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ernstliches Bemühen ist daran gescheitert, daß die preußische Regierung

keine Verständigung wollte. So stehen wir vor einem deutschen

Bruderkriege, welchen abzuwenden wir nicht vermögen. Die Zukunft der Herzogthümer ist zwar der Anlaß, aber nicht der Gegenstand des Kampfes. Es handelt sich jetzt um die Frage, ob Recht und Gesetz ferner in Deutschland gelten sollen. Schleswig-Holsteiner! Euch stehen zunächst schwere Tage der Prüfung bevor. Aber Ihr werdet muthig und treu am Rechte festhalten. Ihr wißt aus einer früheren trüben Zeit, daß die Gewissen nicht durch Bajonnete bezwungen werden können und daß nur der verloren ist, der sich selbst verloren gibt. So werdet auch Ihr jetzt den Druck der Gewalt ungebeugt ertragen, bis die Stunde der Befreiung schlägt. Eure Beamten werden, um im Interesse des Landes ihr Amt fortführen zu können, der faktischen Gewalt sich fügen müssen. Aber sie werden Nichts thun, welches der ohne meine Zustimmung nicht möglichen Feststellung des Landesrechts Nachtheil bringen würde. Ich habe für jetzt mich von Euch entfernen müssen. Nicht, um unser Recht aufzugeben, bin ich gegangen, sondern um den Kampf für dasselbe fortzusetzen. Ihr werdet mich immer da finden, wo die Selbstständigkeit der Herzogthümer, wo ihre Untheilbarkeit und ihre Zugehörigkeit zu Deutschland vertheidigt wird. Ich danke Euch für die Liebe und Treue, welche Ihr von Anfang an mir entgegengebracht und durch alle Wechsel des Schicksals mir bewahrt habt. Die Bande, welche diese Jahre zwischen Fürst und Volk geknüpft haben, sind unlösbar. Niemand außer mir hat das Recht, Euch zu den Waffen zu rufen. Wenn aber der Tag kommt, wo ich zur Vertheidigung des Landes Euch um mich sammeln kann, werdet Ihr zu mir stehen, wie ich zu Euch. Haltet fest im Vertrauen auf Gott. Er wird Deutschland und Schleswig-Holstein nicht verlassen.“

17. Juni. (Württemberg). Die ersten Württemberger rücken zum

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Schutz der Bundesversammlung in Frankfurt ein.
(Heffen - Darmstadt). Fast die ganze hessische Armeedivision
wird bei Frankfurt concentriert.
Volksversammlung in Mainz. Der Abg. Metz kann gegenüber
der wachsenden antipreußischen Stimmung bereits kaum mehr zum
Wort kommen.
„ (Hannover). Die Preußen unter Gen. Vogel v. Falkenstein
rücken in die Stadt Hannover ein. -
„ (Coburg-Gotha). Das coburgische Bataillon wird mit einem
Sonderzug von Coburg nach Gotha gebracht.
(Preußen). Kriegsmanifest des Königs:
„An mein Volk! In dem Augenblicke, wo das preußische Heer zum
entscheidenden Kampfe auszieht, drängt es Mich, zu Meinem Volke, den
Söhnen und Enkeln der tapferen Väter, zu reden, zu denen vor einem
halben Jahrhunderte Mein in Gott ruhender Vater die unvergessenen Worte
sprach: „Das Vaterland ist in Gefahr!“ Oesterreich und ein großer Theil
Deutschlands steht gegen dasselbe in Waffen. Nur wenige Jahre sind es her,
seit Jch aus freiem Entschlusse und ohne früherer Unbill zu gedenken, dem
Kaiser Oesterreichs die Bundeshand reichte, um deutsches Land von der Fremd-
herrschaft zu befreien. Aus gemeinschaftlich vergossenem Blute hoffte Ich
auf das Erblühen der Waffenbrüderschaft, die zu einer festen auf gegenseitiger
Anerkennung beruhenden Bundesgenossenschaft und damit zu alle dem gemein-
samen Wirken führen würde, woraus Deutschlands innere Wohlfahrt und
äußere Bedeutung als Frucht hervorgehen sollte. Doch diese Hoffnung wurde
getäuscht. Oesterreich will nicht vergessen, daß seine Fürsten einst Deutschland
beherrschten, will im jüngeren Preußen keinen natürlichen Bundesgenossen,

