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III. Abschnitt.

Geschichte der Stamm-Truppentheile.*)

A. 1. Batterie.

Am 11. Mai 1815 als 12pfdge Batterie Nr. 11 in Wesel formirt.

Nebst mehreren anderen Batterien wurde am 11. Mai 1815 die heutige 1. Batterie als 12pfdge Nr. 11 formirt und derselben die Stammmannschaften von der 7pfdgen Haubitz-Batterie Nr. 1, den 6pfdgen Nr. 11 und 13 und der 7. provisorischen Kompagnie brandenburgischer Artillerie-Brigade überwiesen. Zur weiteren Kompletirung wurden ihr Stammmannschaften des 4. und 5. Ostpreußischen Infanterie-Regiments, ferner 56 ehemalige französische Soldaten aus dem Großherzogthum Niederrhein und 21 sächsische Train - Mannschaften aus dem preußischen Antheil als Kanoniere zugetheilt. Zum Chef der neuformirten Batterie wurde der Kapitän Plümicke ernannt; als Offiziere die Sekondlieutenants Rückart und Weber kommandirt.

*) Quellen: Akten, Stammrollen, Ranglisten, Kriegstagebücher der Batterien, Abtheilungen und der Brigade.

v. Malinowski und v. Bonin, Geschichte der brandenburgisch

preußischen Artillerie.

v. Schöning, Geschichte der preußischen Artillerie.

v. Decker, Geschichtliche Rückblicke auf die Formation der preußischen Artillerie.

Broecker, Erinnerungen an die Thätigkeit der 11. InfanterieDivision und ihrer Artillerie während des Feldzuges 1866.

Relation des blocus et sièges de Glogau.

Die Mobilmachung der Batterie war mit ultimo Juni 1815 beendigt und bestand die Ausrüstung aus:

[blocks in formation]

2 7pfdgen französischen Granatwagen,

2 preußischen Leiterwagen alter Art und
1 französischen Feldschmiede.

Die Pferde waren in Westfalen ausgehoben.

Am 1. Juli marschirte die Batterie für sich, ohne jede Bedeckung durch andere Truppen, in starken Märschen dem 3. Armeekorps, welchem sie zugetheilt war, nach, obgleich 3⁄4% der Bedienungsmannschaften noch nie zuvor ein Geschütz gesehen hatten und die fahrenden Artilleristen zum Theil des Fahrens völlig unkundig waren. An Stelle des Ende Juni als Adjutant zu Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen August von Preußen berufenen Hauptmanns Plümicke, übernahm am 4. Juli auf dem Marsche der Premierlieutenant Liebermann v. Sonnenberg von der Garde-Artillerie-Brigade das Kommando der Batterie. Letztere erreichte erst nach der Einstellung der Feindseligkeiten am 4. August bei Savigne das Korps, welches Ende Juli von Orléans aufgebrochen und bei Angers konzentrirt war. 40 gedrückte Pferde gaben Zeugniß von starken Märschen und schlecht angefertigten Sätteln.

Am 22. September trat das 3. Armeekorps über Le Mans und Chartres den Marsch auf Paris an, traf am 2. Oktober daselbst ein und nahm am nächsten Tage an der Parade vor den verbündeten Monarchen Theil. Ob die Batterie den darauf folgenden Einmarsch des Korps in Paris mitgemacht hat, läßt sich nicht mit Sicherheit ermitteln; es liegt jedoch kein Grund vor, das Gegen» theil anzunehmen, da das Korps in seiner Gesammtheit dieser Ehre theilhaftig geworden ist. Bis Mitte Oktober verblieb das Korps in und um Paris, wurde dann östlich dislozirt und trat in der zweiten Hälfte desselben Monats den Rückmarsch nach der Heimath an. Dieser Bewegung schloß sich die Batterie jedoch nicht an, sondern verblieb unter Befehl des Generals Graf Zieten in Kantonnements um Mézières bei dem kombinirten preußischen Armeekorps der Okkupations-Armee des Herzogs von Wellington. Die Artillerie

dieses Korps in Stärke von 20 Batterien wurde durch den Oberst v. Röhl kommandirt.

