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Jom Franz-Josephsplay in südlicher Richtung an der Donau entlang, auf der Höhe des User

quais führt der anmutigste Promenadenweg vorüber an einer Flucht kolossaler Gebäude, Hotels, Privat- und Miethäusern, dem Börsengebäude (1872 von Kolbenheyer gebaut), dem Thonethof (1871 von Skalnizki und Koch für den Fabrikanten Thonet ausgeführt); vorüber an der Statue des als Parlamentsredner im ungarischen Nationalkostüm dargestellten Barons Eötvös, von dem gepriesenen ungarischen Meister Huszar. An dieser Quaipromenade liegt weiter südlich der von Gartenanlagen und einem davon umgebenen, gefälligen Kaffeehauspavillon eingenommene Play, dessen Ostseite das Redoutengebäude einnimmt. Es hat eine wunderliche Architektur. Die Absicht des Architekten Feszl, nach dessen Plänen dieser Bau in den Jahren von 1859 bis 1864 ausgeführt wurde, hier etwas recht national Ungarisches zu schaffen, ist dem Werk nicht eben gut bekommen. Mit der Million Gulden, welche der Bau und seine innere Ausschmückung gekostet haben, ist die Herrlichkeit etwas teuer bezahlt. Die schwerfällige Masse des Gebäudes wird in der Fassade im Erdgeschoß des etwas zurückliegenden Mittelbaus durch fünf mächtige rundbogige Zugänge, im Hauptgeschoß durch fünf ungeheure rund

II.

bogige Fenster durchbrochen. In jedem der vorspringenden beiden Eckrisalite entspricht dem je eine Portalöffnung und ein Fenster darüber. Über dem Mittelbau erhebt sich weiter zurückliegend noch ein ebenfalls von fünf Rundbogenfenstern durchbrochener krönender Aufsatz. Eine interessante und künstlerisch bedeutende Dekoration hat das Innere des Gebäudes im Treppenhaus und in den Sälen, dem Redouten- und dem Büffettsaal, durch die Freskomalereien von Moriz Thorn, Karl Loß und Alexander Wagner (aus München) erhalten.

Auf der von den Bäumen der Allee beschatteten Quaipromenade, auf welcher besonders an schönen Sommerabenden ein Strom von Spaziergängern, Reitern und Equipagen auf und abflutet, während dichte Gruppen an den Tischchen vor den Cafés und Bierstuben sißen, sich am Anblick des herrlichen Bildes der jenseitigen Ufer erfreuend, dem Strom entlang, nach Süden hin wandelnd, erreichen wir bald den Petöfiplay. Er hat seinen Namen von einer zweiten Monumentalstatue Huszars, der des nationalen Dichters Alexander Petöfi, des feurigen Freiheitssängers. Auf hohem, einfachem, vierseitigem Postament, das sich über einem stufenförmigen Unterbau erhebt, steht die eherne Porträtstatue des Dichters, ziem lich theatralisch in einen Mantel drapiert

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und mit ebenso theatralischer Bewegung der erhobenen Rechten, als ob er, wie er es 1848 gethan, zum Volke spräche, mit dem Vortrag seiner zündenden Strophen dasselbe zum revolutionären En thusiasmus entflammend.

An dem Schwurplatz vorüber, auf welchem vor der ihn südlich abschließenden Mariä - Himmelfahrtskirche König Franz Joseph im Juni 1867 den Schwur auf die Verfassung geleistet hat, führt die Quaistraße immer in südlicher Rich tung zu dem Geflügelmarkt neben dem von Ybl erbauten Zollamtsgebäude, einem schönen Monumentalbau im Renaissance stil, und zu den großartigen 1879 bis 1883 errichteten Lagerhausanlagen, dem riesenhaften Elevator und dem Lastenbahnhof der ungarischen Staatsbahn, in welchen die Geleise aller Staatsbahnen einmünden. Er zieht sich bis zu der Verbindungsbahnbrücke über die Donau hin, welche dort weit südlich unter halb des Blocksberges seit 1874 sich über die Breite des Stromes spannt.

Durch die gewaltigen Arbeiten der Donauregulierung ist hier erst das Terrain für diese grandiosen Anlagen geschaffen worden, welche Budapest zum natürlichen Stapelplaß des zu einer ungeheuren Entwickelung gelangten ungarischen Getreidehandels gemacht haben. Der Staat hat diesen Baugrund unentgeltlich hergegeben, die Stadt Pest die Kosten des Baus der Lagerhäuser und des Elevators getra= gen. gen. Durch beide ist ein Centralpunkt des Handels in der Hauptstadt geschaffen worden, an welchem alle Verkehrswege zusammentreffen und alle Bedingungen gegeben sind, um das Umladen aller eintreffenden und abgehenden Waren von den Schiffen zur Bahn und umgekehrt, ebenso wie auf die Straßenbahn und jede Art von Fuhrwerk in der einfachsten Weise zu bewerkstelligen. Aus einer für die Errichtung des Elevators 1879 ausgeschriebenen Konkurrenz ging 1880 der Architekt Christian Ullrich als Sieger hervor. Als Mitarbeiter haben ihm der Architekt v. Flüttich und der Direktor

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nem ersten Geschoß gelagerten Dampf gekrümmten Straßen und Gassen, denen maschinen.

