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schreckte ihn immer wieder zurück, und | tenführer vergeblich auf dem angegebenen mißmutig schlenderte er, an ihr vorüber, jeines Weges weiter.

Das

Und dann mußte er eines Tages auch noch hören, daß Gioconda Delverde es mit einem Hafenaufseher aus Porto Empedocle halte, der einmal Brigant gewesen, aber von der Regierung wegen mannig-| facher Verdienste bei der Entdeckung frü herer Genossen begnadigt und in Dienst genommen sei, einem nicht mehr jungen, häßlichen Menschen, dem jeder am liebsten aus dem Wege ging, der aber in leßter Zeit häufig nach Racalmuto hinüberkam und den man im vertraulichen Gespräch mit Gioconda beobachtet hatte. stimmte Tito sehr schwermütig. Seine alte, nie erloschene Leidenschaft für das Mädchen flammte neu empor, und verzweifelte Entschlüsse kreuzten sich in seiner Seele. In solcher Gemütsverfassung fand ihn ein Zettel, den ihm eines Tages ein Bursche in die Hand drückte und den dieser von einem ihm unbekannten Manne draußen bei den Schwefelbergwerken für Tito Nostrella in Racalmuto“ erhalten haben wollte. Das schmuzig-graue Papier war mit gekautem Brote verschlossen und enthielt, als Tito es öffnete, die Worte:,,Sei morgen zum Austausch unserer Kleidungsstücke um vier Uhr nachmittags in der Grotte auf den Colli neri. Ich erwarte dich. Der schwarze Bär."

Plaze warten ließ, so daß dieser sich ge=
täuscht und vielleicht sogar von ihm ver-
raten glaubte, so war er erbarmungslos
der Rache einer Räuberbande preisge-
geben, die kurzen Prozeß mit ihm machen,
ihn eines Tages mitten in der Stadt Ra-
calmuto aufheben und früher oder später
in ihrer bekannten grausamen Manier
vom Leben zum Tode befördern würde.
Wohin er also sah, wartete seiner Tod
und Verderben. Und das alles, weil er
in seinem ganzen Leben ein einziges Mal
seine angeborene Faulheit besiegt hatte
und bis zu dem Eisenbahnbau hinaufge-
wandert war. Denn da lag die Ur-
sprungsquelle all seines Leids. Und das
wieder hätte er sicherlich nie gethan, wenn
er nicht verliebt und zwar unglücklich ver-
liebt gewesen wäre. Also trug eigentlich
Gioconda Delverde an allem Schuld. Und
auch wieder die nicht, denn sie hatte nun
einmal geloben müssen, nur einen Bri-
ganten zu heiraten. Das hieß, daß die
ursprünglich Schuldigen doch immer wie-
der die Briganten waren; denn wenn es
keine gegeben hätte
feine gegeben hätte Und so ging es
weiter in Titos Hirn; ein schauerlicher
Kreislauf der Gedanken, der ihn auch
nicht um ein Haar breit weiter brachte.

Endlich fiel ihm aber ein, daß er seine Sachen von dem Briganten gar nicht zurückfordern dürfe, weil er diesem die seinigen nicht dagegen wiedererstatten konnte. Warum das nicht möglich war und daß er selber keine Schuld daran trage, mußte er dem schwarzen Bären", der das Tauschgeschäft, wie er's versprochen, so ehrlich zu stande bringen wollte, doch zum mindesten auseinanderseßen; er hätte sonst einem Briganten an Rechtschaffenheit und Worthalten nachgestanden. Und deshalb mußte er wirklich gehen, er mochte es drehen und wenden, wie er wollte. Und als Tito, der Brigant, zu diesem Schlusse gekommen war, schlummerte er endlich ein.

