Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

Nothwendigkeit hatte man dieses Geschwader zusammengesetzt und zur Canalflotte stossen lassen, und der Versuch hat sich im Ganzen vortrefflich bewährt. Es waren zwei Stations-Admiralschiffe, acht Districts-Stationsschiffe der Küstenwache und drei andere Fahrzeuge zusammengebracht worden. Die Bemannung derselben war eine äusserst gemischte. Zunächst hatte man auf die Schiffe 1119 Unterofficiere und Seeleute der Kriegsmarine vertheilt; dazu kamen 1058 Marinesoldaten. Den Rest bildeten 1675 Mann der aus ehemaligen Seeleuten zusammengesetzten Küstenwache und 1700 Mann von der Seereserve, von denen nur 184 in der Flotte gedient hatten. Die Küstenwache besteht im Ganzen aus 10.000 Mann Seeleuten mit mindestens achtjähriger Dienstzeit in der Kriegsmarine, die indessen grösstentheils, was den Seedienst anbelangt, ausser Übung sind. Die Flottenreserve wird von Mannschaften und Officieren der Handelsmarine dargestellt. Die ersteren verpflichten sich, auf einen Zeitraum von fünf Jahren verfügbar zu sein und im Nothfalle sich einziehen zu lassen und drei Jahre in der Flotte zu dienen. An die Disciplin eines Kriegsschiffes und an die Bedienung schwerer gezogener Geschütze sind diese Mannschaften nicht gewöhnt, und ohne alle Vorbereitung kam diese bunte Gesellschaft von Officieren und Mannschaften an Bord der betreffenden Schiffe. Fast das Einzige, was an ihnen ausgesetzt wird, ist eine gewisse leicht erklärliche Langsamkeit. Sonst erklären sich die verschiedenen Capitäne wie der Admiral vollkommen zufrieden. Der letztere schlägt nun vor, die körperliche Stärke der Armeereserve-Mannschaften für die Folge im Auge zu behalten, sie direct unter die Admiralität zu stellen, die betreffenden Übungsschiffe grundsätzlich nur mit Geschützen neuester Construction zu armiren, eine bedeutendere Anzahl von Unterofficieren der Flotte für Verwendung unter der Reserve vorzubereiten und verfügbar zu halten und bei etwaigen Übungsfahrten sonst die eingezogenen und die Stamm-Mannschaften der Flotte unter einander zu mischen.

Literatur.

Neue Bücher.

Instruction für den Betrieb der Gymnastik bei den Truppen. zu Pferde. Berlin 1869. 48 Octav-Seiten. Gerold. 48 kr.

Roon vom

Amtliche Vorschrift des Kriegs- und Marineministers v. 1. April 1869, mit 44 in den Text gedruckten Figuren in Holzschnitt. Büdinger Max. Wellington. Ein Versuch. Leipzig 1869. 56 OctavSeiten. Gerold. 76 kr.

Vortrag, gehalten im Rathhaussaale zu Zürich am 10. December 1868. Die glückliche Erhebung der Völker des Festlandes gegen die Gewaltherrschaft Napoleons I. ist eigentlich doch nur durch die Ausdauer des britischen Widerstandes möglich geworden. Die kaltblütige, klug berechnende und unerschütterliche Art dieses Widerstandes hat ihren berühmtesten Vertreter in Wellington (1769-1852) gefunden, der hier von dem vortheilhaft bekannten Historiker Max Büdinger mit wenigen Worten sehr richtig charakterisirt erscheint. Als Feldherr wie als Staatsmann in der ersten Reihe der Grössen Englands stehend, verdient Wellington mit Recht die ungetheilte Bewunderung und Verehrung seines Volkes, das ihn mit zutreffender Bezeichnung den eisernen Herzog nennt. Überall, im Frieden wie im Kriege, der treueste Bürger seines Vaterlandes, liess er bei allen öffentlichen Angelegenheiten seine eigenen Interessen gänzlich zurücktreten, weil der Gedanke an Englands Wohl und Blüte ihm stets über Alles ging. Kessel von, General à la suite Sr. Majestät des Königs etc. Die Ausbildung des preussischen Infanterie-Bataillons im praktischen

Dienst. Mit Holzschnitten im Texte und 2 Plänen in Buntdruck. 3. Auflage Berlin 1869. 184 Octav-Seiten. Gerold. 2 fl. 38 kr.

Eine vorzügliche, auf praktische Erfahrungen basirte Arbeit. Die erste Auflage erschien im Jahre 1863, die zweite unveränderte Auflage im Jahre 1367, und die jetzige dritte Auflage ist wieder unverändert geblieben.

