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fentag) er unter Mitwirkung Josef Mayseder's an der ersten Bioline in Persen dirigirte. Die Sopranpartie sang Therese Grob1), eine Lieblingssängerin des Componisten und

1) Therese Grob war die Tochter des (um jene Zeit 1814 schon verstorbenen) Heinrich Grob und seiner Frau Therese, welch letztere im Lichtenthal ein Seidenfabriksgeschäft besaß. Schubert kam in dieses Haus nach seinem Austritt aus dem Convict, ohne Zweifel angezogen durch die schöne Stimme des Mädchens Therese (damals beiläufig 15 Jahre alt) und das musikalische Talent ihres Bruders Heinrich, der Bioloncell und besonders gut Clavier spielte. Für Therese, deren glockenreine Stimme bis in das hohe D reichte, schrieb Schubert ein Tantum ergo und ein Salve regina. Heinrich G. dirigirte zu Schubert's Zeiten (und auch später noch) mitunter die Kirchenmusik auf dem Lichtenthaler Chor, während Schubert sich gewöhnlich unten in der Kirche aufhielt, um die Musik besser zu hören. Selbstverständlich wurde in diesem Familienkreis viel musicirt, und namentlich auch Schubert's Messen für die Aufführungen im Lichtenthal, in Grinzing, Heiligenstadt u. s. w. unter des Componisten Leitung einstudirt. Schubert, der daselbst wie ein Kind des Hauses aufgenommen war, brachte seine Lieder mit (das erste, welches Therese zu Gesicht bekam, war jenes : „Süße beilige Natur“) und schrieb unter anderem auch für seinen Freund Heinrich G. (im Oct. 1816) ein ,,Adagio et Rondo concertant pour le Pianoforte avec accompagnement de Violine, Viola et Cello (im Befiz des Herrn Spina). Sein Verkehr mit dem Grob'schen Haus dauerte bis beiläufig zum Jahr 1820, um welche Zeit Therese sich verheirathete und der Tondichter in andere Kreise hineingezogen wurde. Um das Jahr 1837 übersiedelte Heinrich Grob mit seinem Geschäft in die innere Stadt, wo es seit seinem im Jahr 1855 erfolgten Tod von seiner Witwe (einer gebornen Müllner, Holzhändlerstochter) und den zwei Söhnen derzeit noch betrieben wird. Therese, welcher ich diese Mittheilungen verdanke, seit mehr als zwanzig Jahren Witwe des Bäckermeisters Bergmann, lebt noch, als eine frische und heitere Frau, in Wien. Die Familie Grob soll noch unbekannte Compositionen Schubert's besigen, deren Einsicht ich aber nicht erlangen konnte.

einer Familie angehörend, zu welcher Schubert damals und bis gegen das Jahr 1820 hin in freundschaftlichen Bezie= hungen stand. Salieri, hoch erfreut über die Arbeit seines Zöglings, umarmte diesen am Schluß der Aufführung, indem er ihm zurief: „Franz, du bist mein Schüler, der mir noch viele Ehre machen wird“ 1).

Die Messe 2) wurde bald darauf in der Augustinerkirche unter Umständen wiederholt, welche die Aufführung zu einem Familienfest gestalteten. Franz stand am Dirigentenpult, sein Bruder Ferdinand spielte die Orgel, den Sopranpart trug wieder Therese Grob vor und in die übrigen Stimmen hatten sich Freunde und Bekannte getheilt. Als regens chori fungirte Michael Holzer. Der Vater beschenkte seinen Sohn Franz nach diesem Fest mit einem fünfoctavigen Clavier 3).

Auch ein Salve regina) für Tenor, ein Lied: „Wer ist wohl groß“ mii Chor und Orchesterbegleitung, fünf Menuette und sechs Deutsche, für Streichquartett und

') Einer Mittheilung des Herrn Doppler entnommen, welcher bei der Aufführung mitwirkte.

2) Wie auf dem, in Händen des Dr. Schneider in Wien befindlichen Autograf zu lesen ist, schrieb Sch. diese Messe in der Zeit vom 17. Mai bis 22. Juli 1814. Das Kyrie entstand am 17. und 18. Mai, das Gloria am 21. und 22., das Gratias vom 25.-28., das Quoniam am 28. Mai, das Credo vom 30. Mai bis 22. Juni, das Sanctus und Benedictus am 2. und 3., das Agnus Dei am 7. und das Dona nobis vom 15.-22. Juli. Die F-Messe ist nicht im Stich erschienen.

3) So erzählt Ferdinand Sch. in: „Aus Franz Sch's. Leben“. Therese Grob erinnert sich nicht dieser zweiten Aufführung.

*) Das Autograf besißt Dr. Schneider. Die Begleitung des Salve regina bilden Violine, Viola, Oboe, Fagott, Horn und Contrabaß.

Waldhörner gesezt, drei Streichquartette1) eine mäßige Anzahl Lieder (darunter zehn auf Gedichte von Mathisson) fallen in diese Zeit. Unter den lezteren befindet sich eines: „Auf den Sieg der Deutschen" betitelt, ein tanzartiges unbedeutendes Strofenlied 2) mit Begleitung von Saiteninstrumenten, ohne Zweifel eine Gelegenheitscomposition, die auf die glückliche Beendigung des Krieges gegen Frankreich Bezug hatte und vielleicht im Freundeskreis gesungen wurde. Endlich ist noch einer großen vierhändigen Sonate3) in C-Moll zu erwähnen, welche aber unvollendet geblieben ist.

