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bekannt war, die Violoncellisten Kamauf und Wittmann und der Contrabaßspieler Redlpacher.

Als Vater Schubert's Wohnung für diese Zusammenfünfte nicht mehr ausreichte, nahm der Handelsmann Franz Frischling die Musiker in seiner Wohnung (Dorotheergasse Nr. 1105) bereitwilligst auf. Der Beitritt mehrerer neuer Mitglieder bewirkte, daß im Herbst 1815 schon kleinere Sinfonien (von Pleyel, Rosetti, Haydn, Mozart) aufgeführt werden konnten, und einige Zuhörer sich einfanden.

Der Raum wurde abermals zu enge, und so übersiedelte die Gesellschaft zu Ende des Jahres 1815 in die Wohnung des Otto Hatwig (vordem Mitglied des Burgtheater-Orchesters) im Schottenhof, und im Frühjahr 1818 in desselben neue Behausung im Gundelhof. Fortwährende regelmäßige Uebungen und das Hinzutreten tüchtiger Musiker ermöglichten die Aufführung der größeren Sinfonien von Haydn, Mozart, Krommer, Romberg und der beiden ersten von Beethoven, sowie der Ouverturen von Cherubini, Spontini, Câtel, Mehul, Boildieu, Weigl, Winter u. s. w. Für diese Gesellschaft nun schrieb Schubert die beiden erwähnten Sinfonien und im Jahre 1818 die Sinfonie in C, sowie auch 1817 die Ouverturen im italienischen Stil, von welch legteren noch die Rede sein wird, und eine Ouverture in B1) (comp. im September 1816). Die Uebungen währten bis in den Herbst 1820, wo sie wegen Mangels einer geeigneten Localität eingestellt und nicht wieder aufgenommen wurden 2).

1) Das Autograf der B-Ouverture besigt Dr. Schneider in Wien. 2) Von Hatwig übersiedelte die Gesellschaft noch in die Wohnung des Spediteurs Anton Pettenkoffer (am Bauernmarkt). Als dieser Wien verließ und kein geeignetes Locale unentgeltlich zur Verfügung

Auch zur Composition einer dreiactigen Oper: Die Bürgschaft) nahm Schubert einen ernsten Anlauf, ohne aber damit zu Ende zu kommen. Diese Oper, mit dem Datum 2. Mai auf der Original- Partitur, enthält zwei vollständig ausgearbeitete Acte, und von dem dritten eine Arie mit Chor, im Ganzen 15 Musikstücke. Der Verfasser des Textbuches ist nicht angegeben, und das Libretto aufzufinden ist mir bis jetzt nicht gelungen. Einer mündlichen Mittheilung zufolge soll es von einem Studiosus herrühren 2). Die Verse und die in denselben enthaltenen Ausdrücke entziehen sich stellenweise jeder Kritik und bilden den schlagendsten Beweis für die Unbefangenheit, mit welcher Schubert an die Composition von Operntexten ging. Gefiel ihm nur die Idee des Ganzen und fand er darin einige Anhaltspunkte für dramatische Entfaltung der Musik, so sette er sich über andere Gebrechen mit unglaublicher Leichtigkeit hinweg. Was ihn von der Vollendung der Oper abgehalten (vielleicht doch auch des Dichters Machwerk), ist mir nicht bekannt geworden. Die Hand

gestellt wurde, löste sich der Verein auf. Zu den ständigen Mitglie dern zählten in den Jahren 1815–1818 auch Ferdinand und Franz Schubert (letterer als Altviolaspieler) und Josef Doppler (Fagott); Ferd. Bogner (Flöte) wirkte hie und da mit, desgleichen betheiligten sich als Gesangssolisten: v. Gymnich, Goeß, Tieze und Frl. Josefine und Babette Fröhlich. S. Aufsätze über das mustkalische Altwien von Dr. L. v. Sonnleithner in den „Recensionen“ Jahrgang 1862.

1) Das Autograf besitzt Dr. Schneider.

2) In demselben Jahre (1816) erschienen: Die Freunde zu Syrakus, neues Schauspiel in Jamben und 5 Acten, von Elise Bürger (geb. Hahn), von welchem Proben in der Wiener Theaterzeitung (Sept. 1816) abgedruckt sind.

lung ist der Schiller'schen Ballade nachgebildet, welche Schubert um diese Zeit als solche ebenfalls componirt hat.