Dieses kolossale, alles überragende Gebäude des Elevators bildet das charakteristische Wahr- und Merkzeichen des dortigen südlichsten Stadtteils von Pest, jenes Industrieviertels, dessen rapide und großartige Entwickelung Hand in Hand gegangen ist mit der der unga rischen Landwirtschaft und ganz speciell der jezt schon fast ohnegleichen in Europa | dastehenden Mühlenindustrie. Kolossale Dampfmühlen, aber auch andere Fabrikgebäude erheben sich hier zur Seite der Schienengeleise, welche den Elevator mit dem Hauptzollamt und mit dem Lastenbahnhof der ungarischen Staatsbahn verbinden.

Noch weiter südlich, aber weiter ab vom Strome liegen hier auch die Baulichkeiten des großen hauptstädtischen Schlachthauses, welches in den Jahren 1870 bis 1872 durch die Berliner Baumeister van der Hude und Hennicke aus geführt wurde und seiner Bestimmung durch eminent zweckentsprechende Einrichtungen im vollen Umfang zu dienen vermag. Die Ställe beherbergen 600 Stück großes, 2000 Stück Kleinvieh, die Hür den 5000 Stück Rinder und 10000 Stück Kleinvieh. Täglich werden durchschnittlich 150 Stück geschlachtet. Durch einen berühmten Berliner Bildhauer hat dies Gebäude einen interessanten und bedeutenden plastisch - monumentalen Schmuck erhalten. Reinhold Begas modellierte und meißelte die beiden Kolossalgruppen ungarischer Stiere mit ihren Bändigern, welche auf den breiten, massigen Seiten pfeilern des Eingangsgitterthors zu dem Vorhof als auf ihren Sockeln ruhen.

Nach der Donau zu kehrte Pest, seit es begonnen hat, sich aus seinem alten halbasiatischen Urzustande heraus und zu einer europäischen Hauptstadt zu entwickeln, seine schönste Seite. Lange hat dieser prächtigen und sich immer noch verschönernden Stirnseite das, was sich dahinter ausbreitete, nur sehr wenig entsprochen. Ein Neg von meist regellojen, launisch

der malerische Reiz der Gäßchen unserer alten Städte völlig mangelt, breitete sich zunächst dahinter aus. In den Jahren der Wiedergeburt Ungarns seit 1867 erst sind innerhalb dieser Gassenlabyrinthe zum Segen für die Bevölkerung einzelne gartenähnliche größere Schmuckpläße oder Squares angelegt: die Elisabethpromenade, deren anmutige Parkanlagen einen gefälligen Kiosk umgeben; der Josephsplay, in dessen Mitte seit 1869 das von Halbig in München modellierte, von Miller gegossene Standbild des um Ungarn hochverdienten Palatin, des Erzherzogs Joseph, im Ornat seines Amtes aufragt. Breitere und geradere gossenlose Straßen, viele von Tramwaygeleisen durchzogen, durchschneiden gegenwärtig diese Pester Quartiere, Innere Stadt, Leopoldstadt, Theresienstadt, Josephstadt, Franzstadt, in allen Richtungen. So die große Ulloer Straße, welche in der Fortsetzung der Kronprinzengasse im schrägen Winkel aus der Nähe der Donau südöstlich weit hinaus zur leßten Stadtgrenze nach jenseit des neuen botanischen Gartens und des Orozyparks zum neuen großen städtischen Krankenhause führt. So der große mit Baumalleen eingefaßte Boulevard der Waißener Ringstraße, welche anfangs parallel der Donau hinter der Ostseite des Neugebäudes durch das alte Gassennes getrieben ist, dann sich einerseits als Museumsringstraße in südwestlicher Richtung bis zum Calvinplag und zur unteren Donauzeile hin fortjeßt, andererseits im rechten Winkel gegen den Museumsring sich als Tabaksgaffe in nordöstlicher Richtung fortseßt. Im spizen Winkel gegen die Tabaksgasse läuft vom Museumsring aus geradlinig gegen Osten eine außerordentlich belebte. Hauptverkehrs- und Handelsstraße Pests, die Kerepeserstraße. Von deren Mitte zweigt sich nach Südosten hin, der Ulloerstraße parallel, die Volkstheatergasse ab, welche bis zum neuen allgemeinen Friedhof an der östlichen Grenze von Pest führt.