Tito hatte nach dem Empfang dieses Schreibens eine schlaflose Nacht. Sollte er gehen oder nicht? Wenn er es that, so sah er allerlei erneute Unannehmlichkeiten für sich von seiten der Regierung vorher; denn natürlich würde man seine Begegnung mit dem Briganten wieder ausspionieren, falsch deuten und ihn, weil er den Zettel nicht dem KarabinieriWachtmeister ausgeliefert, hart bestrafen. Der Richter hatte ihm das ja neulich klar genug angedroht. Ein paar Jahre Nerkerstrafe waren ihm als vermeintlichem manutengolo" ziemlich gewiß. Auf der Anderen Tages schlich er sich, ohne daß anderen Seite hätte er seine Sachen, be- es jemand merken konnte, von Hause fort jonders seinen Schafpelz, gern zurückge- und schlug den Weg nach den „schwarhabt. Und wenn er den wilden Brigan= | zen Hügeln“ ein, deren dunkles Gestein

östlich von den Schwefelbergwerken der Gegend in wilder, kahler Umgebung der Hochfläche herüberdrohte. Es war ein weiter Weg von Racalmuto, der durch allerlei verrufene, neuerdings von den Karabinieri fleißig abpatrouillierte Strekfen führte, und Tito hatte beschlossen, recht häufig unterwegs auszuruhen, um sich nicht unnötig anzustrengen, und sich die Taschen mit Brot und Früchten vollgestopft. Da nun der Tag heiter war und nur der Wind in rastlosem Pfeifen über die Hochebene ging, ertrug er die Wanderung nicht schwer, und nur, als er in der Ferne eine Gendarmenpatrouille gewahrte und nun unwillkürlich hinter dichtem Gebüsch von Ginster und wilden Myrten Deckung suchte, um nicht von ihnen gesehen und nach dem Ziel seiner Wanderung ausgefragt zu werden, fiel es ihm schwer aufs Herz, daß er in seiner Unschuld so wider Wissen und Willen mit dem Gejeß und der Regierung in Konflikt geraten war und sich nicht mehr offen zeigen durfte und seinen Beinamen mit immer größerem Rechte trug. Und in solcher trüben Stimmung legte er, als es ohne Gefahr wieder geschehen konnte, den Rest des Weges langsam zurück und fühlte sich schwer bedrückt in seiner Seele, als er bei den Colli neri anlangte und die bekannte, verrufene Grotte in denselben aufsuchte. Dort hockte er sich nieder und ließ den Kopf auf die Brust hängen, und der Appetit auf sein Mitgebrachtes war ihm ganz und gar vergangen. Er dachte mit Schauder daran, daß hier in der Nähe vor etlichen Jahren der blutige Zusammenstoß zwischen Räubern und Gendarmen stattgefunden hatte, in welchem der berüchtigte Brigantenführer, den sie den roten Wolf" geheißen hatten, erschossen worden war und bei welchem auch Giocondas Bruder Santi seinen Tod gefunden hatte. Es war ein unfreundlicher Platz. Dem roten Wolf“ war der schwarze Bär" in der Führung der Bande nachgefolgt, und an Santi Delverdes Stelle konnte ja nun er, Tito Nostrella, treten, den alle Welt mit aller

Lust und Gewalt zum Briganten machen wollte, er mochte sich sträuben und wehren, wie es nur anging. Es war fürchterlich zu denken. Und Gioconda würde doch niemals sein werden

"

In düsterem Sinnen starrte Tito, der Brigant, vor sich hinaus in den sonnengoldigen Winternachmittag, und wie ein Schleier lag es um seine Augen gebreitet. Er hatte die Schritte eines Nahenden in dem Felsgestein nicht vernommen und fuhr erst erschrocken empor, als sich ihm eine Hand schwer auf die Schulter legte. Es war der Brigantenführer, der vor ihm stand und ihn mit halbem Lachen betrachtete. Guten Abend, mein Freund," rief er und warf Tito einen Packen, in dem dieser Mantel, Müße und Schuhe wiedererkannte, in den Schoß; „da sind wir pünktlich zur Stelle, und das Tauschgeschäft könnte, wie ich's versprochen habe, von statten gehen. Kein ehrlicher Brigant, der sein Wort nicht hält. Ein bischen lange hat's freilich gedauert. Aber sie haben uns das Leben in lezter Zeit auch verdammt schwer gemacht, und ehe ich aus eurem verwünschten Nest, in das ich mich gewagt, wieder davongekommen bin nun, den Spaß erzähl ich dir ein andermal, mein Bursch. Aber du siehst ja trübselig drein, wie ein Pfaff, der sauren Abendmahlwein getrunken hat. Wo fehlt's denn? Liegt dir's schwer in den Gliedern, daß du mir nicht Gleiches mit Gleichem vergelten kannst? Nun, laß gut sein, Bursch; ich hab schon von dei nem Malheur gehört, und was man nicht hat, kann man nicht wiedergeben. Mögen sie sich meinen Hut nebst Jacke und Stiefeln an ihren Galgen hängen, solange sie mich selber noch nicht haben! Es ist nicht viel verloren an dem Plunder. Und den deinigen hast du dir zurückverdient dadurch, daß du um meinetwillen zwölf Stunden im Loch gesessen hast. Wir sind quitt, mein Junge Aber wahrhaftig, Kerl, du ziehst ein Gesicht, als wärst du schon auf dem Transport nach Nisida. Was ist dir denn in die Quere gekommen?" Der schwarze Bär" hatte sich neben.

