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sich lange genug zum Schaden Dänemarks von dem eiderdänischen Ministerium Monrad hatte beherrschen lassen, entließ dasselbe am 8. Juli und übertrug die Bildung eines konservativen Ministeriums dem Konferenzrat Bluhme. Die erste Handlung desselben war die Mitteilung in Berlin, daß Dänemark in Friedensverhandlungen einzutreten wünsche. König Leopold von Belgien war es, durch dessen Vermittlung diese Meldung zuerst dem König von Preußen mitgeteilt wurde. Derselbe erklärte zugleich vertraulich, daß die dänische Regierung bereit sei, mit der ganzen Monarchie in den Deutschen Bund einzutreten.

Der preußische Ministerpräsident v. Bismarck eröffnete darauf Unterhandlungen mit Wien, um sich mit der dortigen Regierung über die Grundlagen des mit Dänemark abzuschließenden Friedens zu verständigen. Als eine solche wurde die gänzliche Abtretung der drei Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg bezeichnet. Zugleich wurde hervorgehoben, daß es sehr zur Verstärkung der dänischen Friedenstendenzen beitragen würde, wenn der längst beabsichtigte Angriff auf die Insel Fünen sofort erfolgte. Die Aufnahme der dänischen Monarchie in den Deutschen Bund wurde zurückgewiesen, da dadurch die Konflikte mit Dänemark nicht vermindert, sondern vermehrt würden. Die östreichische Regierung war mit allen diesen Vorschlägen einverstanden, nur nicht mit dem zweiten, welcher eine Landung auf Fünen befürwortete. Wenige Tage darauf, am 15. Juli, lief vom dänischen Ministerpräsidenten Bluhme ein Schreiben in Berlin und Wien ein, welches zunächst die Mitteilung machte, daß der König, um eine Ausgleichung der bestehenden betrübenden Differenzen herbeizuführen, mit neuen Ratgebern sich umgeben habe," sodann den Antrag stellte, die Feindseligkeiten zu Land und zu Wasser „ohne Verzögerung“ einzustellen, damit die Vorbereitungen zum Abschluß eines Waffenstillstandes und zur Einleitung der Friedensunterhandlungen getroffen werden könnten". Da kein Grund vorhanden war, diejen Antrag abzulehnen, so wurde der Oberbefehlshaber des preußisch

östreichischen Heeres, Prinz Friedrich Karl, ermächtigt, zum Abschluß einer bis zum 31. Juli dauernden Waffenruhe Verhandlungen zu eröffnen. Dieselben wurden am 17. Juli in Christiansfeld, der nördlichsten Stadt Schleswigs, von dem Oberstleutnant v. Stichle und dem dänischen Oberst Kauffmann begonnen und am folgenden Tage beendigt. Die Waffenruhe sollte vom 20. bis zum 31. Juli dauern, alle Feindseligkeiten, auch die Blockade der Häfen, eingestellt werden und der militärische Besißstand unverändert bleiben.

Bevor diese Übereinkunft abgeschlossen wurde, hatte Prinz Friedrich Karl in einem Schreiben vom 13. Juli dem König Wilhelm die Meldung gemacht, daß bis zum 18. Juli alle Vorbereitungen zu einer Landung auf Fünen getroffen seien, und in einer besonderen Denkschrift die Möglichkeit und die Vorteile einer solchen Landung beleuchtet. „Die Wegnahme von Fünen ist der einzige wirklich tödliche Stoß, der, solange wir nicht das Meer beherrschen, gegen Dänemark geführt werden kann.“ König Wilhelm genehmigte am 24. Juli diesen Plan, welcher, falls die Feindseligkeiten wieder eröffnet würden, nur durch preußische Truppen ausgeführt werden sollte. In Berlin herrschte die größte Entschlossenheit, von dem niedergeworfenen Gegner keine Zögerungen und keine Intrigen sich gefallen zu lassen und den Krieg, wenn er erneuert würde, mit aller Energie weiter zu führen.

Am 25. Juli wurden in Wien die Verhandlungen über die Friedenspräliminarien eröffnet. Die Bevollmächtigten für Preußen waren Herr v. Bismarck und Freiherr v. Werther, für Östreich Graf Rechberg und Baron Brenner, für Dänemark Minister v. Quaade und Oberst Kauffmann. Vertreter des Deutschen Bundes und der Herzogtümer wurden nicht zugelassen. Die Verhandlungen zogen sich infolge der Forderungen der dänischen Bevollmächtigten so sehr in die Länge, daß v. Bismarck am 27. Juli mit seiner Abreise drohte. Jene suchten den Besit der Herzogtümer für Dänemark dadurch zu retten, daß sie das Eintreten der

ganzen Monarchie in den Deutschen Bund anboten, verlangten die sofortige Räumung Jütlands oder jedenfalls für Dänemark das Recht, diese Provinz während des Waffenstillstandes selbst zu verwalten. Diese Anträge und Forderungen wurden alle zurückgewiesen und von den Verbündeten die Abbrechung der Verhandlungen in Aussicht gestellt. Die dänischen Bevollmächtigten zeigten sich um so hartnäckiger, da sie von den Gesandten der auswärtigen Mächte unterstüßt wurden und wohl wußten, daß Östreich auf eine weitere Ausdehnung des Krieges sich nicht einlassen werde. v. Bismarck schrieb an den König am 27. Juli: „Wir glaubten aus der ganzen Diskussion zu entnehmen, daß man von seiten Dänemarks einen längeren Zwischenzustand zwischen den Präliminarien und dem Frieden herbeizuführen wünschte, welchen Dänemark für sich so erträglich als möglich zu machen suchte, um recht lange abwarten zu können, ob während desselben durch europäische Komplikationen sich nicht günstige Chancen darböten, um auch von den Präliminarien wieder loszukommen. Diesem Bestreben gegenüber liegt die einzig mögliche Pression auf die dänische Regierung in dem Festhalten von Jütland, auf dessen Wiedererlangung offenbar von dänischer Seite großer Wert gelegt wurde."