Am 1. Juli 1816 trat die Batterie, welche inzwischen die 7pfdgen Haubigen und die dazu gehörigen Wagen gegen solche 10pfdgen Kalibers und die holländischen Kartuschwagen gegen französische eingetauscht hatte, aus den Kantonnements bei Mézières unter Kommando des Lieutenants Rückart den Marsch nach Köln an, wo sie in den ersten Tagen des August eintraf und mit Ende desselben Monats die Demobilmachung beendete. Bereits vorher waren aus der Batterie die etatsmäßigen Mannschaften zur Formirung einer Kompagnie entnommen worden, welche der 5. Schlesischen Brigade unterstellt wurde und die Bezeichnung 3. Fuß-Kompagnie erhielt. Diese neu zusammengestellte Kompagnie marschirte gleichzeitig mit der Batterie ab und rückte am 6. August in Montmedy zur Mitbesetzung dieser Festung ein. An Stelle des zur Garde-ArtillerieBrigade zurückgetretenen Kapitäns Liebermann v. Sonnenberg erhielt sie zu derselben Zeit den Kapitän Canabaeus, bisher Chef der 12pfdgen Batterie Nr. 19, als Kommandeur überwiesen.

Am 23. März 1817 verließ die Kompagnie Montmedy und traf am 17. Mai in ihrer neuen Garnison Glaß ein, woselbst sie der 3. Abtheilung unterstellt wurde. In Frankreich waren der Kompagnie keine Pferde behufs Bespannung von Geschützen zugetheilt gewesen; erst am 1. Mai 1818 bekam sie solche durch Abgaben der anderen Kompagnien. In demselben Jahre erhielt die Schlesische Brigade die Nummer 6" und am 30. August 1819 wurde die bisherige 3. Fuß-Kompagnie in 9. Fuß-Kompagnie umgetauft.

Die der Friedensthätigkeit gewidmete lange Reihe der nun folgenden Jahre wurde nur durch die Betheiligung an den alljährlich auf dem Carlowißer Platz bei Breslau stattfindenden Schießübungen und durch die Mitwirkung an den Manövern des 6. Armeekorps unterbrochen. Die Theilnahme an letzteren erfolgte jedoch mit Rücksicht auf den geringen Etat an Pferden auch nicht regelmäßig und war überhaupt nur dadurch zu ermöglichen, daß die anderen Kompagnien mit Pferden aushalfen und zuweilen solche von der Kavallerie leihweise überlassen wurden. Erst das Jahr 1849 brachte hierin Abhülfe; sämmtliche Fuß-Kompagnien erhielten die Bespannung für vier Geschütze und wurden dadurch in Stand gesetzt, sich an den Herbstübungen ohne Entleihung fremder Pferde betheiligen zu können.

Die nächsten Veränderungen ergab das Jahr 1850, und mit demselben beginnt eine fast ununterbrochene Reihenfolge bemerkenswerther Ereignisse, sowie kriegerischer Aktionen.

Ende Mai 1850 erhielt die Kompagnie den Befehl, sich auf Kriegsbereitschaft zu sehen. Unter Kommando des Hauptmanns Birkholz wurde dieses Geschäft erst nach etwa fünf Wochen beendet und als 12pfdge Batterie Nr. 186 12-Pfünder, 2 10pfdge Haubitzen Kantonnements in der nächsten Umgegend von Glaz bezogen. Während für den Haubitzug bereits im August 1850 die Demobilisirung angeordnet wurde, welche mit dem 7. September ihren Abschluß fand, betheiligte sich der Rest der Batterie in noch kriegsbereitem Zustande an der Schießübung und verblieb den Winter in dem Kantonnement Bettlern bei Breslau. Im Februar 1851 marschirte die Batterie nach Glatz zurück und beendete daselbst die gemäß Allerhöchster Kabinets-Ordre vom 30. Januar 1851 befohlene Demobilmachung in den ersten Tagen des Monats März.

Kurz darauf erfolgte die Trennung der Feld- von der FestungsArtillerie. Durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 27. März 1851 erhielt die Kompagnie die Bezeichnung 3. 12pfdge Batterie, wurde mit Geschützen letzteren Kalibers ausgerüstet, der 2. Abtheilung in Breslau unterstellt und nach Beendigung der Schießübung am 1. August 1853 dorthin dislozirt.

