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Deutschlands

Einigungskriege

1864-1871.

Don

Wilhelm Müller

Profellor.

Mit einem Titelbild in Lichtdruck und Plänen der wichtigsten
Schlachten und Stellungen.

Leipzig,

Verlag von R. Voigtländer.

1889.

DD 210 •M95

Inhaltsverzeichnis am Schlusse.

Alle Rechte, namentlich das der Übersekung, vorbehalten.

261752

Vorwort.

Der Zweck dieses Buches ist, die deutschen Kriege von 1864, 1866 und 1870/71, welche die notwendige Bedingung der Gründung eines einheitlich gestalteten Deutschlands waren, in einer der Sache entsprechenden Form, nach ihrem inneren Zusammenhang zu beschreiben.

Der erste von diesen Kriegen, der deutsch-dänische, hat bisher nicht diejenige Beachtung gefunden, welche ihm vermöge seiner politischen Wichtigkeit und vermöge seiner schon durch die Namen „Düppel“ und „Alsen“ gekennzeichneten großartigen militärischen Szenerie gebührt. Nachdem in den lezten Jahren (1886 und 1887) das zweibändige, mit trefflichen Karten ausgestattete Generalstabswerk über den deutsch - dänischen Krieg erschienen ist, ist es möglich geworden, auch die rein militärischen Ereignisse dieses Feldzuges zur präzisen und lichtvollen Darstellung zu bringen.

Im deutsch-dänischen Kriege wurde die Schärfe des preußischen Schwertes, die Kühnheit und Virtuosität der preußischen Strategie erprobt; im deutsch - östreichischen Kriege wurde die Stärke der preußischen Kriegsmacht an einem ebenbürtigen Gegner gemessen; im deutsch- französischen Kriege wurde der Beweis geliefert, daß die Heeresreorganisation des Königs Wilhelm und jene zwei Vorspiele Deutschlands Heere zu einer Höhe von Vollkommenheit ge=

bracht haben, die unseren Reichskanzler berechtigten, das stolze Wort auszusprechen: „Wir Deutschen fürchten nur Gott, sonst nichts in der Welt."

Neben der Moltkeschen Kriegskunst auch die Bismarcksche Staatskunst, welche an Einsicht, Voraussicht und Entschlossenheit jener gleich stand, in die richtige Beleuchtung zu stellen, ist eine Aufgabe, die sich für die historische Bearbeitung jenes Jahrzehnts von selbst ergiebt.

Tübingen, 1. Januar 1889.

W. Müller.

1.

Diplomatisches, parlamentarisches und militärisches Vorspiel zum deutsch-dänischen Krieg.

(1863-1864.)

er deutsch dänische Krieg von 1864 bildet die erste Etappe zur Einigung Deutschlands. Ein günstiger Ausgang desselben war nur dadurch möglich, daß König Wilhelm von Preußen, welcher sein ganzes Leben hindurch so viel Sinn für Preußens und Deutschlands Größe gezeigt hat, sich an die Spize des nationalen Deutschlands stellte, und daß die großen Männer, welche durch ihre Einsicht, durch ihre Umsicht und durch ihre Energie die größten Aufgaben gelöst haben und der Stolz des Deutschen Reiches sind, schon damals die treuen Paladine des Königs waren. Die Wenigsten in Deutschland ahnten, welch folgenreiche Wendung in der preußischen Politik der lezten Jahre eingetreten und zu welcher Kraftentwicklung, wenn die rechten Männer an der Spize standen, dieses damals so gering geschäßte Preußen fähig war.

Schon früher, in den Jahren 1848 bis 1850, war von den Herzogtümern Schleswig und Holstein, welche anfangs eine Unterstüßung beim Deutschen Bunde fanden, Krieg mit Dänemark geführt worden. Die Ursachen desselben waren die nämlichen, wie 1864, aber der Ausgang war ein kläglicher. Der verlorene Bruderstamm

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