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I.

Die

Gefechte in den Apenninen,
bei

Voltri, Montenotte, Millefimo, Coffaria, und Dego,

im April 1796.

Nach öftreichischen Originalquellen dargestellt

J. B. Schels, E. E. Hauptmann.

Der Feldzug 1795 in Italien hatte mit den Ereignissen bei Loano geendet. Die kaiserliche Armee hatte sich in jenem Frühjahre in dem Lager bei Aqui gesam= melt. Der Oberbefehlshaber, FZM. Baron Devins, war mit derselben am 20. Juni in die genuesische Riviera eingerückt. Durch die Gefechte bei Vado, San Giacomo, Sette pani, und Spinarda wurden die Östreicher Meister des Küstenlandes bis Loano, wo die Franzosen eine Stellung genommen hatten (am 3. Juli 1795). Um diese Zeit war auch die piemontesische Ars mee, die von dem k. k. FML. Baron Colli befehliget wurde, in die Apenninen vorgerückt, und hatte über Garefsio den Col San Bernardo beseßt. Es war zu erwarten, daß die Franzosen bald, nicht nur von ihren legten Stellungen im geneuesischen Gebiethe, sondern auch aus der Grafschaft Nizza, und über den Var, verdrängt werden würden.

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Diese Hoffnung wurde jedoch nicht erfüllt. Unentschlossenheit, Mangel an Einverständniß zwischen den

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beiden alliirten Armeen, Abgang vieler He eresbedürf nisse, lähmten die Fortseßung der Operazionen. Die ungleich schwächere französische Armee wurde nicht mehr ernstlich angegriffen, nur durch einen erfolglosen Eleinen Krieg zuweilen in ihrer Ruhe gestört. Man ließ ihr volle drei Monate Zeit, von der Rheinarmee - Verstärkungen zu erhalten, und einen Theil der durch die von ihr erfochtenen Siege mit kühnem Muthe bes lebten Pyrenäenarmee an sich zu ziehen. Am 23. November rieb Massena das kaiserliche Korps des FMLts Grafen Argenteau bei Loano auf. Am 28. vertrieb er die Piemonteser vom Col San Bernardo. Der FZM. Graf Olivier Wallis hatte jeßt von dem erkrankten FZM. Devins den Oberbefehl der k. E. Armee übernommen. Er räumte die Riviera, jog in das Herzogthum Montferrat, und verlegte die k. k. Truppen in der Gegend um Aqui. Der FML. Colli führte die Piemonteser und das mit denselben vereinigte E. E. Auxiliarkorps von den Apenninen gegen Ce va zurück.

Die Franzosen hatten sich nun der Gebirge vom Col San Bernardo bis zum Monte notte bemächtiget. Sie unternahmen dieses Jahr (1795) nichts mehr gegen die alliirten Heere. Aber sie verschanzten die Übergänge des Gebirges, und hielten dasselbe, so lange es die Witterung erlaubte, wohl befeßt. - Ihre Hauptmacht lag in der Gegend um Finale in Kantoniruns gen. Die Ostreicher zogen eine Vorpostenkette längs den nördlichen Abfällen der Apenninen, durch die Thäler der Flüsse Bormida, Erro, Orba und Scrivia. Die Schlösser Monbaldone, Silvano d'Adorno u. d. gl. waren Hauptposlen derselben. Zwei Bataillons erhiel ten bei Monte Barcaro und Monasiglio die Verbins

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dung mit dem piemontesischen Heere. Dieses hatte Colli so aufgestellt, daß der rechte Flügel längs dem Tanaro, der linke längs der Corsaglia, dann über Monbasiglio bis Lezegno, sich ausdehnte. Den schwächsten Punkt dieser Stellung schüßte die vor dem äußersten linken Flügel liegende Festung Ceva.