Infolge der kriegerischen Aussichten wurde durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 20. Juli 1854 befohlen, daß sämmtliche Batterien der neun Artillerie - Regimenter an Bespannung und Bedienung auf die Kriegsstärke kompletirt werden sollten, und gelangten die kriegsministeriellen Ausführungsbestimmungen hierfür am 30. Juli zur Kenntniß des Regiments, welches auf dem Carlowizer Plate zur Schießübung vereint war. Während die übrigen Batterien der 2. Abtheilung in den Kantonnements bei Breslau verblieben, bezog die 3. 12pfdge Batterie in der Stadt selbst Quartiere und setzte sich im Laufe des Monats August auf die erhöhte Stärke. Bald nachher siedelte die Batterie, welche Ende Mai ihren Chef, den Hauptmann Schulze, durch einen unglücklichen Sturz mit dem Pferde verloren hatte, unter Kommando des Hauptmanns v. Safft, nach Strehlen über, woselbst sie bis zum Frühjahr 1856 verblieb. Durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 14. April desselben Jahres wurde. die Sistirung der zur Kriegsbereitschaft getroffenen Maßregeln befohlen und von Seiten des Generalkommandos 6. Armeekorps verfügt,

daß die Batterien in den innehabenden Kantonnements auf den Friedensetat zu setzen wären, und sobald dies erfolgt, in die alten Garnisonen zurückzukehren hätten. Dementsprechend marschirte die Batterie nach erfolgter Demobilmachung Anfang Mai 1856 von Strehlen nach Breslau zurück.

=

Schon im Dezember desselben Jahres wurden aufs Neue Vorbereitungen zu einer Mobilmachung getroffen. Gemäß der Allerhöchsten Kabinets-Ordre vom 18. Dezember 1856 sollte aus kombinirten Truppentheilen des 5. und 6. Artillerie - Regiments ein Regiment unter dem Namen 3. Artillerie-Regiment gebildet und dem mobilen 3. Armeekorps unterstellt werden. Außer anderen Formationen waren hierzu die Batterien der 2. Abtheilung designirt worden, jedoch gelangten die Vorbereitungen für diese Kriegsbereitschaft nicht zur Ausführung.

Während das Jahr 1857 ohne besondere Ereignisse verlief, wurde im Jahre 1858 die Batterie zu den großen Herbstmanövern in der Gegend von Schweidnitz herangezogen, und betheiligte sich daselbst an der am 11. September durch Se. Königliche Hoheit den Prinzen von Preußen über das 6. Armeekorps abgehaltenen Parade.

Das Jahr 1859 brachte wiederum eine Kriegsbereitschaft. Durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 29. April wurde die Mobilmachung der ganzen Armee befohlen. Die Batterie verblieb in Breslau und setzte sich daselbst auf den Kriegsetat, welches Geschäft Mitte Mai beendet wurde. Für den zum Kommandeur der ErsatzAbtheilung ernannten Hauptmann und Batteriechef v. Safft wurde anfänglich der Hauptmann Heller, später der Premierlieutenant Le Bauld de Nans mit der Führung der Batterie beauftragt. Die Schießübung wurde in voller Kriegsstärke abgehalten und nach Beendigung derselben Neumarkt als Kantonnement bezogen. Hier wurde Ende November der Etat auf sechs bespannte Geschütze reduzirt und das disponible Material Anfang Dezember 1859 nach Breslau übergeführt. Am 12. deffelben Monats verließ die Batterie Neumarkt, traf am 13. in Breslau ein und setzte sich im April 1860 wieder auf den früheren Friedensetat.

Gemäß der Allerhöchsten Orts durch die Kabinets-Ordre vom 2. Juni 1860 getroffenen Bestimmungen, wonach entsprechend der Kriegsformation auch für den Frieden die Fuß-Abtheilungen eines jeden Regiments Feld-Artillerie mit Einführung der gezogenen Geschüße aus: 1 12pfdgen, 1 gezogenen und 1 Haubitz-Batterie, und zwar

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