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ursache, und da kommen ungefähr 70 fl. C. M. heraus. Viel! sehr viel! Aber für Franzen doch gewiß sehr wenig!

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Ich meinerseits könnte für diesen Fall einstweilen 40 fl. entbehren, denn ich habe gestern 50 eingenommen. Uebri gens glaube ich sicher erwarten zu dürfen, daß alle die Auslagen für seine Krankheit und für seine Beerdigung 2c. durch sein Hinterlaß selbst bald getilgt werden würden.

1) Aus den im Archive des k. k. Wiener Landesgerichtes befindlichen, von dem bestandenen magistratischen Civilgerichte dahin abgegebenen Franz Schubert'schen Verlassenschaftsacten ergeben sich folgende authentische Daten: Franz Schubert wird bei der Rubrik: „Condition“ als Tonkünstler und Compositeur bezeichnet. Er starb, 32 Jahre alt, ledigen Standes, im Hause Nr. 694 in der Wiener Vorstadt Wieden in Aftermiethe bei seinem Bruder Ferdinand Schubert, damals Lehrer an der k. k. Normalhauptschule bei St. Anna. Als Sterbetag wird der 19. November 1828 angeführt. Ein Testament oder eine andere lettwillige Verfügung war nicht vorhanden. Als nächste Anverwandte sind in der amtlichen Sperrsrelation (Todfallsaufnahme-Protokoll) angeführt: „Der leibliche Vater des Erblassers, Franz Schubert, Schullehrer in der Rossau Nr. 147, dann acht leibliche Geschwister des Erblassers: 1. Ferdinand, Professor zu St. Anna, wohnhaft im Sterbeorte; 2. Ignaz, Schulgehilfe am Himmelpfortgrunde (einer Wiener Vorstadt); 3. Carl, Maler, ebendort; 4. Theresia, verehelichte Schneider, Professorsgattin im k. k. Waisenhause, aus erster Ehe von der Mutter Elisabeth Schubert; ferner aus der zweiten Ehe von der Mutter Anna: 5. Maria Schubert, 14 Jahre alt; 6. Josefa, 13 Jahre alt; 7. Andreas, 5 Jahre alt; 8. Anton Schubert, 3 Jahre alt; die leßteren vier bei dem Vater, Herrn Franz Schubert, wohnhaft“. Das VerlassenschaftsVermögen bestand nach den gerichtlichen Erhebungen in folgenden, gerichtlich geschätzten Effecten: 3 tuchene Fracks, 3 Gehröcke, 10 Beinkleider, 9 Gilets, zusammen im Werthe von 37 fl.; 1 Hut, 5 Paar Schuhe, 2 Paar Stiefeln, bewerthet auf 2 fl.; 4 Hemden, 9 Hals

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,,Sind Sie daher, lieber Herr Vater, meiner Gesinnung, so wäre mir wieder ein großer Stein vom Herzen gewälzt Jedoch müßten Sie sich sogleich entschließen, und es mir durch den Ueberbringer dieses mittheilen lassen, damit ich das Eintreffen des Todtenwagens veranstalten könnte. Auch müßten Sie dafür besorgt sein, daß hierüber noch heute Vormittags dem Herrn Pfarrer in Währing die Anzeige gemacht werde. Ihr trauernder Schn Ferdinand."

,,21. November 1828 Früh 6 Uhr."

und Sachtücheln, 13 Paar Fußsocken, 1 Leintuch, 2 Bettzüchen, im Gesammtwerthe von 8 fl.; 1 Matratze, 1 Polster, 1 Decke, im Gesammtwerthe von 6 fl.; einige alte Musikalien, geschätzt auf zehn Gulden. Außer diesen Effecten im Gesammtschätzungswerthe von 63 fl. war vom Erblasser nichts vorhanden. Die Sperrsrelation fügt bei, daß der Vater des Erblasfers an bestrittenen Krankheits- und Leichenkosten 269 fl. 19 kr. C. M. zu fordern habe. Laut der von dem Pfarrer Johann Hayek gefertigten Original-Quittung ddo. Währing 22. Nov. 1828, find an ihn „für die nach der zweiten Classe gehaltene Leiche des Herrn Franz Schubert, die Auslagen an die Kirche, Pfarre und das Armeninstitut, für den Todtengräber, die Träger, Meßner, Ministran ten und Ausläuter, den Ansager und Vorbeter, für die mitgehenden Institutsarmen, die Schulkinder sammt dem aufsichttragenden Schulgehilfen, an den Schullehrer für das Miserere, das Todtenlied und das Libera, für die Assistenz, dann für das Wachs zur Beleuchtung des Hochaltars und das sonstige Leichenwachs“, im Ganzen 44 fl. 45 kr. C. M. bezahlt worden. Die von dem Conduct - Ansager Balthasar Ausim unterfertigte Original - Quittung constatirt, daß Franz Schubert am 22. Nov. 1828 in der Pfarre St. Josef in Margarethen (Wiener Vorstadt) begraben" (recte eingesegnet) worden ist und hiefür bezahlt wurden: 84 fl. 35 kr. Die Final-Erledigung des Verlassenschafts actes nach Schubert trägt die amtliche Unterschrift: Brotkorb m. p.

P. S.,,Die Frauen werden doch nicht in schwarzer Trauer erscheinen? Der Conductansager glaubt, daß er keine Flöre anzuschaffen habe, weil es bei Ledigen nicht gebräuchlich sei, und weil die Träger rothe Mäntel und Blumen haben 1)!