Die Oper beginnt mit einem Chor des um Rettung aus Noth und Thrannei flehenden Volfes (All. mod. C-moll, von Violinen, Viola, Cello, Fagott, Horn, Posaunen und Baß begleitet). Moeros (Baß) tritt zu dem versammelten Volkshaufen und gibt seinen Rachegedanken in einer Arie ') (All. agitato F-moll Ausdruck. Hierauf stimmt der Chor einen wildcharakteristischen Gesang an, der den flammenden Etna und den „meuterischen Thor“, der heute noch das Kreuz zieren werde, zum Gegenstande hat 2). Der Thrann von Syrakus

1) Moeros singt u. a. folgende Verse:

Muß ich fühlen in tiefer Brust!
Tiefes Elend, tiefe Schmach,
Und mit dieser Racheluft!

Und ich bin so klein und schwach!

Feste gibt es heute wieder

Bei dem König an dem Hof,

Uebermuth singt üpp'ge Lieder

Bei den Prassern zu dem Soff u. f. w.

2) Der Chor gibt nachstehenden Unsinn zum Besten:
Auf löscht ihm (dem Etna) die schmachtende Qual,
Erfrischt ihm den brändigen glühenden Mund
Mit purpurner Welle bis auf den Grunt.
Er labe die brennende Sonne einmal

Und singe bachantische Lieder.

Es lebe der meuter'sche Thor,

Er zieret das Kreuz mit dem schönen Leib,
Er stellet die Fülle vor;

Und langet und presset das lüsterne Weib,

Sie möchte ihn gerne für sich befreien;

1

gewährt dem Meuchler einen Tag Frist zur Ordnung seiner Angelegenheiten. Dieser dankt ihm für die Gnade in einer Arie') (Moderato D-moll ), Dionisos aber spricht seinen Zweifel über dessen Rückkehr in einem Recitativ 2) aus.

Die Scene verwandelt sich in das Innere des Hauses des Theages. Sein Weib Anna singt eine Romanze von einem verloren gegangenen und als Schäfchen auf der Weide wiedergefundenen Kinde. Die beiden Kinder des Theages, Julus und 38 mene, wiederholen jedesmal mit der Mutter den Schlußvers. Auf dieses reizende Musikstück folgt ein Zwiegesang der beiden Kinder: - die Erzählung eines Märchens. Die nächste Nummer ist ein Duett zwischen Anna und Theages. Dieser, der sich für Moeros verbürgt, soll, da letterer nicht zurückkehrt, in den Kerker geworfen werden. Anna wehklagt, Theages sucht sie zu trösten3). Der

')

Er lebe gesund und stark, der Blüten nur schmauset,

Nicht Krankheit und Pest.

Er muß sich dem Henkertod weih'n.

Er sei ihm ein Opfer, ein herrliches Fest.

Wir schauen's noch heute am Kreuze vollbracht.

Diese Gnade dank ich dir,
Werd' sie stets dir denken,
Und ich eile froh von hier,

Mein Geschäft zu lenken.

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Chor der Wache fordert Theages auf, ihm zu folgen 1), und es entwickelt sich nun ein Ensemblestück (Anna, Julus, Ismene, Theages und Chor), mit welchem der erste Act schließt.

Der zweite ist von diesem durch eine Ouverture getrennt, die (mit einem Andante C-dur 3 beginnend, sodann in Allegro agitato übergehend) in eine Arie des auf der Rückkehr begriffenen Moeros hinüberleitet, in welcher er, seine Rettung aus den Fluthen erzählend, den Göttern dankt.

Die Scene verwandelt sich in Anna's Zimmer. Diese, von einem Traum über ihres Mannes Geschick aufgeschreckt, spricht ihre Angst und Seelenpein in stürmisch bewegten Recitativen ans. Julus und Ismene versuchen es, sie zu trösten. Ihr Zwiegesang endet mit einem Terzett, an welchem Anna sich betheiligt 2).

Zur finstern Kerkersnacht hinab,
Das geht nimmer rechtlich zu.

Theages.

Geliebtes Weib gib dich in Ruh!

Ich geh in den Kerker, doch nicht zum Grab.

Anna.

Nein, nein, das war noch nicht erhört,

Das geht nicht an, du bürgst ihn nicht u. s. w.

) Anna sagt bei dieser Gelegenheit:

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