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er Kanonendonner von Valmy war verhallt. Preußische Offiziere standen nach Sonnen untergang in verdrossenem Schweigen beieinander, als Goethe mit den Worten unter sie trat: „Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus, und ihr könnt sagen, ihr seid dabeigewesen!"

Die Erfüllung der Voraussage ließ nicht lange auf sich warten. Mit dem 20. September 1792 waren die Thore dem Dämon des Krieges aufgethan, unter dessen ehernen Füßen Europa länger denn zwei Jahrzehnte stöhnen, der, gefräßig weitergreifend, immer unersättlicher von den sonnigen Küsten Spaniens bis tief in die nordischen Schneegefilde hinein seine blutige Straße wandeln sollte.

Alte Throne stürzten und neue erstanden, um nach kurzem Scheinleben über Nacht wieder zu verschwinden und anderen, der Laune eines Einzelnen entsprungenen Staatengebilden Plaz zu machen.

Alles, auch das Bestgegründete wankte. Mit olympischer Ruhe sah Goethe dem Schauspiel der Zersehung zu. Daß der Anbruch dieser neuen Weltepoche auch eine Wandlung für das geistige Leben der Völker im Gefolge haben müsse, kam ihm nicht zu Sinn: für ihn hatte das Reich der Kunst mit den politischen Hän deln nichts gemein. In heiterer Höhe, unberührt von dem Hauche der Wirklich keit, sollte es über dem Hader der Natio

nen stehen und inmitten verheerender Erdenstürme, sonder Liebe, sonder Haß, ein selbstgenügsames, glückumfriedetes Dasein führen. Zu Hause am wenigsten wollte er die Ernte verkümmert wissen, die nach vierzigjähriger Arbeit in vollen Halmen prangte; denn nur allmählich, unter harten Kämpfen hatte das deutsche Schrifttum das Bürgerrecht auf heimischem Boden sich zurückerobert.

Noch um die Mitte des Jahrhunderts gebrach es der großen Masse an der nötigen Bildung, das Neue zu erfassen und in sich aufzunehmen; und nichts, was in der Sprache Luthers geschrieben war, durfte von seiten der französisch erzogenen Vornehmen, der lateinisch geschulten Fachgelehrten ernsthaftere Beachtung erwarten. Nur eine kleine, meist den mittleren Schichten der Gesellschaft angehörige Gemeinde hatte sich um das Banner vaterländischer Litteratur gesammelt.

Es erforderte geraumer Zeit, manches ehrlichen Schweißtropfens, ehe sich dieser eng umschränkte Kreis erweiterte und die schroff geschiedenen Stände in Geschmack und Schulung einander so nahe gerückt waren, daß sie litterarische, zumal dichterische Erzeugnisse gemeinsam zu genießen verstanden.

Auf die Dauer aber konnte Herz und Auge des deutschen Volks der fröhlichen Werdelust sich nicht verschließen, die auf allen geistigen Gebieten tausendfältige Knospen trieb. Eröffnete die klassische

Philologie völlig neue Einblicke in das Wesen antiker Dichtkunst, so wandte sich die kulturhistorische Forschung, wenn auch vorläufig noch tastend und spielend, doch mit herzlicher Neigung dem Mittelalter zu. Während die Theologie, geleitet von der zu den höchsten Flügen der Speku lation sich erhebenden Philosophie, die Fesseln einer starren Rechtgläubigkeit wie eines dürren Rationalismus abzustreifen und mit einem wärmeren Inhalt sich zu erfüllen begann, blühte auf dem Felde der Poesie das üppigste Leben.

Durch Übertragung und Einbürgerung fremder Gebilde aus allen Zeiten erhielt die deutsche Sprache eine Fülle und Bieg samkeit ohnegleichen. Der Schatz metri scher Formen wurde bis zum Überschwang bereichert, und eine Flut ungeahnter Anschauungen strömte auf die geblendeten Neue Wege wurden gesucht und auf ihnen neue Gesichtspunkte gewonnen. Ein idealer Schwung, wie er seit Jahrhunderten nicht erhört, war über die Geister gekommen.

