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B. 2. Batterie.

Am 1. September 1863 als 4. 12pfdge Batterie Schlesischer Artillerie-Brigade Nr. 6 in Neike formirt.

Gemäß der Allerhöchsten Kabinets-Ordre vom 28. Mai 1863 wurden an Stelle der bisherigen 3 12pfdgen Batterien jeder Brigade je 4 derartige Batterien zu 4 bespannten Geschützen formirt und gleichzeitig angeordnet, daß die beabsichtigte Umformung im Herbst 1863 stattzufinden habe. Mittels Abgaben fast sämmtlicher Batterien der Brigade an Unteroffizieren, Mannschaften und Pferden trat am 1. September 1863 die neue 4. 12pfdge Batterie ins Leben und am Schlusse desselben Monats meldete der zum Chef ernannte Hauptmann Ulrich, daß die Formirung der Batterie beendet sei. In einer Stärke von 17 Unteroffizieren, 2 Trompetern, 57 Mann und 36 Pferden war dieselbe in der alten Kaserne Nr. 6 bezw. dem Artillerie-Pferdestall zu Neiße untergebracht worden.

Der Feldzug 1866.

Nachdem die Jahre 1864 und 1865 für die Batterie ohne bemerkenswerthe Ereignisse verflossen waren, erhielt dieselbe gleichzeitig mit der am ersten Osterfeiertag 1866 eintreffenden Ordre, die Festung Neiße gegen einen gewaltsamen Angriff zu armiren, den Befehl, ihre Mobilmachung vorzubereiten. Am 4. April wurde die Batterie nach Neunz dislozirt, beendete daselbst am 14. ihre Kriegsbereitschaft und erhielt am 16. den Befehl, Brieg als Kantonnement zu beziehen. Die nächsten Wochen waren Exerzirübungen und dem Sichermachen der Batterie bei Alarmirungen, Gefechtsformationen, sowie Einnahme von Stellungen 2c. gewidmet; am 4. Mai fand eine Besichtigung durch den Regimentskommandeur Oberst v. Scherbening statt.

An Offizieren standen bei der Batterie: Hauptmann und Batteriechef Ulrich, Premierlieutenant Heimbrod, Sekondlieutenant Dietrich -- am 22. Mai 1866 zum Kommandeur der 7. Kolonne des Feld-Munitions - Reserveparks ernannt Portepeefähnrich vom 24. Juli 1866 ab Sekondlieutenant

Schmidt.

Durch Verfügung des Königlichen Generalfommandos war unter dem 12. Mai die Ordre de bataille für das 6. Armeekorps

1. April bis

19. Mai.

20. Mai bis

11. Juni.

12. Juni bis 24. Juni.

bekannt gegeben, sowie gleichzeitig die Konzentrirung des Korps in der Linie Frankenstein-Neiße befohlen worden. Die 4. 12pfdge Batterie war aus dem Verbande der II. Fuß-Abtheilung herausgenommen und der Reserve-Artillerie unterstellt worden. Lettere, aus der

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unter Befehl des Regimentskommandeurs Oberst v. Scherbening zusammengesetzt, sollte zwischen Münsterberg, Frankenstein und AltHeinrichau Kantonnements beziehen. Vom 20. bis 22 Mai lag die Batterie in Schräbsdorf bei Frankenstein, vom 23. bis 26. in Olbersdorf bei Münsterberg und erreichte zum Zweck der Konzentrirung der 11. Division und der Reserve-Artillerie um Freiburg in vier Märschen am 30. Mai Wiesenberg und Petersdorf bei Bolkenhain. Hier verblieb sie bis zum 6. Juni, wurde am 5. desselben Monats mit den übrigen Batterien der Reserve-Artillerie bei Quolsdorf durch Seine Königliche Hoheit den Kronprinzen besichtigt und marschirte am 7. Juni nach Nieder-Bögendorf bei Schweidniß. Dort wurde die Batterie am 10. durch einen Posten, der zur Beobachtung des Abbrennens von Fanalen bei Ober-Kunzendorf aufgestellt war, alarmirt und kehrte erst in der Nacht nach dem Kantonnement zurück, nachdem sich ergeben hatte, daß der Meldung ein Irrthum zu Grunde lag. Zufolge der Zusammenziehung des Armeekorps bei Neiße marschirte die Batterie am 12. Juni nach Goglau, am 14. nach Bärdorf, am 17. nach Tschauschwitz und am 21. Juni nach Ottmachau, woselbst sie bis zum 24. kantonnirte. Die Fourage- und Mundverpflegung konnte durch Lieferanten nicht mehr verausgabt werden, da die Truppen zu eng untergebracht waren; der durch die Gemeinden aufgebrachte Bedarf fiel stets sehr spärlich aus und genügte kaum den Anforderungen.

