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ziehung gemacht wurden, war die Sorge vor neuem Unheil eine nur zu gerechtfertigte.

Die vor dem Verderben schüßende Veröffentlichung und Verbreitung der vielen noch als Manuscript erliegenden kleineren und größeren Compositionen, aus welchen sich ein Bild seiner musikalischen Entwicklung und Gesammtleistungen entwerfen ließe, scheint aber aus mancherlei Gründen einer noch fernen Zukunft vorbehalten zu sein.

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Anderseits liegt die erfreuliche Thatsache vor Aller Augen, daß man sich und zwar vor Allem in der Vaterstadt des Tondichters der Schubert'schen Muse derzeit mit erneuertem Interesse und freierem Blick zugewendet hat. Es ist das Gefühl zum Durchbruch gekommen, als habe die jetzige Generation ein von den Zeitgenossen Schubert's theils be wußt, theils unbewußt verübtes Unrecht gut zu machen; eine Sühne, die um so williger vollzogen werden darf, als jede Opfergabe von dem Entfühnten mit reichlichem Dank wiedervergolten wird.

Zu Seiten des Künstlerpfades, welchen Franz Schubert gewandelt, war eben noch manche im Verborgenen duftende Blume zu pflücken; vielleicht blühen deren noch hie und da zerstreut, auf welche in dieser Darstellung hingedeutet ist.

Hauptschule zu St. Anna in Wien zu wenden. Das Anerbieten scheint resultatlos geblieben zu sein. — Von den hier aufgeführten Werken ist der größere Theil, im Manuscript erhalten, im Besitz des Herrn Dr. Schneider in Wien. Um das Jahr 1844 scheint Ferdinand Schubert einige Autografe verkauft zu haben.

XX.

Der Ehrenbezeigungen, welcher unser Tondichter während seiner irdischen Laufbahn theilhaftig geworden, wurde im Verlauf dieser Darstellung bereits gedacht. Abgesehen von Ernennungen zum Ehrenmitglied von Musikvereinen, von seiner Wahl in den Repräsentantenkörper des Musikvereins in Wien, von schmeichelhaften Anerkennungsschreiben über seine musikalische Befähigung und von ein Paar Dankschreiben 1) für die Dedication von Liedern, hat sich Franz keiner hervorragenden Auszeichnung zu erfreuen gehabt 2). Er trug übrigens auch kein Verlangen darnach, und hätte sich dafür gerne mit einem bescheidenen, aber „sicher laufenden“ Jahreseinkommen abgefunden.

Geraume Zeit nach seinem Tode wurde das Andenken an ihn durch Akademieen gefeiert, so beispielsweise im 3. 1835 durch eine von Ernst von Feuchtersleben veranstaltete, in welcher ein Gedicht Franz von Schober's declamirt wurde.

1) Zu den Dankschreiben zählt auch eine Dankadresse mehrerer Frauen in Lemberg an Sch. für die Zusendung eines Frauenchores.

2) In neuester Zeit wiederfuhr Schubert auch die Ehre, als solcher auf die Bühne gebracht zu werden. Die Unverwüftlichkeit der von Herrn Suppé benützten Schubert'schen Melodien sicherte dem Stück des Herrn Hans Max im Carltheater in Wien einige mit Beifall aufgenommene Vorstellungen.

Größere Ehren wurden dem Heimgegangenen von jener Zeit an zu Theil, als man es nicht mehr bei schönen Worten bewenden ließ, sondern sich daran machte, das Gedächtniß an den Tondichter in seinen Werken zu erneuern und den Kreis der bereits bekannt gewordenen stetig zu erweitern.

Der eben erst im Aufblühen begriffene Wiener Männergesangverein war es zuerst, welcher unter dem tiefen Eindruck, den die aus dem Dunkel hervorgezogenen Chorlieder auf ihn gemacht hatten, seinen Gefühlen für den Meister durch eine im Jahre 1847 in dem Versammtungsort seiner Mitglieder abgehaltene Feier begeisterte Worte lich und am 19. November 1850 das Andenken an Schubert's Tod ebenfalls in feierlicher Weise beging ').

Im Jahre 1851 wurde am 28. Februar in dem von Herrn Spina errichteten Schubert Salon (auf der Seilerstätte in dem Hause Nr. 807) eine Schubert-Feier abgehalten, welche ein Prolog von Bauernfeld, gesprochen von Dawison, eröffnete.

Eine gleiche Feier hatte ebendaselbst am 25. Nov. 1853 zum 25jährigen Gedächtniß an den 19. November 1828 (Schubert's Sterbetag) statt, wobei das Gedicht: „Ein Musenkind“ von Steinhauser als Declamationsstüc figurirte 2).