Ranke Leopold von. Geschichte Wallenstein's. Leipzig 1869. 532 gr. Octav-Seiten. Braum. 6 fl. 97 kr.

Wallenstein ist wohl die ausserordentlichste und merkwürdigste Gestalt, die in der weitausgreifenden Bewegung des dreissigjährigen Krieges auftritt. Über das gesammte Thun und Treiben Wallenstein's sind in den letzten Jahrzehnten fleissige Forschungen angestellt worden, doch ist man damit über Anklage und Vertheidigung, wie sie im ersten Momente einander gegenübertraten, nicht weit hinausgekommen.

Nun versucht ein Meister der historischen Wissenschaft, der hochverdiente Gelehrte Leopold v. Ranke, als Verfasser von sehr gediegenen Werken, wie: „Französische Geschichte im 16. und 17. Jahrhunderte“, „Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation“, „Englische Geschichte im 16. und 17. Jahrhunderte" etc. in der literarischen Welt allgemein bekannt, die Lösung der so schwierigen Aufgabe. Mit sorgfältiger Beachtung der bisherigen Wallenstein-Literatur, mit besonderer Berücksichtigung der in den Archiven zu Dresden und Brüssel aufbewahrten bezüglichen Schriften und mit ruhiger Sicherheit das ganze riesige Material vollständig beherrschend, bringt hier Ranke, in dieser zur Geschichte der Zeit erweiterten Biographie Wallenstein's eine ungemein anziehend geschriebene, echthistorisch, d. h. durchaus objectiv gehaltene Auffassung der Ereignisse, eine ganz vorzügliche Arbeit, die sich den besten seiner früheren Werke würdig anschliesst, und die als sehr schätzenswerthe Bereicherung der historischen Literatur bezeichnet werden muss.

Kumpel M. L., Conscriptions-Amt - Commissär des Wiener Magistrates. Statistische Tableaus über die Bewegung der Bevölkerung in Wien vom Jahre 1810-1861. Herausgegeben von A. Heusinger. Wien 1869. 23 Octav-Seiten mit 2 Tabellen in gr. Folio. Braum. 1 fl. 50 kr.

Eine sehr fleissige und genaue, auf amtliche Original-Ausweise gestützte statistische Leistung, die über die wichtigsten socialen Verhältnisse Wiens (Bewegung der Bevölkerung, Lebensmittelpreise, Erwerb-, Einkommen- und Hauszins-Steuer-Verhältnisse etc.) innerhalb eines Zeitraumes von fünfzig Jahren (1810-1861) eine leicht fassliche Übersicht darbietet und vieles Interesse gewährt.

Breusing, Dr. Gerhard Kremer, genannt Mercator, der deutsche Geograph. Duisburg 1869. 61 Octav-Seiten. Seidel. 1 fl.

Eine verdienstliche kleine Schrift, die jeder Ungewissheit über den berühmten Reformator der Cartographie ein Ende setzt und dessen unvergängliche Verdienste um die Projection und Verfertigung von Weltkarten mit Recht hervorhebt.

Crousatz A. von, k. preussischer Major z. D. Das Exerciren der Infanterie des norddeutschen Bundesheeres, wie es jetzt ist. Vierte, veränderte und vervollständigte Auflage. Berlin 1869. 266 Octav-Seiten. Gerold. 1 fl. 27 kr.

Praktisch verfasster, gut brauchbarer Leitfaden, nach dem Exercir-Reglement für die Infanterie der preussischen Armee und den ergangenen neueren und neuesten reglementarischen Veränderungen und Ergänzungen für den Standpunkt der Gegenwart bearbeitet, mit Erläuterungen, Quellen-Angaben und alphabetischem Register.

Exposition universelle de 1867 à Paris. Rapport de la haute commission militaire. Paris 1869. 630 Octav-Seiten. Gerold. 6 fl.

Zur Zeit der allgemeinen Industrie-Ausstellung zu Paris im Jahre 1867 hatte die französische Regierung eine besondere Commission aus höheren Officieren verschiedener Waffen unter dem Präsidium des Marschalls Canrobert eingesetzt, welche über alle ausgestellte Gegenstände, die auf das Kriegswesen Bezug nehmen, ausführlich berichten sollte. Dieser aus französischen Officieren gebildeten Commission waren jedoch auch fremde, von ihren Regierungen dazu bestimmte Officiere beigegeben, und auf diese Weise England. Österreich, Preussen, Russland, Spanien, Italien, Schweden etc. bei der Commission vertreten. Der Bericht der französischen Militär-Commission, systematisch in 21 Capitel gegliedert und sachverständig gearbeitet, gibt ein klares Bild von dem nilitärisch-wichtigen Theil der Pariser Weltausstellung.