Kurz nach dem Eintreffen im Neiße-Thal waren auf Befehl des Generalfommandos durch die Batterien der Reserve-Artillerie am 17. Juni unter heftigen Regengüssen Geschütz-Emplacements auf der Höhe südlich der Fasanerie von Ottmachau angelegt worden, welche, für Aufnahme mehrerer Batterien bestimmt, den Zweck haben sollten, ein Debouchiren des Gegners aus letterem Ort zu verhindern.

(Aufruf Seiner Majestät des Königs „An Mein Volk“ vom 18. Juni 1866 siehe Abschnitt III, Anlage 1.

Armeebefehl Seiner Königlichen Hoheit des Kronprinzen vom 20. Juni 1866 siehe Abschnitt III, Anlage 2.

Armeebefehl Seiner Majestät des Königs vom 29. Juni 1866 siehe Abschnitt III, Anlage 3.)

Der am 24. Juni befohlene Vormarsch nach der Grafschaft Glatz wurde am 25. angetreten und über Göllendorf 25. Wartha 26., - Alwaltersdorf 27., am 28. Reichenau bei Habelschwerdt erreicht. Hier erhielt die Reserve-Artillerie den Befehl, sich über Reinerz auf Nachod zu dirigiren, biwakirte am 29. bei Schlanei, am 30. bei Kosteletz und rückte am 1. Juli nach elfstündigem, sehr anstrengendem Marsch in das Biwak bei Gradlig ein. Bereits seit mehreren Tagen erfolgte die Verpflegung im Wege der Requisition, welche jedoch überaus dürftig ausfiel, da die vormarschirenden Truppen fast alle Lebensmittel aufgezehrt hatten. Obwohl der Gesundheitszustand der Mannschaften ein vortrefflicher genannt werden konnte, war der für den 2. Juli angesetzte Ruhetag mit Rücksicht auf die Ermüdung der Truppen doch recht willkommen.

Die Schlacht von Königgrät am 3. Juli 1866.

Die Reserve-Artillerie, bestehend aus der 1., 3. und 4. reitenden, sowie der 4. 12pfdgen Batterie, erhielt am Morgen des 3. Juli vom Generalkommando 6. Armeekorps den Befehl, sich auf dem Vormarsch der 22. Infanterie-Brigade — Hoffmann anzuschließen, und seitens des Generalmajors Herkt, Kommandeurs der 6. ArtillerieBrigade, wurde dieser Ordre hinzugefügt, daß die Batterien nach dem Passiren von Sibojed und Litic halten und auf weitere Befehle warten sollten. Der sofortige Abmarsch der Batterien um 8 Uhr war unmöglich, weil der Zugang zum Dorfe Gradlig durch Fahrzeuge aller Art vollständig versperrt war. Erst nach längerer Zeit gelang es, durchzukommen, und wurde nach dem Passiren der Elbe auf der schwankenden Brücke bei Stangendorf demnächst versucht, die Brigade, welche bereits einen bedeutenden Vorsprung hatte, wieder einzuholen. Die 3. reitende Batterie an der Tete, die 4. 12pfdge an der Queue wurde in der Eilmarsch-Formation bis Schurz getrabt, zumal der immer heftiger erdröhnende Kanonendonner zur Eile trieb und endlich die Gelegenheit gekommen schien, die so lang ersehnte Feuertaufe zu erhalten. Beim Passiren des Dorfes Schurz wurde jedoch die 4. 12pfdge Batterie durch die vormarschirende

25. Juni bis 2. Juli.

9. Division derartig aufgehalten, daß bald die letzten Fahrzeuge der reitenden Abtheilung aus dem Gesichtskreis entschwanden.

Hauptmann Ulrich äußert sich in dem Bericht über die Theilnahme der Batterie an der Schlacht hinsichtlich der weiteren Ereig= nisse folgendermaßen:

