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Das 1. Bataillon verließen wir, als es südlich von Aibre Stellung genommen, und zwar hatte sich die 3. Kompagnie südwestlich von Aibre an einem hochgelegenen Gehöft postirt, rechts daneben die 2., demnächst die 1. Kompagnie. Die 4. Kompagnie stand in Reserve. Auch hier versuchte der Feind durch Umgehung unserer rechten Flanke mit etwa 3 Bataillonen die Stellung unhaltbar zu machen. Die Kompagnien der ersten Linie, namentlich die 3., hatten ein sehr heftiges Infanteriefeuer auszuhalten. Der Chef der 3. Kompagnie, Hauptmann Haccius, fand hier den ehrenvollen Soldatentod, er mußte leider, da der Rückzug gleich darauf erfolgte, in Feindes Hand gelassen werden. Das 1. und gleichzeitig das Füsilier-Bataillon wurden in eine Stellung bei Tremoins zurückgenommen. Bei dem weiteren Rückzuge nahmen noch die 5. und 8. Kompagnie an dem Ruptbach-Thal und seitwärts von Aibre sowie ein Zug der 5. Kompagnie gegenüber von Le Vernois auf dem Bergrücken zur Deckung der rechten Flanke Stellung.

Die rechts von uns, jenseits des bewaldeten Bergrückens Bois du Mont, kämpfende Brigade Golt, mit welcher stete Verbindung war, hatte sich bis hinter Le Vernois zurückgezogen und mußte deshalb unsere Stellung vor Aibre so frühzeitig aufgegeben werden. Der gegen Abend am Ruptbach angreifende Feind wurde bis zum geordneten Rückzuge der anderen Truppen aufgehalten, worauf alsdann die beiden Kompagnien, ohne daß der Feind folgte, den Rückzug nach der bereits besetzten Stellung vor Tavey antraten. Da der Feind sich ruhig verhielt und von weiterem Vordringen abstand, wurde aus der eingenommenen Gefechtsstellung in die Vorpostenstellung übergegangen. Es bezogen das 1. Bataillon auf dem rechten Flügel, das 2. und Füsilier-Bataillon rechts und links der Straße nach Héricourt die Vorposten. An diesem für die Geschichte des Regiments ruhmreichen Tage hatte die Gewandtheit unserer Leute im Terrain und das ruhige, sichere Schießen derselben den mit einem ganzen Armeekorps angreifenden Feind nur sehr langsam gegen ein Detachement von 4 Bataillonen und 2 Batterien vordringen lassen. Das mit musterhafter Ordnung geführte Rückzugsgefecht, in welchem der Feind von Morgens bis Abends nur etwa 6 km Terrain gewonnen, hatte für die bei Héricourt-Montbéliard stehende Hauptmacht einen Zeitgewinn von zwei Tagen eingebracht, der zur Vervollständigung der Vertheidigungseinrichtungen von unschäßbarem Werthe war. Der

Feind ließ uns am 14. vollkommen unbelästigt.

hatte am 13. Januar 2 Offiziere 58 Mann verloren.

Das Regiment

Es wird an dieser Stelle von Interesse sein, sowohl auf den Verlauf der Ereignisse bei und um Paris einen Rückblick zu werfen, als auch sich die Gesammtlage der deutschen Armeen vor und während der Schlacht bei Héricourt zu vergegenwärtigen. Die Armee des Prinzen Friedrich Karl war, wie schon früher erwähnt, der die Bayern von Orléans zurückdrängenden französischen Loire-Armee entgegengetreten, hatte dieselbe in den ersten Tagen des Dezember entscheidend geschlagen und Orléans wieder besetzt. Die französische Loire-Armee trennte sich in der Folge in zwei Theile, deren einer dem General Chanzy, der andere zweite Theil (15., 18. und 20. Korps) dem General Bourbaki unterstellt wurde. Erstere Armee wurde, nachdem sich dieselbe von Le Mans her bedeutend verstärkt hatte, durch die Armeeabtheilung des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin in ununterbrochenen Kämpfen, theilweise unterstügt durch Prinz Friedrich Karl, nach Le Mans zurückgedrängt und dort am 10., 11. und 12. Januar vollständig gesprengt; letztere trat uns bei Héricourt gegenüber.

Die im Norden von Paris sich nach der Kapitulation von Mez unter General v. Manteuffel gegen die französische Nord-Armee bewegende I. Armee bestand am 27. November den ersten größeren Zusammenstoß bei Amiens, welches nach siegreicher Schlacht besetzt wurde. Der Feind, welcher sich unter dem Schuße der Nordfestungen mit großer Schnelligkeit wieder gekräftigt und neu organisirt hatte, ergriff Anfangs Dezember die Offensive von Neuem. Es kam am 23. Dezember zur Schlacht an der Hallue, die mit dem Rückzuge der Franzosen endete. Vor Paris war nach mehreren mißglückten Ausfallgefechten am 28. Dezember der Mont Avron besetzt und am 5. Januar das Bombardement begonnen worden.

Nachdem General v. Manteuffel das Kommando der SüdArmee übernommen, hatte der General v. Goeben den Oberbefehl über die Nord-Armee erhalten. - So lag also gewissermaßen die lette Entscheidung in unserer Aufgabe. Es galt, die lezte der neuen feindlichen Armeen zu vernichten.