getrennte, gartenumgebene, oft außerordentlich graziöse und künstlerisch durchgeführte Villen an deren Stelle. Die besten Architekten des heutigen Ungarn, deren Mehrzahl freilich in ihren Namen so wenig den deutschen Ursprung als in ihren Bauten die Wiener Schule verleugnen kann, haben die Pläne nicht nur der großen öffentlichen, sondern auch der Privatgebäude der Andrassystraße geliefert. Nicht wenige dieser Wohnhäuser sind mit einem verschwenderischen künst

edelsten Materialien, in der Raumverteilung, in der architektonischen Komposition und Dekoration ausgeführt worden.

Eine zweite durch Geschäfts- und Handelsverkehr sehr belebte ältere Hauptstraße Bests ist die vom südlichsten Punkt der großen Waißener Ringstraße da, wo diese in den Karlsring übergeht, in nordöstlicher Richtung ausgehende Königsstraße. Sie führt direkt auf die Stadtwäldchen allee und durch diese auf jene ungemein reizvolle, ausgedehnte Parkanlage des Stadtwäldchens mit seinen Seen, Inseln und Wasserläufen, dessen südöstlicher Teil das Bauterrain und den Park für die ungarische Landesindustrie- und Kunstaus- | lerischen Luxus in der Benutzung der stellung im Sommer 1885 hergeben mußte. Beinahe parallel dieser Königsstraße, um eine kleine Strecke nach Norden hin von ihr entfernt, ist nun die neue große und prächtige, eine englische Meile lange Ra- | dial- oder Andrassystraße gebrochen worden. Sie verbindet die Waißener Ringstraße, mit welcher sie einen Winkel von 45 Grad bildet, in schnurgerader Linie unmittelbar mit dem Stadtwäldchen. Diese vielbewunderte und wahrhaft großartige architektonische Schöpfung hat auch in den größten modernen Hauptstädten Europas kaum ihresgleichen in Bezug auf die Zahl und Art der künstlerischen Monumentalbauten, die sich zu beiden Seiten der den holzgepflasterten Mittelweg säumenden Baumalleen aneinander reihen. Andrassy, der berühmte ungarische Staatsmann, dessen Namen nun die ursprünglich Radialstraße (Sugar-Ut) getaufte glänzendste Verkehrsader Pests führt, ist der geistige Urheber des kühnen Unternehmens, durch welches die Königsstraße entlastet und vor allem Luft und Licht in die gassenreiche, meist von armseligen Baulichkeiten eingenommene Theresienstadt gebracht worden ist. Innerhalb zehn Jahren, von 1873 bis 1883, ist das Werk, an dessen Möglichkeit man anfangs zweifelte, in einer bewundernswürdigen Vollendung durchgeführt worden. Die Wohn- und Miethäuser dieser Straße stehen auf deren größerer Strecke bis zum sogenannten Rondeau hin meist Schulter an Schulter geschlossen. Erst von da ab bis zum Stadtwäldchen treten

Graf

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Das erste öffentliche Monumentalgebäude, von der Waihener Ringstraße aus, eine der schönsten und meisterhaftesten architektonischen Schöpfungen des neuen Best, sehen wir an der linken nordwestlichen Seite der Straße. Es ist das neue königlich ungarische Opernhaus. Nikolaus Ybl, der vielgenannte Architekt, ging 1873 als Sieger aus der Konkurrenz um dessen Bau hervor, an welcher er mit vier an deren Kunstgenossen sich zu beteiligen eingeladen war. 1875 begann man mit der Fundamentierung, am 27. September 1884 konnte die feierliche Eröffnung in Gegenwart des Königs stattfinden. Dies Opernhaus vereinigt in ungewöhnlicher Weise edle und gediegene künstlerische Pracht mit praktischer Angemessenheit der Anlage. Seine Fassade kehrt es der Andrassystraße zu. Die Auffahrtsrampe führt zu einem sich mit drei rundbogigen Thüren öffnenden, mit einem breiten Altan bedeckten Vorbau mit dorischen Halbsäulen vor den Bogenpfeilern, zu dem in der Front eine Freitreppe hinansteigt. In seiner Rückseite öffnen sich im Sockel des Gebäudes die drei Eingangsthüren zum Inneren. Über dem aus Almaser Kalkstein gearbeiteten mächtigen Sockel in der Höhe jenes Altans steigt das Hauptgeschoß dieses Frontmittelrijalits auf. Fünf rundbogige, durch korinthische Säulen getrennte, mit Balustra= den geschüßte Fensterthürenöffnungen, flan

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