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um diesen augenscheinlich gefährdeten Besiß zu sichern. Alsen hat für uns den Wert eines Landesteiles, dessen Besiß wir anstreben, Fünens Eroberung ist das wirksamere Zwangsmittel gegen Dänemark und führt wahrscheinlich zur Schlacht, die wir suchen. Ein gleichzeitiges Vorgehen gegen beide Punkte verhindert die Dänen, ihre Streitmacht überwiegend gegen den einen oder anderen derselben zu konzentrieren, und wird den Krieg durch den Erfolg eines einzigen Tages beendigen." Prinz Friedrich Karl stimmte dem Generalstabschef bei; aber von König Wilhelm lief am 23. Juni der Befehl ein, daß gemäß den Karlsbader Abmachungen kein Angriff auf Fünen unternommen werden dürfe, daß aber nach Ablauf der Waffenruhe sofort zur Besetzung der Insel Alsen und des nördlichsten Teiles von Jütland vorgegangen werden solle. Bevor dieses Telegramm einlief, erließ Prinz Friedrich Karl am 22. Juni folgendes Schreiben an General v. Herwarth: „Nachdem ich mit Eurer Erzellenz bereits mündlich über die nächsten Operationen Rücksprache genommen und Ihnen meine allgemeinen Dispositionen mitgeteilt habe, kann ich nach Lage der allgemeinen Verhältnisse dies nur noch dahin ergänzen, daß ich Ihnen den bestimmten Befehl erteile, den Übergang nach Alsen ohne Verzug sogleich nach Aufhören der Waffenruhe auszuführen. Die Anordnungen zum Übergang überlasse ich vertrauensvoll Eurer Erzellenz Einsicht." Die Sammlung der Truppen, welche während der Waffenruhe in weiten Quartieren verteilt waren, sollte am Ende derselben in der Weise stattfinden, daß das I. Korps bei Gravenstein, das II. bei Kolding, das III. bei Randers sich aufstellte.

Das dänische Kriegsministerium, dessen Leitung am 16. Mai dem Oberstleutnant Reich übertragen wurde, trug dem Oberkommando auf, „in erster Linie die Insel Fünen, in zweiter und dritter Alsen und den nördlichsten Teil von Jütland festzuhalten, die beiden leßteren oder eines derselben, falls die Lage auf Fünen es nötig macht, zu räumen, jedoch so, daß, wenn möglich, die Räumung des nördlichen Jütland zuerst erfolge." In Überein

stimmung mit dieser Anordnung wurde der größte Teil der dänischen Truppen nach Fünen, der kleinste nach Jütland verlegt. Die Verteidigung Alsens wurde dem General Steinmann übertragen. Dieser traf nach Ablauf der Waffenruhe die nötigen weiteren Verteidigungsmaßregeln: Seeminen wurden im Alsener Sund gelegt, 64 Geschüße dem Strande entlang aufgestellt und mehrere Schiffe in den Gewässern der Insel verteilt.

Im preußischen Lager hatte man, soweit die Bestimmungen des Waffenstillstandes es erlaubten, schon während desselben manche Vorbereitungen zur Landung auf Alsen getroffen: flache Kähne und Pontons wurden an die für den Übergang bestimmten Punkte geschafft, weitere Pioniere aus Preußen herangezogen, schüßende Batterieen am Strande errichtet. Der Plan, den Übergang bei Ballegaard zu bewerkstelligen, wurde, da derselbe den Feinden bekannt geworden war und der dortige Meeresarm eine ziemliche Breite hatte, aufgegeben und die Stellung bei Satrupholz hiefür gewählt. Der Armeebefehl des kommandierenden Generals v. Herwarth bestimmte, daß der Übergang am 29. Juni morgens 2 Uhr auf 160 Kähnen und auf Pontons von vier zwischen dem Großen Holz und Schnabek-Hage befindlichen Punkten aus erfolgen solle; daß die Division Manstein (Brigaden Röder und Göben) zuerst über den Alsensund seßen, die dortigen Batterieen wegnehmen, den Fohlenkoppel und das Vorwerk Rönhof besegen und südöstlich gegen Ulkebüll und Hörup vorgehen, die Division Winzingerode (Brigaden Schmid und Canstein) ihr folgen solle. Die Truppen erhielten den Befehl, die Überfahrt in aller Stille zu vollziehen, und die Benachrichtigung, daß der kommandierende General bei dem Gehöft von Peter-Nissen den Übergang überwachen und nach dessen Ausführung zu der Division Manstein sich begeben werde. Die Truppen standen schon um 1 Uhr bei den vier Übergangspunkten, von welchen aus jedesmal zusammen 2500 Mann zu gleicher Zeit übergeführt wurden. Die Generale v. Herwarth und v. Manstein standen schon zwischen 11 und 12 Uhr nachts auf