Tito in der Grotte niedergelassen, ihm | Freund, und zum Hin- und Herreden hab erst derb die Hand geschüttelt und sich ich keine Zeit. Bei uns heißt's handeln. dann bequem, seine Büchse zwischen den Ich bin dir einen Gegendienst schuldig, Knien, zurechtgesezt, um dem anderen mit und du gefällst mir. Also kurz und bündem Ausdruck ehrlicher Teilnahme ins dig: willst du, daß ich dir Gioconda DelGesicht zu starren. „Nun?“ fuhr er fort, verde aus Racalmuto zur Frau verschaffe als Tito verdrossen schwieg, und strich oder nicht?” sich mit der großen, braunen Hand durch den wild wuchernden Schwarzbart,,,haben dir die Herren vom Gericht als Helfers helfer des Orso nero' die Zunge aus dem Munde geschnitten, daß du nicht reden fannst ?"

Tito sah den Sprecher unsicher an. „Das möchte ich wohl," sagte er endlich zögernd.

,,Nun gut; in acht Tagen ist sie's, oder der schwarze Bär' hat zum erstenmal sein Wort nicht gehalten und einen ihm

„Ich hab meinen Kummer für mich," | geleisteten Dienst unbelohnt gelassen.“ Er jagte Tito trocken.

„Hoho!“ lachte der Brigant, „das heißt mit anderen Worten: du bist verliebt! Drückt dich da der Schuh? Nun, Bursch, da laß doch einmal hören! Und wenn ich dir helfen kann der schwarze Bär der ‚schwarze Bär' steht in deiner Schuld, mein Junge, und er hat noch jede bis heute redlich ausgeglichen. Wer ist's denn?"

stand auf, trat an den Eingang der Grotte, | sah sich spähend rings um und ließ plöglich einen kurzen, gellenden Pfiff hören. Wenige Minuten später war die Höhle von einem halben Dußend wild aussehender, bis an die Zähne bewaffneter Männer erfüllt, denen der schwarze Bär" ein paar Worte zuraunte, worauf sie auf den erschrocken emporgetaumelten Tito zutra

„Gioconda Delverde. Weshalb soll ich ten, ihm im Nu die Augen mit einer dicht

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anliegenden Binde verschlossen und dann an den Armen zur Höhle hinauszerrten.

Tito hatte noch keine Worte gefunden, um gegen eine so unerhörte Vergewaltigung zu protestieren, als er die bekannte Stimme des „schwarzen Bären“ dicht an seinem Ohre sagen hörte: „Sträube dich nicht, mein Bursch, und rege dich nicht unnötig auf! Es geschieht alles zu deinem Besten, mein Wort darauf. Frage | auch nicht lange nach dem Wie? und Warum? Denn man würde dir doch feine Antwort geben, und Widerstand ist gegen unsere Übermacht thöricht.

gnüge dich also damit, daß ich dir versichere, es muß so sein, damit dein Wunsch in Erfüllung geht. Und nun vorwärts! vorwärts!“

Er schlug dem faulen Tito ermutigend auf die Schultern, und weiter ging es mit verbundenen Augen durch das unwegsame Gestein, über Geröll und Gestrüpp, thalab und wieder bergauf, immer im schnellsten Tempo, als gelte es einen Wettlauf. Und einer von den Briganten hatte dem armen Burschen einen Strick um den Leib gewor