Der Vater ging auf den Vorschlag ein und so wurde denn Schuberts Wunsch, der, wenn auch im Fiebertraum ausgesprochen, doch sein wahres glühendes Verlangen, im Tod neben Beethoven zu ruhen, offenbarte, nach Thunlichfeit erfüllt; denn nur drei Gräber 2) trennen seine Gruft von jener seines erhabenen Vorbildes.

Die Trauer um den so plötzlich Dahingeschiedenen war ebenso aufrichtig als allgemein. Mehrere seiner Freunde und Bekannten drückten ihren Schmerz durch Gedichte oder musikalische Compositionen 3) aus. In den damals gelesensten öffentlichen Blättern erschienen Nekrologe und Nachrufe*)

') Diese Zeilen sind durchstrichen.

2) Es sind die Gräber zweier O'Donnell's und die Grabstätte Schlechta - Hardtmuth. Schubert's Grab trägt die Nr. 223, jenes Beethoven's Nr. 290.

3) So schrieb A. Hüttenbrenner ein Clavierstück (Grave in F-Moll) als „Nachruf“, Abbé Stadler eine Fuge (in C-Moll) für Orgel oder Clavier auf die in Schubert's Namen vorkommenden musikalischen Buchstaben, und der Hoforganist Simon Sechter ebenfalls eine Fuge (in C-Moll) für Pforte oder Orgel: „Dem Andenken des zu früh verblichenen Franz Schubert gewidmet." Die eben erwähnten Musikstücke sind auch im Stich erschienen.

4) Ein Nachruf von Freiherrn v. Zedlih, abgedruckt in der Wiener Zeitschrift vom 25. Nov. 1828, der mit den Worten schließt: „Als Mensch war Schubert von allen, die ihn näher kannten, geliebt

und in Linz, wo Schubert's Name besonders populär war, fand am 25. Dec. 1828 in dem Salon des landständischen Sprachlehrers Abbate Luigi Tomazolli, eines thätigen Musikförderes, eine musikalisch-deklamatorische Todtenfeier statt.

In Wien vereinigten sich bald nach Schubert's Ted Freunde und Verehrer des Verblichenen, ihrer Trauer um ihn durch die Aufführung eines Requiems in der Kirche Ausdruck zu geben und sein Andenken durch die Errichtung eines Grabmonumentes zu ehren.

In dieser Angelegenheit richtete Jenger an Josef Hüttenbrenner am 26. Nov. 1828 das folgende Schreiben 1): ,,Lieber Freund!

„Gestern habe ich mit Herrn Schober wegen eines Requiems für Schubert gesprochen; er ist mit Allem einverstanden; nur lassen seine Verhältnisse nicht zu, sich irgend

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und geschätzt, sein Privatleben war, wie es bei jedem Künstlergemüth immer ist, durchaus ehrenvoll und würdig“. Ein zweiter Nachruf von Blahetka erschien in der Wiener Theater-Zeitung am 27. Dec. 1828. Von Gedichten sind zu erwähnen: „Am Vortag von Franz Schubert's Begräbniß“, von G. Seidl; „An Schubert's Sarg“, von Franz v. Schober; „An Schubert's Grab", von A. Schumacher; „Trauerweide“, von Peter Bleich; „dem Andenken Schubert's“, von Khier; „Nachgefühl“, von I. Mayrhofer; ein Gedicht von dem Freiherrn v. Schlechta, ein anderes von Duller u. s. w.

') Auch an Pachler's schrieb Jenger, daß er das Requiem Hüttenbrenner's wolle aufführen lassen. Seine mit Dr. Pachler geführte Correspondenz aus dieser Zeit, die sich auch auf Schubert's in Graz zurückgelassene Compositionen und die letzten Lebenstage desselben bezog, ist leider nach Dr. Pachler's Tod auf dessen Wunsch verbrannt worden.

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an die Spitze einer Unternehmung zu stellen, und er meint, daß man wegen des Requiems und wegen der Kosten für ein Monument jedenfalls mit dem Vater oder Bruder Ferdinand Rücksprache pflegen sollte, um ihre Meinung zu hören. Thue es also und gib mir bald Auskunft darüber. Schober meint, es wäre gut, wenn das Requiem so wenig als möglich kostet, damit mehr Geld für's Monument und das angekaufte eigene Grab übrig bleibe.

„Rede also auch mit dem Dechant und mit Piringer 1), damit man erfährt, was das Requiem ungefähr kosten werde. Der ganze Unkostenbetrag würde sodann von den eingehenden Subscriptionsgeldern abgezogen werden, doch nur so wenig als möglich.

„Schober sagt, er glaube, es werde auch bei St. Josef ein Requiem abgehalten. Wenn dieses der Fall wäre, so dürfte eines in der Augustiner-Kirche unnöthig sein; mir wäre es aber doch lieb, wenn eines dort stattfände.

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Unterdessen werde ich durch Schober dafür sorgen, daß Subscriptionsbögen lithografirt und in den besten Musifalienhandlungen, so wie unter die Freunde des Verstorbenen vertheilt werden.

„Wenn der Auffah in die Zeitung 2) fertig ist, so lasse Deinem Freund Jenger."

ihn sehen

1) Piringer war der Fortjeter und Leiter der von Franz Xaver Gebauer in Wien begründeten Concerts spirituels, welche damals im landständischen Saale abgehalten wurden.

2) Der Aufruf erschien am 20. Dec. 1828 in der Theater-Zeitung. Subscriptionsbogen lagen auf in der Kanzlei der Gesellschaft der Mu

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