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sondern nur einen feindlichen Nebenbuhler erkennen. Preußen, meint es, ist in allen Bestrebungen zu bekämpfen, weil, was Preußen frommt, Oesterreich schade. Alte, unselige Eifersucht ist in hellen Flammen wieder aufgelodert. Preußen soll geschwächt, vernichtet, entehrt werden. Ihm gegenüber gelten keine Verträge mehr. Gegen Preußen werden deutsche Bundesfürsten nicht blos aufgerufen, sondern selbst zum Bundesbruch verleitet. Wohin wir in Deutschland schauen, sind wir von Feinden umgeben, und deren Kampfgeschrei ist: Erniedrigung Preußens! Aber in Meinem Volke lebt der Geist von 1813. Wer wird einen Fuß breit Preußenbodens rauben, wenn wir ernstlich entschlossen sind, die Errungenschaften unserer Väter zu wahren, wenn König und Volk durch die Gefahren des Vaterlandes fester als je geeint sind und an dessen Ehre Gut und Blut zu setzen als die höchste und heiligste Aufgabe halten! Bei sorglicher Voraussicht dessen, was nun eingetreten ist, habe Ich es seit Jahren als die erste Pflicht. Meines königlichen Amtes erkennen müssen, ein streitbares Preußen volk für starke Macht entwicklung vorzubereiten. Befriedigt und zuversichtlich blickt mit Mir jeder Preuße auf die Waffenmacht, die unsere Grenzen deckt. Mit seinem Könige an der Spitze wird das Preußenvolk sich als ein wahres Volk in den Waffen fühlen. Unsere Gegner täuschen sich, wenn die Preußen durch innere Streitigkeiten gelähmt wähnen. Dem Feinde gegenüber ist es einig und stark, da dem Feinde gegenüber sich ausgleicht, was sich entgegenstand, um demnächst im Glücke und Unglücke vereint zu bleiben. Ich habe. Alles gethan, Preußen die Lasten und Opfer des Krieges zu ersparen; das weiß Mein Volk, weiß unser Gott, der die Herzen prüft. Bis zum letzten Augenblicke habe Ich gemeinschaftlich mit Frankreich, England und Rußland die Wege gütlicher Ausgleichung gesucht und offen gehalten. Oesterreich wollte nicht, und andere deutsche Staaten stellten sich offen auf seine Seite. So ist es denn nicht Meine Schuld, wenn Mein Volk einen schweren Kampf zu kämpfen und harte Bedrängniß zu erdulden hat. Aber es ist keine Wahl mehr geblieben. Wir müssen fechten um unsere Existenz, müssen in den Kampf auf Leben und Tod gehen gegen Diejenigen, die das Preußen des großen Kurfürsten, des großen Friedrich, das Preußen, wie es aus den Freiheitskriegen hervorgegangen, von der Stufe herabstoßen wollen, worauf seiner Fürsten Geist und Kraft und seines Volkes. Tapferkeit, Hingebung und Gesittung es emporgehoben haben. Flehen wir zum Allmächtigen, daß er unsere Waffen segne. Verleiht Gott uns Sieg, dann werden wir auch stark genug sein, das lose Band, welches die deutschen Lande mehr dem Namen als der That nach zusammenhielt, und welches jetzt durch diejenigen zerrissen ist, welche die Rechtsmacht des nationalen Geistes fürchten, in anderer Gestalt fester und heilvoller zu erneuern. Gott mit uns!“ Eine Cabinetsordre vom gleichen Tage ordnet zugleich auf den 27. d. Mts. einen allgemeinen Bettag an. 18. Juni. (Sachsen). Die Preußen unter Gen. Herwarth besetzen Dresden. , (Hannover). Stade ergibt sich durch Capitulation den Truppen des Gen. Manteuffel. Derselbe rückt über Lüneburg gegen Hannover vor, um sich mit Gen. Vogel v. Falkenstein zu vereinigen. m , (Kurhessen). Die Preußen unter Gen. v. Bayer rücken in Kaffel ein. Gen. Bayer ist vom Geh. Rath Max Duncker und vom Landrath v. Diest aus Wetzlar begleitet. „ , (Mecklenburg). Eine Dep. des Ministers v. Oertzen an Preußen stellt zwei Bedingungen für die Theilnahme Mecklenburgs an der von Preußen beantragten Berufung des deutschen Parla