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Die alliirten Heere befanden sich damals in einer ungünstigen Lage. Der größte Theil der Truppen war vier Monate hindurch auf unwirthbaren Gebirgen, ohne Holz, ohne Baraken, ohne Stroh, fast ohne Lebensmittel, allen Schrecken der Witterung, der stren gen Kälte des frühen Winters, ausgesetzt gewesen, — durch Nachtwachen erschöpft, durch Verlust ihres Ges päckes, durch Abgang an Schuhen und Kleidung, auf das Außerste gebracht worden. Diese physischen Entbehrungen und Leiden, gegen welche die Soldaten in den Apenninen kämpfen mußten, hatten einem großen Theile derselben die Gesundheit, dem Überreste die Kräfte geraubt. Die bedeutenden Verluste in dem Gefechte bei Loano und in den darauf folgenden Tagen, hatten beis getragen, die Truppen zu entmuthigen. Colli wollte es nicht mehr wagen, mit den piemontesischen Truppen eine Schlacht anzunehmen, deren ungünstiger Ausgang den Verlust eines großen Theiles von Piemont nach sich ziehen mußte. F3M. Wallis fürchtete, mit den Seinigen die Stellungen bei Aqui, Alessandria und Tortona nicht halten zu können, wenn der Feind ernstich vorrückte. Glücklicher Weise benüßten die Franzosen die errungenen Vortheile nicht; sondern blieben ruhig an den dießseitigen Eingängen der Apenninen stehen.

Der F3M. Graf Wallis erhielt von Wien bes stimmten Befehl, die Stellung bei Aqui zu erhalten, und die Pässe der Bocchetta, von Ovada u. s. w. auf das Hartnäckigste zu vertheidigen. Die Festungen Aleffandria und Tortona wurden schleunigst verproviantirt, und in Vertheidigungsstand gefeßt. Truppen zur Verstärkung des Heeres wurden sowohl von der Rheinarmee, als aus den k. k. Erbländern, in Bewegung ges fest, und zahlreiche Rekrutentransporte füllten die Lücken, welche durch Krankheiten und Verluste in den Regimentern entstanden waren. Durch angestrengte Bemühungen wurde Alles, was der Armee an Geschüß, Gewehren und Munition abging, herbeigeschafft, der Unterhalt und der Geldbedarf der Truppen gesichert. Das Fuhrwesen und der Pontonstrain wurden vermehrt. Die Errichtung eines eigenen, in jenen durchschnittenen Gegenden so unentbehrlichen Pionierkorps wurde bes schlossen. Alle diese, viele Zeit fordernden Anstalten und Rüstungen wurden von der Witterung und der natürlichen Beschaffenheit jener Gegenden begünstiget; denn als die Strenge des Winters eintrat, zogen Schnee und Frost zwischen diesen beiden Armeen eine Scheidewand, welche erst die erwärmenden Strahlen der Frühlingssonne zu schmelzen vermochten.

An den Füßen der Apenninen tritt der Winter zwar meistens früher, und bei weitem strenger ein, als in manchen nördlichen Ländern. Dieses Jahr aber war dié Witterung noch viel rauher als gewöhnlich. In der Hälfte des Dezembers sahen sich die beiderseitigen Heere gezwungen, in ihre Winterquartiere zu marschiten. Die alliirten Armeen waren bereits vor Ausgang

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des Jahres 1795 in denselben angekommen. Von der F. E. lombardischen Armee hatte die Division Wenkheim ihr Hauptquartier zu Alessandria: die Briz gade Liptay stand in und um Aquí, die Brigade Pittony in und um Tortona und Alessandria. Von der zweiten E. E. Division lag die Brigade Türkheim in und um Pavia, die Brigade Beloutte von Lodi bis Cremona, und die neapolitanische Kavallerie unter dem General Prencipe di Cuto zu Lodi, Cotogno u. s. w. Das Hauptquartier des FZM. Wallis kam nach Pa= via. Die piemontesische Armee bezog gedrängte Winterquartiere in der Ebene von Savigliano, bei Pedagera, Ceva, Montevi u. f. w. Der kommandirende General derselben, der FML. Colli, hatte sein Hauptquartier, so wie auch der Kommandant des E. E. Auxiliarkorps, FML. Marquis Provera, zu Saviglia no. Die k. E. Truppen des Letteren lagen theils in diesem Orte, theils in Fosfanno, Alba, Saluzzo, Asti u. s. w. vertheilt. Da die Quartiere dieser Truppen von der Natur nicht so gut geschüßt waren wie jene der Kaiserlichen in der Lombardie, so blieben die piemontesische Armee und das E. E. Auxiliarkorps immer in einer Art von Bereitschaft, um dann, wenn ein feindlicher Angriff sie bedrohte, binnen vier und zwanzig Stunden sich in große Massen sammeln zu

können.

Mit Anfang des Jahres 1796 zählte die E. E. Armee in der Lombardie 28 Bataillons, 10 Eskadrons. Mit Einschluß der Extrakorps betrug deren Lecostand 28,523 Mann. Nach Abschlag von 6000 Kranken und den noch übrigen Undienstbaren, verblie

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