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„Immer dem Kanonendonner folgend, erreichte der Batteriechef für seine Person etwa um 12 Uhr in der Gegend von Luzan das Schlachtfeld und beschloß, durch den ihn begleitenden Trompeter die Batterie hierher dirigiren zu lassen. Etwa um 122 Uhr traf lettere, welche der Trompeter nicht erreicht hatte derselbe will von feindlichen Husaren gefangen und von preußischen wieder befreit worden sein —, durch Premierlieutenant Heimbrod geführt und bereits in Normal-Gefechtsformation übergegangen, auf der Stelle ein, wo ich mich befand, und marschirte ich nun mit derselben wegen der vollständigen Ermüdung der Pferde und des sehr coupirten Terrains fast nur im ruhigen Schritt in der Richtung vor, in welcher ich die Reserve-Artillerie vermuthen durfte, und traf dieselbe auch etwa um 12 Uhr nördlich von Sweti, wo die 2. 4pfdge Batterie der II. Fuß-Abtheilung bereits im Feuer stand und die sämmtlichen reitenden Batterien sich neben derselben alignirten. Ich ging über diese Linie etwa 50 Schritt hinaus, protte ab und feuerte auf 2000 Schritt gegen die gegenüberstehende feindliche Artillerie und Kavallerie, die westlich der Straße PlotistJosephstadt stand und die Batterie beim Abproßen beschoß. Es erwies sich jedoch bald, daß die Entfernung über 2000 Schritt betrug, und wurde deshalb das Feuer, nachdem etwa 12 Schuß geschehen, eingestellt, zumal der Feind auf Königgrätz abzog.

Ein Adjutant des Generalkommandos brachte um diese Zeit an die ganze bei Sweti stehende Artillerie - 30 Geschüße – den Befehl, zur 11. Division zu stoßen, und marschirte die Batterie hinter der 2. 4pfdgen durch das Dorf, welches ganz verstopft war und vom Feinde aus der Richtung von Briza her mit Granaten beworfen wurde, um sich jenseits zu entwickeln. Der Feind war im vollen Weichen, und die quer über das Schlachtfeld sich hinziehenden Hohlwege, die ein fortwährendes Abbrechen zu Einem nothwendig machten, verhinderten die Batterie, der eilig vordringenden Infanterie so rasch zu folgen, als sie beabsichtigte. Es drängte sich auch Alles dergestalt zusammen, daß oft mehrere Batterien hintereinander halten mußten.

Die Batterie erreichte endlich am späten Nachmittag die Gegend von Briza, wo sie vom Oberst v. Scherbening den Befehl erhielt, so weit wie möglich vorzugehen, um noch zur Wirkung zu kommen. Die Batterie trabte durch Briza durch und nahm westlich des Ortes eine Stellung neben der reitenden Batterie Caspari des Feld-ArtillerieRegiments Nr. 8. Eine feindliche Batterie stand östlich von Klakow und beschoß das Terrain gegen Briza dergestalt, daß unsere Kavallerie nicht vorwärts konnte. Dies bestimmte mich, im hohen Bogen von 1600 Schritt über das Dorf hinweg die Batterie zu beschießen, und verließ dieselbe sehr bald, da sie auch von anderer Seite her Feuer bekam, ihre Stellung. Die Batterie that hier 10 Schuß und stellte auf Befehl des Kommandeurs der Reserve-Artillerie das Feuer ein. Später stellten sich hier noch die beiden 4pfdgen Batterien der 1. Fuß-Abtheilung, die 4. 6pfdge Batterie und die 12pfdge Batterie Wittig des Feld-Artillerie-Regiments Nr. 1 auf.

Die Batterie trat beim Dunkelwerden den Rückmarsch in das Biwak der Reserve-Artillerie bei Sweti an. Verluste waren nicht zu beklagen, da die feindliche Artillerie fast immer über die Batterie hinwegschoß und die Granaten nicht krepirten. Die Wagenstaffeln hatten die Verbindung mit der Batterie nicht halten können und trafen erst im Laufe des 4. Juli bei der Batterie ein; ebenso der bereits verloren geglaubte Trompeter."

Wenn demnach die Betheiligung der Batterie an der Schlacht mit Rücksicht auf das Kaliber eine höchst unbedeutende war, so hebt der Batteriechef doch die ausgezeichnete Haltung sowie die Passion und den Eifer aller Mannschaften besonders hervor. Der Munitionsverbrauch am 3. Juli betrug

22 Granaten.

Sowohl für den 4. als für den 5. Juli war der Batterie der 4. bis 7. Juli. Befehl zugegangen, sich an der Beschießung von Königgrät zu betheiligen; am ersteren Tage war sie bereits mit den übrigen Batterien der Reserve-Artillerie vor die Festung gerückt, am letzteren Tage hatte sie zum selben Zweck im Biwak angespannt, jedoch beide Male erfolgte Contreordre, da die glatten Geschütze für die großen Entfernungen nicht ausreichten.

Während der 6. Juli dazu benutzt wurde, den Rayon des Schlachtfeldes, welchen die Batterie inne hatte, sowie das Terrain um Sweti aufzuräumen, erhielt dieselbe im Verein mit der 4. Munitions-Kolonne am 7. Juli den Befehl, mit Mannschaften und Ge

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