Kamptz W. von, k. preussischer General-Major. Die Organisation im Innern einer kriegsbereiten Festung zur Erhaltung und Schonung der Vertheidiger. Für Officiere, Militär-Ärzte und Militär-Beamte aller Grade etc. Potsdam 1869. 166 Octav-Seiten. Braum. 1 f. 42 kr.

Der Verfasser bringt in diesen Blättern zu seiner ausgezeichneten Schrift „Der Dienst der Infanterie bei der Vertheidigung der Festungen gegen den gewaltsamen Angriff", eine ebenso ausgezeichnete Fortsetzung; er versucht nimlich das zur Vertheidigung im Innern einer Festung Erforderliche derart zu organisiren, dass dem Soldaten die möglichste Erleichterung und Schonung zu Theil wird, und gibt dabei über die zu einer energischen Vertheidigung nothwendigen Vorbereitungen und Massnahmen so richtige und lehrreiche Vorschläge, dass deren Studium auf das Wärmste empfohlen werden muss, eingedenk der wahren Worte Aster's: „In der Unwissenheit liegt unstreitig das Hauptübel des so frühen Falles der meisten Festungen."

Alt, Premier-Lieutenant im 7. brandenburgischen Infanterie-Regiment Nr. 60. Das k. preussische stehende Heer. Kurzgefasste Geschichte mit Benützung amtlicher Quellen. 2 Theile. Berlin 1869. I. Theil. 380 und 27 Octav-Seiten mit 1 Beilage. Gerold. 2 fl. 54 kr.

Das Werk bringt nach amtlichen Quellen, und zwar nach Acten des Generalstabes und Kriegsministeriums, nach Berichten der Regimenter und den vorhandenen Regimentsgeschichten eine kurzgefasste Geschichte sämmtlicher preussischen Truppenkörper und nebstbei die Regimentsgeschichten derjenigen norddeutschen Bundescontingente, welche durch Conventionen der preussischen Armee angereiht sind, sowie die Geschichte der höheren Militär-Bildunganstalten. Der vorliegende erste Theil ist mit grossem Fleisse gearbeitet. In der Einleitung sind die Stämme der jetzigen Truppentheile, eine chronologische Übersicht der erfolgten Formation der gegenwärtigen Truppentheile, der Armeebestand unter den einzelnen Regenten des brandenburgisch - preussischen Staates vom Churfürsten Johann Georg an bis jetzt (1571-1869) etc. und allgemeine Bemerkungen gegeben dann folgt die eigentliche Geschichte der Infanterie, der Jäger und Schützen und zum Schluss als Anlagen: die Friedens-Etats-Stärke des norddeutschen Bundes und ein Schlachtenkalender, welcher die Kriege Brandenburg-Preussens vom dreissigjährigen Kriege an bis auf unsere Tage (1618-1866) mit allen Schlachten, Gefechten, Eroberungen etc. unter Bezeichnung der einzelnen Daten enthält.

Der zweite Theil wird auf dieselbe Weise die anderen Waffen behandeln und das Ganze abschliessen.

Mittheilungen

aus der Abtheilung für Kriegswissenschaften des k. k. Militär Casino's zu Wien.

Verwendung der Genie Truppen auf dem Schlachtfelde.

Mit einer Figurentafel Nr. 21.

Vorgetragen von dem Herrn k. k. Oberlieutenant H. Daublebsky v. Sternek des 2. Genie-Regiments.

Ich bin vom Ausschusse dieses Vereines aufgefordert worden, über die Genie-Truppen und ihre Verwendung im Felde zu sprechen; aus mehrfachen Gründen habe ich mich schnell und gerne entschlossen, diesem Wunsche nachzukommen.

Sie werden, so hoffe ich, bei der Beurtheilung meines Versuches die Schwierigkeiten in Rechnung ziehen, die sich der Lösung meiner Aufgabe entgegenstellen.

Die Thätigkeit der technischen Truppen im Felde ist eine vielseitige. Die weitaus wichtigste aber ist jene während des Gefechtes. Sie gipfelt hier in der Verstärkung der eigenen Kraft durch Anlage von Befestigungen und durch Vertheidigungs - Instandsetzungen, im Überwältigen der Hindernisse, welche den gleichen Dienst beim Feinde verrichten sollen, in der Herstellung der grösstmöglichen Gangbarkeit des Gefechtsfeldes und in der Unbrauchbarmachung von Communicationen für den Feind.

Die Vortheile, welche die Kriegführung aus der Feld-Befestigung ziehen kann, werde ich später darlegen; dass solche Vortheile existiren, zeigt die Kriegsgeschichte und enthebt mich damit der Nothwendigkeit eines allgemeinen Beweises.