ihren Posten. Es war eine helle, windstille Nacht. Alles war, wie bei Düppel, in allen Einzelheiten aufs trefflichste vorbereitet und wurde mit Pünktlichkeit und in Ordnung ausgeführt.

Derjenige Teil der Insel Alsen, welchem der Angriff zunächst galt, war die Halbinsel Kjär, welche westlich vom Alsensund, östlich von der Augustenburger Föhrde begrenzt wird und von Sonderburg, wo der schmalste Teil des Sundes ist, bis nach Arnkiels Öre, dem nördlichsten Punkt dieser Halbinsel, sich erstreckt. Diese ganze Strecke war dem Strand entlang mit Truppen und Batterieen beseßt, und zwar der südliche Teil, zwischen Kjärwig und Sonderburg, wo die Dänen den Übergang erwarteten, weit stärker als der nördliche, zwischen Kjärwig und Arnkiels- Öre, wo er wirklich stattfand. Infolgedessen war es möglich, daß die Dänen gerade an den am meisten bedrohten Punkten wenige Truppen hatten und sich überraschen ließen. Der Erfolg hing eben hievon ab. Sobald einige Bataillone gelandet waren, war die Eroberung der Insel gesichert.

Die vier Übergangspunkte lagen gegenüber dem nördlichsten Teile der Halbinsel Kjär, der von Holzvoigthaus bis ArnkielsÖre sich erstreckt. Östlich von ersterem ist das Gehölz ArnkielsFriede, südlich das Gehölz Fohlenkoppel. Von den vier Landungskolonnen hatte der rechte Flügel bei Holzvoigthaus, der linke bei Arnkiels-Öre zu landen. Schlag 2 Uhr wurden auf dem rechten Flügel, welchen die Brigade Röder bildete, die Boote in das Wasser gelassen und etwa hundert Schritt vom Ufer, wo das Wasser die hinreichende Tiefe hatte, von der Mannschaft bestiegen. Es war alles still. Die vordersten Boote waren bereits in der Mitte des Sundes; da hörte man die ersten Schüsse der dänischen Posten. Sie wurden von der Mannschaft mit einem lauten Hurra begrüßt. Immer heftiger wurde das Gewehr- und Geschüßfeuer auf der Insel, das von der Mannschaft der Boote und von den im Großen Holz aufgestellten preußischen Batterieen und Infanterieabteilungen aufs kräftigste erwidert wurde. Die Mannschaft der

Müller, Einigungskriege.

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Boote hatte einige Verluste. 15 Minuten nach 2 Uhr landeten die ersten Boote. Die Leute sprangen ins Wasser, das ihnen bis an die Hüfte ging, und erstiegen das Ufer. Leutnant Petri, welcher sich im vordersten Boote befand, war der erste, welcher den Fuß auf den Boden von Alsen seßte. Unmittelbar nach ihm erreichte Oberst Graf Hacke das Ufer und pflanzte die erste preußische Fahne auf. Das ganze Bataillon landete, beseßte den Schüßengraben und nahm das Holzvoigthaus und die dort aufgestellte Batterie. Die Dänen zogen sich nach der Fohlenkoppel zurück; die Preußen folgten ihnen, verdrängten sie aus dem westlichen Teile derselben, gingen südlich vor und bemächtigten sich einer zweiten Batterie, deren Mannschaft gefangen wurde.