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Endlich wurden, nachdem die Waffenruhe bis zum 3. August verlängert worden war, die Präliminarien am 1. August unterzeichnet und ein dreimonatlicher Waffenstillstand abgeschlossen. Der erste Artikel des Präliminarvertrags lautete: Se. Majestät der König v. Dänemark entsagt allen seinen Rechten auf die Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg zu Gunsten Ihrer Majestäten des Kaisers von Östreich und des Königs von Preußen, indem er sich verpflichtet, die Verfügungen anzuerkennen, welche die genannten Majestäten in betreff dieser Herzogtümer treffen werden."

In welcher Weise die englische Regierung die dem König von Dänemark gestellten Bedingungen beurteilte, ließ sich aus dem von Bismarck und Lord Russell eröffneten Briefwechsel entnehmen.

In einem Schreiben vom 9. August drückte v. Bismarck die Hoffnung aus, daß die englische Regierung die Mäßigung und Versöhnlichkeit, welche die deutschen Mächte bewahrt hätten, anerkennen werde; leztere hätten troß ihrer namhaften Opfer und ihrer großen militärischen Erfolge auch jetzt noch nur an den Forderungen festgehalten, welche sie schon auf der Londoner Konferenz gestellt hätten. Darauf erwiderte Russell am 20. August: Die englische Regierung hätte ein gänzliches Stillschweigen lieber gesehen als den Versuch, die Friedensbedingungen zu rechtfertigen; sie habe gehofft, daß wenigstens der nördliche Distrikt Schleswigs bei Dänemark belassen würde; nun aber sollen 2-300 000 dänische Unterthanen einem deutschen Staate überwiesen werden, und es sei zu besorgen, daß den früheren Klagen der deutschen Unterthanen Dänemarks jezt die Klagen der dänischen Unterthanen eines deutschen Fürsten folgen würden; von Billigkeit und Mäßigung könne nach Lage der Sache nicht die Rede sein; die englische Regierung blicke mit Sorge auf das Geschick der Herzogtümer. In einem Schreiben vom 25. August wies v. Bismarck die von Lord Russell ausgedrückte Besorgnis für das Schicksal der in Nordschleswig befindlichen Einwohner dänischer Nationalität als jedes Grundes entbehrend zurück und erklärte, das englische Kabinett selbst könne es wohl kaum für möglich erachtet haben, daß Preußen und Östreich nach den militärischen Erfolgen der Monate Juni und Juli noch an der Teilung Schleswigs festhalten und auf etwas anderes zurückkommen könnten als auf die am 28. Mai auf der Londoner Konferenz gestellte Forderung, worin die vollständige Trennung der Herzogtümer von Dänemark ausgesprochen war.

Die Bevollmächtigten der drei kriegführenden Staaten traten am 25. August in Wien zu Verhandlungen über den Abschluß des definitiven Friedens zusammen. Es waren die nämlichen Personen wie bei der Präliminarkonferenz, mit Ausnahme des Herrn v. Bismarck, der nicht anwesend war; Freiherr v. Werther und Geheimrat v. Balan waren die Bevollmächtigten Preußens. Als miliMüller, Einigungskriege.

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tärische Sachverständige waren von Östreich der Oberstleutnant v. Schönfeld, von Preußen der Oberstleutnant v. Stiehle beigeordnet. Jezt, wo es galt, zu retten, was noch zu retten war, waren die dänischen Bevollmächtigten unerschöpflich in ihren Forderungen hinsichtlich Nordschleswigs und anderer Gebiete und hinsichtlich der Abrechnungen. In Preußen, wo die Generale und die Strategen stets zur Wiedereröffnung des Krieges bereit waren, zweifelte man bereits an dem Zustandekommen des Friedenswerkes und dachte an neue Angriffsobjekte. Prinz Friedrich Karl schrieb am 7. Oktober an General v. Moltke, daß, falls der Krieg wieder ausbreche, etwas Eklatantes" ausgeführt werden müsse, um den dänischen Troß zu brechen, und bezeichnete als die hiefür geeig netste Maßregel eine Landung auf der Insel Seeland. In seiner Denkschrift vom 12. Oktober stimmte ihm General v. Moltke bei und schlug vor, das II. preußische Armeekorps (Pommern), etwa 25 000 Mann, in einer Nacht von Stralsund nach Seeland überzuführen. Als Landungsplay bezeichnete er die südöstlich gelegene Prästö-Bucht. Die Vorbereitungen für diese Überfahrt hätten die günstige Wirkung, daß die Dänen sich genötigt sehen würden, einen großen Teil der auf Fünen befindlichen Truppen nach Seeland überzuführen, wodurch die eventuelle Wegnahme Fünens wesentlich erleichtert würde. Die wirkliche Landung auf Seeland betrachte ich als ein kühnes, im Erfolge nicht gesichertes, aber nicht unausführbares leßtes Mittel, wenn der Friede anders nicht erreicht werden kann. Für uns, die wir eigentlich eine Flotte noch nicht besiten, ist der Krieg gegen einen Inselstaat so schwer zum Abschluß zu bringen, daß es neben der Vortrefflichkeit des Heeres und der Kühnheit seiner Führer wohl auch des Glückes bedürfte, um ein ehrenvolles und vorteilhaftes Resultat zu erreichen."

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Zur Ausführung dieses gewagten Planes, welche wohl das Auftreten einer englischen Flotte in der Ostsee zur Folge gehabt hätte, kam es nicht. Am 30. Oktober endlich wurde in Wien der

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