Mochten auch die weimarischen Dioskuren und die Romantiker noch so weit auseinanderstreben, in dem einen berührten sie sich aufs innigste: in dem Ringen nach den höchsten Zielen, in der Miß-| achtung alles dessen, was dem gemeinen Unterhaltungsbedürfnis zu zu schmeicheln

juchte:

So entstanden Schöpfungen von charak teristischem Gepräge, von unvergänglicher Schöne, und wieder hieß es:

Überall weht Gottes Hauch,
Heilig ist wohl mancher Brauch;
Aber soll ich beten, danken,
Geb ich meine Liebe kund,
Meine seligsten Gedanken

Sprech ich wie der Mutter Mund. An der Kritik fand diese tiefgehende Bewegung eine verläßliche Bundesgenossin. In jugendlich kräftigem Anlauf, hier das Gute fördernd, dort das Schlechte mit den schneidigsten Waffen bekämpfend, über | nahm eine Anzahl seiner Köpfe, Schiller und die beiden Schlegel allen voraus, das wohlthätige Amt des Vermittlers, voll regen Bemühens, den Ideenreichtum,

der sich in der Stille angesammelt hatte und nicht aufhörte, mit jedem Tage zu wachsen, in alle gebildeten Kreise der Nation hinüberzuleiten, ihn zum Allgemeingut zu machen und so eine lebendige Wechselwirkung zwischen Produktion und Gesellschaft anzubahnen.

Allein so vielverheißend dieser Aufschwung auch erscheinen mochte, er war doch mehr oder minder nur ein künstliches Erzeugnis, dem zum vollen Gedeihen ein Wesentliches: der dauerhafte Untergrund eines einheitlichen, großartig bewegten Volkslebens, mangelte.

Die voraneilenden Künste und Wissenschaften hatten die politische Bildung weit hinter sich gelassen. Unter den niederen Klassen überhaupt noch nicht vorhanden, blieb sie auch den mittleren und höheren so gut wie verschlossen, denen nur eine fümmerliche, argwöhnisch überwachte Presse Anregung und Belehrung bot.

Noch war selbst den Besten unter ihnen der Begriff „Vaterland“ in seiner ganzen Würde nicht aufgegangen. Noch blieb Lessings Ausspruch, Patriotismus sei nichts als eine heroische Schwäche, ohne Widerspruch, und kein Geringerer als Schiller stellte ungescholten den Lehrsaß auf, nur für unreife Nationen habe das vaterländische Interesse Wert. Es sei ein kleinliches, armseliges Ideal, nur für eine Nation zu schreiben: diese Grenze müsse jeden philosophischen Geist unerträglich beengen.

Der stolze Rausch, der die deutschen Stämme für kurze Zeit zum erstenmal wieder in der Bewunderung eines nationalen Helden vereint, hatte längst vor dem vornehmen Idealismus des Weltbürgertums sich verflüchtigt, vor der Sucht nach einer Universalität, deren vermessenem Fluge kein anderes Volk der Erde sich nachzuschwingen vermöchte.

Patriotismus galt den leitenden Geistern für Beschränktheit, nur die Förderung der Wissenschaften, die Veredelung des Kunstgeschmacks, die Pflege von Poesie, Musik und Theater erachteten sie für die erste, eines auf der Höhe des Jahrhun

derts stehenden Mannes würdige Aufgabe, und das litterarische Parteigezänk dünkte sie wichtiger als die blutigen Kriege an Deutschlands Grenzen.

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gegen die Verirrungen und Gebrechen der Zeit führten in Büchern wie auf der Schaubühne das große Wort; ja, das angebahnte Echte und Schöne lief Gefahr, von dieser täglich anschwellenden Litteratur verdrängt, wo nicht gar erdrückt zu werden.

Erst mit den Katastrophen von 1805 und 1806 trat, wie in der äußeren Ordnung der Dinge, auch ein Umschwung in der geistigen Stimmung ein.