fen und zerrte ihn so hinter sich her, weil der Weg nicht gestattete, daß zwei neben einander hinschritten, und ein anderer schob ihn von hinten vorwärts, so daß er weder langsamer gehen noch sich verschnaufen konnte. Es war eine wilde Hezjagd durch die unwirtlichste Gegend und auf den unbequemsten Pfaden, die man sich nur denken konnte, eine Heyjagd, wie sie der faule Tito nie für menschenmöglich gehalten, geschweige denn selber je im Leben zu unternehmen gedacht hatte. Ihm wirbelten alle Sinne dabei und das Blut kreiste in seinen Adern, als wolle es sich gewaltsam einen Ausweg suchen. Und wozu er das alles über sich ergehen lassen mußte, begriff er nicht, konnte in der atemlosen Eile, mit der das alles vor sich ging, nicht danach fragen und wußte auch ohnehin, daß man ihm doch keine befriedigende Antwort darauf erteilen werde. Es war nun in der lezten Zeit schon so viel Neues, Unerhörtes und nie für möglich Gehaltenes auf ihn eingestürmt, daß er ergebungsvoll sein Haupt darunter beugte und nur den einen Gedanken hatte: Wenn es doch nur schon vorüber wäre, wenn ich doch nur die Schrecken dieses Tages erst ausschlafen könnte! Nur schlafen schlafen; alles andere auf dieser Welt war Tito, dem Briganten, allmählich gleichgültig geworden, und er mochte sein armes Hirn mit dem Nachdenken darüber nicht martern.

Noch eine geraume Weile ging es auf gefahrvollen Wegen weiter, zuleßt steil bergan, und Tito sezte nur noch mechanisch Fuß vor Fuß, ohne sich eigentlich fortzubewegen, und ließ sich ziehen und schieben, wie es seinen Geleitsmännern beliebte, die er nur noch im halben Traum über seine Faulheit und Unbeweglichkeit fluchen und wettern hörte. Als man dann endlich Rast machte, war ihm das Bewußtsein so ziemlich geschwunden und er warf sich nieder, legte den Kopf auf irgend etwas Weiches, das man ihm unterschob, und schlief ein.

Als er nach langem, traumlos-tiefem Schlafe wieder erwachte und mit seinen

| von der Binde befreiten Augen um sich blickte, sah er, daß er sich in einer ihm völlig fremden, wilden Gebirgsgegend befand, daß er unter einem überhangenden Fels auf seinem Mantel geschlafen hatte und daß überall in der Nähe Ruhestätten, ausgebrannte Feuer und zusammengestellte Büchsen, sowie mancherlei Gerät einen der Lagerpläße der Briganten verrieten. Von diesen selbst gewahrte er nichts. Es war alles still rundum, ein Stückchen blauen Himmels schaute friedvoll herein und drüben an einer sonnenbeschienenen, dunkelgrauen, zerklüfteten Felswand kletterten ein paar waghalsige Ziegen umher, um die spärlich aufwuchernden Sträucher kahl zu rupfen. Neben seinem Lager fand Tito überdies ein Stück Brot und einen Topf mit Ziegenmilch stehen, und langsam essend und trinkend blickte er mit leidlicher Behaglichkeit in die ihm fremde Welt hinaus, ohne sich von seinem Plage zu rühren, und als er gesättigt war, legte er die beiden verschlungenen Hände unter den Kopf, dämmerte mit halbgeschlossenen Augen vor sich hin und fand das Brigantenleben ganz erträglich. Nur wozu er eigentlich hier war, wußte er nicht, und was aus dem allen werden sollte, auch nicht. Was wohl Gioconda dazu sagen würde, wenn es hieß, daß er verschwunden sei? Und was, wenn es herauskam, daß er unter die Briganten geraten sei? Wie sie und alle da wohl staunen würden! Er, der faule Tito, ein Brigant und sein Spottname zu Recht bestehend! Ein Gefühl der Genugthuung konnte der Träumende doch nicht ganz unterdrücken, als er daran dachte, ja, ein befriedigtes Lächeln spielte sogar um seine Lippen. Und so rannen Stunden hin, und der faule Tito blinzelte in die Sonne und dehnte sich und kam zu der Überzeugung, daß er sein gewohntes Dasein auch unter diesen veränderten Umständen ganz gut weiter fortführen könne.

