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Leutnant Lord, ein geborener Norweger, pflanzte die preußische Fahne auf der Schanze auf. Sobald der kommandierende General von Falckenstein die Fahne sah, gab er den Befehl, noch am nämlichen Tage einige Truppen überzuseßen, und begab sich mit dem Oberbefehlshaber Prinzen Friedrich Karl abends selbst nach Nörre Sundby. Auch Prinz Albrecht (der Vater) war in Aalborg angekommen. Die Überfahrt über den Liimfjord dauerte drei Tage, da ein am 11. Juli tobender Weststurm große Schwierigfeiten bereitete; erst am 12. Juli war dieselbe beendigt.

Eine westlich nach Lögstör abgeschickte Abteilung, welche über den Aggersund ging, fand jenseits keinen Feind. Dagegen hegte General v. Falckenstein die wenn auch schwache Hoffnung, einen Teil der dänischen Truppen in Frederikshavn vor ihrer Einschiffung zu überraschen. Während eine Abteilung von NörreSundby aus die nördlichste Landschaft Jütlands, Wendsyssel, bis nach Hjörring durchzog, ohne auf einen Feind zu stoßen, eilte General v. Falckenstein am 12. Juli mit einem Teil der Vorhut nach Säby und von da nach Frederikshavn, wo die leßten dänischen Truppen 24 Stunden vorher sich eingeschifft hatten. Am 14. Juli fuhr v. Falckenstein mit dem größten Teile seiner Stabsoffiziere, dem sich auch Prinz Albrecht anschloß, und mit einer Abteilung Husaren über Aalbäk nach dem Kap Skagen, dem nördlichsten Punkte von Wendsyssel. Sie kamen nach dem Städtchen Skagen, hißten am Leuchtturm eine preußische und eine östreichische Fahne auf und fuhren bis zur äußersten Spite, wo die Wellen der Nordsee und der Ostsee ineinander fließen. Das dänische Kriegsschiff Sleswig“, welches vorbeifuhr, wagte keinen Angriff. Inzwischen hatte ein dänischer Kriegsdampfer mit einem Boote einen Landungsversuch bei Aalbäk gemacht, war aber durch das Feuer der dort zurückgelassenen Mannschaft zum Rückzug ge= nötigt worden; ein anderes Schiff hatte sich bei Frederikshavn dem Ufer genähert, mußte aber vor dem Feuer der dortigen Geschüße zurückgehen. Abends 10 Uhr kamen die Offiziere, welche

sämtlich ihre Namen in das Kirchenbuch in Skagen eingeschrieben hatten, nach Frederikshavn zurück. Dort blieben zwei Regimenter und eine Batterie unter dem Befehl des Generals Flies zurück, während alle übrigen Truppen über den Liimfjord zurückgingen. Ganz Jütland war für die Dänen verloren. Die ganze cimbrische Halbinsel, von der Elbe bis zum Kap Skagen, war von den Truppen der Verbündeten bejeßt.

Eins fehlte noch: die Eroberung der nordfriesischen Inseln, welche sich an der Westküste von Schleswig hinziehen und von welchen Sylt und Föhr die bedeutendsten sind. Sie befanden sich zu Anfang des Monats Juli noch im Besitz der Dänen. Eine kleine dänische Flottille von 25 größeren und kleineren Schiffen, befehligt von dem Kapitän Hammer, stand schon seit Beginn des Krieges in jenen Gewässern. Dieser, ein Anhänger der eiderdänischen Partei, führte auf jenen Inseln ein Schreckensregiment. Als er am 4. März mit 20 Seeleuten auf der Insel Sylt landete, forderte er die Auslieferung mehrerer Deutschgesinnten, und als diese, von ihren Freunden begleitet, vor ihm erschienen, verlangte er, sie sollten dem König Christian IX. huldigen. Da sie dies verweigerten, drohte er, jeden Widerspenstigen erschießen zu lassen. Schießen Sie nur! Ich werde die erste Leiche sein, Sie sind die zweite," erwiderte ihm Kapitän Lassen. Hammer wagte nicht, seine Drohung auszuführen; vielmehr erklärten die Sylter ihn für ihren Gefangenen und ließen ihn nur abziehen gegen das schriftliche Versprechen, die Insel nicht wieder zu betreten. Troßdem kam er wieder, besezte Sylt und Föhr und ließ viele deutschgesinnte Einwohner als Gefangene nach Kopenhagen abführen. Es war hohe Zeit, diesem Tyrannen das Handwerk zu legen; denn der Abschluß des zweiten Waffenstillstandes stand nahe bevor. Eine östreichische Abteilung unter Oberstleutnant Schidlach stand in Tondern und anderen, den Inseln gegenüberliegenden Orten des Festlandes. Am 12. Juli versuchten zwei Kompanieen steirischer Jäger auf flachen Booten nach Sylt und Föhr überzuseßen; aber

das Feuer der dänischen Flottille zwang sie zur Umkehr. Es war klar, daß ohne das Eingreifen des preußisch- östreichischen Geschwaders, das vor Curhaven lag, der Feind nicht vertrieben werden konnte. Schon am 11. Juli waren zwei preußische und zwei östreichische Kanonenboote, unter Befehl des Kapitäns Kronnowetter, im Norden von Sylt eingetroffen. Ihre Thätigkeit war durch die vielen Sandbänke (Watten), welche während der Ebbe trocken liegen, und durch die von Kapitän Hammer angeordnete Wegnahme aller Seezeichen ziemlich erschwert, erzielte aber einen vollständigen Erfolg.