Die ästhetische Selbstgenügsamkeit, der vor jedem heftigeren Widerstreite graute, die den gewaltsamen Konflikten des Lebens am liebsten aus dem Wege ging, weil die ruhige Bildung" dadurch gestört oder gefährdet werden könnte, verlor allmählich ihre gläubigsten Bekenner; eine

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Theorien huldigend, die, wenn nicht ganz dem Ausland entlehnt, doch größten teils auf fremden, unseren Kulturverhält nissen durchaus unverwandten Mustern beruhten, wollten sie die Kluft nicht sehen, welche zwischen der hohen ästhetischen Bildung und den gesellschaftlichen wie staatlichen Zuständen gähnte, ahnungslos, daß es der Erwerbung ganz anderer Güter bedürfe, sollte dieser Widerstreit gelöst und die deutsche Litteratur zum treuen Spiegelbild eines eigenartigen Volkstums werden. Indessen Schiller und Goethe bewundernd zu den Alten emporschauten und doch verkannten, daß eine der griechischen | Ahnung überkam die Geister, als wären ähnliche, alle Zeiten überdauernde Dicht kunst nur im vaterländischen Boden Wurzel schlagen, nur aus der heimischen Erdscholle Nahrung und neue Triebkräfte sau gen könne, gefiel sich Tieck samt seinen Genossen in den eigensinnigen Spielereien eines phantastischen, weder an Ort noch Zeit gebundenen Wizes, emsig bemüht, seiner geduldigen Muttersprache die künst lichen Formen und Silbenmaße der Romanen aufzuzwängen.

Fügte es einmal der Zufall, daß sie den einen oder anderen ihrer Stoffe dem realen Leben oder der vaterländischen Geschichte entnahmen, so wandten sie gleich darauf, als ob sie sich eines solchen Unterfangens schämten, dem Boden der Wirklichkeit den Rücken, ihre Kunst so rasch wie möglich in den Bereich des Reinmenschlichen, in das luftige Gebiet frei schaffender Phantasie hinüberzuretten.

Das deutsche Leben der Gegenwart blieb ausschließlich Talenten untergeordneten Ranges überlassen, die dasselbe ungesäubert, wie sie es eben von der Gasse aufgelesen hatten, in platter Realistik nachbildeten und dem unterhaltungslüsternen Publikum als leckere künstlerische Speise boten.

Armselige Spießbürgerlichkeit, verlo gene Tugend, aufdringliche Schönrednerei

die Tage künstlerischer Objektivität gezählt. Man fing an, eines Zeitalters sich zu schämen, da ernste Männer wie Schleiermacher die Ausgeburt impotenter Unsittlichkeit, die Schlegelsche „Lucinde“, als ein Kleinod deutschen Tiefsinns gepriesen und mit einem Aufwand von Geist, der einer besseren Sache wert gewesen wäre, wie eine neue Offenbarung erläutert hatten. Die Empfindung, daß es einer kräftigeren, nahrhafteren Kost bedürfe als des süßlichen Jammers, der weinerlichen Trivialität eines Kozebue und Konsorten, | brach sich auch in den weiten Kreisen des litterarisch gebildeten Publikums Bahn.

Mit dem unerbittlichen Kampfe gegen das litterarisch Armselige sich nicht be= gnügt, sondern auch der Einseitigkeit und Übertreibung der antik-klassischen Richtung widerstrebt zu haben, wird immer das wesentlichste Verdienst der romantischen Schule bleiben.

Schon im Frühjahr 1806, als erst Österreich allein seine großen Niederlagen erlitten hatte, Preußen aber noch unversehrt und kampfgerüstet dem hereinbrechenden Verderben zu troßen versprach, heischte A. W. Schlegel, das Haupt der jungen kritischen Zunft, von seinen im freiesten Spiel der Phantasie sich ergehenden Freunden eine aus der Tiefe und Fülle des

Herzens quellende patriotische Poesie; | eine Poesie, die in den Leiden und Drangsalen der Gegenwart Trost und Erhebung gewähren, die Gemüter zur Wahrung der höchsten und heiligsten Güter vereinigen und begeistern könne.

fahren und die Tempel der Götter gälte, nur würden hier die Gemüter der teilnehmenden Zuschauer ganz anders bewegt sein als dort. Und so schließt er mit der Mahnung an den Freund: „Benuße fernerhin deine Muße zu schönen Dichtungen, begeistere dich, wie du es immer gethan, an den Denkmalen unserer Poesie und Geschichte, und wenn es noch eines Spornes zur Behandlung nationaler Gegenstände bedarf, so sieh jezt die Versunkenheit an gegen das, was wir vormals waren, und faciat indignatio versum.“

