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linken, östlichen Donauufer, in Pest. Aber auch gegenüber in Ofen stockt derselbe nicht gänzlich, wenn er sich auch bis jezt nicht entfernt in gleicher Entschiedenheit und Nachdrücklichkeit bemerkbar macht als

schmucke und elegante Villen hervor und stattliche Restaurantgebäude, welche dem zu den Höhen Hinangestiegenen, neben den wundervollen Landschaftsbildern ringsum in der Nähe und Ferne, alle begehrens

Das Badehaus auf der Margareteninsel.

in der bevorzugteren Schwesterstadt. Ofen. (unter 36 Grad 42 Min. östl. Länge, 47 Grad 29 Min. nördl. Breite) dehnt sich als ein seltsames Gemisch von Häujern und Stadtquartieren des verschieden artigsten Charakters diesseit und jenseit des parallel dem Donauufer lang hingelagerten Burgberges, und ebenso vor dessen nördlicher und südlicher Absenkung. Nach Süden, stromabwärts wird diese Höhe aber wieder bedeutend überragt durch die gewaltige Masse des sogenann ten Blocksberges, von dem jene eine breite Schlucht trennt. Sein kahles Plateau frönt eine Citadelle, welche heute indes ohne irgend eine Bedeutung für die Verteidigung der Stadt ist. Westlich geht dieser Blocksberg (Galérthegy) in den Höhenzug des „Ofener Gebirges" über. Aus diesem erhebt sich der Schwabenberg (Swabhégy), von dessen hochragen der Kuppe man die herrlichste Aussicht auf die Doppelstadt und die sie teilende Donau mit ihren Brücken und Inseln genießt. Eine Zahnradbahn führt zu ihm hinauf. In seiner nächsten Nachbarschaft öffnet sich das lieblichste Thal, der,,Auwinkel", zwischen wald- und park bedeckten Höhen, an denen sich der Fahrweg allmählich ansteigend hinaufschlängelt. Aus den Parks und Gärten leuchten

werten Erquickungen bieten.. Die unteren Hänge dieser Höhen bis zur Waldesgrenze hinauf sind mit Weinpflanzungen bedeckt, aus deren Trauben der feurige Ofener gekeltert wird. Die Höhe des Schwabenberges überragt noch der Johannisberg und der ihm benachbarte Dreihotterberg weiter gegen Norden hin. Nördlich am Fuß des Blocksberges ziehen sich zunächst die kleinen alten fümmerlichen Häuser der „Raizenstadt" hin, des durch seine zum Teil noch ganz naiv - ursprünglich, anderenteils höchst luxuriös eingerichteten heißen Bäder, das Raizen-, Bruck- und Blocksbad berühmten, von dem Teufelsgraben durchzogenen, von der neuen Kultur Budapests noch am wenigsten beleckten Stadt= teils. Nördlich davon beginnt die Erhebung des langen Burgberges. An dessen Westseite dehnt sich die ländliche Christinenstadt aus, an der Ostseite zunächst die prächtige Anlage des Burgbazars unmittelbar längs des Donauquais und seiner Promenaden. Nach den Entwürfen Ybls ist diese originelle Anlage ausgeführt: eine Folge von stattlich dekorierten, unter sich durch Arkaden verbundenen Pavillons, von denen wieder Laubengänge an den terrassierten östlichen baumreichen Abhängen des Berges hinan= führen.

Da, wo die gewaltige Kettenbrücke auf der Ofener Seite mündet, zeigt sich gegen= über der Felsenwand jenes Schloßbergs zwischen gedrungenen dorischen Säulen= paaren, den Trägern eines kräftigen Gebälfs, das in der Form einer halben Ellipse gewölbte Eingangsthor jenes Tun

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nels, welcher den Höhenzug in westlicher Richtung in der Fortsetzung der Brücken achse durchbohrt, die 1855 eröffnete, von Clark gebaute Verbindungsstraße der Donauseite mit der Christinenstadt. Den Den langsameren Aufstieg zur Höhe des Hügelfammes auf den Zickzackwegen an der östlichen Lehne erspart uns die, eine Strecke weiter südlich vom Tunneleingang steil aufwärts führende Dampfseilbahn. Aus ihrem oberen Bahnhofpavillon tre ten wir auf den Georgsplay, umgeben von dem Palast des Ministerpräsidenten, dem des Kommandanten der Honvedarmee, Erzherzog Joseph, dem Gebäude des Honvedministeriums und dem ehemaligen Zeughause. Diesen Plaz schmückt das einundzwanzig Meter hohe gußeiserne Denkmal, das dem tapferen Henzi und den mit ihm bei der Erstürmung der Burg durch die Truppen Görgeys im Sommer 1849 gefallenen österreichischen Verteidigern zum Gedächtnis hier 1852 errichtet wurde.

Genius und eines sterbenden Kriegers. Sechs symbolische Idealfiguren stehen auf den niedrigeren Säulchen vor den, den Baldachin stüßenden Säulen. Ein in einer schlanken gotischen Spize endender oberster Auffah krönt das Ganze.

