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Der Europäische Krieg.

Die Kämpfe in Nordfrankreich und Flandern.

Die große Doppelschlacht, die in den lezten Tagen des September 1918 an der Westfront entbrannt ist, zieht sich auch noch in den Oktober hinein. Wenngleich der strategische Zweck der Gegner, die deutsche Front zu durchbrechen, auch jezt nicht erreicht wird, so bleibt doch der deutschen obersten Heeresleitung gegenüber der großen Übermacht der Feinde an Truppen und Material kein anderer Ausweg übrig, als fernerhin fechtend die Front langsam weiter zurückzuverLegen. Die deutschen Truppen finden zwar in den vorbereiteten Stellungen immer wieder Halt, zeigen auch noch immer eine ungebrochene Widerstandskraft troß der unvermeidlichen Verluste und Materialeinbußen, die Übermacht der Gegner ist aber zu groß, als daß es den Deutschen gelingen könnte, die Feinde durch die Abwehrkämpfe so weit zu schwächen, daß sie zur Einstellung ihrer Angriffe genötigt würden. Da überdies Bulgarien aus der Reihe der kämpfenden Mächte ausgeschieden und auch die österreichisch-ungarische Monarchie am Rande ihrer Kräfte angelangt ist, so kann kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß ein für die Mittelmächte günstiger Ausgang des Krieges nicht mehr zu erwarten ist. Es kann vielmehr nur noch darauf ankommen, möglichst schnell den Krieg zu beenden, um aus der Situation zu retten, was noch zu retten ist, zumal da auch die innere Lage in Deutschland eine ständig wachsende Verschärfung erfährt.

Vom 2. bis 4. Oktober finden daher in Berlin unter Vorsitz des Kaisers eingehende Konferenzen zur Erörterung der militärischen und der politischen Lage statt, woran Generalfeldmarschall v. Hindenburg, der Reichskanzler, Prinz Max von Baden, der Vizekanzler v. Payer, der Vizepräsident des preußischen Staatsministeriums Dr. Friedberg und mehrere Staatssekretäre teilnehmen. Das Ergebnis dieser Besprechungen ist, daß in der Nacht zum 5. Oktober durch die Vermittlung der Schweiz an den Präsidenten Wilson eine deutsche Note gerichtet wird, worin er ersucht wird, die Vermittlung des Friedens in die Hand zu nehmen. (Näheres siehe Sonderband: „Vom Waffenstillstand bis zum Frieden von Versailles", S. 51 ff.)

An der Front gehen unterdessen die blutigen Kämpfe fast ohne Unterbrechung weiter. Am 1. Oktober liegt Cambrai nochmals im

Deutscher Geschichtskalender, Oktober 1918.

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Brennpunkt eines groß angelegten feindlichen Durchbruchsversuchs, der aber an der zähen Gegenwehr der deutschen Truppen scheitert. In Flandern werden Armentières und Lens kampflos von den Deutschen geräumt. Am 3. Oktober beginnt in der Champagne nach umfangreichen Ablösungen der Franzosen und Amerikaner ein neuer Angriff, dessen Ziel Vouziers ist, der aber ohne den erhofften Erfolg bleibt. Ebenso mißlingt ein neuer, auf breiter Front zwischen Le Catelet und nördlich von St. Quentin angeseßter englischer Durchbruchsversuch, der Tags darauf wiederholt wird und die deutsche Linie an einzelnen Stellen etwas zurückdrückt, ohne sie jedoch durchbrechen zu können.

Am 8. Oktober entbrennt wieder eine große Schlacht zwischen Cambrai und St. Quentin. Engländer, Franzosen und Amerikaner stürmen gemeinsam auf der ganzen Front an und zwingen am folgenden Tage die Deutschen zu einer neuen Zurückverlegung ihrer Front und damit auch zur Räumung von Cambrai. Daß hier ein besonders umfassender Durchbruch geplant war, geht daraus hervor, daß hinter den Hängen von Premont das gesamte englische Kavalleriekorps mit zahlreichen Batterien bereitsteht, um nach gelungenem Durchbruch zur Verfolgung vorzustoßen und die Verbindungen zwischen Le Cateau und Valenciennes abzuschneiden. Deutsche Flieger erkennen jedoch rechtzeitig diese Bereitstellungen, die darauf durch Geschüßfeuer zersprengt werden.

Immerhin wird die Mitte der deutschen Westfront östlich Catelet eingedrückt. Es gelingt hier den zu schwachen Verteidigungstruppen nicht, drei verstärkte englische Armeen abzuweisen. Aus diesem Mißerfolge ergibt sich die notwendige, nicht freiwillige Räumung der Siegfriedstellung beiderseits St. Quentin und der Hindenburgstellung in der allgemeinen Linie Douai-Cambrai-Gegend östlich St. Quentin, obwohl die Flügel des englischen Angriffs bei Cambrai und östlich St. Quentin abgewiesen worden sind.

In gleicher Weise müssen, diesmal aber aus Gründen der strategischen Nachbarschaft, der Chemin des Dames und die im allgemeinen nördlich von ihm laufende Alberichstellung mit Laon geräumt ́`· und die deutsche Verteidigungsfront in die Brunhildestellung, etwa in der Linie Serrefluß- Notre Dame de Liesse-Sissonnes-Le ThourSt. Germainmont zurückverlegt werden. was eine Verkürzung der deutschen Front bedeutet.

Viel bedrohlicher sind die Absichten Fochs, die er mit den amerikanischen Armeen unter Pershing an der Maas und mit zwei französischen Armeen beiderseits der Argonnen verfolgt. Sie entsprechen in ihrer Gefährlichkeit den Operationen der drei unter Befehl des Königs der Belgier gestellten Armeen zwischen Lille und dem Meere.

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