Die Dichter der letzten Epoche, meinte er in einem Brief an Fouqué, hätten die nur spielende, müßige, träumerische Phan= | tasie allzusehr zum beherrschenden Bestandteil ihrer Dichtungen gemacht. Das möge in Anbetracht der Nüchternheit und Erstorbenheit aller Seelenkräfte für den Anfang wohl recht heilsam gewesen sein; So gute Worte fielen auf empfängam Ende aber fordere das Herz seine lichen Boden. Hielten sich die Poeten unveräußerlichen Rechte zurück, und in fürs erste noch abgeschlossen von den der Kunst wie im Leben sei das Einfäl- öffentlichen Dingen, so begann doch auch tigste und Nächste wieder das Höchste. die Litteratur, erfaßt von dem männlichen Gewiß solle die Poesie ein schönes und Ernst der Kantschen Philosophie und dem freies Spiel sein, aber ausschließlich als nationalen Pathos, wie es aus Schillers Festtagsschmuck des Geistes dürfe sie nicht Dramen, nicht aus seinen Briefen oder dienen. Nicht eine Gespielin unserer Zer- | Privatäußerungen tönte, gegen das Faule, streuungen, eine Trösterin in Trübsal, | Frivole und Undeutsche sich zu regen; bis ein Halt gleich der Religion für beküm- die gemeinsame Bedrängnis, alle Lebensmerte, zagende Gemüter müsse sie werden. freise einander näher rückend, endlich auch die Schranken niederlegte, welche die Schriftstellerwelt von der Gesellschaft schieden, und es sich offenbarte, daß auch in stiller Dichterklause vaterländische Interessen eine warme Stätte fänden.

Was denn reiße in Dante, Shakespeare, in den Nibelungen so unwiderstehlich hin als jene Orakelsprüche, jene tiefen Schmerzen, worin das Rätsel des Daseins sich aufzulösen scheine?

Die Zeit franke an Schlaffheit, Unbestimmtheit, Gleichgültigkeit, an Unfähig= keit zu großen Bedürfnissen, an einem allgemeinen Mit-dem-Strome-schwimmen, | Princip, Zukunft; von einer politischen das in die Sümpfe des Elends und der Schande heruntertreibe. Die Deutschen bedürften also einer wahren, energischen und vor allen Dingen patriotischen Poesie, auf daß ihre Bildung unter dem Joche der Einförmigkeit nicht zu Grunde gehe.

„Man war wohl," bezeugt Steffens, |,,nicht gleichgültig gewesen gegen die politischen Dinge, aber alles war Doktrin,

Was den Werken der neuesten Periode zu vollkommen gelungener Wirkung fehle, liege weniger an dem Maße der aufgewandten Kraft als an ihrer Richtung und Absicht. Man könne ebensoviel Tapferkeit, Stärke und Übung in den Waffen bei einem Kampfspiel wie in einer Schlacht aufwenden, wo es Freiheit, Vaterland, Weib und Kind, die Gräber der Vor

Gegenwart, die zur Thätigkeit auffordern
sollte, hatte man bis dahin keine Ahnung."
Mit Fug und Recht konnte also Max von
Schenkendorf beim Rückblick in die jüngste
Vergangenheit die reumütige „Beichte“
ablegen:

Wir alle haben schwer gesündigt,
Wir mangeln allesamt an Ruhm,
Man hat, o Herr! uns oft verkündigt
Der Freiheit Evangelium;
Wir aber haben uns entmündigt,
Das Salz der Erde wurde dumm:
So Fürst als Bürger, so der Adel,
Es ist nicht einer ohne Tadel.

Wider ihren Willen sorgten die französischen Zwingherren selber dafür, den schlummernden Patriotismus zu wecken

und die gesunden Elemente der Nation zu einer unsichtbaren Kirche" zu vereinen. Die Tage von Jena und Auerstädt hatten auch den letzten Schein eines unabhängigen Deutschlands ausgelöscht.