Die zweite Kolonne kam bald nach dem Abfahren in ein heftiges Feuer. Zwei Boote sanken in die Tiefe, das eine, von einem Granatsplitter getroffen, das andere wegen Überfüllung. Die anderen Boote wollten die Mannschaft retten. Aber der laute Ruf Vorwärts!" ließ ihnen keine Zeit dazu. Fünf Mann ertranken; die anderen retteten sich durch Schwimmen in die Boote oder an das Ufer. Die Kolonne landete nördlich vom Holzvoigthaus, überwand die Strandposten und rückte an der Fohlenkoppel vor. Die dritte Kolonne erreichte weiter nördlich das Ufer ohne besondere Verluste, nahm eine Batterie, machte in dem Wald von Arnkiels-Friede nach einem heftigen Gefecht viele Gefangene und wandte sich dann südlich, um an die beiden anderen Kolonnen sich anzuschließen. Die vierte Kolonne, welche westlich von SchnabekHage den linken Flügel bildete, fuhr um Arnkiels-Öre herum und landete unter dem feindlichen Feuer. Sie drang in den Wald von Arnkiels-Friede ein und stellte sich, nachdem die dänischen Truppen zurückgedrängt worden waren, am südlichen Ende desselben auf.

Es kam immer neuer Zuzug; denn die Boote fuhren, sobald die ersten Kolonnen ausgeschifft waren, rasch zurück, um neue Mannschaft aufzunehmen, so daß um 212 Uhr die ganze Brigade

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Röder übergesezt war, um 3 Uhr auch die Pferde der Offiziere ausgeladen wurden, und die Brigade Göben den linken Flügel der Division Manstein einnahm. Das Eingreifen des dänischen Panzerschiffes Rolf Krake“, von dem man sich in Dänemark so viel versprochen hatte, war nicht von Bedeutung. Dasselbe zeigte sich gegen 3 Uhr im Norden des Alsensundes, wagte aber nicht in denselben einzulaufen, sondern begnügte sich, aus weiter Ent= fernung die Boote zu beschießen, und kehrte bald wieder in die Augustenburger Föhrde zurück. Der Angriff eines dänischen Regiments unter Oberst Faaborg gegen die preußische Stellung am Südrand der Fohlenkoppel mißlang vollständig. Das Regiment wurde zersprengt und hatte große Verluste; was übrig war, sammelte sich bei Hörup-Kirche.

Um 32 Uhr traf General v. Manstein auf dem Gefechtsfeld ein und befahl, daß die Division gemeinsam gegen Süden vorrücken solle, wobei die Brigade Göben den rechten, die Brigade Röder den linken Flügel bildete; jener war Sonderburg, dieser die Stellung bei Ulkebüll und Wollerup als Zielpunkt angewiesen. Von dänischer Seite stellten sich ihnen die Brigade Bülow und die Reservebrigade Kauffmann entgegen. Die Dänen, welche für eine bereits verlorene Sache kämpften, waren den siegreich vordringenden Preußen nicht gewachsen. Auf allen Punkten wurden fie zurückgeworfen, Stadt und Schloß Sonderburg von der Göbenschen Brigade erobert, Ulkebüll und Wollerup von den Brigaden Röder und Schmid besett, östlich von da Hörupkirche, südöstlich Hörup und Höruphaff genommen und die Dänen gegen die See zurückgedrängt. Dieselben zogen sich über die Landenge „Drei" nach der Halbinsel Kekenis zurück, um sich dort nach Fünen einzuschiffen.

Der kommandierende General v. Herwarth war schon seit 4 Uhr auf dem Kampfplage und ordnete das Vorgehen der Truppen. Gegen 8 Uhr war Prinz Friedrich Karl, welcher mit seinem Stab bei der Düppeler Schanze X Aufstellung genommen

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