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ments: das Einverständniß Oesterreichs mit seiner Ausschließung von diesem Parlamente, sodann die Bedingung, daß die Einberufung des Parlaments erst nach erfolgter Vereinbarung mit Mecklenburg stattfinden solle. Graf Bismarck antwortet unter dem 21. d. M. vorerst ausweichend, daß er „gern zu einem nähern Gedankenaustausch mit der großh. Regierung darüber bereit sei.“ Der mecklenburgische

Gesandte am Bundestage erhält inzwischen folgende Instruction:

„Ew. Depesche vom 15. d. M., welche Instruction über den sächsischen Antrag begehrte, erhielt ich um 12 Uhr Mittags, so daß also die Ertheilung der Instruction eine absolute Unmöglichkeit war. Den Beschluß, welcher den sächsischen Antrag angenommen hat, kann die hiesige Regierung als einen gültigen nicht anerkennen, muß darin vielmehr einen unberechtigten Gebrauch der Formen des Bundesrechts von Seiten derjenigen Staaten erblicken, welche in dem Krieg zwischen Oesterreich und Preußen, an dem der deutsche Bund nicht betheiligt ist, auf die Seite Oesterreichs sich gestellt haben. Um nun ähnliche Beeinträchtigungen ihrer bundesgrundgesetzlichen Berechtigungen abzuwenden, und da die Majoritätsbeschlüsse vom 14. und 15. d. Mts. mit Mothwendigkeit noch mehrere Beschlüsse in gleicher Richtung und auf gleicher Grundlage nach sich ziehen werden, verwahrt sich die großherzogliche Regierung gegen die Verpflichtung, solchen Beschlüssen Folge zu leisten, ist jedoch im übrigen nicht der Ansicht, daß der Bund durch das Fassen unverbindlicher Beschlüsse in einzelnen Fragen oder auf einzelnen Gebieten sich sofort auflöse, womit im übrigen kein Urtheil über die Frage ausgesprochen fein soll: unter welchen Voraussetzungen einer Regierung das Recht erwächst, den Bund als aufgelöst anzusehen. Das Vorstehende werden Ew. Hochwohlg. beauftragt, als Verwahrung zum Bundesprotokoll zu erklären. Der Theilnahme an künftigen Bundestagsbeschlüssen, welche auf den oben als unverbindlich bezeichneten Grundlagen beruhen, haben Sie sich demgemäß zu enthalten, und bleibt es Ihrem Ermessen überlassen, an anderen Gegenständen der Bundestagsverhandlungen nach Maßgabe der schon bestehenden oder noch zu ertheilenden Instructionen theilzunehmen.“

18. Juni. (Braunschweig). Eine Zuschrift der Regierung an den stän

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dischen Ausschuß theilt demselben mit, daß sie sich „dafür entschieden
habe, in dem zwischen den beiden deutschen Großmächten ausgebrochenen
Streite eine parteilose Stellung zu beobachten“.
(Bundestag). Auch Hannover und Kurheffen verlangen Bundes-
hülfe gegen Preußen. Die Bundesversammlung beschließt, daß sie
ihnen thunlichst gewährt werden solle und daß zu diesem Ende hin
nicht bloß Oesterreich und Bayern, sondern alle in der Versamm-
lung vertretenen Regierungen verpflichtet seien, dem gewaltthätigen
Vorgehen Preußens entgegen zu treten. Der Beschluß wird mit
11 Stimmen gefaßt, indem auch die großherzogl. und herzogl. säch.
Häuser für denselben stimmen.
„ (Bayern). II. Kammer: Debatte über den von der Regierung
verlangten Credit von 31 Mill. für die außerordentlichen Bedürf-
niffe der Armee. Erklärung der vereinigten Linken. Einstimmige
Genehmigung des Credites.
Erklärung der vereinigten Linken: „Wir sind nicht einverstanden

gewesen mit der Politik, welche die Mehrheit in der Adresse an Se. Mai. den König der Staatsregierung als diejenige bezeichnet hat, für die sie in der

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