,,Alle Deutsche," sagt Arndt in seinem „Geist der Zeit“, „hatten Leid zu tragen um den Untergang des uralten und heiligen Reichs der Germanen, um die Vernichtung der Geseße, die Vertilgung der Sprache, die Verderbnis der Sitten, die Schmach und das Elend des Volks; aber nicht alle hatten gleich Großes verloren. Das Reich und seine Herrlichkeit hatten. viele deutsche Herzen schon lange nicht gefühlt; was sollten sie betrauern, was sie kaum gekannt? Die meisten hatten sich vereinzelt, als Bürger kleiner Staaten, als Teilnehmer kleiner Verhältnisse, Geschäfte und Ansichten hatten sie nichts Großes zu verlieren gehabt; gewohnt, Mächtigeren zu folgen und durch die Beschlüsse der großen deutschen Staaten bestimmt zu werden, empfanden viele die Herrschaft der Fremden kaum als Unglück. Anderes widerfuhr den Preußen. Sie hatten einen großen Namen, einen unsterblichen Ruhm verloren; sie konnten ohne Ehre nicht mehr glücklich sein. Auch die vor einigen Jahren noch so mit hingedämmert und hingeträumt hatten, waren aus der schweren Starrsucht erwacht: alle fühlten das Unglück, aber bitterer fühlten sie die Schande; sie trauerten, aber sie zürnten noch mehr. Napoleon hatte ge= meint, der preußische Staat sei durch die grausamen Bedingungen, die er gemacht hatte, durch die Gewalt, die er sich wider alle Treue der Verträge genommen, genug zermalmt; er könne ihn zerrissen nun so liegen lassen, bis die Zeit da sei, ihn ganz zu vernichten. Napoleon hatte recht, so weit ein gemütloser Mensch, der die Menschheit nur nach ihren Schwächen und Lastern beurteilen kann, die Welt versteht; er hatte zermalmt, was zermalmt werden konnte; die Gefahr, welche in einer niedergetretenen Ehre droht, die nicht ehrlos gewesen ist, erkannte ein Mann nicht, welcher keine Tugend erkennen kann. Na

poleon konnte alles messen, nur nicht, wie weit die Geister sich beherrschen_lassen.“

Ob auch Preußen, aus hundert Wunden blutend, unter den Geißelhieben_brutaler Gewalt sich wand, sein Landgebiet auf die Hälfte des ehemaligen Bestandes geschmolzen war; ob sein König, einem heimatlosen Manne gleich, an den äußersten Grenzmarken seines verarmten Staates darbte, während Franzosen und Rheinbündner in der Residenz, in den wichtigsten Festungen ihr Unwesen trieben.

Stadt und Land waren doch nur äußerlich beherrscht, bei weitem noch nicht. unterjocht.

„Ein besserer Mann vor!" hatte einst bei Leuthen Hauptmann Möllendorf gerufen, den unschlüssigen Commandeur zur Seite gedrängt und sich an der Spiße der jubelnden Grenadiere in die verderbenspeiende Bresche geworfen. Lag auch die Armee Friedrichs zu Trümmern zerschlagen, ein inneres, dem Feinde ungreifbares Heer war erstanden. vor!" hieß es auch jezt, da der berufene Führer von einer patriotischen Kunst so wenig wie von einer patriotischen Wissenschaft hören wollte und, seinem zersplitterten Volke das entmutigende Xenion zurufend:

Ein besserer Mann.

Zur Nation euch zu bilden, ihr sucht es, Deutsche, vergebens: Bildet, ihr könnt es, dafür besser zu Menschen. euch aus!

„aus der jahrelang erduldeten Niedertracht seiner nordischen Umgebung" nach der beschaulichen Ruhe der römischen Tage zurückverlangte.

Statt des einen trat jedoch ein ganzes Geschlecht in die klaffende Lücke. Mitten hinein in die Wirbel französischer Trommeln schleuderte Fichte die Feuerbrände seiner Reden an die deutsche Nation"; unter dem betäubenden Triumphgeheul der Feinde sammelte sich die Wissenschaft zur Erforschung deutscher Sprache und Geschichte, atmete die junge Poesie den eisenhaltigen Hauch politischer Leidenschaft, patriotischen Zornes.

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