Von überall her sichtbar ragt nördlich von dem Georgsplaß das ausgedehnte Gebäude der Königlichen Burg auf. Der gelbe Anstrich mit den grünen Fensterjalousien giebt der Gesamterscheinung wohl etwas Vulgäres. Aber es ist ein ganz stattlicher Bau, der hier auf der Stelle der leider verschwundenen alten Königspaläste durch den Architekten Hildebrand unter Maria Theresia in den Jahren von 1749 bis 1771 errichtet wurde. Ein stark hervortretender Mittelbau mit sechs einen breiten Balkon stüßenden hohen Säulen vor seinem, von einem seltsamen Turmdachaufsatz in fast chinesischen Formen gefrönten, mittelsten Teil wird von zwei zurückliegenden Flügeln flankiert, an wel

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Einen bedeutsamen Schatz bewahrt es: die heilige Stephanskrone und die übri gen Kroninsignien. Das Schloß ist von schönen Gartenanlagen auf dem Plateau und auf den terrassierten Abhängen umgeben.

Bezirks Landstraße" eingefaßt.

Bon

dem großstädtischen Glanze Pests und der heiteren Gartenpracht der Anlagen am Fuß des Schloßberges südlich vom Tunneleingange ist hier keine Spur. Die Wohnhäuser tragen hier durchaus das Gepräge einer bescheidenen Landstadt. Das Gleiche gilt von den Häusern der dem Quai, der „Donauzeile“, parallelen Hauptstraße und selbstverständlich auch ihren Nebengassen. Ebenso schäbig_dreinschauende Pläße durchbrechen die tren

An der jenseitigen (West)Seite zieht sich in der ganzen Länge des Festungs- | berges mit seinen Bastionen die sogenannte Basteipromenade hin. Von hier blickt man auf die Christinenstadt an seinem Fuße, auf welche der ihn durchbohrende Tunnel mündet, mit der zopfigen „Rauch-nende Häuserreihe zwischen jenen beiden. fangkehrerkapelle“, auf den Horvathgarten, das vom Architekten Pan erbaute prächtige Karacsonyische Palais, das betürmte Militärhospital, das großartige neue Hospital der Gesellschaft vom roten Kreuz näher dem Schwabenberge, auf die Gebäude der Landesirrenanstalt im Leopoldifelde am Johannisberge, auf den Paradeplay der „Generalwiese“, den Stadtmeierhof. Die Wein- und Waldhöhen des Ofener Gebirges schließen diese Aussicht nach Westen und Süden hin. Auf dem Rücken des Schloßberges in nördlicher Richtung weiter gehend, erreicht man die 1710 errichtete barocke Dreifal tigkeitssäule inmitten des nach ihr genann ten Dreifaltigkeitsplayes, die alte früh gotische Mariähimmelfahrtkirche, einen von Bela IV. errichteten, einst von Matthias Corvinus verschönerten, von Türken und Jesuiten nacheinander entstellten und verschimpfierten, neuerdings durch Baumeister Schulak im ursprünglichen Sinne restaurierten frühgotischen Bau, der seinen gut durchgeführten Chor der Donau zukehrt. Diese Kirche war der Schauplah der in Budapest vollzogenen Krönung Kaiser Franz Josephs zum Könige von Ungarn. Garnisonkirche, Rathaus von Ofen, Ferdinandkaserne am Ferdinandplay gruppieren sich weiter auf dem Festungsbergrücken. Nahe diesem Play gelangt man durch das Wiener Thor hinabstei- | Kaiser- und Lukasbades ihre wohlthätigend zur nördlichen Unterstadt.

Längs der Donau zieht sich da der breite Quai weiter stromaufwärts, an der Westseite von den Häuserreihen des

Regierungsgebände mit kahlen nüchternen Fassaden wie das Proviantmagazin, zopfige Kirchen, ein Klostergebäude (der Barmherzigen Brüder) erheben sich zwischen den profanen Wohngebäuden. Auf den schmuzigsten und verwahrlostesten jener Pläge mündet die prächtige Margaretenbrücke, welche nahe vor der Südspiße der berühmten parkbedeckten Bäderinsel in stumpfwinklig gebrochener Linie hier die in zwei Armen gegen sie anströmende Donau überspannt. Sie ist 1872 bis 1875 durch die Société de constructions de Batignolles zu Paris ausgeführt. Wenig weiter stromaufwärts an der Grenze der Bezirke Landstraße und Neustift liegen längs des Stromquais die Gebäude, Gärten und Bassins des Lukas- und des Kaiserbades. Wendet man sich dort aber nach Westen hin in die Niedermayergasse, so gelangt man nach wenigen Minuten zu dem einzig unverwandelt erhaltenen Denkmal, welches Ofen noch aus seiner türkischen Zeit geblieben ist: dem kleinen weiBen Kuppelbau, der das Grabmonument eines großen mohammedanischen Heiligen, des sogenannten „Rosenvaters“ Gül-Baba bildet. 1543 bis 1548 wurde es demjelben durch den Pascha von Ofen Mohammed errichtet.

