernung derselben noch bis nach 10 Uhr allein arbeitete. Die Aufstellung der drei preußischen Armeen war an diesem Tage folgende: die Vorhut der Elbarmee stand bei Smidar, die der Ersten Armee bei Miletin, die der Zweiten Armee in der Linie Königinhof-Miletin. Die preußische Kriegsleitung war von der Veränderung der Aufstellung des östreichischen Heeres, welche am 30. Juni und 1. Juli erfolgt war, nicht unterrichtet; sie wußte nichts von dem Marsch nach Dubeneß, nichts von dem Nachtmarsch nach Königgrät und in die Stellungen an der Bistriß, war vielmehr der Meinung, Benedek stehe hinter der Elbe zwischen Josephstadt und Königgräß. Die Instruktionen, welche vom königlichen Hauptquartier den Armeekommandos für den 3. Juli gegeben wurden, entsprachen dieser irrtümlichen Ansicht.

Die Meldungen der Offiziere, welche Prinz Friedrich Karl auf Rekognoszierung ausgeschickt hatte, wiesen auf eine andere Aufstellung hin. Oberst v. Zychlinski, welcher das Schloß Cerekwig besezt hatte, meldete von dort nach Kameniß, daß bei Lipa ein östreichisches Lager sich befinde. Major v. Unger, welcher auf der von Horit nach Sadowa führenden Straße einen Ritt von Milowig bis Dub gemacht hatte, fand die bei leßterem Orte ansteigende Höhe von einer östreichischen Brigade beseßt. Leutnant v. Heister hatte bei Benatek große Biwaks gesehen und zugleich in Erfahrung gebracht, daß bei Sadowa das 3. Korps stehe. Diese Meldungen wurden durch die Aussagen der Gefangenen bestätigt, welche angaben, daß etwa 4 Armeekorps an der Bistrig ständen, das 3. Korps bei Sadowa, 10 Regimenter Kavallerie und zahlreiche Artillerie bei Lipa, das 10. Korps südlich davon bei Langenhof, das 1. hinter diesem, die Sachsen bei Problus.

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Diese Meldungen erhielt Prinz Friedrich Karl abends zwischen 6 und 7 Uhr, nachdem er von Gitschin nach Kameniß zurückgekehrt war. Sie schienen ihm nicht auf einen „Halt auf dem Rückzug“, sondern auf ein Vorgehen zum Angriff" hinzuweisen. Er hielt es für das Zweckmäßigste, einen solchen nicht abzuwarten, sondern, bevor der Feind sich in seinen günstigen Stellungen noch mehr befestige, einen konzentrischen Angriff auf denselben zu unternehmen, und zwar gleich in der Frühe des 3. Juli. Abends 9 Uhr erließ er an die kommandierenden Generale seiner Armee die nötigen Befehle mit der Aufforderung, zwischen 1 und 2 Uhr nachts aufzubrechen, befahl dem General Herwarth, mit der Elbarmee bei Nechaniß an der Bistriß so früh als möglich einzutreffen, und ersuchte in einem Schreiben, das der Husarenleutnant Normann zu überbringen hatte, den Kronprinzen, zur Sicherung seines linken Flügels am 3. Juli mit dem Gardekorps oder mit mehr Truppen in der Richtung auf Josephstadt auf dem rechten Elbeufer vorzugehen." Herwarth erhielt den Befehl nachts 122 Uhr und erließ sofort die Anordnungen für den Abmarsch an die Führer seiner drei Divisionen. Dem Kronprinzen wurde das Schreiben nachts 1 Uhr übergeben.

Da König Wilhelm das Oberkommando bereits übernommen hatte, so konnte Prinz Friedrich Karl zur Ausführung seines Planes nur dann schreiten, wenn der König denselben genehmigt hatte. Der Prinz schickte daher seinen Generalstabschef v. Voigts-Rheß nach Gitschin. Dieser teilte dem König die Meldungen der Offiziere und den Plan des Prinzen mit. Dem König kam es fast unglaublich vor, daß die Östreicher auf der Hochfläche, welche durch die von Horiz nach Königgräß führende Straße durchschnitten wird, sich aufgestellt hätten; denn es war ja gegen alle Regeln der Kriegskunst, einem Heere, das im Begriff ist, eine Angriffs= schlacht oder eine Verteidigungsschlacht zu liefern, eine solche Stellung zu geben, daß es einen Fluß (die Elbe) im Rücken hat, der einer geschlagenen Armee verderblich sein müßte. Der König be

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