1) Die Feier im Jahre 1847 veranstaltete der damalige Chormeister Gustav Barth und die Vereinsmitglieder Dr. Flögel und Weiß. Barth hielt die Festrede.

2) Das Programm der zuerst erwähnten Schubertfeier bestand aus folgenden Musikstücken: Streichquartett in D-Moll, gespielt von Josef Hellmesberger, Durst, Heißler und Schlesinger; Lob der Thränen, gesungen von Ander; Fantasie zu vier Händen, gespielt von

Anläßlich eines Umbaues, welcher mit dem Geburshause Schubert's vorgenommen werden sollte, machte der Redacteur Anton Langer in dem Augustheft 1858 seiner Volkszeitung darauf aufmerksam, daß es wohl an der Zeit sein dürfte, die Geburtsstätte des berühmten Landsmannes durch Errichtung einer Gedenktafel auszuzeichnen und auf diese Weise Einheimischen und Fremden erkennbar zu machen.

Es wurde die Sammlung von Geldbeiträgen in Anregung gebracht und der Wiener Männergesangverein eingeladen, ebenfalls sein Schärflein beizutragen. Dieser aber erklärte, die Sache selbst in die Hand nehmen zu wollen; die bereits von anderer Seite eingelaufenen Beträge wurden zurückgestellt und der Steinmetzmeister Wasserburger in Wien mit der Anfertigung der Gedenktafel betraut. Am 7. October 1858 um 4 Uhr Nachmittags fand die feierliche Enthüllung derselben in Gegenwart des Gesangvereines und mehrerer hierzu geladener Gäste, unter denen sich sämmtliche Familienangehörige des Tondichters befanden, nach vorausgegangener Festrede und Absingung mehrerer Chöre und des Quartetts: „Lob

Pacher und Egghardt; der zürnende Barde, und Augenlied, gesungen von Staudigl; Fantasie (op. 159), gespielt von Josef Hellmesberger und Egghardt; Vocal-Quartett (des Tages Weihe) gesungen von den Frls. Schmidl und Bury und den Herren Schmidbauer und Staudigl; jenes der zuletzt erwähnten Feier aus folgenden Schubert' schen Compositionen: Quartett in A-Moll (von den oben erwähnten Herren gespielt); auf der Donau, der Schiffer, der Doppelgänger, der Wanderer und Gruppe aus dem Tartarus, von Staudigl gesungen; Variationen über ein Originalthema, gespielt von den Herren Dachs und Fischhof; Impromptu (op. 142), gespielt von Dachs, und dem Vocal- Quartett: die Nachtigall, gesungen von Kloß, Mut, Legat und Pezelberger. In beiden Concerten begleitete Herr Randhartinger am Clavier.

der Einsamkeit“ statt; der musikalische Theil der Feier erhielt an demselben Tage Abends in einer Festliedertafel, deren Programm ausschließlich aus Schubert'schen Compofitionen bestand, begeisterten Ausdruck.

In neuerer und neuester Zeit (im Jänner und März 1861 und im März 1863) wurde das Andenken an den Meister durch die Aufführung der Operette „Die Verschwornen" und der Ostercantate „Lazarus" (in drei Concerten) auf das wirksamste wiederbelebt 1).

Endlich hat vor kurzem abermals der Wiener Männergesangverein die Initiative zu einem Unternehmen ergriffen, welches, wenn glücklich ausgeführt, alle bisherigen Kundgebungen überragen und gewissermassen den Schlußstein derselben bilden wird. Die besagte Körperschaft sprach nämlich in ihrer Versammlung (am 6. Juni 1862) den einmüthigen Wunsch aus, das Andenken an den vaterländischen Tondichter in monumentaler Weise bewahrt und verherrlicht zu sehen. Die Einleitungen zur Herbeischaffung der dazu nöthigen Mittel wurden sogleich getroffen und es liegen bereits Resultate vor und sind deren noch zu gewärtigen, welche der Hoffnung Raum geben, daß in nicht ferner Zeit an schöner Stelle in freier Natur das Standbild Franz Schubert's sich erheben werde als stolzer Schmuck seiner Vaterstadt und als ein Wahrzeichen der Dankbarkeit und Verehrung aller derjenigen, welche zur Errichtung desselben mit Rath und That mit geholfen haben 2).

1) Auch in Weimar und in Bremen fand im Jahre 1861 eine Schubertfeier statt.

2) Im September 1864 betrug der Schubert - Monumentfond 18,600 fl. in Werthpapieren und 1170 fl. 33 kr. in Barem. Schon das

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