Am 15. Mai 1814 beendete Franz die im Jahre 1813 in Angriff genommene „natürliche Zauberoper“: Des Teufels Lustschloß*) in drei Acten von Kozebue. Das Stück

') In B- und D-Dur und in C-Moll. Jenes in B wurde in einer von Herrn Josef Hellmesberger's Quartettproductionen im Jahre 1862 aber mit Kürzungen und Einschaltungen von Theilen aus anderen Quartetten zur Aufführung gebracht, und ist in neuester Zeit bei Spina, der das Autograf davon besitzt, in Stimmen im Stich erschienen.

2) Die Textworte lauten:

Verschwunden sind die Schmerzen,
Weil aus beklemmtem Herzen

Kein Seufzer wiederhallt.
Drum jubelt hoch ihr Deutsche,

Denn die verruchte Peitsche

Hat endlich ausgeknallt.

3) Das Clavierstück besteht aus einem Adagio, einem Andante amoroso in B, einem Allegro in B und einem Adagio in Des. Das Autograf dieser etwas ungeklärten Arbeit besißt Herr Statthaltereirath Albert Stadler in Wien.

4) Die Original-Partitur besigt Dr. Schneider.

ist, so weit es den musikalischen Theil betrifft, in gereimten Jamben geschrieben, enthält aber viel gesprochenen Dialog.

Der Inhalt desselben ist folgender: Oswald Ritter von Scharfeneck hat Luitgarde, die Nichte des Grafen von Schwarzberg, da dieser die Verbindung beider nicht zugeben wollte, heimlich aus des Oheims Schloß entführt und geheirathet. Nach längerer Abwesenheit kehrt er mit ihr in die Heimat zurück, um sich auf seinem Besißthume niederzulassen. (Hier beginnt das Stück.) Die Scene stellt eine rauhe Gegend dar; der Wagen des Ritters ist eben auf dem schlechten Wege entzwei gebrochen; Diener sind um Luitgarde beschäftigt, und Robert, Oswald's treuer Begleiter, eilt voraus, um für sie und das Gefolge Unterkunft zu suchen, die er denn auch in einem nahen Wirthshause findet. Oswald und Luitgarde folgen ihm nach. Die Wirthin begrüßt die beiden Fremdlinge und läßt sich mit ihnen in ein Gespräch ein. Bald darauf tritt ein Bauer in die Stube, um dem Ritter kundzuthun, daß die Gegend ringsumher unter dem Banne eines Zauberschlosses leide, welches, dem nächtlichen Spuk nach zu urtheilen, nur des Teufels Schloß sein könne. Oswald beschließt, allen Warnungen zum Troh, den Bann zu brechen, und eilt mit Robert in das Schloß. Sie treten in einen fantastisch aufgeputzten, mit Statuen und einem Grabdenkmal geschmückten Saal. Alsbald beginnt der Zauberspuk. Eine colossale, aus der Erde herausreichende Hand versett Robert einen Schlag und verschwindet, worauf dieser eine der Statuen zu Boden wirft und Oswald das Gleiche mit einer zweiten Statue versuchen will. Diese aber wirft ihm ihren Handschuh zu Füßen, den er aufhebt und mit ihr den Kampf beginnt, an welchem alsbald noch weitere vier Statuen

mit gezückten Schwertern theilnehmen. Während des Gefechtes steigt eine schwarzgekleidete Amazone vom Grabdenkmal herab und bietet dem Ritter Herz und Hand, mit dem Bedeuten, daß er sterben müsse, wenn er sie nicht annehme. Oswald, eingedenk seiner Luitgarde, weist das Anerbieten zurück, worauf ein aus dem Boden herauftauchender Käfig ihn umfängt und mit ihm versinkt. Im zweiten Act finden wir Robert weheklagend auf der Erde liegen und nach seinem Gebieter rufen; zu ihm gesellt sich Luitgarde, die den Gatten sucht. Diesen, der in eine gräßliche Höhle hinabgesunken, erwartet das Blutgericht. Ein türkischer Marsch ertönt, welchem ein Chor der Jungfrauen folgt. Die Amazone sucht den Ritter abermals zu überreden, aber auch diesmal widersteht er ihren Lockungen. Da erschallt der Ruf zur Rache; Oswald soll vom Felsen gestürzt werden. Die Todtenglocke läutet, ein Trauermarsch spielt und die Todtenbahre wird herbeigebracht. Männer und Jungfrauen singen im Chor. Ein Knappe ruft Oswald zu, der Gattin zu vergessen; ein Sclave flüstert ihm in's Ohr, sich zu verstellen und dem Wunsch der Amazone nachzukommen, da er nur so sich retten könne. Der Verrath des Sclaven aber wird entdeckt und dem Ritter befohlen, zum Zeichen seiner Liebe für die Fürstin den Sclaven mit dem Schwerte zu durchbohren. Er weigert sich dessen, und mit der Waffe, die man ihm in die Hand gegeben, bahnt er sich den Weg auf einen Felsen. Dort von allen Seiten angegriffen und nicht mehr im Stande zu widerstehen, wirft er die Waffe von sich und stürzt sich von der Klippe in den Abgrund.

Im dritten Act erscheint Luitgarde, um ihren Gemahl trauernd. Robert tritt zu ihr. Da taucht aus der Erde

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