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Die

Geschichte der Deutschen

von

Johann Georg August Wirth.

Dritter Band.

Emmishofen bei Konstanz am Bodensee,

Druck und Verlag des literarischen Instituts.

1844.

Die

Geschichte der Reformation.

Weuntes Buch.

Das Zeitalter der Kirchen-Verbefferung.

(Vom Jahr 1493 bis 1648.)

Erstes Hauptstück.

Vorläufer. Geistiger Bußtand Deutschlands im Beitraum von 1450 bis 1516.

Durch den Sieg der Päpste über das Konzilium in Basel wurde die Kirchen-Verbesserung, welche die öffentliche Meinung der Völker forderte, nicht verhindert, sondern nur um ein Menschenalter verzögert, dafür aber auch der Umschwung tiefer und großartiger. Auf den Synoden des 15. Jahrhunderts wollten die höhern Stände, als geseßliche Vertreter der Kirche, eine Wiedergeburt der Geistlichkeit ermitteln: die Bewegung sollte, also von oben ausgehen und geleitet werden, eine Reform auf geseßlichem Wege sein; da aber die Böswilligkeit der römischen Bischöfe eine solche gemäßigte Kirchen-Verbesserung vereis telte, so wurde die Triebkraft des Jahrhunderts so eingepreßt, daß sie einen gewaltsamen Ausbruch nehmen, daß die Reformation zur Revolution übergehen mußte. Alle Verhältnisse des Lebens, alle äussern, wie innern Begebenheiten, selbst die Handlungen der Päpste wirkten von nun an dahin, die KirchenVerbesserung zu einem unabweislichen Bedürfniß zu erheben und unwiderstehlich herbeizuführen. Wir zeigen dieß näher.

Das Verderbniß der Sitten hatte den Ruf nach Reform zunächst eingegeben; als jedoch die Bischöfe in Rom durch Verrath und Bestechung die guten Abfichten der Versammlung in Basel vereitelt hatten, so wähnten sie in threr Kurzsichtigkeit, in der alten Weise ohne Gefahr fort herrschen zu können. Es blich daher bei dem Verkauf der Ämter, der Gelderpreffung, und der Üppigkeit der höhern Geistlichkeit. Von einer Verbesserung der Sitten war also keine Rede, ja es erfolgte sogar noch eine Verschlimmerung. Dadurch sanken aber die Geistlichen in der öffentlichen Meinung so sehr, daß sie endlich geradezu ver= achtet wurden. Ja der Prior eines Klosters in Mecheln erklärte die Mönche für den Ausburd des Lasters, indem er ausrief: was sich ein Mönch unterfängt, würde der Teufel selbst nicht auszudenken

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