Als er sich aber endlich zu langweilen begann und aufstand, um eine Strecke weit ins Gebirge zu schlendern und sich

über die Gegend zu orientieren, in welcher er sich befand, sah er doch, daß er nicht mehr konnte, wie er wollte, sondern ganz regelrecht auf beiden Seiten, in einiger Entfernung vom Lagerplay, wie ein Gefangener bewacht wurde. Denn er stieß dort auf je einen Briganten, der mit der Büchse im Anschlag hinter einem Felsvorsprung kauerte, und beide jagten ihm, daß sie die zurückgebliebenen Lagerwächter seien und strengen Befehl hätten, den faulen Tito von Racalmuto nicht durchzulassen, falls er es etwa wünschen sollte, sich zu entfernen. Das verdroß nun Tito zwar, aber da der eine Brigant auf seine Frage, ob er denn auch nicht reden dürfe, antwortete, das dürfe er wohl, und wenn sie mitsammen schwagen wollten, würde es ihm ganz recht sein, und da er alsbald unaufgefordert anfing, allerlei lustige Abenteuer aus dem Brigantenleben zum besten zu geben, die Titos ganze Aufmerksamkeit fesselten. Auch an einem guten Schluck und kräftigen Bissen ließ es der Brigant nicht fehlen, so daß Tito um die Dunkelheit sich ganz zufrieden und beruhigt wieder auf seiner improvisierten Lagerstätte niederließ und bald genug in Schlummer verfiel.

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von den Räuberbanden gehört und erfahren habe. Da erhielt er die Auskunft, daß zwar die Bande eine Zeit lang einen im Gebirge aufgegriffenen Mönch mit sich geführt habe, der ihnen fleißig habe Absolution erteilen, die Gefallenen einsegnen, hin und wieder auch eine erbauliche Predigt habe lesen müssen, daß der arme Pfaff, den sie alle sehr gern gehabt, aber leider den Strapazen seines neuen Beruss nicht gewachsen und eines schönen Tages liegen geblieben sei, so daß sie ihn hätten unter mancherlei Gefahren in ein Dorf schaffen und dort seinem weiteren Schicksal überlassen müssen. Seither müßten sie sich ohne Messe und Kommunion behelfen, aber zur Beichte ginge doch jeder von ihnen alle paar Wochen einmal, wenn auch manchmal zu nachtschla= fender Zeit und unter allerlei für den Beichtiger ungewöhnlichen Umständen, denn sonst würde es an Lust und Mut in ihrem Handwerk bald fehlen.

Tito hörte das alles verwundert mit an und dachte sich sein Teil dabei. Aber zu einer Klarheit war er in seinem ursprünglichen Gedankengange dadurch doch nicht gelangt, und in dieser Nacht fand er lange keinen Schlaf. Und als er ihn endlich gefunden, währte er nicht lange, denn eine derbe Faust rüttelte ihn alsbald wach, und er hörte die Stimme des wachehaltenden Briganten, die ihn schleunigst aufstehen hieß, an seinem Ohr. Schlaftrunken fuhr er empor und fragte, was es denn gäbe, ob die Karabinieri das Lager angegriffen hätten, ob der „schwarze Bär" erschossen sei oder was sonst. Der Brigant hatte aber keinerlei Antwort | darauf, hieß ihn nur ruhig sein und sich zu sofortigem Aufbruch fertig machen, denn es gehe weit fort. Und als Tito bei der letzten Nachricht tief auffeufzte, seßte der andere begütigend hinzu, es werde nicht zu schlimm werden, denn den größeren Teil des Weges werde man zu Pferde zurücklegen. Dann ging es fort. Und da Tito sich zu langsam weiterbewegte, ergriffen seine zwei Begleiter das

Und wie der erste Tag vergangen war, so verstrichen noch ein paar weitere, ohne daß sich in Titos Leben das geringste geändert hatte. Der „schwarze Bär" und seine Genossen blieben aus, und wenn Tito seinen neu gewonnenen Kameraden darüber ausfragte, was dieselben denn wohl im Schilde führten, und weshalb sie nicht zurückkämen, so that dieser sehr geheimnisvoll und verweigerte jede Auskunft. Viel Nachdenken war nun zwar Titos Sache nicht, denn das hätte ihm zu viel Mühe und Anstrengung verurjacht; aber unwillkürlich dämmerte doch allmählich eine Idee in ihm auf, die ihn am vierten Tage nach seiner Einbringung unablässig beschäftigte und ihn an seinen Freund, den Lagerwächter, endlich die Frage thun ließ, ob die Bande des „schwarzen Bären“ denn auch einen Prie ster mit sich führe, wie man dergleichen oft¡ selbe Mittel, um schneller von der Stelle

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