Die Riesen-Armeen der jetzigen Kriege, die Vervollkommnung der Waffen haben diese Bedeutung nicht abgeschwächt, ja sie haben sie erhöht. Je grösser die Feuerwirkung, je verderblicher sie ist, je concentrirter die Verluste, je grösser die Einbusse an moralischer Kraft bei der Truppe ist, die diese Verluste hervorbringen, desto mehr muss man trachten, die Truppe möglichst lange diesem Einflusse vollständig zu entziehen, die Kraft der kämpfenden Truppen zu erhöhen, sie, so gut es der Gefechtszweck zulässt, zu decken und möglichst viele Truppen intact für den letzten entscheidenden Stoss zu reserviren.

Mit der Grösse des Heeres und der Ausdehnung seiner Aufstellung wächst die Zahl jener Punkte, welche künstlich verstärkt werden müssen. Je schwieriger der Nahkampf, desto kräftiger muss der wirklich nothwendige Stoss geführt werden, desto mehr muss man für ihn auf anderen Punkten ersparen, d. h. durch todte Vertheidigungsmittel ersetzen.

Österr. militär. Zeitschrift 1869. (4′ Bd.) (Mittheilungen 36.)

Nur dann ist auch in dieser Richtung die grösstmögliche Wahrscheinlichkeit des Erfolges, welche allein zu wichtigen Unternehmungen berechtigt, angebahnt, und nur dann ist der Zufall, dieses trügerische Werkzeug des Kriegsglückes, auf den möglichst geringen Einfluss beschränkt.

Man wird mir den Einwurf machen, dass die Taktik unter dem Einflusse der neuen Bewaffnung noch keine bestimmte Form angenommen habe, die Befestigungskunst hier erst Erfahrungen abwarten müsse. Abwarten dürfen wir nicht, wollen wir die Erfahrungen nicht mit schweren Opfern erkaufen. Allerdings würde die Klärung gewisser taktischer Verhältnisse meine Aufgabe wesentlich erleichtern; erleichtert würde sie, z. B. wenn die Frage über künftigen Werth, über künftige Verwendung der Artillerie entschieden wäre; wenn man z. B. bestimmt wüsste, was die wirkliche Bedeutung der Mitrailleuse ist; wie sie sich verwenden und verwerthen lässt; werden solche Geschütze in Batterien vereinigt von der Reserve aus an jene Punkte entsendet, wo man sie eben benöthigt, oder einzeln den Rohrbatterien beigegeben sollen sie die Rolle der ehemaligen Bataillons-Geschütze übernehmen?

Meine Aufgabe würde, wie ich sagte, sehr erleichtert sein, wenn das taktisch Unsichere schon entschieden wäre. Ich bestreite aber, dass darum ihre Lösung unmöglich geworden, denn wenn sich auch die Details der Taktik geändert haben, ihre Grundprincipien, auf die einfachsten Gesetze des logischen Denkens basirt, sind unverändert geblieben.

Das Endziel der Taktik ist und bleibt das Brechen des Widerstandes die Vernichtung des Gegners - der Zusammenstoss im Gefechte.

Die Form kann sich geändert haben und noch ändern, an feste unum

stössliche Regeln war sie ohnehin nie gebunden.

Die Grundsätze der Taktik aber sind und bleiben gegebene, unveränderliche, einfach verständliche. Ihnen schliessen sich analog die fortificatorischen Grundsätze in enger Vereinigung an.

Wer von der nothwendigen Untrennbarkeit überzeugt ist, kann mit dem Anpassen der Feld-Befestigung an die Taktik auch beginnen, in was immer für einem Umbildungs-Stadium die letztere sich befindet, wissend, dass auch die erstere fortzuschreiten und zu folgen geeignet ist.

Man wird mir den Einwurf machen, dass sogenannte unangreifbare Stellungen eben nicht angegriffen, sondern umgangen werden.

Ich frage: wie oft weiss man denn, dass der Feind überhaupt eine Stellung bezogen hat, geschweige denn, in welchem Zustande diese sich befindet. Umgeht der Feind die Stellung, so hat man vielleicht seinen Zweck, hier nicht angegriffen zu werden, erreicht, oder man hat eben hiedurch die günstigen Bedingungen für den taktischen Schlag herbeigeführt, und wenn bei dem nun folgenden Kampfe auch nicht eine Schanze direct verwerthet wird, so hat sich die Mühe ihrer Errichtung gelohnt.

Wenn ich den Gegner zwinge, eine bestimmte Operation auszuführen, so habe ich keines der Mittel vergeben, welche anzuwenden gewesen wären,

« ZurückWeiter »