Freilich auch jene heißen Quellen, welche in den Bassins und Wannen des

gen, heilkräftigen Wasser ergießen, waren von den bäderfreundlichen Türken bereits ebenso nach Gebühr geschäßt und ebenso eifrig bennßt wie bereits ein Jahrtau

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send vor der türkischen Invasion von den römischen Eroberern und nach ihnen während des ganzen Mittelalters von den Bewohnern beider Städte und den Königen Ungarns. Elf Quellen, deren Tempe ratur 22 bis 52 Grad Reaumur beträgt, entspringen auf dem Terrain des Kaiserbades dem vulkanischen Boden. Es ist ein Besißtum des Klosters der Barmherzigen Brüder, und seine Eigenschaft als Klostergut verrät sich in einer gewissen Vernachlässigung der Einrichtungen, die mir, als ich es nach zwölf Jahren im Som mer 1885 zuerst wiedersah, peinlich auffällig wurde. Aber troß der an den Gebäuden und den von Platanen beschatteten inneren Gartenhöfen unverkennbaren - Spuren des Verfalls bildet das Kaiserbad ebenso wie das dicht angrenzende Lukasbad noch immer einen anheimelnden Erholungsort und ein beliebtes Ziel der Spaziergänge und Tramwayfahrten für Einheimische und Fremde, und seine heißen Quellen erweisen sich den modernen Menschen für Gebresten mannigfacher Art so wohlthätig wie einst den antiken, den Heiden, Christen und Türken in den lezten zwei Jahrtausenden. Die Spuren jener altrömischen Bäderstadt Aquineum, deren ich zu Eingang erwähnte, sind hier in der Nähe von Neustift und seiner westlichen Fortsetzung, dem schon völlig ländlichen Bezirk Altofen (O-Buda), gefunden worden. Ausgrabungen, welche von der Staatsregierung, wie von der Stadtverwaltung in den Jahren 1881 bis 1884 daselbst veranstaltet wurden, haben die Reste einer cirka dreitausend Zuschauer fassenden römischen Arena, von Bädern, Wasserleitungen, Schenken, Kloaken 2c. zu Tage gefördert.

Altofen gegenüber auf einer Insel jen seit eines schmalen Donauarmes liegen die großartigen Werfte und die Werk stätten der Donaudampfschiffahrtsgesellschaft. Wo die Ofener Pferdebahn auf dem Plaz am Gebäude der Montur kommission endet, führt eine eiserne Brücke zu dieser Insel herüber. Eine kleine Stadt von Etablissements, in wel

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chen die Dampfer der Gesellschaft in der Hauptsache fertig hergestellt werden, bedeckt das Inselterrain: Kesselschmieden, Maschinenwerkstätte, Gießerei, Sprißenhaus, Schlosserei, Tischlerei, Dampfhammerwerk, Walzwerk, Gasanstalt, Hechelei, Spinnerei, Dampfsägen, Eisenmagazine, Holzmagazine, Verwaltungsgebäude 2c. In die Südspiße der Insel hinein vertieft sich der Winterhafen. Am Ufer desselben liegen die Schiffsbau- und Stapelpläße. pläße. Über zweihundert Dampfer und tausend andere Fahrzeuge verfügt die | 1830 gegründete Gesellschaft. Ein Heer von zweitausendfünfhundert Arbeitern ist für sie auf dieser Werftinsel thätig.

Während auf lezterer der Lärm werkthätiger Arbeit keinen Augenblick verstummt, herrscht auf der größeren etwas weiter stromabwärts zwischen ihr und der Margaretenbrücke gelegenen, in ihrer Form einem schlanken Schiffskörper ähnlichen Margareteninjel mit dem kleinen wildbewachsenen Nebeninselchen westlich an ihrer Südspiße holde, träumerische, poetische Stille, im Sommer nur unterbrochen vom Gesang der Vögel und zu gewissen Tagesstunden von den Klängen der Orchestermusik, welche unter den Bäumen eines großen Restaurationsgartens den Gästen zu ihren Mahlzeiten aufspielt. Unter allen. den herrlichen Naturgeschenken, mit denen die ungarische Hauptstadt überreich ge= segnet ist, zählt die Margareteninsel zu den allerköstlichsten. Keine andere Stadt kann sich des Besizes eines solchen Eilandes in ihrer unmittelbaren Nähe, inmitten des sie durchströmenden Flusses rühmen. Ein dem geschäftigen Treiben der städtischen Welt und des Werktages entrücktes, von üppiger Vegetation bedecktes Eiland, steht die Margareteninsel doch zugleich in beständiger engster Verbin dung mit beiden Userstädten durch die während des ganzen Tages in kurzen Zwischenpausen kommenden und gehenden raschen Personendampfer. Sie bildet heut einen wahrhaft idealen Kurort, welcher die Reize der holden Park- und Waldeinsamkeit mit allen aus der unmit

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