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lige duftende wilde Blumen, die selten sten Farne und wucherndes Gesträuch die Stätte und geben dem Ganzen den Anschein, als habe von Anbeginn nie anderes hier bestanden. In geringer Entfernung öffnet sich die Klippe zu einer enormen Spalte: in waldigem Grün, durchrieselt von einem klaren Quell, liegt Luccomb Chine, und zu ihren Füßen auf einer Plattform weißlichen Sandes steht gleich einer kleinen Seewacht eine Gruppe Fischerhütten mit ihren malerisch wehenden Neßen, Hummerkasten, Booten und Schiffswinden.

Die Zeit der Ebbe benußend, da sonst der Weg am Ufer nicht zu passieren ist, schicke sich nun der Wanderer an, einzutreten in das eigentliche Zauberland der Insel: Shanklin. Gleich zu Anfang im Westen der Bucht liegt die Chine, welche auf das Tafelland mündet zu der Stadt. Ein schwanker kleiner Steg führt vorbei an reizenden Fischerhäuschen, über den sprudelnden Bach in die Schlucht; auf schlängelnden steigenden Wegen, unterstützt von originellen steilen Stufen von eingerammten dicken Baumästen, erklimmt man dies waldige Versteck. Weit vor gebogene Baumäste, üppiges Unterholz und die schlanken, im Sonnenschein wehen den Birken, untereinander verbunden durch üppige Schlingpflanzen, neigen sich flüsternd zu dem hier Wandelnden herab, und von der Erde empor schauen ihn aus schwellendem Moos die großen Anemonen und duftenden Orchideen und noch viele, viele andere Blumenaugen an. Im Hin tergrund der Chine verborgen rauscht und tost der Wasserfall, mit seinen sprühenden Perlenschnüren die überhängenden Farnbüschel hin und her peitschend. Die obersten Stufen geleiten in einen luftigen grünen Tunnel, aus dessen kühlen Schatten man mit Bedauern heraustritt. Straßen und Häuser empfangen den Überraschten sofort am Ausgang der Schlucht. Ein reizendes Städtchen ist Shanklin, das Auge und Herz gefangen nimmt, sobald man es näher anschaut. Wie ein frischer duftiger Frühlingsstrauß ruht die kleine Stadt inmitten unabsehbarer Wie

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sen und Waldesgründe, hoher rauschender Baumwipfel und blühender Gärten; elegante geschmackvolle Villen wechseln ab mit originellen alten, unter Geißblatt und Epheu ganz versteckten Häuschen. Die auf- und niederwallenden Hügel und Thäler bergen eine verschwenderische Pracht der entzückendsten Flora, unzählig sind die Spaziergänge und Fahrten der Umgebung, sei es zwischen hohen blühenden Hecken von wilden Rosen und Fuchsien, sei es unter herrlicher Bäume Schatten in kühlen Wäldern, deren Lichtungen über sonnigen blumengeschmückten Wiesen die zauberischsten Durchblicke auf die See eröffnen. Wo man geht und steht und wohin man blickt, fühlt man sich glücklich, und ein beseligendes Gefühl, in diesem Eden zu wandeln, verläßt den hier Weilenden nicht und bleibt ihm, wenn fern, als köstliche Erinnerung im Herzen.

Außer der Chine führt östlich der Bucht ein breiter Fahrweg zum Strand, der mit dem royal Spa Hotel und der Espla= nade im Schuß der steilen Felswand liegt. Der goldene Sand des Ufers ist sein und sammetweich, daher das Baden in dieser Bucht ein Hochgenuß; die Jugend treibt vielfachen Sport, das Bogenschießen in erster Linie, Rudern, Reiten das Hallo der Criquetgrounds tönt weithin, großartige Siege verkündend. Shanklin genießt vor anderen Badeorten den Vorteil der Einfachheit und gefunden Natürlichkeit, troß seiner Vergrößerung und immer zunehmenden Popularität.

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Die Bucht nach Osten verfolgend, tauchen von ferne schon die schmucken Häuser von Sandown auf, einem hübschen kleinen Ort mit vorzüglichen Seebädern, einer lustigen Sommergesellschaft und allen erdenklichen Annehmlichkeiten, dem Publikum einen angenehmen Aufenthalt zu verschaf= fen. Das alte Sandownfort, gleich den anderen Befestigungen auf Wight von Heinrich VIII. errichtet, wurde vor Jahren von der See zerstört, und ein neues Fort ist mehr nach dem Inneren der Dünen von Bembrigde zu aufgeführt. An Sandown-Bay haftet ein schwarzes Gedenk

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blatt, denn es hat im Jahre 1878 das Schicksal die unglückliche Eurydice" dort

ereilt; von dreihundert Menschen wurden zwei gerettet. Sandown blickt über seine Bucht hinweg nach den flimmernden RedCliffs und den sich daran schließenden, weithin leuchtenden weißen Culver-Cliffs, von der See schnurgerade in die Luft ragend. Hier macht die Küste eine Wendung und biegt ein nach White-Cliff-Bay, einer geschützten kleinen Bucht mit über hängenden Kreideklippen, in ihren Rißen und Löchern kreischende Seevögel beher bergend. Noch wenige Minuten, und der östlichste Punkt der Insel, Foreland, ist erreicht; die Dünen erklimmend und über die Matten schlendernd, gelangt man vorüber an dem auf Bembridge Down stehen den Obelisk (dem Andenken des Grafen von Yarborough geweiht) hinab nach dem kleinen Bembridge, einem netten Dörfchen, einst das Entzücken der Künstler und Botaniker wegen seiner von der Welt abgeschiedenen Lage; leider hat die jest dort vorübersausende Eisenbahn diesem Reiz ein Ende gemacht, und Bembridge wird nicht verfehlen, sehr bald im Reigen der blühenden Badeorte seinen Rang einzu nehmen.

Landeinwärts hinter einer Strecke

Marschland, am Flusse Yar, liegt das alte Dorf Brading, von der Sachsenzeit her noch The Kynges Towne of Bradyng" genannt. Die alten Häuschen blicken verwundert in die neue Welt und zeigen mit Stolz die Spuren ihres Alters; an vielen findet man noch die großen Eisenringe, woran bei Festlichkeiten zum Schmuck des Hauses die Teppiche befestigt wurden; auch ein anderer mächtiger Ring ist noch vorhanden, und zwar der, an welchem der Stier befestigt wurde zur Zeit, da noch die Stierhehe als beliebtes Schauspiel florierte. Die uralte Stadtkanone ist jetzt im Privatbesiz der Familie Oglander in Nunwell, unfern von Brading; das Dorf hat eine reizende alte Kirche im normannischen Stil, die neuerdings mit großer Sorgfalt restauriert wurde. Viele Versuche, das Marschland bis zum Hafen trocken zu legen, sind gescheitert, doch wurde durch diese Versuche der Beweis geliefert, daß ehedem hier

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