Am 14. Morgens erhielt das 1. Bataillon den Auftrag, bei der zu erwartenden Schlacht die Linie vom Mont Dannin bis Héricourt zu beseßen mit dem bedeutungsvollen Zusaße, diese Stellung unter allen Umständen zu halten. Es gehörten zur Lösung dieser

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Aufgabe die Vertheidigung des Bahnhofes von Héricourt, des Eisenbahndammes, die Deckung von drei Batterien auf dem Mont Dannin, ferner die Besetzung und Vertheidigung einer zwischen Stadt und Eisenbahndamm gelegenen Fabrik, sowie einer Mühle. Den linken Flügel und zwar den Mont Dannin besezte die 1. Kompagnie im Anschluß an die badischen Truppen. Der Eisenbahndamm wurde durch je einen Zug der 3. und 4. Kompagnie, der Bahnhof durch zwei Züge der 3. Kompagnie besetzt. Die 2. Kompagnie besetzte die Mühle, zwei Züge der 4. Kompagnie die Fabrik. Die beiden anderen Bataillone waren in der Stellung bei Tavey verblieben.

Am 15. Januar Morgens hörte man auf Vorposten die lärmenden Signale der Franzosen sie rüsteten sich, wie man auch deutlich wahrnehmen konnte, zum Angriffe!

Kurz vor 9 Uhr wurden unsere Vorposten durch ein plötzliches, heftiges Geschüßfeuer begrüßt, so daß bald der Befehl zum Abzuge nach Héricourt gegeben wurde, zumal im Thale von Byans, wo die 8. Kompagnie stand, starke feindliche Kolonnen die Stellung von Tavey zu umgehen suchten. Das 2. und Füsilier-Bataillon gingen unter förmlichem Granathagel nach der befestigten und besetzten Stellung bei Héricourt zurück.

Was war da Alles in den letzten Tagen geschehen!

Ganze Waldstrecken waren niedergelegt, großartige Verhaue und Barrikaden errichtet, überall Schützengräben gezogen und gedeckte Batterien aufgestellt. Die Häuser waren mit Schießscharten, die Gartenmauern mit Banketts versehen. Die über die Lisaine führende Brücke war unterminirt, das Eis der zugefrorenen Lisaine gesprengt, und wo das Auge hinsah, allenthalben lagen hinter den hergerichteten Verschanzungen die Truppen Werders bereit, den kommenden Feind mit blutigen Köpfen heimzuschicken. An der Straße stand ein großes Fanal, welches, angezündet, den hinter Héricourt auf der Höhe stehenden 12-Pfündern das Zeichen zum Beginn ihrer Baßbegleitung geben sollte!

Das Füfilier-Bataillon hatte Befehl, sich hinter Héricourt, das 2. Bataillon, sich in einem Hohlwege nordwestlich der Stadt aufzustellen. Das 1. Bataillon befand sich bereits in Stellung. Die Bataillone verblieben während der nun mit ganzer Heftigkeit entbrennenden Schlacht in den genannten Stellungen im heftigsten Granatfeuer. So wurde beispielsweise durch eine Granate, welche im Füsilier-Bataillon einschlug, 1 Mann getödtet und 6 schwer ver

wundet. Am Nachmittage wurde das 2. Bataillon zur Unterstüßung der hart bedrängten Brigade Golz nach Luze beordert. Auf diesem Wege verlor es, durch feindliche Granaten verfolgt, mehrere Leute. An Ort und Stelle angelangt, befahl General von der Golz, da die Hülfe nicht mehr erforderlich war, dem Bataillon, in Echevans Alarmquartiere zu beziehen. — Am 16. Morgens wurde das 2. Bataillon zur Hauptreserve befohlen und nahm auf den Höhen hinter Héricourt Aufstellung, während das 1. und Füsilier-Bataillon in ihren Stellungen verblieben. Wir erfuhren an diesem Morgen, daß der Feind am gestrigen Tage überall blutig abgewiesen worden sei. Das Lisaine-Thal war noch in tiefen Nebel gehüllt, als der Feind mit erneuten Kräften den Kampf eröffnete. Unsere Positionsgeschüße donnerten unaufhörlich bis zur einbrechenden Nacht, und die Aufregung über die Entscheidung des riesigen Kampfes ließ uns die enorme Kälte kaum verspüren. -Beim 1. Bataillon hatte an diesem Tage die 2. Kompagnie einen auf die Mühle unternommenen Angriff in kurzer Zeit erfolgreich abgewiesen, ebenso ward eine in der folgenden Nacht gegen die Stadt und die vom 1. Bataillon beseßte Fabrik und Mühle versuchte Ueberrumpelung mit Leichtigkeit vereitelt.

Das 2. Bataillon verblieb den 16. in der Hauptreserve und rückte am Abend, nachdem man erfahren, daß unser rechter Flügel bei Frahier zurückgedrängt, im Uebrigen jedoch die ganze Stellung behauptet sei, nach Buc, wo Alarmquartiere bezogen wurden.

Das Bataillon lag in diesem Dorfe mit der Festungsartillerie des Belagerungsforps von Belfort zusammen, für diese der Feind im Osten, für uns im Westen. Das Füsilier-Bataillon_war am 16. in seiner Stellung hinter Héricourt verblieben und bezog mit der 10. Kompagnie Abends die Vorposten nordwärts von Héricourt, beseßte die dortigen Verhaue und hatte in der Nacht Gelegenheit, den schon erwähnten Ueberfall des Feindes abschlagen zu helfen. Auch das in Buc befindliche 2. Bataillon war durch das heftige Schießen bei diesem nächtlichen Angriff alarmirt worden. Demselben war in der Nacht mitgetheilt worden, daß am nächsten Morgen die Franzosen aus der gewonnenen Stellung Frahier-Chenebier durch Ueberfall hinausgeworfen werden sollten und es sich daher zur eventuellen Unterstützung bereit halten sollte. Das Bataillon wurde denn auch am 17. Morgens zur Verstärkung des rechten Flügels nach Frahier beordert. Unterwegs begegnete demselben ein Transport von 400-500 Gefangenen. Der Ueberfall war glänzend

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