Die zwei preußischen Kanonenboote wurden vom nördlichen Sylt aus in den südlichen Teil der Wattensee (des zwischen den Inseln und dem Festland befindlichen Meeresteiles) abgeschickt und unterstüßten am 13. Juli den erneuerten Versuch der steirischen Jäger, nach Sylt überzusehen. Der Versuch gelang; die Insel wurde genommen; Hammer mußte sich nach dem zwischen Föhr und dem Festlande gelegenen Meeresarm „Föhreley“ zurückziehen; doch hielt er die Insel Föhr und den Hauptort Wyk besezt. Die Aufforderung zur Übergabe beantwortete er mit der Forderung des freien Abzuges, der ihm nicht gewährt werden konnte. Eine richtige Strategie verlangte, daß der dänischen Flottille sämtliche Ausgänge, welche aus der Wattensee nach der Nordsee führten, durch die Kanonenboote der Verbündeten verschlossen wurden und daß derselben keine andere Wahl gelassen wurde, als sich durch das Feuer der Verbündeten zusammenschießen zu lassen oder sich zu ergeben. Kapitän Hammer, welcher Zeit zu gewinnen suchte, bis der Waffenstillstand abgeschlossen war, machte am 17. Juli Meldung von dem Abschluß desselben; aber sie erwies sich als falsch; am 18. brachte ein englischer Kapitän die nämliche Nachricht, wurde aber zurückgewiesen.

Inzwischen war auch die Insel Föhr nebst Wyk von Sylt aus durch östreichische Abteilungen besezt und Hammer genötigt, sich von dort zu entfernen und seine Flottille nördlich von Föhr

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aufzustellen. Von allen Seiten eingeschlossen, dem Feuer der Verbündeten ausgefeßt, mußte sich Hammer mit dem Gedanken der Übergabe vertraut machen. Er lehnte zwar am 19. Juli die erneuerte Aufforderung ab, hielt aber Kriegsrat mit seinen Offizieren, und hier wurde die Übergabe beschlossen. Abends erschien er mit Leutnant Hollby an Bord des preußischen Kanonenbootes Blig" und kündigte seine Übergabe an. Sein schriftlicher Befehl an die Offiziere seiner Flottille, dieselbe dem Feinde zu übergeben, konnte wegen des Sturmes nicht sofort denselben überbracht werden. Als die damit beauftragten Offiziere am dänischen Ankerplay ankamen, hatte sich die Flottille dem Kapitän Kronnowetter, dem Komman danten des östreichischen Schiffes Seehund", ergeben. 9 Offiziere, 2 Beamte, 236 Mann wurden gefangen genommen, 2 Dampfer und mehrere andere Schiffe wurden erbeutet. Der Krieg war zu Ende. Zwölf Stunden nach diesem Akt lief die offizielle Nachricht ein, der Waffenstillstand sei abgeschlossen und beginne am 20. Juli. Schleswig mit Düppel und Alsen war erobert, ganz Jütland unterworfen, die nordfriesischen Inseln genommen.

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3.

Friedensverhandlungen.

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er Tag von Alsen hatte in Kopenhagen eine große Veränderung hervorgebracht. Die Raschheit, mit welcher die Verbündeten gleich darauf gegen das nördliche Jütland vorgingen, war geeignet, die Bevölkerung für ihre eigene Existenz besorgt zu machen. Ihr früherer Übermut, mit welchem sie bisher alle Anerbietungen zurückgewiesen hatte, schlug plößlich in Kleinmut um. Sie glaubte die Flotte der Verbündeten schon vor Kopenhagen zu sehen, einer Beschießung wie im Jahre 1807 ausgesetzt zu sein und eine Beseßung der Insel Seeland durch preußische Landungstruppen erleben zu müssen. Das fast wehrlose Seeland sollte in Verteidigungszustand verseßt, die Insel Fünen, wo fast das ganze dänische Heer versammelt war, geräumt, sämtliche Truppen nach Seeland übergeführt, die ganze Flotte vor Kopenhagen aufgestellt und sobald als möglich der Friede geschlossen werden. Von den auswärtigen Mächten war nichts mehr zu hoffen. England und Frankreich hatten keine Lust, zur Unterstüßung der unsinnigen Forderungen der eiderdänischen Partei einen europäischen Krieg zu entzünden, und forderten das dänische Ministerium zur Nachgiebigkeit auf. Das Eintreten einer solchen war aber nur bei einem Kabinettswechsel möglich. König Christian, welcher

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